Tatort Folge 798: Grabenkämpfe
Erscheinungsjahr: 2011
Kommissar: Lannert und Bootz
Ort: Tatort Stuttgart
Die beiden Hauptkommissare Thorsten Lannert (Richy Müller) und Sebastian Bootz (Felix Klare) von der Kripo Stuttgart ermitteln in der Tatort-Folge 798 „Grabenkämpfe“ den Mord an Stefan Aldinger. Der Betreiber des bunten, vielfältigen Stuttgarter Kunstareals Wagenhallen wurde am Morgen nach einem Solidaritätskonzert erschlagen aufgefunden.
Tatort Grabenkämpfe – Trailer
Lannert und Bootz beginnen im Umfeld des Opfers zu recherchieren. Sie suchen Elena Aldinger auf, die Frau des Toten. Die ist geschockt von der schrecklichen Nachricht. Doch schon bald zweifeln die schwäbischen Ermittler an der tiefen Trauer der Witwe, als sie nämlich erfahren, wie sehr es in der Ehe kriselte. Die Profi-Kickboxerin Elena hatte noch am Abend vor dem Tod ihres Mannes einen handfesten Streit mit ihm. Die krankhaft eifersüchtige Ehefrau hatte anscheinend keine Skrupel, regelmäßig auf ihren Mann einzuschlagen – sogar, als sie schwanger war.
Die Liste der Verdächtigen wird im Laufe der Ermittlungen schnell länger. Neben Elena Aldinger steht auch der Baulöwe Walter Rühle unter Tatverdacht. Der Investor wollte auf dem Gelände des alternativen Kulturzentrums eine hochwertige, moderne Wohnanlage errichten, Aldinger wehrte sich dagegen. Für das gewinnbringende Wohnprojekt hat Rühle viele Kommunalpolitiker und den Leiter des Kunstmuseums, Julian Siebert, auf seiner Seite. Der ehrgeizige Bauunternehmer habe Stefan Aldinger ganz bestimmt ermordet, versichert die Gemeinderätin Wilma Fuchs den beiden Kommissaren bei ihrer Vernehmung. War Walter Rühle tatsächlich in der Lage, einen Mann aus dem Weg zu räumen, nur weil dieser seine Baupläne durchkreuzte?
Tatsächlich gibt Rühle bei seiner Verhaftung zu, sich mit Stefan Aldinger kurz vor dessen Tod getroffen zu haben, um ihm ein lukratives Angebot zu unterbreiten. Die Verhandlungen seien erfolgreich und Aldinger sei bereit gewesen, sein Gelände zu verkaufen. Damit ist der Investor entlastet, doch mit seiner Aussage belastet er nun den Geschäftspartner Aldingers, Timo Holzmann. Denn der will das Kunstareal um keinen Preis aufgeben.
Schritt für Schritt entwirren die beiden Stuttgarter Hauptkommissare Lannert und Bootz ein Netz aus regionalpolitischen Machtkämpfen und Immobilienspekulationen – und kommen schließlich dem Mörder von Stefan Aldinger auf die Spur…
Die Erstausstrahlung des Stuttgarter Tatorts „Grabenkämpfe“ am 25. April 2011 im Ersten sahen 7,44 Millionen Zuschauer. Zuvor wurde die Folge im Rahmen der Filmschau Baden-Württemberg am 3. Dezember 2010 uraufgeführt. Die Handlung des Fernsehkrimis lehnt sich an wahre Ereignisse in der Auseinandersetzung um Stuttgart 21 an, insbesondere in Hinblick auf die Bürgerinitiative gegen den geplanten Abriss der Wagenhallen.
Die beiden Drehbuchautoren Stefan Cantz und Jan Hinter, die bereits an acht Münster-Tatorten um das Ermittler-Duo Thiel und Boerne mitgearbeitet haben, haben in den SWR-Tatort „Grabenkämpfe“ eine Anspielung auf den Rechtsmediziner Prof. Boerne eingebaut: sein Berufskollege Daniel Vogt aus Stuttgart beschwert sich nach einer besuchten Tagung über die „pausenlosen Schwadronaden des geschätzten Münsteraner Kollegen.“
Besetzung
Hauptkommissar Sebastian Bootz – Felix Klare
Hauptkommissar Thorsten Lannert – Richy Müller
Kriminaltechnikerin Nika Banovic – Miranda Leonhardt
Staatsanwältin Emilia Álvarez – Carolina Vera
Julia Bootz – Maja Schöne
Gerichtsmediziner Daniel Voigt – Jürgen Hartmann
Lona [Lannerts Nachbarin] – Birthe Wolter
Timo Holzmann – Guntbert Warns
Stefan Aldinger – Christoph Jacobi
Siegfried Eisele – Christian Pätzold
Wilma Fuchs – Annedore Kleist
Elena Aldinger – Jasmin Gerat
Julian Siebert – Arnd Klawitter
u.a.
