Kurz und knapp – darum geht’s
Eine Reisegruppe aus dem norddeutschen Kiel macht während ihrer Tour durch das Dreiländereck Deutschland-Schweiz-Frankreich Halt am idyllischen Mummelsee im Schwarzwald. Als die alkoholkranke Martha Turowski tot aus dem dunklen Wasser gezogen wird, muss der Baden-Badener Kommissar Franz Gerber in seinem ersten Fall ermitteln. Schnell stellt sich heraus, dass zwischenmenschliche Spannungen in der Reisegruppe – vor allem ein Zerwürfnis zwischen der Toten und ihrer ehemals besten Freundin Ella Kern – mehr als nur zufällige Begleitumstände sind. Als ein zweiter Mord geschieht und ein junger Fotograf bemerkt, dass jemand seinen Film stehlen will, wird klar, dass die Geheimnisse am nebelverhangenen Mummelsee tiefer und gefährlicher sind als zunächst angenommen…
Inhalt der Tatort-Folge „Cherchez la femme oder Die Geister vom Mummelsee“
Schwarze Tannen, die sich in der Dunkelheit gegen den Nachthimmel abzeichnen. Das Plätschern des Wassers am Ufer des legendenumwobenen Mummelsees. Ein gellender Schrei zerreißt die Stille der Schwarzwaldidylle. So beginnt der erste Fall für Kommissar Franz Gerber aus Baden-Baden – mit einem rätselhaften Tod an einem mystischen Ort.
Der erfahrene Ermittler, der mit seinem ruhigen und methodischen Vorgehen die Dinge gerne von allen Seiten betrachtet, wird zu einem Hotel am Mummelsee gerufen. Eine norddeutsche Reisegesellschaft hat dort Station gemacht, und nun liegt eine der Teilnehmerinnen tot im Wasser. Martha Turowski, eine Frau mit Alkoholproblemen, wurde bewusstlos aus dem See geborgen und konnte nicht mehr wiederbelebt werden. Noch weiß niemand, ob es ein Unfall, Selbstmord oder Mord war.
„Hier stimmt etwas nicht“, murmelt Gerber, als ihm die ersten widersprüchlichen Aussagen der Reisenden auffallen. Die Reisegruppe erscheint wie ein Mikrokosmos der Gesellschaft der frühen 1970er Jahre: Der schmierige Vertreter Klaus-Dieter Kladde, die streng wirkende Studienrätin Dr. Lorenz, der nörgelnde Rentner, der sich ständig beschwert, und der schüchterne junge Hobbyfotograf Niebüll. Sie alle haben etwas zu verbergen, und über allem schwebt der Dunst aus Halbwahrheiten und Geheimnissen – dicht wie der Nebel, der manchmal über dem sagenumwobenen Mummelsee liegt.
Besonders auffällig: Die Verstorbene hatte sich mit ihrer besten Freundin Ella Kern überworfen – und zwar wegen des Herrn Kladde, der beiden Damen nacheinander die Ehe versprochen hatte. Die Mitreisenden berichten von lauten Streitereien zwischen den Frauen, die einst unzertrennlich waren. „Sie hingen aneinander wie Pech und Schwefel“, berichtet eine Mitreisende. „Und dann kam dieser Kladde dazwischen.“
Die Ermittlungen gleichen einem Spaziergang durch ein Labyrinth von Lügen und verborgenen Motiven. Jeder einzelne Reisende scheint in diesem düsteren Spiel eine Rolle zu spielen. Als die Obduktion ergibt, dass im Magen der Verstorbenen Reste von Schlafmitteln gefunden wurden und der Alkoholspiegel im Blut niedriger war als erwartet, verdichten sich die Anzeichen für ein Verbrechen.
