Kurz und knapp – darum geht’s
Ein maskierter Eindringling verschafft sich Zugang zur Villa der wohlhabenden Fabrikantenfamilie Steinbeck in Stuttgart, tötet bei seinem brutalen Überfall die Schwester der Hausherrin und entführt die 16-jährige Tochter Sandra. Während Kommissar Ernst Bienzle und sein Team eine fieberhafte Suche nach dem Entführer beginnen, verschweigt Vater Erik Steinbeck der Polizei ein brisantes Geheimnis: Er hat in der Vergangenheit illegale Geschäfte getätigt, und genau diese Verbrechen holen ihn nun ein. Als die Ermittler endlich eine Spur zum Versteck des Entführers finden und eine Großfahndung eingeleitet wird, gerät Sandra durch das gefährliche Versteckspiel ihres Vaters in immer größere Lebensgefahr…
Inhalt der Tatort-Folge „Bienzle und der Mann im Dunkeln“
Schlaflos steht Sandra Steinbeck in der nächtlichen Stille ihres Zimmers und versucht vergeblich, ihren Freund Marco telefonisch zu erreichen. Durch die schweren Samtvorhänge dringt das ferne Leuchten eines Feuerwerks, dessen Knallen wie ein unheilvolles Echo durch die vornehme Stuttgarter Villengegend hallt. Plötzlich steht ein maskierter Mann in ihrem Zimmer, der ihr andeutet, still zu sein. Doch Sandra schreit um Hilfe – eine fatale Entscheidung.
Kommissar Ernst Bienzle, ein bedächtiger Ermittler alter Schule, blickt am nächsten Morgen nachdenklich auf die stille Wasserfläche des Swimmingpools der Steinbecks, in dem Annika Rosenberger, die Schwester der Hausherrin, tot aufgefunden wurde. Seine Mundwinkel zucken, als er dem aufgelösten Ehepaar Steinbeck mitteilen muss, dass ihre Tochter entführt wurde. „Es war kein Unfall“, sagt er mit schwäbischem Akzent, während er die Nervosität von Erik Steinbeck mit wachsamem Blick registriert. Der Stuttgarter Fabrikant wirkt seltsam zurückhaltend für einen Vater, dessen Kind in Lebensgefahr schwebt.
Die herbstlichen Nebelschwaden, die über den Hügeln der Stadt hängen, scheinen die Ermittlungen zu verschleiern wie ein undurchdringlicher Vorhang. Bienzle und sein Team tappen zunächst im Dunkeln – ähnlich wie der Titel der Folge andeutet. Erst als eine Videobotschaft mit der entführten Sandra eingeht, kommt Bewegung in den Fall. „Die Entführer fordern eine erneute Lieferung“, erklärt Erik Steinbeck seiner fassungslosen Frau Jessica, als sie allein sind. „Erik, wie viele Jahre kriegst du eigentlich für das, was du getan hast?“, fragt sie verzweifelt, nachdem er ihr endlich sein düsteres Geheimnis offenbart: In der Vergangenheit hat er Zentrifugen zur Herstellung von Giftgas nach Ruanda geliefert.
Die Ermittlungen gleichen einem Hindernislauf durch ein Labyrinth von Lügen und Halbwahrheiten. Als Sandra plötzlich kurzzeitig fliehen kann und einen Notruf absetzt, scheint sich das Blatt zu wenden. Die Polizeisirenen heulen durch die herbstliche Stadtlandschaft, ein Hubschrauber kreist wie ein metallener Raubvogel über dem vermuteten Versteck. Doch der Entführer ist ihnen stets einen Schritt voraus und verschwindet mit seiner Geisel im Stuttgarter Untergrund.
