Tatort Folge 624: Feuerkämpfer

Kurz und knapp – darum geht’s

In einer ausgebrannten Hamburger Kanzlei wird die Leiche der Familienrechtsanwältin Claudia von Brück gefunden – erschlagen, bevor das Feuer gelegt wurde. Hauptkommissar Jan Casstorff und sein Team müssen in einem komplexen Netz aus persönlichen Feindschaften ermitteln, denn die knallharte Juristin war berüchtigt dafür, geschiedenen Vätern das Besuchsrecht für ihre Kinder zu verwehren. Gleichzeitig treibt ein Feuerteufel sein Unwesen in der Hansestadt. Als die Ermittler dem Verdacht nachgehen, dass der Brandstifter und der Mörder zwei verschiedene Personen sein könnten, führt eine Spur zu einem verzweifelten Trennungsvater – doch was die Kommissare noch nicht ahnen: Sie befinden sich auf einem gefährlichen Irrweg… Wie alles ausgeht, ist am 12. März 2006 um 20:15 Uhr im Ersten zu sehen.

Inhalt der Tatort-Folge „Feuerkämpfer“

Die Nacht erhellt sich unheilvoll über den Dächern Hamburgs. Was zunächst wie ein weiterer anonymer Brand in der Serie von Brandstiftungen erscheint, die die Hansestadt seit Wochen in Atem halten, offenbart im kalten Licht des Morgens seinen wahren Schrecken: In den verkohlten Überresten einer Anwaltskanzlei liegt Claudia von Brück – erschlagen mit einer schweren Justitia-Statue, noch bevor die Flammen den Tatort verschleiern sollten.

Hauptkommissar Jan Casstorff (Robert Atzorn) betrachtet nachdenklich die Szenerie, während der beißende Geruch von verbranntem Holz und geschmolzenem Kunststoff in der Luft hängt. Die Spuren des Brandes haben vieles zerstört, aber nicht alles. „Das ist kein gewöhnlicher Feuerteufel-Fall“, murmelt er seinem Kollegen Eduard Holicek (Tilo Prückner) zu, der mit seiner typisch unkonventionellen Art bereits die ersten Beweismittel sichtet. Im Hintergrund koordiniert die junge Kommissarin Jenny Graf (Julia Schmidt) die Arbeit der Spurensicherung – konzentriert, ehrgeizig, aber auch mit einer gewissen Unsicherheit, die sie vor ihren männlichen Kollegen zu verbergen versucht.

Die Ermittlungen führen das Team schnell in die harte Welt des Familienrechts, wo Claudia von Brück als gefürchtete Anwältin Karriere gemacht hatte. Wie ein roter Faden zieht sich durch ihre Fälle eine kompromisslose Haltung: Geschiedenen Männern das Besuchsrecht für ihre Kinder zu verwehren. „Sie war eine Kämpferin für ihre Mandantinnen, aber ein Dämon für deren Ex-Männer“, erklärt ein Kollege der Toten mit einem Anflug von widerwilligem Respekt.

Die Liste der potentiellen Verdächtigen wächst wie ein Lauffeuer – ähnlich den Brandstiftungen, die weiterhin die Stadt in Angst und Schrecken versetzen. Da ist der Waffenhändler Angelo Panigua, dessen Sohn er seit dem letzten Gerichtsverfahren kaum noch sehen darf. Seine verzweifelten Blicke, wenn er von seinem Kind spricht, lassen selbst den routinierten Casstorff nicht unberührt. Dann die Tochter der Toten, Mechthild von Brück, deren kühle Fassade erste Risse zeigt, als die Ermittler ihr Verhältnis mit dem Lebensgefährten ihrer Mutter aufdecken. „Das Leben mit meiner Mutter war wie ein ständiger Prozess, in dem man immer auf der Anklagebank saß“, gesteht sie in einem unerwarteten Moment der Schwäche.