Die Fahndung nach dem Täter führt Kommissar Gerber tiefer in die Verstrickungen der Reisegesellschaft. Der Heiratsschwindler Kladde gerät ins Visier der Ermittlungen, dann geschieht ein weiterer Mord. Die Atmosphäre im Hotel wird immer beklemmender, jeder verdächtigt jeden, und als der junge Hobbyfotograf Niebüll bemerkt, dass jemand versucht, einen seiner Filme zu stehlen, beginnt ein gefährliches Katz-und-Maus-Spiel zwischen Täter und Ermittlern…
Hinter den Kulissen
Der Tatort „Cherchez la femme oder Die Geister vom Mummelsee“ wurde vom Südwestfunk (SWF) produziert und feierte am 4. März 1973 seine Erstausstrahlung in der ARD. Die Folge markiert das Debüt von Kommissar Franz Gerber aus Baden-Baden, gespielt vom Schauspieler Heinz Schimmelpfennig, der in dieser Rolle noch vier weitere Male bis 1977 zu sehen sein sollte.
Die Dreharbeiten fanden an Originalschauplätzen im Schwarzwald statt, wobei der mystische Mummelsee mit seinen Legenden und Sagen als atmosphärische Kulisse diente. Der See, der nach einer alten Überlieferung von Wassergeistern bewohnt sein soll, bietet die perfekte Umgebung für diesen düsteren Kriminalfall.
In den Hauptrollen glänzten neben Heinz Schimmelpfennig als Kommissar Gerber auch Rosemarie Fendel als Ella Kern und Eva Ingeborg Scholz als Martha Turowski. Als Gaststar war Klaus Schwarzkopf zu sehen, der dem Tatort-Publikum bereits als Kieler Kommissar Finke bekannt war und hier seinem Kollegen Gerber bei den Ermittlungen unter die Arme greift. Die Kostüme für diese Zeitreise in die frühen 70er Jahre wurden von Ilse Nentwig gestaltet.
Regie führte Wilm ten Haaf, einer der talentiertesten TV-Regisseure seiner Zeit. Das Drehbuch stammte von Dieter Waldmann, der jedoch bereits 1971 verstarb – zwei Jahre vor der Ausstrahlung. Bei der Erstausstrahlung erreichte die Folge eine Sehbeteiligung von 38 Prozent.
Ein kurioses Detail am Rande: In der Dokumentation der ARD und im Intro der Folge selbst gibt es eine Unklarheit bezüglich des Titels, der sowohl als „Cherchez la femme oder Die Geister am Mummelsee“ als auch als „Cherchez la femme oder Die Geister vom Mummelsee“ bezeichnet wird. Da sowohl der Drehbuchautor als auch der Regisseur bereits verstorben sind und deren Nachlass nicht zugänglich ist, bleibt diese kleine Unstimmigkeit ein Rätsel für Tatort-Enthusiasten.
Besetzung
Kommissar Gerber – Heinz Schimmelpfennig
Kriminalassistent Wingart – Gernot Endemann
Kommissar Finke – Klaus Schwarzkopf
Kriminalassistent Metzger – Gerhard Remus
Ella Kern – Rosemarie Fendel
Gerichtsarzt – Gert Keller
Ilsemarie Lorenz – Irene Marhold
Klaus-Dieter Kladde – Günter Ungeheuer
Wilhelmine Below – Wilma Gatzke
Friedrich von Ribnitz – Wolfgang Preiss
Horst Lüdecke – Paul Neuhaus
Erwin Lachmann – Wolfgang Borchert
Alwin Below – Bruno Vahl-Berg
Anneliese Lachmann – Toni Treutler
Kurt Levien – Arnold Marquis
Karen Brödersen – Lilli Holmer
Ulrik Brödersen – Preben Marht
Frau Falk – Christine Gerlach
Siegfried Patschke – Siegmar Schneider
Anna Jensen – Marga Maasberg
Gudrun Falk – Sabine von Maydell
Ann Springfield – Linda Caroll
Karl Petersen – Hans Werner Bussinger
Michael Niebüll – Jens Weisser
Martha Turowski – Eva-Ingeborg Scholz
Schwester Trautlinde – Gerda Gmelin
Stab
Drehbuch – Dieter Waldmann
Regie – Wilm ten Haaf
S/B – Helmut Nentwig
Produktionsleitung – Gig Malzacher
Kamera – Helmut Stoll, Immo Renz
Kostüme – Ilse Nentwig
Produktionsleitung – Peter Wehrand
Musik – Rolf-Hans Müller
Gerade habe ich ihn mir angeschaut, den Tatort Nr. 027 ( aus Nostalgie um 20:15 h ) und glaube, nach 42 Jahren darf er sicherlich auch eine Meinung erhalten. Ja, mmh….,tja, das Computerbild war nicht so berauschend. Gesehen habe ich ihn damals bestimmt, schon wegen Kommissar Finke, meinen damaligen Lieblingskommissar. Erinnerte mich ständig an meinen früheren Klassenlehrer, vom Typ her, von der Bewegung her, Gestik und Stimme passten auch. Der war allerdings mit einer Kollegin verheiratet und brachte seinem Sohn gerade das Klavierspielen bei. Und vom Kripo-Assistenten kupferte ich meine Frisur ab……Tja, lassen wir sie ruhen, die Geister am Mummelsee.
