Die elegante Kurstadt Baden-Baden bildet seit den 1970er Jahren die malerische wie auch düstere Kulisse für einige der vielschichtigsten „Tatort“-Ermittlungen, die von unterschiedlichsten Ermittler-Generationen geführt wurden.
Die Ermittler-Generationen
Kommissar Horst Pflüger
Den Auftakt machte Kommissar Horst Pflüger (Ernst Jacobi) im Jahr 1972. In seinem einzigen Fall „Wenn Steine sprechen“ musste er einen Mord aufklären, der Jahrzehnte zurücklag und dessen Spuren in einen Westwallbunker aus der NS-Zeit führten. Pflüger verkörperte den Typus des beharrlichen, in die Vergangenheit grabenden Ermittlers, der sich von der vornehmen Gesellschaft der Kurstadt nicht einschüchtern ließ. Seine Ermittlungen zeigten früh, dass hinter der glamourösen Fassade Baden-Badens dunkle Geheimnisse schlummern können.
Kommissar Franz Gerber
Es folgte Kommissar Franz Gerber (Heinz Schimmelpfennig), der zwischen 1973 und 1977 in fünf Fällen ermittelte. Der akribische und in seiner Art eher ruhige Beamte mit Schnauzer löste Fälle, die stets die sozialen Schichten durchdrangen – ob in der Welt des Showbusiness („Playback oder die Show geht weiter“), der feinen Villenbesitzer („Tod eines Einbrechers“) oder im Milieu der Kleinkriminellen („Finderlohn“). Gerber stand oft im Konflikt mit seinem Vorgesetzten Kommissar Huck und verkörperte so auch den aufrechten Beamten, der sich von Hierarchien nicht beirren ließ.
Kommissarin Hanne Wiegand
Eine Pionierin war Kommissarin Hanne Wiegand (Karin Anselm), eine der ersten weiblichen Hauptkommissarinnen der Tatort-Reihe. In ihren acht Fällen zwischen 1981 und 1988 ermittelte sie mit ruhiger, aber bestimmter Autorität und einem besonderen Gespür für die psychologischen Abgründe ihrer Gegenüber. In Fällen wie „Peggy hat Angst“ oder „Täter und Opfer“ standen oft Frauen und ihre Schicksale im Mittelpunkt. Ihr letzter Fall „Ausgeklinkt“ in einer psychiatrischen Klinik zeigte sie als Ermittlerin, die sich auch gegen Widerstände aus den eigenen Reihen durchsetzen musste. Wiegands Ermittlungsstil war weniger brachial, sondern von analytischer Schärfe und Einfühlungsvermögen geprägt.
Der Ort als Ermittler
Baden-Baden ist in diesen Tatorten stets mehr als nur Kulisse. Die Stadt mit ihrer mondänen Fassade aus Spielbank, Rennbahn und Kurhaus bildet den perfekten Kontrast zu den Verbrechen, die im Verborgenen stattfinden. Die prächtigen Villenviertel, die schattigen Alleen und die elegante Atmosphäre werden zum Spiegelbild der Doppelmoral und der Geheimnisse ihrer Bewohner. Ob in der abgeschirmten Welt einer Privatklinik („Ausgeklinkt“), hinter den Fassaden scheinbar intakter Ehen („Blaßlila Briefe“) oder im Glitzer des Showbusiness („Playback“) – der Tatort Baden-Baden nutzt stets diesen Kontrast zwischen äußerem Glanz und inneren Abgründen. Selbst der mystische Schwarzwald mit dem Mummelsee („Die Geister vom Mummelsee“) wird zum Schauplatz, an dem die Zivilisation auf urtümliche Ängste trifft.
Die Entwicklung des Tatort Baden-Baden
Über die Jahre und die verschiedenen Ermittler-Teams hinweg ist der Tatort Baden-Baden seinem Profil treu geblieben: Es sind weniger actionreiche Verfolgungsjagden, die im Mittelpunkt stehen, sondern vielmehr psychologisch dichte Krimis, die die Abgründe der menschlichen Seele ausloten. Von Gerbers eher klassischen, milieubestimmten Fällen der 70er über Wiegands psychologisch feinfühlige Ermittlungen der 80er bis hin zur Aufarbeitung von NS-Verbrechen bei Pflüger – stets stand die Frage nach dem „Warum“ im Vordergrund. Die Kurstadt bot dafür die perfekte Bühne: ein Ort der Repräsentation, an dem die Figuren viel zu verlieren haben und Verbrechen daher besonders konsequent vertuscht werden.
Abschluss
Entdecken Sie nun alle Folgen und tauchen Sie ein in die einzigartige Atmosphäre des Tatorts Baden-Baden, in der die Eleganz der Kurstadt und die Dunkelheit der Verbrechen eine unvergleichliche Spannung erzeugen.