Wie Puzzleteile, die nicht zusammenpassen wollen, erscheinen die Brandstiftungen und der Mord zunächst unverbunden. Die Großfahndung nach dem Feuerteufel gleicht der Jagd nach einem Phantom, das nur Asche und Zerstörung hinterlässt. Die Dienstpläne der Hamburger Feuerwehrleute bieten keine Überschneidungen mit den Tatzeiten – eine zunächst vielversprechende Spur verläuft im Nichts.

Casstorff, der selbst die Schattenseiten einer gescheiterten Beziehung kennt, verfolgt einen neuen Ansatz: „Was, wenn der Mörder die Brände nur nutzt, um seine eigentliche Tat zu verschleiern?“ Die Ermittlungen fokussieren sich nun auf die Trennungsväter, deren Verzweiflung wie ein schwelender Brandherd unter der Oberfläche brodelt.

Als Kommissar Casstorff den Ex-Mann einer Feuerwehrangestellten kennenlernt, dessen Tränen der Wut über das verlorene Besuchsrecht echt wirken, glaubt er, dem Täter auf der Spur zu sein. Doch wie ein Feuer, das scheinbar gelöscht ist, nur um an anderer Stelle wieder aufzuflammen, erweist sich der Fall als tückischer, als es zunächst den Anschein hat…

Hinter den Kulissen

Der Tatort „Feuerkämpfer“ ist die siebte Regiearbeit von Thomas Bohn innerhalb der Hamburg-Reihe mit Robert Atzorn als Hauptkommissar Jan Casstorff. Der Regisseur verfasste auch das Drehbuch, das sich kritisch mit dem brisanten Thema des Sorgerechts und den oft übersehenen emotionalen Folgen für Trennungsväter auseinandersetzt. Die Folge 624 der langlebigen Krimireihe wurde im Juli und August 2005 in Hamburg und Umgebung gedreht.

Das Ermittlerteam um Robert Atzorn (Jan Casstorff), Tilo Prückner (Eduard Holicek) und Julia Schmidt (Jenny Graf) wurde für diese Episode um Gastdarsteller erweitert, die den emotionalen Konflikten des Falls besondere Tiefe verleihen. Die Erstausstrahlung am 12. März 2006 im Ersten Programm der ARD erreichte beachtliche 8,54 Millionen Zuschauer und einen Marktanteil von 22 Prozent – ein deutlicher Beleg für die anhaltende Beliebtheit des Hamburger Teams.

Bemerkenswert an der Produktion ist der gelungene Balanceakt zwischen dem spannenden Kriminalfall und der gesellschaftlichen Relevanz des Themas. Die realistische Darstellung der Verzweiflung geschiedener Väter löste nach der Ausstrahlung zahlreiche Diskussionen in den Medien aus und wurde von Betroffenenverbänden als wichtiger Beitrag zur öffentlichen Wahrnehmung der Problematik gewürdigt.

Videos zur Produktion

ARD Plus Trailer

Besetzung

Hauptkommissar Jan Casstorff – Robert Atzorn
Oberkommissar Eduard Holicek – Tilo Prückner
Wanda Wilhelmi – Ursula Karven
Mechthild von Brück – Annett Renneberg
Rebecca Stein – Nadeshda Brennicke
Angelo Panigua – Diego Wallraff
Jenny Graf – Julia Schmidt
u.a.

Stab

Drehbuch – Thomas Bohn
Regie – Thomas Bohn
Musik – Hans Franek
Kamera – Karl Heinz Valier

Bilder: WDR//Manju Sawhney

10 Kommentare

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  1. vor 15 Jahren

    Ein herzliches Dankeschön an die „Macher“ vom Tatort Feuerkämpfer daß sie das Thema Trennungsväter verfilmt haben, und daß unsere Aktionen und Märsche zum Beispiel der Weg nach Rom ( Ein Gespräch von „Vater zu Vater“ )auch gezeigt wurde………..

    Ebenfalls bedanke ich mich für die „Kleine Gastrolle“ ……
    Reporter befragt Kommissar Casstorff…….

    Der Tatort „Feuerkämpfer“ ist für mich eine Biografie.

