Kurz und knapp – darum geht’s
Ein überraschender Todesfall erschüttert die Hip-Hop-Szene Ludwigshafens: Der bekannte Rapper MC Fett wird nach einem Sturz vom Dach tot aufgefunden – ausgerechnet in der Nacht, nachdem er bei einer Release-Party angekündigt hatte, das erfolgreiche Duo „Fette Krieger“ zu verlassen. Kommissarin Lena Odenthal und ihr Kollege Mario Kopper nehmen die Ermittlungen auf und tauchen in eine Welt ein, in der Kommerz, Credibility und persönliche Beziehungen eng verflochten sind. Als die Ermittler nach einer verschwundenen Digitalkamera suchen, die kurz vor dem Tod des Rappers Aufnahmen gemacht hat, geraten sie selbst zwischen die Fronten einer eskalierten Rivalität.
Inhalt der Tatort-Folge „Fette Krieger“
Grelle Scheinwerfer, dröhnende Beats und eine euphorische Menge – die Atmosphäre bei der Release-Party des Hip-Hop-Duos „Fette Krieger“ könnte nicht besser sein. Doch dann lässt MC Fett eine Bombe platzen: Er verkündet seinen Ausstieg aus dem kommerziellen Projekt und will fortan mit seinem Bruder Rocco authentischere Musik machen. Die Ankündigung trifft sein Bandmitglied Krieger, Manager Thilo und Freundin Mona wie ein Schlag – und wird zur letzten großen Provokation des Rappers. In der Nacht liegt MC Fett tot auf dem Asphalt, gestürzt vom Dach eines Gebäudes.
Lena Odenthal steht am nächsten Morgen am Tatort, der Himmel über Ludwigshafen hängt schwer und grau wie ein düsteres Omen. Die Kommissarin kennt sich in der Welt des Hip-Hop nicht aus, spürt aber instinktiv, dass in dieser Szene eigene Gesetze gelten. Ihr Kollege Mario Kopper wirkt wie immer ein wenig ungeduldig – er will handfeste Beweise statt kulturelle Einblicke.
„’Er hat Krieger alles weggenommen – seine Musik, seine Zukunft, sein Geld'“, zitiert Rocco wutentbrannt die möglichen Motive des Bandpartners und schwört Rache. Der des Mordes Verdächtigte flüchtet sofort – ein Schuldeingeständnis oder Angst? Odenthal lässt sich von der Toten-Freundin Mona in die Hip-Hop-Kultur einführen, während Kopper dem flüchtigen Krieger auf den Fersen bleibt. Die Fahndung nach Krieger gleicht einem Katz-und-Maus-Spiel durch die Straßen Ludwigshafens, wo Graffiti-besprühte Mauern wie stumme Zeugen erscheinen.
Die Digitalkamera, mit der MC Fett kurz vor seinem Tod Aufnahmen gemacht hat, bleibt zunächst unauffindbar – ein entscheidendes Puzzlestück fehlt. Odenthal spürt, dass das Geflecht aus Kommerzinteressen, künstlerischen Ambitionen und persönlichen Beziehungen komplexer ist, als es zunächst den Anschein hat. Als wären die Verdächtigen Akteure in einem Musikvideo, in dem Realität und Inszenierung verschwimmen wie die Konturen in den nächtlichen Straßen der Stadt.
Hinter den Kulissen
Der Tatort „Fette Krieger“ wurde vom Südwestrundfunk (SWR) produziert und am 15. Juli 2001 erstmals in der ARD ausgestrahlt. Als 474. Folge der Krimireihe markiert sie den 23. Fall für Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) und den 14. Fall für ihren Kollegen Mario Kopper (Andreas Hoppe).
Unter der Regie von Dominik Reding entstand ein Film, der authentische Einblicke in die deutsche Hip-Hop-Szene der frühen 2000er Jahre geben sollte. Das Drehbuch stammt von Martin Ritzenhoff, der unter dem Pseudonym Peter Lennartz arbeitete, und wurde vom Regisseur Reding nochmals überarbeitet.
Für zusätzliche Authentizität sorgten bekannte Vertreter der deutschen Hip-Hop-Szene in Nebenrollen: Neben MC Rene und Harris (als DJ Krieger) ist auch DJ Tomekk zu sehen. In der Rolle des MC Fett überzeugt Bernd Gnann, während Sandra Borgmann die Freundin Mona verkörpert.
