Am helllichten Tag, vor dem Eingang des Bundeshauses in Bonn, bricht ein Mann mit einem auffälligen Koffer plötzlich tödlich getroffen zusammen. Ein Attentäter hat auf ihn geschossen; sein Komplize nutzt das Gedränge der Passanten, um den gelben Koffer zu entwenden. Beide Täter können in der allgemeinen Panik unerkannt entkommen.

Der Zolloberinspektor Kressin (Sieghardt Rupp) stolpert unverhofft mitten in den Fall, denn er hält sich just auf der Fähre auf, die der Scharfschütze als Versteck für den gestohlenen gelben Koffer nutzt. Schnell deponiert der Täter den Koffer auf dem Schiff und verlässt es im letzten Augenblick wieder, bevor es ablegt. Eine attraktive Frau, die der Zollfahnder bis auf die Fähre verfolgt hat, kommt aus der Toilette – mit dem gelben Koffer in der Hand. Er bleibt der Verdächtigen auf den Fersen; schließlich vermutet Kressin, dass sie mit dem Kriminellen Sievers unter einer Decke steckt. Die Frau fährt quer durch die Stadt, ihr Ziel ist eine Villa am Stadtrand. Als sie dort hält und das luxuriöse Anwesen betritt, steigt auch Kressin aus dem Auto aus und sieht sich auf dem Gelände um. Die kriminellen Machenschaften, die hier stattfinden, kann der Fahnder förmlich spüren.

Währenddessen gelingt es der Polizei, den Taxifahrer ausfindig zu machen, der das Mordopfer vom Bonner Hauptbahnhof zum Bundeshaus fuhr. Der Mann erinnert sich an den ungewöhnlichen Koffer seines Fahrgastes. Als Kressin von dem Attentat auf offener Straße erfährt, sucht er Kommissar Holbein in der Mordkommission auf und teilt ihm mit, dass er den Aufenthaltsort des Koffers kennt. Doch was wollte das Opfer überhaupt im Bundeshaus und was ist in dem Koffer?

Die Spur im Tatort-Fall „Kressin und der Mann mit dem gelben Koffer“ führt den engagierten Ermittler nach Wien. In Österreich angekommen, kontaktiert Kressin Kommissar Marek und erfährt, dass die Akte „Wild“, so der Name des Opfers, dort bereits zum Staatsfall erklärt wurde. Wild war in dubiose Waffengeschäfte verwickelt und wollte sich in Bonn mit dem Abgeordneten Dr. Huppenhauer treffen. Offensichtlich war es ausgerechnet der Gangsterboss Sievers, der die Deals der beiden Männer immer wieder durch seine eigenen Geschäfte empfindlich störte…


Der Regisseur von Kressins fünftem Tatort-Einsatz „Kressin und der Mann mit dem gelben Koffer“ war Michael Verhoeven, der Sohn des bekannten Filmemachers und Schauspielers Paul Verhoeven. Letzterer ist in dem Fernsehkrimi in einer seiner letzten Rollen zu sehen – Paul Verhoeven starb im März 1975. Das Drehbuch zum WDR-Krimi schrieb einmal mehr Wolfgang Menge, der bereits die ersten vier Kressin-Fälle verfasst hatte.

Auch zwei Gastauftritte wurden in die Handlung eingestrickt: Der Schauspieler Fritz Eckhardt taucht als Inspektor Marek auf und der spätere Tatort-Kommissar Eberhard Feik hat einen ersten Auftritt als Polizeiwachtmeister am Bonner Bundeshaus. Felix übernahm 1981 die Rolle von Christian Thanner, Horst Schimanskis Partner.

Die Erstausstrahlung der Tatort-Folge 020 lief am 9. Juli 1972 im Ersten Programm der ARD.

Besetzung

Zollfahnder Kressin – Sieghardt Rupp
Nobiling – Paul Verhoeven
Kessler – Günther Stoll
Ingrid – Inken Sommer
Sievers – Ivan Desny
Elvira – Kerstin de Ahna
u.a.

Stab

Regie – Michael Verhoeven
Kamera – Werner Kurz
Buch – Wolfgang Menge
Musik – Klaus Doldinger

Bilder: WDR