    Günter Mühlbauer Regensburg

  2. vor 12 Jahren

    Ich finde es toll das solch ein Thema Einzug in die Gesellschaft findet. Der Tatort greift generell sehr viele gesellschaftspolitische Themen auf und während ein Mord aufgeklärt wird, werden häufig bestimmte gesellschaftliche Positionen vorgetragen. Ich wünschte mir das das Thema mehr gesellschaftliche Beachtung findet und nicht mehr länger ignoriert wird. Denn es gibt leider viel zu viele Tatorte weil Familien zerstört werden und einzelne Personen dann durchdrehen. Beinahe täglich gibt es Todesfälle. Das pervese dabei ist, das dieses scheinbar gesellschaftsfähig ist.

  3. vor 11 Jahren

    Auch ich begrüße den Einzug von diesem Thema in die Gesellschaft. Und da vor allen in die deutsche Gesellschaft. Denn leider, leider ist es noch immer so, dass Deutschland mit am Ende der Liste fortschrittlichen Familienrechts in Europa steht. Wenn in Deutschland über „400“ Kinder alltäglich den Bezug zu einem ihrer Elternteile dauerhaft verliert, zumeist betrifft es den Kontakt zu dem Elternteil, mit dem es nach Trennung seiner Eltern nicht mehr dauerhaft zusammenleben kann und es mittlerweile weit über 100.000 „jährlich“ durch deutsches Familienrecht Geschädigte insgesamt gibt, muss endlich das Hauptaugenmerk auf die Ursachen gelegt und keine Symptomtherapie betrieben werden. Kinder brauchen wissenschaftlich erwiesen ihre BEIDEN Elternteile für glückliche Zukunft. Und nicht einen Teil, der täglich anwesend ist bzw. das Kind betreut, während der andere Elternteil zum unterhaltszahlenden Stastisten verurteilt wird. Die Auswirkungen völlig verfehlter Familienpolitik drückt sich in diesem Tatort mehr als deutlich aus. Schluss also mit dem gezielt geschürten „Krieg unter Eltern ums Kind“. Die Politik möge sich endlich um dieses riesengroße Problem der „Familienzerstörung“ wirksam kümmern. Nicht gegeneinander, sondern miteinander sollen sich Eltern um ihre gemeinsamen Kindern kümmern bzw. kümmern dürfen. Es wird Zeit, daß sich die Geschädigten erheben. Ergo schluss mit Schuldzuweisung gegenüber Dritten. Und diese Tatortfolge gehört weder nachts, noch zu anderer ungünstiger Zeit ins Fernsehen. Sondern zur besten Sendezeit und in die öffentlich, rechtlichen Fernsehprogramme. Ich grüße alle vom Familienrecht in Deutschland negativ Betroffenen.

  4. vor 11 Jahren

    Hallo ARD,
    wie schauts aus…

    Könntet Ihr unseren TATORT Feuerkämpfer nochmals an einem Sonntag Abend um 20.15 senden … mit anschließender Diskussionsrunde bei Jauch…

    Wenn`s sein sollte, würde ich auch kommen…

    Denn KINDER brauchen zu einer gesunden Entwicklung
    beide ELTERN & Großeltern

    Günter Mühlbauer
    Trennungsvater / Bundestagskandidat 2013 & Mitwirkender im TATORT

  5. thi
    vor 11 Jahren

    Also sollte man eine Person, die Konflikte nur noch durch Mord oder Totschlag lösen kann, künftig weiter auf kleine Kinder Zugriff haben, damit es zu weniger Mordfällen kommt? Was ist das bitte für eine Logik?

    In dem Film ging es um eine gestörte Frau, die sich über ihren Beruf an Männern generell rächen wollte. Die dargestellten Väter haben ihre Sicht der Dinge geschildert, die Gegenseite hat natürlich eine andere Sichtweise. Daraus irgend einen Schluss zu ziehen, ist komplett irrational. Ich sehe nicht, dass hier dargestellt werden sollte, dass die Väter prinzipiell im Recht sind.