Bei der Erstausstrahlung erreichte die Folge 5,44 Millionen Zuschauer, was einem Marktanteil von 18,1 Prozent entsprach. Für Aufsehen sorgte nicht nur die Auseinandersetzung mit der Hip-Hop-Kultur, sondern auch eine Kussszene zwischen Lena Odenthal und einer Frau – eine Szene, die in den Medien kontrovers diskutiert wurde und der Darstellerin Ulrike Folkerts besondere Aufmerksamkeit einbrachte.
Interessantes Detail am Rande: In dieser Folge übernimmt Wolfgang Hepp als Kriminalrat Wolf die Nachfolge von Friedrichs, nachdem Schauspieler Hans-Günter Martens, der die Rolle des Kriminalrats bisher verkörperte, 2001 verstorben war.
Besetzung
Kommissarin Lena Odenthal – Ulrike Folkerts
Kommissar Mario Kopper – Andreas Hoppe
Krieger – Oliver Harris
Kriminalrat Wolf – Wolfgang Hepp
MC Fett – Bernd Gnann
Mona – Sandra Borgmann
Rokko – David Scheller
Stab
Regie – Dominik Reding
Buch – Dominik Reding, nach der Vorlage von Peter Lennartz
Kamera – Hans-Jörg Allgeier
Schnitt – Alexandra Freisler
Musik – Thomas Schmidt
Der Film hat leider nur sehr wenig mit der Realität des HipHop zu tun. Es werden typische „Gangsta“- und Drogenklischees aufgegriffen und verarbeitet. Wahrscheinlich War Hiphop 2001 so Hipp, dass sich irgendein Filmemacher dachte: „Sowas müssen wir auch machen.“ Das ganze wir auch dadurch nicht besser, dass man Leute wie MC Rene, DJ Tomekk oder Harris von den Spezializtz verpflichtet hat.
skurril aber unterhaltsam
Der Tatort aus Ludwigshafen mit der Nummer 474. Die Hauptkommissare Kopper und Odenthal ermitteln in der Musikszene der Straßenmusizierenden, sprich der Hip-Hop- und der Rapper-Szene. Aber auch da gibt es Eifersüchteleien, Neider, Liebe und digitale Aufnahmen. Und Geld gibt es da auch, einmal zum sammeln, einmal zum ausgeben. Ein Ober-Hip-Hop ist zu Tode gekommen, kurz davor kündigte er erfolgreiche berufliche Zusammenarbeiten auf, wollte sich persönlich besser in Szene setzen, alleine Knete machen. Wie anderswo auch praktiziert. Irgendwie finde ich es schön, dass die Szene unter sich bleibt und Kopper und Odenthal hinterließen auch einen Eindruck. Ein sicherlich interessanter Tatort-Fernsehfilm mit einen erlaubten Blick hinter die Kulissen einer selbstständigen Musiksparte. Spannungsgeladen und sehenswert ist aber für mich anders.
This Tatort is not about Hip Hop or drugs at all, it’s not even about a murder, it’s about the coming out of Lena Odenthal. Since her last case her hair and her clothes have changed. I’m sure it must have been Frau Folkerts herself who wanted this story line.
By the way, the end doesn’t make sense. Policemen firing hundreds of shots when the hostage could still be alive.
Hatte damals das unglaubliche Glück beim Dreh als Statist dabei sein zu drüfen … im Wesentlichen haben wir 55€ und eine Kelle Erbseneintopf dafür bekommen uns bei feuchtkaltem Wetter in SEK Montur die Füße in den Bauch zustehen … was soll ich ansonsten dazu ssagen – Als Fachfremder steht mir kein hier kein seröses Urteil zu.
Mein Vorredner „kvas“ hat jedenfalls recht … die Szene mitz dem „Finalen-Rettungsschuss“ wurde gegen jedes Anrtaten von anwesendem Fachpersonal zu Gunsten der künsterlischen Freiheit bzw. der Dramaturgie geofpert … als Tatort Fan bin ich mit der Folge 474 in Summe nie warm geworden … spontan fällt mir sogar kein schlechterer ein, aber ich habe auch bei weitem nicht alle gesehen und vielleicht hat auch der Erbseneintopf meine Wahrnehmung verzerrt.
Allgemeiner Erkenntnisgewinn: Der Regisseur hatte offenbar eine harte Zeit mit dem Streifen, aber am beeindruckensten war die Regisseur-Assistentin wegen ihrer übermenschlichen Frustationstoleranz … sie hätte (wegen des Regisseurs) vor allen anderen, ein guten Grund gehabt harte Drogen zu konsumieren … der Kurzausflug in die schillernd bunte Welt des TATORTs schrie danach nicht nach einer Wiederholung … Ulrike Folkerts war an dem Tag sehr taper und Andreas Hoppe auch überschend locker wenn die Kamera nicht lief.