Tatort Folge 217: Der Pott
Erscheinungsjahr: 1989
Kommissar: Schimanski und Thanner
Ort: Tatort Duisburg
„Der Pott“ – das ist das das Revier der Duisburger Hauptkommissare Horst Schimanski (Götz George) und Christian Thanner (Eberhard Feik). Und „Der Pott“ ist ist auch der neue Fall für die Duisburger Kripo, denn während der Stahlarbeiterstreiks wird unter Gewaltanwendung eine wertvolle Spendenkasse gestohlen. Doch diesmal muss Schimanski zunächst alleine zum Duisburger Tatort ausrücken. Denn Thanner ist zum BKA in Bonn gewechselt.
Der Pott ist 1989 noch das Revier der Stahl- und Kohlarbeiter, auch wenn der Strukturwandel längst in vollem Gange ist. Auch jetzt stehen wieder Massenentlassungen in der Stahlindustrie bevor. Die Arbeiter des betroffenen Werks sind in den Streik getreten und halten ihr Werk besetzt. Diese Aktion ist nicht von der Gewerkschaft legitimiert. Die Arbeiter führen sie in Eigenregie durch und werden von der Bevölkerung mit Spenden unterstützt. Der Pott beinhaltet inzwischen bereits eine halbe Million Mark, was bei einer Protestkundgebung im Werk öffentlich präsentiert werden soll.
Doch dann kommt es zu einem Überfall. Die Spendenkasse, der Pott von immerhin 500.000 Mark, wird vom Tatort entwendet. Kurz darauf gibt es auch einen Toten. Der Gewerkschaftsfunktionär Broegger wird ermordet in einer Kleingartenanlage gefunden. Schimanski übernimmt den Fall und eilt zum Tatort, zu seinem Bedauern ohne seinen Partner Thanner, der inzwischen beim BKA in Bonn ist.
Die Atmosphäre im Pott, vor allem am Tatort Duisburg, ist aufgeheizt. Diverse Spekulationen machen die Runde und Schimanski weiß, dass er den Fall schnellstmöglich aufklären muss, um eine Eskalation zu verhindern. Jetzt könnte er seinen Freund und Kollegen Thanner wirklich an seiner Seite in Duisburg gebrauchen. Doch weil der sich nach Bonn zum BKA hat versetzen lassen, ist Thanner inzwischen mit anderen Tatorten beschäftigt und für „Schimmi“ nicht greifbar. Also holt sich Schimmi einen jungen Kollegen aus dem Raubdezernat zur Hilfe.
Jo Wilms stammt selbst aus einer Arbeiterfamilie aus dem Pott, kennt viele der Streikenden und stürzt sich mit Feuereifer in die Arbeit. Und doch ist es Christian Thanner, der von seiner höheren Position in Bonn aus, Licht in das Dunkel am Tatort „Pott“ bringen kann. Und was da zutage tritt, lässt den eigentlichen Ruhrpott-Ermittler schleunigst wieder nach Duisburg zu seinem Schimanski zurückkehren …
Der Fall der Autoren Thomas Weßkamp und Axel Götz ist frei erfunden, hatte aber einen aktuellen Hintergrund: der Arbeitskampf der Stahlarbeiter im Raum Duisburg. Die Idee zur Handlung von „Der Pott“ beruht auf einer Meldung im Magazin Der Spiegel vom 28. März 1988, die am Anfang des Tatorts auch wörtlich zitiert wird. Es geht dabei um einen (letztendlich nie verwirklichten) Vorschlag zur Veränderung des Streikrechts. Diskutiert wurde, ob das Gewaltmonopol des Staates in Bezug auf Demonstrationen und Streiks wenigstens teilweise in die Hände privater Sicherheitsdienste gegeben werden sollte.
Die Titelmusik zu „Der Pott“ lieferte Rio Reiser, der selbst auch als (singender) Darsteller zu sehen ist. Außerdem tauchen in dieser Tatort-Folge auch zwei zukünftige Tatort-Ermittler auf: Miroslav Nemec und Sabine Postel sowie ein weiterer Kriminalist, der als Wilsberg bekannte Leonard Lansink.
Der Duisburger Tatort „Der Pott“ ist eine Produktion des WDR. Zum ersten Mal im Ersten Programm der ARD zu sehen, war die Tatort-Folge 217 am 9. April 1988.
