Kurz und knapp – darum geht’s

Eine nächtliche Schusserei im noblen Baden-Baden: Rundfunkredakteur Dr. Reismüller wird in seiner Wohnung erschossen aufgefunden. Kommissarin Hanne Wiegand taucht ein in ein Labyrinth aus gebrochenen Herzen, doppelten Schlüsseln und einem Geständnis, das zu perfekt wirkt. Warum gesteht die verlassene Geliebte Ariane den Mord, obwohl ihre Kugel nicht tödlich traf? Und was verbirgt ihr exzentrischer Ex-Mann, der sich als Ritter in schillernder Rüstung inszeniert? Als Wiegand die Fassaden der Verdächtigen einreißt, droht die Wahrheit im Rauschen der Ätherwellen zu verschwinden …

Inhalt der Tatort-Folge „Der Mord danach“

Das Summen der Sendeanlagen hallt durch das nächtliche Funkhaus. Ariane Plessing, sonst die Königin der seidigen Stimmen, presst ihr Mikrofon wie einen Rettungsring. Nach der Sendung flieht sie durch neonbeleuchtete Flure – doch im Schatten lauert eine vertraute Silhouette. „Du hast es versprochen“, zischt eine Männerstimme, bevor ein Schlüsselbund in ihre Hand gleitet.

Kommissarin Hanne Wiegand betritt am nächsten Tag eine Welt aus Mahagoni und Lügen: In der Wohnung des Toten riecht es nach Pulver und teurem Cognac. Jutta Reismüller, die Gattin mit dem distanzierten Charme einer Eisenskulptur, berührt die Leiche ihres Mannes nicht. „Wir lebten getrennt, auch unter einem Dach“, erklärt sie, während ihr junger Liebhaber Nick Panders schweigend die Manschetten zurechtzupft. Draußen prasselt Regen gegen die Jugendstilfenster, als Wiegand die erste Ungereimtheit entdeckt: Zwei Schlüssel fehlen im Bund der Hausverwaltung.

Die Ermittlungen gleichen dem Abspulen eines Hörspiels mit zu vielen Sprechern. In Arianes Apartment hängen Theaterplakate ihres Ex-Mannes Jörg – ein Charmeur, der seine Sätze wie Bühnenmonologe drapiert. „‚Er hat sie benutzt wie ein Mikrofon‘, behauptet er über Reismüller“, notiert Wiegand, während sie das Funkhaus durchstreift. Zwischen Archivregalen voller Tonbänder stößt sie auf Kate Bollmann, die eifersüchtige Nachwuchsmoderatorin: „Er versprach mir die Prime-Time – jetzt liegt er da, kälter als ein ausgeschalteter Sender.“

Doch erst die Laboranalyse sprengt das sorgfältig inszenierte Drama: Das Geständnis der zitternden Ariane passt nicht zum Tatzeitpunkt. Wiegand, deren Instinkt schärfer ist als ein UKW-Signal, folgt den Echo-Spuren ins Theater. Unter grellen Scheinwerfern konfrontiert sie Jörg mit einem Tonband, das sein Alibi zerreißt. „Sie wollten doch nur spielen, oder?“, wirft sie ihm vor, als ein Donnergrollen die Kulissen erzittern lässt. Irgendwo zwischen Schein und Sein tickt eine letzte, ungehörte Wahrheit …

Hinter den Kulissen

Der Tatort „Der Mord danach“ (SWF) entstand vom 8. Mai bis 18. Juni 1984 in Baden-Baden und Karlsruhe – inklusive nächtlicher Drehs im authentischen Funkhaus des Südwestrundfunks. Karin Anselm glänzt als Kommissarin Wiegand, die mit skeptischem Blick und trockenem Humor die Fäden des Beziehungsnetzes zerpflückt. Ilona Grübel (Ariane) und Rosel Zech (Jutta Reismüller) liefern ein Duell der Blicke, das Kritiker als „Kammerspiel im Krimigewand“ lobten. Die Erstausstrahlung am 23. Juni 1985 erreichte 19,19 Millionen Zuschauer:innen (53 % Marktanteil) und etablierte die Folge als Klassiker der „Radio-Noir“-Ära. Trivia: Das entscheidende Tonband-Geräusch im Finale wurde mit einer echten 1980er-Uher-Maschine aufgenommen – Tontechniker mussten 27 Takes drehen, bis das charakteristische „Klick“ im richtigen Moment traf.

Besetzung

Kriminalhauptkommissarin Wiegand – Karin Anselm
Assistent, Herr Rolfs – Laszlo Kish
Ariane Plessing – Ilona Grübel
Jörg Plessing – Robert Atzorn
Frau Jutta Reismüller – Rosel Zech
Nick Panders – Jacques Breuer
Frau Keller – Gabriela Dossi
Kate Bollmann – Beate Jensen
Talkshowgast – Gabriel Laub
Talkshowgast – Natias Naubert

Stab

Buch – Sylvia Hoffmann
Regie – Iwan Schumacher
Kamera – Immo Rentz
Szenenbild – Jost Bednar
Kostüme – Claudia Flütsch
Ton – Karin Podeszwik
Schnitt – Gudrun Weber
Produktionsleitung – Werner Rollauer
Produktion – Peter Schulze-Rohr