Stab
Drehbuch – Stefan Cantz, Jan Hinter
Regie – Zoltan Spirandelli
Kamera – Jürgen Carle
Musik – Andy Groll
Bilder: SWR/Stephanie Schweigert
12 Meinungen zum Tatort Folge 798: Grabenkämpfe
+ > die Anspielung auf den Kollegen aus Münster (Professor Karl-Friedrich Boerne)
– > schlechter Klischee-TO
Solide inszeniert, allerdings am Ende mal wieder viel Tamtam um irgendwas, was dann mit der Tat gar nicht viel zu tun hatte. Spekulantenkritik ist ja seit Stuttgart 21 voll angesagt(so auch hier), die Geschichte vom verschmähten Sohn hat auch schon einen Bart. Privatkram gibt es leider auch mal wieder, dabei interessieren mich weder Lannerts Nachbarin mit Schrankproblemen noch die Grillfeier von Familie Bootz und daß Bootz Junior Kollegen Lannert nun duzen darf, weil er Onkel Thorsten ja so „cool“ findet.
Trotzdem besser als das, was es im Vorjahr so zu sehen gab.
Zur Zeit spielt ein und derselbe Schauspieler (Arnd Klawitter) gleich in 3 neuen Tatort-Folgen (798/800/801) mit. Gibts keine anderen mehr?
Schon sehr fantasiereich, was sich so ein Drehbuchspinner als Krimi ausdenkt. Noch verrückter ist, dass sowas auch noch angekauft wird.
Live-Sat-Bilder von beliebigem Ort der Welt zu jedem beliebigen Zeitpunkt (auch als Aufzeichnung vergangener Ereignisse) sind der Traum eines jeden Innenpolitikers.
Gottseidank ist das technisch in absehbarer Zeit (wahrscheinlich nie) möglich. Das ist sogar für Science Fiction schon zu durchgeknallt.
Das ganze kombiniert man noch mit einer überaus genauen Handyortung und die Fiktion ist komplett.
Leute, falls ihr keine Drehbücher mit gutem Stoff und realistischer Umsetzung mehr findet, dann lassst es einfach und sendet Sport. Früher war der Tatort ja einmal eine gute Krimiserie…., früher …
Diese Folge ist nicht besonders spannend und eher Realitätsfern als Realitätsnah. Zu stark konstruiertes Thema.
net so dolle
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Ziemlich guter, unaufgeregter, aber spannend konstruierter Tatort, finde ich. Lannertz und Bootz sind eh klasse.
Ein ohnehin farbloses Gespann müht sich um Aufklärung eines eher Routinefalles. Dabei fällt auf, dass wider Erwarten wieder einmal jedes Lokalkolorit abgängig bleibt und dass die beiden Ernmittler wie Ermittlungsroboter einer unsichtbaren Schiene folgend dennoch ein Ziel erreichen. Ein Ziel, das dem Zuschauer nicht ohne weiteres schlüssig und ersichtlich erscheint.
Ja, das ist halt so ein Krimi, der davon lebt, dass die Ermittler gnadenlos sympathisch sind. Intaktes Familienleben, trotzdem ein Running Gag hier und dort (der Ikea-Einsatz, die Träume vom bezahlbaren Wohnraum mitten in Stuttgart). Und am Tatort die üblichen Verdächtigen mit ein bisschen Schwäbeln und Viertelesgeschlotze. Alles sehr familiär, ohne nun völlig den Fall zu überlagern. Ach ja, der Fall: War’s der Baustellen-Tycoon im S21-Umfeld? Sein biegsamer Adlatus? Die gehörnte Ehefrau? Der Vokuhila-Geschäftspartner? Der schwule Kurator? Die üblichen Leimruten werden für den Zuschauer ausgelegt, und am Ende war’s dann… naja gut, nicht so wichtig.
Nette Abendunterhaltung, wenn man nicht gerade nervenzerfetzende Spannung oder tiefgründige Gesellschaftskritik erwartet. Solide drei Sterne.
Der Tatort mit der Nummer 798 aus Stuttgart. Der Titel zum Film passt wie die Faust auf’s Auge und so werden Grabenkämpfe in aller Regel ja auch durchgeführt. Blutig und brutal. Die Hauptkommissare Lannert und Bootz von der Mordkommission ermitteln in diesem undurchsichtigen Tatort-Fernsehfilm. Die geheime Liebe eines Homo-Pärchens und die durchtrainierte Kampfsportlerin, welche die Ehefrau eines der Liebenden ist, sind Hauptbestandteil dieses soliden gedrehten Tatort-Streifens. Dazu ein kleiner korrupter Bauskandal, Finanzspekulationen und jede Menge zwielichtige Charaktere. Nicht übermäßig spannend aber sehenswert mit altbekannten Darstellern der Stuttgarter Tatort-Gesellschaft. Und die Einlagen mit Lannerts Nachbarin zeigen auch immer, dass der Typ auch noch ein Privatleben hat, neben seinem 911er. Nett.
Sehr witzig die Anspielung auf den „Professor aus Münster“, der den Stuttgarter Rechtsmediziner auf einem Kongress stundenlang vollgelabert hat. Man sieht sofort Professor Boerne vor seinem geistigen Auge.