ARD Plus Trailer
Besetzung
Kommissar Horst Schimanski – Götz George
Kommissar Christian Thanner – Eberhard Feik
Jo Wilms – Thomas Rech
Königsberg – Ulrich Matschoss
Mutter Wilms – Angelika Hurwicz
Vera – Sabine Postel
Struppek – Michael Brandner
Broegger – Horst Lettenmeyer
Hugo Wilms – Wilhelm Thomczyk
Golonska – Guido Föhrweisser
Hochmeier – Miroslav Nemec
Hoettges – Christoph Lindert
u.a.
Stab
Drehbuch – Thomas Wesskamp, Axel Götz
Regie – Karin Hercher
Szenenbild – Gogol Behrendt
Kamera – Bernd Neubauer
Schnitt – Monika Mertens
Musik – Rio Reiser
Produzent – Wolfgang Hesse
Produktionsleitung – Ernst von Theumer
Bilder: WDR/Klaus Primk
16 Meinungen zum Tatort Folge 217: Der Pott
Der Pott – ich erinnere mich noch gut – ein richtig starkes Stück RuhrPOTT – vielleicht etwas überspitzt, aber sehr spannend und Thanner ist perfekt als BKA-Mann. Gute Wendung der Partnerschaft!
Sehr bezogen auf die damalige Zeit! Für die Kultur im Ruhrgebiet sehr gut und absolut treffend. Für aussenstehende natürlich schwer vermittelbar, aber genial umgesetzt!
….ein richtig starkes Stück Ruhrpott?
Die Hälfte des Filmes wurde in München gedreht – wie andere Schimanski-Tatorte auch.
Jo Wilms ist keine „sie“, sondern ein Kollege vom Raubdezernat! Interssant die junge Sabine Postel (spätere Kommisarin Inga Lürsen, Tatort Bremen) hier in der Rolle der Vera zu sehen.
Das Drehbuch wurde den Herren der Stahlindustrie und dem Bergbau in Duisburg vorgestellt. Das Ergebnis war, dass dem Team die Dreharbeiten auf dem Werksgelände Thyssen und der Kupferhütte untersagt wurden. Durch die Ablehnung des Bergbaus, (Kein Mord unter Tage) wurden die Aufnahmen auf dem Förderturm der Zeche Zollverein gedreht.
Interessantes Thema, etwas zähflüssig, der Tatort ist recht medioker. Aber Thanner erkennt, dass Karriere nicht alles ist und die Freundschaft manchmal mehr zählt als Titel und Besoldungsstufen. Die Musik von Rio Reiser ist immer noch hörenswert.
Ruhrpott pur!! In der Maikäfersiedlung München :-))
Es fällt bei allen Schimanski-Tatorten auf, dass viele Nebendarsteller ihren süddeutschen Tonfall nur mit Mühe (oder eben gar nicht) unterdrücken können. Das wirkt in einem Ruhrpott-Krimi oft belustigend, manchmal befremdlich, tut aber dem Unterhaltungswert keinen Abbruch.
Übrigens kann ich meinen südeutschen Tonfall auch nicht unterdrücken! :-)
In der heutigen Zeit völlig reell.
Vor fast 25 Jahren….
Ja da habe ich selbst mitgemacht, Rheinbrückensperrung, Werksbesetzung.
Als Kruppianer eine Selbstverständlichkeit !!
Wir haben gekämpft mit Theo Stegmann, als Wilhelmshavener von Krupp heute ein Unvorstellbarkeit.
Der Tatort Nummer 217 aus Duisburg mit den Hauptkommissaren Thanner und Schimanski. Geklaut wurde ein Pott, die finanzielle Unterstützung von wilden Streikenden durch die Bevölkerung. Dieser lag beim BKA und wurde von diesen auch nicht mehr herausgegeben. Aber noch nicht alles. Der Gewerkschaftler, der den Pott für das BKA geklaut hatte, wurde später durch einen Polizeibeamten des Duisburger Präsidiums ermordet, weil der ein Junge aus dem Revier war. Später, nach Aufdeckung des Mordes, läßt der sich nun von Schimanski erschießen, hatte aber vorher seine Lebensversicherung auf die illegalen Streiker überschrieben. Ja Himmel, wir von der Ruhr? Nein, nicht ganz! Ich stamme aus Westfalen und nicht aus dem Rheinland. Die wurden später zwangsweise verehelicht. Dann noch der Spruch der kämpferischen Putzfrau: „Wenn die Ruhr brennt, reicht das Wasser vom Rhein nicht zum löschen.“ Na, na, wenn’s mal früher so gewesen wäre!! Im Zeitraum dieses Tatort-Spielfilms war ich mehrmals die Woche dienstlich in Duisburg unterwegs, habe den Streik persönlich mitbekommen. Viel Zeit mit Umwegen hatte man verloren, gemeckert wurde aber trotzdem nicht. Ich würde sagen, Rubrik unterhaltsames Märchen und die „Ruhrpott-Sprache“ wirkte auch übertrieben gekünzelt.
