Ein Arbeitsloser erschießt im Tatort „Unter uns“ aus Frustration einen Mitarbeiter der Arbeitsagentur und flüchtet mit einer Geisel. Die Kommissare Charlotte Sänger (Andrea Sawatzki) und Fritz Dellwo (Jörg Schüttauf) aus Frankfurt müssen in dem Krimi aber nicht nur den Mann stellen: Sie stoßen parallel auf das traurige Schicksal eines kleinen Mädchens, so dass der Tatort „Unter uns“ auch viel von einem Sozialdrama hat.

Wolfgang Kunert steckt im Tatort „Uns uns“ in einer schwierigen Situation. Einst hatte er als Klempnermeister in Frankfurt seinen eigenen kleinen, aber erfolgreichen Handwerksbetrieb besessen. Dann musste der Unternehmer aber immer häufiger auf längst ausstehende Zahlungen seiner Kunden warten. Zusammen mit der verweigerten Kreditvergabe durch seine Bank hatten diese Zahlungsverspätungen dazu geführt, dass Kunert Insolvemz anmelden musste. Neben seiner Arbeitslosigkeit muss der Klempnermeister außerdem verkraften, dass seine Ehefrau Karin die Scheidung angekündigt hatte.

Als Kunert im Tatort „Unter uns“ schließlich für seinen Termin beim Arbeitsamt mehrere Stunden warten muss und ihm seine Vermittlerin Heidi Glanz dann auch noch keine guten Nachrichten überbringen kann, nimmt der Frust bei ihm überhand. Nach einer heftigen Auseinandersetzung mit seiner Arbeitsvermittlerin greift der wütende Arbeitslose zu einer Waffe. Als ein Kollege von Frau Glanz der bedrohten Frau helfen will, schießt Kunert auf ihn. Der Mitarbeiter wird getroffen und verblutet bald, da niemand sich traut, ihm zu helfen. Kunert ist in der Zwischenzeit mit Frau Glanz als Geisel geflohen.

Die Fahnder Sänger und Dellwo übernehmen im Tatort „Unter uns“ die Aufgabe, nach dem flüchtigen Mörder und seiner Geisel zu suchen. Eine Ortung von Kunerts Handy bringt die beiden Polizisten jedoch nur zum leeren Wagen des Handwerkers, wo er auch das Mobiltelefon zurückgelassen hatte. Der Klempnermeister und die Arbeitsvermittlerin selbst sind verschwunden.

Parallel zu der Suche nach den beiden werden Sänger und Dellwo im Tatort „Unter uns“ noch in einen zweiten Fall hineingezogen. Beide leben in Frankfurt in derselben Nachbarschaft und treffen dort auf das achtjährige Mädchen Ronja, welches gerade erst in die Gegend gezogen ist. Ronja berichtet, dass sie in einer der Wohnung ein kleines Mädchen beobachtet und auf der Suche nach einer Spielgefährtin an der Tür geklingelt habe. Laut den Bewohnern der Wohnung lebt dort aber überhaupt kein Mädchen. Sänger geht dieser Beobachtung im Tatort „Unter uns“ nach und findet heraus, dass die kleine Ronja Recht hatte.

Die Familie Winterberg, welche in der besagten Wohnung lebt, hat tatsächlich eine achtjährige Tochter namens Lena, die die Eltern jedoch vor der Öffentlichkeit verbergen. Sowohl Lenas Vater als auch ihre Mutter ist arbeitslos, beide leben von Hartz IV und kümmern sich auch nicht um die beiden halbstarken Söhne. Lena ist es jedoch viel schlimmer ergangen, weil das Mädchen seit mehreren Jahren eingesperrt und nur spärlich ernährt wurde. Kommissarin Sänger gelingt es im Frankfurter Tatort „Unter uns“ schließlich, das die Kleine zu befreien – viel später hätte die Ermittlerin aber nicht kommen, weil Lena furchtbar abgemagert war und in ihrer Not schon die Tapete oder ihre eigenen Haare gegessen hatte.

Die Tatsache, dass Eltern ihr eigenes Kind so sehr vernachlässigen können, schockiert Sänger und Dellwo. Trotzdem dürfen sie sich nicht ablenken lassen und müssen weiterhin nach dem flüchtigen Kunert suchen. Immerhin ist es Arbeitsvermittlerin Glanz in der Zwischenzeit gelungen zu fliehen. Doch der frustrierte Klempner läuft weiterhin frei herum und scheint in seiner Wut auch noch zu weiteren Gewalttaten bereit zu sein…


Die am 14. Oktober 2007 erstausgestrahlte Tatort-Folge 676 „Unter uns“ beeinhaltet gleich zwei sozialkritische Handlungsstränge: der einst erfolgreiche Unternehmer, der durch Pech alles verloren und jetzt auf dem Arbeitsmarkt keine Chance hat, und die Hartz IV-Empfänger, welche sich nicht um ihre eigenen Kinder kümmern. Das Drehbuch zu dem Krimi hatte Kathrin Bühlig verfasst, umgesetzt wurde der Tatort von Regisseurin Margarethe von Trotta.

Besetzung
Kommissarin Charlotte Sänger – Andrea Sawatzki
Kommissar Fritz Dellwo – Jörg Schüttauf
Dr. Scheer, Staatsanwalt – Thomas Balou Martin
Jan Gröner, Kriminalassistent – Sascha Göpel
Ina Springstub, Kriminalassistentin – Chrissy Schulz
Christiane von Basedow – Iris Böhm
Karin Kunert – Franziska Walser
Wolfgang Kunert – Michael Brandner
Bea Bubitz – Ulrike Krumbiegel
Heide Ganz – Lena Stolze
André Winterberg – Stefan Jürgens
Ines Winterberg – Susanne-Marie Wrage
Servicetechniker – Martin Bross
Ronja Kubitz – Charlotte Lüder
Wirtin in Dellwos Stammkneipe – Maria Happel
Ärztin – Therese Affolter
Filialleiter Bank – Pascal Ulli
Gerlinde Nickel – Traute Hoess
Eva, Dellwos Freundin – Sascha Ö. Soydan
Rudi Fromm, Leiter Mordkommission – Peter Lerchbaumer
Bankangestellte – Anna von Berg
u.a.

Stab
Buch – Katrin Bühlig
Regie – Margarethe von Trotta
Ton – Michael Busch
Kamera – Axel Block
Requisite – Susan Grünefeldt
Szenenbild – Börries Hahn-Hoffmann
Maske – Gabi Große Keul
Kostüme – Katharina Schnelting
Schnitt – Elke Herbener
Produktionsleitung – Uli Dautel

Bilder – HR/Bettina Müller