Bienzle sitzt in seinem Büro, dessen künstliches Licht sich in seinem nachdenklichen Gesicht spiegelt, und studiert ein frisch erstelltes Phantombild. Seine Instinkte sagen ihm, dass in der Familie Steinbeck mehr verheimlicht wird als nur die dubiosen Geschäftspraktiken des Vaters. Die Schatten der Vergangenheit werden länger, während die Zeit für die entführte Sandra unerbittlich abläuft…
Hinter den Kulissen
Die Tatort-Folge „Bienzle und der Mann im Dunkeln“ ist die 439. Episode der traditionsreichen Krimireihe und die elfte mit dem Stuttgarter Kommissar Ernst Bienzle, verkörpert von Dietz Werner Steck. Die Dreharbeiten zu diesem vom Südwestrundfunk produzierten Beitrag fanden im September und Oktober 1999 in Stuttgart statt, wobei die städtische Kulisse mit ihren Hügellagen und dem markanten Kappelbergtunnel atmosphärisch in Szene gesetzt wurde.
In den Hauptrollen brillieren neben Dietz Werner Steck als bedächtiger Kommissar Bienzle auch Christian Berkel als zwiespältiger Fabrikant Erik Steinbeck und Janina Flieger in der Rolle der entführten Tochter Sandra. Die Erstausstrahlung am 26. März 2000 im Ersten Deutschen Fernsehen verfolgten knapp 7 Millionen Zuschauer, was einem beachtlichen Marktanteil von 19 Prozent entsprach.
Besonders hervorgehoben wurde in den Kritiken das erstklassige Drehbuch von Martina Brand und die schauspielerische Leistung von Christian Berkel. Die Neue Osnabrücker Zeitung lobte den Krimi als potenziellen Anwärter auf einen „Spitzenplatz in der langen Geschichte des Tatorts“. TV Spielfilm stellte fest: „Der gut gespielte Film gewinnt an Fahrt“ – ein Urteil, das besonders dem spannungsreichen letzten Drittel des Films galt, in dem die anfängliche Bedächtigkeit einer packenden Hochspannung weicht.
Nach der Ausstrahlung wurde in Fankreisen besonders die moralische Dimension des Falls diskutiert: Wie weit darf ein Vater gehen, um sein Kind zu retten – und zu welchem Preis für andere? Diese ethische Fragestellung, kombiniert mit dem zeitgeschichtlichen Kontext der Rüstungsexporte in Krisengebiete, machte „Bienzle und der Mann im Dunkeln“ zu mehr als nur einem gewöhnlichen Kriminalfall.
Der Tatort Nummer 439 aus Stuttgart und Hauptkommissar Bienzle in einem verzwickten Entführungs- und Erpressungsfall aus dem Jahr 2000. Bei der Entführung wird eine Zeugin brutal und gezielt zum Schweigen gebracht und Bienzle und Kollege ermitteln in allen Richtungen und haben letztlich Erfolg. Wie fast alle Tatort-Spielfilm um den schwäbischen Hauptkommissar nicht gerade der Thriller, aber ein Renner, weniger an Spannung, eher an Erwartungen. Guter Durchschnitt, wie ich meine. Wenn kein andere mehr gefunden wird, sollte man diesen zeigen. Es gibt bei weitem schlechtere Tatortverfilmungen. Regie führte der Schlotterbeck und das Drehbuch schrieb der Brand.
Erst zum Ende des Falls wird es etwas spannend, bei einem sonst eher mauen Fall aus dem Jahre 2000. Sicherlich nicht der beste Bienzle Fall.
Für einen Bienzle-TO relativ action-reich (es geht u.a. um Lieferung von Technik zur Erzeugung von Giftgas in Ruanda, Entführung einer jungen Frau, Kaperung eines Holz-Transporters, etc.).
Dazu etwas Beziehungs-Geplänkel zwischen Bienzle und ‚Hannelore‘: Sie sagt, sie sei auf Urlaub am Meer, höre Meeresrauschen, einstweilen hält sie das Telefon an die laufende Waschmaschine, haha … (naja) 😬