Solider Krimi, das BKA sehr schlecht dargestellt, die „Herren“ des Werkes sitzen oben drüber und warten ab, ein Polizist wird zum Mörder, Thanner wird geschasst, und wie fast immer werden viele Darsteller nicht mit Rollen genannt und sind im Netz kaum zu finden: wer spielte den jungen Stahlarbeiter, wo war Bernd Stegemann (im Abspann als Stegmann), wer spielte die Frau von Karl und den Sohn, wer den Tankstellenbesitzer, und welche Rollen hatten Axel Götz, Georg Obermayer, Wolfgang Schatz und eben Stegemeier? Und eigentlich kein Ende, der Dieb war ein Spitzel des BKA, und nun? Alles unter den Teppich gekehrt!
Einer meiner Top-3 Tatorte! Intensive Atmosphäre – der Pott kocht! Die streikenden Stahlarbeiter, die auf finanzielle Hilfe angewiesen sind werden bestohlen! Das bringt das Faß zum überlaufen. Grandioses Spiel von Schimanski und Thanner, die am Anfang getrennte Wege gehen, dann aber doch wieder zusammenfinden. Dazu noch die tolle Musik von Rio Reisser und die denkwürdige Szene am Ende, als ein völlig desillusionierter Schimanski torkelnd in der Morgendämmerung die Straße entlang schwankt, nach einer durchzechten Nacht! Da krieg ich noch heute eine Gänsehaut. „Es ist Schichtende aus – wenn du weißt wie´s weitergeht, spucks aus….“
Der Tatort „Der Pott“ ist ein echter Kultklassiker. Der bleibt nicht nur wegen dem Auftritt von Rio Reiser am Anfang in Erinnerung. Viele bekannte Schauspieler geben sich die Ehre diesem tollen Schimamski Tatort zu einem Vergnügen zumachen. Klare 5 Sterne
„Der Pott“ greift das Thema des bundesweit beachteten Stahlarbeiter-Streiks bei Krupp in Rheinhausen auf. Viele Details aus der Realität wurden aufgegriffen, die kriminellen Handlungen natürlich dazu gezeichnet.
Neben „Schimanskis Waffe“ und „Der Fall Schimanski“ einer der letzten Duisburger Tatorte, in denen noch richtiges Ruhrpott-Feeling aufkommt. Ansonsten war vor Allem das letzte Drittel der Reihe geprägt von kostengünstigeren Produktionsstandorten in und um München.
Thanners kurzer Ausflug zum BKA endete sehr schnell und er war am Ende gar nicht mal so traurig darüber, gehörte er doch zu seinen Kollegen nach Duisburg.
Die Verabschiedungsszene in Thanners leer geräumter Wohnung zu Anfang wurde übrigens in den Schimanski-Spinoff „Geschwister“ mit eingearbeitet, als Schimanski nach dem Genuss von Magic Mushrooms den toten Thanner sieht. Ebsno verwendet wurde in dem Zusammenhang auch eine Szene aus „Katjas Schweigen“.
Tolle Atmosphäre, hervorragend passende Kulissen für das Thema und gute Nebendarsteller. Die spätere Bremer Kommissarin Sabine Postel in jungen Jahren ist zu sehen, auch Willi Thomczyk als arbeitsloser Couchpotatoe ist mit von der Partie. Ebenfalls nette Gastauftritte von Ludwig Haas („Dr. Dressler“ aus der Lindesntraße) und Miroslav Nemec als BKA-Ermittler.
Die tragische Figur des Jo Willms wird hervorragend gespielt von Thomas Rech.
Legendär die Schlussszene in der Kneipe mit dem anschließenden torkelnden Gang Schimanskis über die leider nicht mehr existente Edithstraße in Bruckhausen.
Alles in Allem ein sehr guter Tatort.
Einwandfrei.
Als Ruhrgebietspflänzchen 32 Jahre später fast eine nostalgische Rückkehr in die Vergangenheit.
Der Hauptkommissar Schimanski von der Duisburger Mordkommission und seine getreuen Mannen, kämpfen in diesem wiedergekehrten Nostalgie-Tatort mit der Nummer 217 und aus dem Jahr 1989 um Ähre und Knäte.
Meine Meinung vom 19.11.2015 halte ich.