    Die Anwältin ist ein gestörtes Individuum und der Feuerteufel ist ein psychopathisches Individuum. „Er wurde nur durch die Umstände dazu getrieben“ ist eine ziemlich lahme Rechtfertigung für so ein gemeingefährliches Verhalten, wirklich. Verantwortlich ist immer noch der Täter, nicht die böse Frau, die ihn dazu getrieben hat. Sein Verhalten zeigt eindeutig, dass es richtig war, ihm das Kind wegzunehmen.

  6. vor 9 Jahren

    Der Tatort mit der Nummer 624 aus Hamburg. Den sah ich zum ersten Mal. Die beiden Hauptkommissare Holicek und Casstorff suchen in diesem sehr sozial-politisch gedrehten Tatort-Fernsehfilm den Mörder einer Rechtsanwältin, welche sich beruflich eine Menge Feinde gemacht hatte und auch privat den Liebsten dicke im Wege stand. Dieser Tatort beschäftigt sich auf einer gesellschaftlichen Linie eindeutig mit dem Thema Unterhaltsrecht, eine pseudo-kriminalistische Spielfilmhandlung wurde dabei herumgedreht. Sicherlich nichts Neues in bestimmten Tatort-Verfilmungen, aber hier, so meine ich, erstaunlich und all zu deutlich herausgestellt. Was mir aber in den letzten Jahren durch Medienberichte und persönlichen Erfahrungen aufgefallen ist, ist die unmissverständliche Tatsache, dass die Zahl der ledigen, leidigen und alleinerziehenden Mütter sprunghaft gestiegen ist und der leibliche Vater gar nicht mehr den Tag der Geburt seines Sprösslings miterlebt, geschweige denn am Taufbecken die Kerze hält und auch wenn ein Krippen- oder Kitaplatz in Aussicht gestellt wird, reicht die Zeit für die Arbeit immer noch nicht. Melde mich ab.

  7. vor 5 Jahren

    Absolut gute Unterhaltung mit Castorff in Hamburg. Sehr interessant und spannend umgesetzt. Tilo Brückner bleibt eh für immer ein Tatort Held für mich. Sehe ihn immer gerne im Hamburger Tatort. Auch Annett Renneberg überzeugt in diesem bald 15 Jahre alten Tatort. Die Zeit vergeht.

  8. vor 3 Jahren

    Die Wiederholung dieses Tatorts ist ein MUSS !

    Die Bevölkerung muss aufgeklärt werden über Eltern-Kind-Entfremdung !

  9. vor 3 Jahren

    Ich hatte 5 Sterne vergeben, aber nur vier wurden erleuchtet.
    Daher wiederhole ich jetzt die Sternenreihe und klicke noch einmal alle Fünfe an !

  10. vor 3 Jahren

    Zu „thi“,
    möchte ich sagen das ich diese Meinung dazu nicht so ganz nachvollziehen kann.
    Sind Sie selbst Betroffener wenn ich fragen darf?
    Sicherlich ist das nie eine Lösung auf diese Art und Weise Konflikte zu lösen und das sehe ich ganz genau so.
    Aber Tatsache ist nun mal das unser Familienrecht Väter fast „rechtlos“ stellt und in den meisten Fällen zu bloßen „Unterhaltszahlern“ dekradiert.
    „Ich sehe nicht, dass hier dargestellt werden sollte, dass die Väter prinzipiell im Recht sind.“
    Das behauptet auch niemand….im Gegenteil die werden eher maximal „beschnitten“ bez. ihrer Rechte.
    Hätten wir ein wirklich gleichberechtigtes und faires Familinrecht in Deutschland welches wirklich das Wohl des Kindes berücksichtigt und in den Fokus stellt wären diese Streitigkeiten zwischen den Eltern weitaus geringer.
    Ebenso gäbe es dann auch weniger Morde, Totschlag, Suizide und „erweiterte“ Suizide in unserem Land.
    Und über unsere Unterhaltsgesetze da lasse ich mich besser an dieser Stelle nicht aus. Das würde zu weit führen.

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