Tatort ORF: Des Glückes Rohstoff

Kurz und knapp – darum geht’s

Der Graphiker Gotthold Reiber steckt tief in den Schulden: Seine Auftraggeber sind unzufrieden, der Unterweltboss Höllerl setzt ihn unter Druck, und selbst seine Geliebte Bribri erniedrigt ihn wegen seiner ständigen Geldnot. In seiner Verzweiflung fasst Reiber einen verhängnisvollen Entschluss – er will eine Bank überfallen, um sich von seinen Problemen zu befreien. Doch schon nach dem ersten Überfall wird klar, dass nichts nach Plan läuft. Als Oberinspektor Hirth und sein Team die Ermittlungen aufnehmen, ahnen sie noch nicht, in welch blutigen Strudel der Verzweiflung sie hineingeraten werden …

Inhalt der Tatort-Folge „Des Glückes Rohstoff“

Gotthold Reiber ist ein Mann am Abgrund. In seinem schäbigen Wiener Atelier stapeln sich unbezahlte Rechnungen, während draußen die Pfänder ihre Arbeit verrichten. Der Graphiker und Maler, dessen künstlerische Ambitionen längst der bitteren Realität gewichen sind, sieht sich einer erdrückenden Schuldenlast gegenüber – nicht nur bei gewöhnlichen Gläubigern, sondern auch beim gefürchteten Unterweltboss Höllerl, dessen geduldige Art trügerisch ist.

Seine Geliebte Brigitte „Bribri“ Brincic macht ihm unmissverständlich klar, was sie von mittellosen Männern hält. Die Demütigungen, die er täglich ertragen muss, nagen an Reibers ohnehin angeschlagenem Selbstwertgefühl. Als die Schlinge um seinen Hals immer enger wird, reift in ihm ein desperater Plan: Ein Banküberfall soll ihn aus der finanziellen Misere befreien. Mit der letzten Hoffnung auf Rettung versetzt er seine geliebte Fotokamera und erwirbt ein Repetiergewehr.

Die Vorbereitungen treffen Reiber mit der Akribie eines Getriebenen. Nach kurzen Übungen mit der ungewohnten Waffe trinkt er sich Mut an und betritt die Bank – doch schon hier zeigt sich, dass das Schicksal seine eigenen Pläne hat. Der erbeutete Betrag ist enttäuschend gering, und während er sich in einem Waldstück vor den Ermittlern versteckt, wird ihm bewusst, dass auch dieser Ausweg in die Sackgasse führt.

Oberinspektor Hirth und sein erfahrenes Team nehmen die Fährte auf. Als ein pensionierter Kollege in Lebensgefahr gerät, wird aus der routinemäßigen Fahndung ein persönlicher Kampf um Gerechtigkeit. Die Ermittlungen führen die Beamten durch das Wien der 1980er Jahre, wo sich hinter der schönen Fassade der Donaumetropole die Abgründe menschlicher Verzweiflung verbergen.

Hinter den Kulissen

„Des Glückes Rohstoff“ entstand 1985 als zweite von 13 Folgen einer besonderen Tatort-Variante: Der ORF produzierte diese Kriminalreihe außerhalb der offiziellen ARD-Tatort-Serie und strahlte sie zunächst nur in Österreich aus. Kurt Junek führte nicht nur Regie, sondern schrieb gemeinsam mit Franz Mitterlechner auch das Drehbuch zu diesem dritten Fall um Oberinspektor Hirth, verkörpert von Kurt Jaggberg.

Die Dreharbeiten führten das Team nach Wien, Salzburg und sogar ins schweizerische Zürich, was für österreichische Fernsehproduktionen der 1980er Jahre ungewöhnlich aufwendig war. In einer kleinen Statistenrolle als Schweizer Bankangestellter war der spätere Fernsehmoderator Dieter Moor zu sehen.

Erst neun Monate nach der österreichischen Erstausstrahlung wagte sich der Bayerische Rundfunk an eine deutsche Ausstrahlung: Am 13. Juni 1986 wurde „Des Glückes Rohstoff“ einmalig in Deutschland gezeigt – ein seltenes Beispiel für den umgekehrten Programmtausch zwischen den deutschsprachigen Sendern.