TO mit Gruppenbild einer Reisegesellschaft. Am Anfang sitzen noch alle auf ihrem Platz, am Ende des Tripps fehlen prompt zwei Personen: die Ermordete und die verhaftete Mörderin. Mit Witz durchgeführte, originelle Zeichnung der Charaktere der Reiseteilnehmer, ihren Eigenarten, Schwächen und Vorlieben. Diesen TO kann man öfter anschauen. Macht immer wieder Spaß.
Ich habe diesen Tatort mir zufällig im HR Fernsehen angeschaut.
Ich stehe prinzipiell auf solch „alte Schinken“ , aber ich war schon nach relativ kurzer Zeit relativ enttäuscht aufgrund der mangelnden Qualität der Aufnahme und der recht seichten Handlung.Auch die lange Befragung im Mummelsee Hotel nach dem ersten Mord war recht zäh.
Erst mit dem Ortswechsel nach Baden Baden nahm der Film so langsam an Fahrt auf.Auch Günther Ungeheuer als gewiefter Betrüger brachte endlich Fahrt in den Streifen.
Dagegen fand ich Kommissar Gerber alias Heinz Schimmelpfennig sehr blass.Da hat ja sogar Finke mit seiner Stipvisite aus Kiel für mehr Betrieb gesorgt.
Die Auflösung des Falles war recht überraschend aber doch ziemlich unrealistisch, weil man dieser Oberstudienrätin nun wirklich keine zwei Morde zutraut.
Als Resümee lässt sich sagen, dass es ein netter Fernsehabend war mit einer schönen Naturkulisse.
Ein Top Tatort sieht allerdings anders aus.
Ein Film aus einer anderen Welt! Pornoheftchen werden von Dänemark nach Deutschland geschmuggelt und unverheiratete Frauen mit „Fräulein“ angeredet. Und Diakonissen (wissen heutige Zuschauer noch, was das war?) treten gleich im Rudel auf.
Es fällt mir schwer zu glauben, dass ich selbst als 17-jähriger in dieser Welt gelebt habe.
Insofern war die Wiederholung eine gute Idee.
Das Klaustrophobische der Busfahrt ist hervorragend verdichtet worden.
Das gute an diesem Tatort ist:
Er ist so mitreissend interessant und spannend das man nebenher problemlos die Wohnung aufräumen, Staub saugen oder Kreizworträtsel lösen kann.
Ich spiele gerade Tatort Roulette. Der Zufallsgenerator sucht geht durch mein Archiv und sucht eine Folge heraus. Das ist der erste Fall für Gerber. Finke kommt nach 50 min auch noch hinzu. Ein recht trashiger Tatort, wenn man sich die Reisegruppe so anschaut. Spannend ist anders. Hier liegt der Humor im Vordergrund, wenn auch häufig unfreiwillig. Nette Folge ich mag diesen Tatort auch wenn ich Gerber nicht so prickelnd find.
Ich finde die alten Tatorte gerade wegen der langatmigen Dialoge und der voraussehbaren Handlung gut,da bleibt Zeit um die Situation und den Handlungsstrang zu begreifen,heut geht doch alles durch Effekthascherei ,Produktreplacement und Vojeurismus jeglicher Form in einen Brei über,von der handwerklichen Qualität gar nicht zu reden,darum Daumen hoch für diesen blassen ,aber ehrlichen tatort