Kurz und knapp – darum geht’s
In einem Steinbruch bei Stuttgart kommt bei einer Sprengung ein englischer Arbeiter ums Leben – was zunächst wie ein tragischer Unfall wirkt, entpuppt sich für Kommissar Ernst Bienzle als möglicher Mordfall. Bei seinen Ermittlungen stößt er auf einen gefährlichen Giftmüllskandal, in den der Schwiegersohn des angesehenen Steinbruchbesitzers verwickelt zu sein scheint. Als ein weiterer englischer Arbeiter mit schweren Vergiftungserscheinungen ins Krankenhaus eingeliefert wird und dessen Freundin auf Rache sinnt, muss Bienzle nicht nur die versteckten Giftfässer finden, sondern auch eine Verzweiflungstat verhindern, bei der alle Beteiligten in tödliche Gefahr geraten könnten…
Inhalt der Tatort-Folge „Bienzle und der Traum vom Glück“
Nebelschwaden hängen schwer über dem grauen Steinbruch, als die Detonation die morgendliche Stille zerreißt und Gestein in alle Richtungen schleudert. Was als routinierte Sprengung geplant war, endet für einen englischen Arbeiter tödlich. Kommissar Bienzle, mit seinem unverkennbar schwäbischen Dialekt und dem skeptischen Blick, trifft am Unfallort ein und spürt sofort die explosive Spannung zwischen den deutschen und englischen Arbeitern. „Die haben uns die Preise kaputtgemacht mit ihrer Billigarbeit“, murrt der Vorarbeiter Kästle, während er beteuert, alle Sicherheitsvorschriften eingehalten zu haben.
Die Herbstsonne wirft lange Schatten auf die zerklüfteten Steinwände, als Bienzle tiefer in den Fall eintaucht. Der Kommissar hat einen feinen Instinkt für Ungereimtheiten – eine Gabe, die ihn oft einsam macht, aber selten täuscht. Seine Freundin Hannelore weiß um diese Besessenheit, die selbst ihre gemeinsamen Abende durchdringt. Sein stiller Begleiter ist stets die Gründlichkeit, mit der er jeden Hinweis, jede Aussage und jede Spur prüft, bis das Puzzle sich zusammenfügt.
In der schummrigen Arbeiterkneipe trifft Bienzle auf Klara, die Wirtin, deren Augen vom Weinen gerötet sind. Ihr Verlobter Edward liegt im Krankenhaus – vergiftet von unbekannten Substanzen. „Er hat immer gesagt, dass es ungefährlich sei“, flüstert sie mit zitternder Stimme. Wie ein Spürhund folgt Bienzle dieser neuen Fährte, die ihn direkt zu Schweikardt führt, dem Schwiegersohn des Steinbruchbesitzers Zanker. Die Jagd nach Beweisen gleicht einem Hindernislauf durch ein Dickicht aus Lügen und verschwundenen Beweisstücken.
„Mein Sohn, aus meinem Steinbruch kommen keine Gifte!“, donnert der alte Zanker, als Bienzle ihn mit dem Verdacht konfrontiert. Doch hinter dem Rücken des rechtschaffenen Unternehmers hat sein Schwiegersohn Schweikardt ein lukratives Nebengeschäft mit Giftmüll aufgebaut. Die nächtliche Aktion, bei der er heimlich Fässer abtransportieren lässt, bleibt nicht unbemerkt. Ein Spiel beginnt, in dem nicht nur der Tod des Arbeiters, sondern auch eine mysteriöse Erpressung und ein Geflecht aus Geschäftsbeziehungen eine Rolle spielen.
Als Edwards Zustand sich dramatisch verschlechtert und er schließlich stirbt, verwandelt sich Klaras Trauer in kalte Wut. Mit einer Pistole in der Handtasche macht sie sich auf den Weg zu Schweikardt, nicht ahnend, dass sich auch Zanker seinem Schwiegersohn stellen will. Auf einer Baustelle, in schwindelerregender Höhe, kommt es zur finalen Konfrontation…
Hinter den Kulissen
„Bienzle und der Traum vom Glück“ ist der sechste Fall des schwäbischen Kommissars Ernst Bienzle, verkörpert von Dietz-Werner Steck, und die 342. Folge der renommierten Krimireihe Tatort. Unter der Regie von Dieter Schlotterbeck wurde der Film vom Süddeutschen Rundfunk produziert und in Stuttgart sowie der umliegenden Region gedreht.
Das Ermittlerteam um Bienzle thematisiert in dieser Folge die in den 1990er Jahren zunehmend brisante Problematik der illegalen Giftmüllentsorgung und Umweltverschmutzung. Gleichzeitig werden soziale Spannungen durch Lohndumping und den Einsatz ausländischer Billigarbeitskräfte beleuchtet – Themen, die bis heute nichts an Aktualität eingebüßt haben.
Die Erstausstrahlung am 29. September 1996 im Ersten Programm der ARD erreichte 7,47 Millionen Zuschauer und einen Marktanteil von 23,0 Prozent – ein deutlicher Beleg für die Beliebtheit des schwäbischen Ermittlers mit seinem bodenständigen und hartnäckigen Ermittlungsstil.
Nach der Ausstrahlung kursierten unter Fans Theorien darüber, ob die Figur des skrupellosen Unternehmers Schweikardt von realen Giftmüllskandalen in Deutschland inspiriert wurde, die in den 1990er Jahren immer wieder für Schlagzeilen sorgten. Besonders das Thema der Umweltkriminalität traf den Nerv der Zeit, da die Gesetzgebung zu Umweltdelikten gerade verschärft wurde und das ökologische Bewusstsein in der Bevölkerung wuchs.
Besetzung
Hauptkommissar Ernst Bienzle – Dietz-Werner Steck
Günter Gächter – Rüdiger Wandel
Wilhelm Zanker – Dieter Eppler
Hermann Schweikardt – Friedrich-Karl Praetorius
Dr. Kocher – Klaus Spürtzel
Edward – Matthias Ponnier
Roland Kästle – Bernd Grann
Wieland Schorf – Hubertus Gertzen
Inka Brahms – Karoline Eichhorn
Klara – Veronika Fitz
Hannelore Schmidinger – Rita Russek
Stab
Drehbuch – Felix Huby
Regie – Dieter Schlotterbeck
Kamera – Heribert Schuster
Bilder: SWR/Schröder
Der Tatort mit der Nummer 342 aus Stuttgart. Hauptkommissar Bienzle ermittelt zusammen mit seinem Mitarbeiter die Umstände, welche zum Tod eines Engländers geführt haben und auch seine langjährige und gern gesehene Lebenspartnerin, die Hannelore, steuert Aufklärungsarbeit bei. Ein interessanter Tatort-Umweltkrimi um die skrupellose Entsorgung hochgiftiger Giftfässer und deren Einfluss auf die Gesundheit von Menschen und der Schädigung der Umwelt. Mit einer eigenen Spannung gedrehter und sehenswerter Tatort-Spielfilm, mit einem „ewigen“ aktuellen Thema.
Bloß 1 Kommentar –> allzu häufig dürfte dieser TO noch nicht gesendet worden sein … 😉
(Giftmüll-Krimi aus ’96 mit dem biederen Bienzle klingt doch eigentlich recht interessant!)
Frohes Neues, allerseits!
Ein paar mal ist die #342 seit Erstsendung schon gelaufen:
2019, 2009, 2008, 2006 (2x), 2002 (2x), 2000, 1999