Diese Produktion gehört heute zu den „verschollenen Tatorte“ der Fernsehgeschichte. Zwischen 1985 und 1989 entstanden insgesamt 13 solcher ORF-Eigenproduktionen, die wie ein Staatsgeheimnis behandelt werden: In keiner offiziellen ARD- oder ORF-Listung tauchen sie auf, obwohl es sich um vollwertige Tatorte mit dem bekannten Vorspann, der Doldinger-Fanfare und den gewohnten Ermittlern handelt. Einzig der Hinweis auf die Gemeinschaftsproduktion fehlt im Abspann.

Für Wiederholungen sind die Senderechte längst abgelaufen, und der ORF vernichtete sogar die ursprünglichen Besetzungslisten und Inhaltsangaben. Bei Tatort-Sammlern stehen diese 13 Folgen daher hoch im Kurs – sie sind nur über den kostspieligen ORF-Mitschnittsdienst oder durch Tausch unter Fans in meist schlechter Qualität verfügbar. „Des Glückes Rohstoff“ dokumentiert somit nicht nur eine eigenwillige Phase der Tatort-Geschichte, sondern ist heute selbst zu einem seltenen Zeugnis einer Zeit geworden, in der nationale Alleingänge im deutschsprachigen Fernsehen noch möglich waren.

Videos zur Produktion

Video 30 Sekunden aus den ersten 30 Minuten

Besetzung

Oberinspektor Hirth – Kurt Jaggberg
Inspektor Fichtl – Michael Janisch
Inspektor Hollocher – Michael Bukowsky
Inspektor Schulz – Heinz Zuber
Reiber – Franz Morak
Bribri – Dolores Schmidinger
Inga – Ricky May
Virkul – Joe Berger
Vlk – Walter Davy
Höllerl – Ernst Meister
Hans – Georg Nenning
Braumüller – Helmut Janatsch
Bräuerle – Herbert Propst
Kunstexpertin – Elisabeth Epp
Stitzle – Jaromir Borek

Stab

Musik – Ewald Breit
„Jeder gegen jeden“ – Franz Morak
Kamera – Wolfgang Koch
Ton – Willy Buchmüller
Ton – Herbert Wabl
Licht – Heinz Luber
Schnitt – Hilde Ohandjanian
Maske – Alexander Pekarek
Maske – Irma Scheriau
Kostüme – Barbara Langbein
Bauten – Thomas Riccabona
Aufnahmeleitung – Peter Felber
Regieassistenz – Otto Stenzel
Produktionsleitung – Helmut Pascher
Produktion – Peter Müller
Redaktion – Ernst Petz
Buch – Kurt Junek
Regie – Kurt Junek

Schreiben Sie einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

×
Neue Tatort-Folgen
Baden-Baden
14 Folgen
Berlin
96 Folgen
Bern
12 Folgen
Braunschweig
1 Folgen
Bremen
49 Folgen
Bremerhaven
1 Folgen
Dortmund
28 Folgen
Dresden
39 Folgen
Duisburg
29 Folgen
Düsseldorf
15 Folgen
Erfurt
2 Folgen
Essen
22 Folgen
Frankfurt
87 Folgen
Freiburg
1 Folgen
Göttingen
5 Folgen
Hamburg
105 Folgen
Hannover
30 Folgen
Heppenheim
1 Folgen
Kiel
51 Folgen
Köln
100 Folgen
Konstanz
31 Folgen
Leipzig
44 Folgen
Lübeck
2 Folgen
Ludwigshafen
81 Folgen
Luzern
17 Folgen
Mainz
7 Folgen
München
124 Folgen
Münster
47 Folgen
Nürnberg
10 Folgen
Saarbrücken
45 Folgen
Schwarzwald
14 Folgen
Stade
1 Folgen
Stuttgart
78 Folgen
Weimar
11 Folgen
Wien
90 Folgen
Wiesbaden
13 Folgen
Zürich
9 Folgen