Kurz und knapp – darum geht’s
Ein brutaler Mord erschüttert Hamburg: Harry Tischler, Zuhälter im homosexuellen Milieu und zugleich Privatchauffeur des angesehenen Umwelt-Staatsrats Herwart Branding, wird in seiner Wohnung erstochen aufgefunden. Für die Kommissare Stoever und Brockmöller wird der Fall noch brisanter, als Branding selbst unter mysteriösen Umständen bei einem Autounfall ums Leben kommt. Als ein anonymer Anrufer von einem terroristischen Anschlag spricht und Brandings Tochter den Ermittlern ein dunkles Familiengeheimnis offenbart, geraten die Kommissare an die Grenzen ihres Berufs…
Inhalt der Tatort-Folge „Lauf eines Todes“
Durch das nächtliche Hamburg hallt der Notruf zu einem Gewaltverbrechen. In einer als Edel-Bordell eingerichteten Wohnung liegt Harry Tischler – brutal erstochen. Die Kommissare Stoever und Brockmöller stehen vor einem Rätsel, als sie erfahren, dass das Opfer ein Doppelleben führte: Als seriöser Chauffeur des Umwelt-Staatsrats Branding bei Tag, als Zuhälter im homosexuellen Milieu bei Nacht.
Die beiden norddeutschen Ermittler ergänzen sich wie gewohnt perfekt: Während der impulsive Stoever die politische Dimension des Falls aufrollt, verfolgt der bedächtige Brockmöller eine Spur ins Rotlichtmilieu. Wie ein Spinnennetz ziehen sich die Verbindungen durch Hamburgs Unterwelt und die feine Gesellschaft. Als Branding bei einem nächtlichen Unfall mit dem Auto seiner Tochter tödlich verunglückt, verdichten sich die Schatten der Vergangenheit. Die Suche nach der Wahrheit gleicht einem Puzzle, dessen Teile nicht zueinander passen wollen.
Hinter den Kulissen
Die Tatort-Folge 227 „Lauf eines Todes“ wurde am 21. Januar 1990 im Ersten ausgestrahlt. In den Hauptrollen brillieren Manfred Krug als Paul Stoever und Charles Brauer als Peter Brockmöller in ihrem zwölften gemeinsamen Fall. Eine bemerkenswerte schauspielerische Leistung liefert auch Joachim Bliese in der Rolle des tragischen Staatsrats Branding.
Die Erstausstrahlung erwies sich als außerordentlicher Publikumserfolg: Über 16 Millionen Zuschauer verfolgten den Fall, was einem beeindruckenden Marktanteil von 55,20 Prozent entspricht. Der NDR-Tatort überzeugte besonders durch den charakteristischen flapsigen Tonfall des Ermittlerduos, der die ernste Thematik gekonnt ausbalancierte.
Beeindruckend: Die beiden Täter wurden recht früh preisgegeben. Überraschend finde ich, dass die Bildzeitung so ohne weiteres angeprangert wird; normalerweise erscheinen Firmennamen nicht im Klartext.
Der Tatort mit der Nummer 227 aus Hamburg. Die Hauptkommissare Stoever und Brockmöller ermitteln in einem heiklen Mordfall, Politik und öffentliches Interesse sind indirekt betroffen, was durch die damalige Presse der anfangenden 1990iger Jahren auch gnadenlos ausgenutzt wird. Der Fahrer eines Politikers wird in der Wohnung erstochen aufgefunden, homosexuell ist der und führt ein lukratives Doppelleben als Zuhälter im bi- und homosexuellen Milieu. Der Politiker, bieder und enthaltsam, ist erschüttert und als er auch noch von Rüstungsgeschäften innerhalb seiner Familie erfährt, gleist er aus und geht freiwillig von dannen. Dieses alles finden Stoever und Brockmöller in diesem wirklich nicht uninteressanten Tatort-Krimi heraus. Der Mörder des Homo-Zuhälters wird übrigens überführt. Gemeinsam landet er mit Brockmöller nach einer wilden Verfolgungsjagd in einem Krankenhaus und sichtlich gerührt von der guten ärztlichen Versorgung, gesteht er alles. Sehenswerter Tatort-Spielfilm mit einem mal außergewöhnlichen Thema. Regie führte der Storch und das Buch entstand durch Hirschmann.
Es gab deutlich bessere Fälle mit Manfred Krug und Charles Brauer als Stoever und Brockmöller. Am Ende bleibt ein eher lahmer Film aufgewertet durch den großartigen Manfred Krug, einem sympatischen Brauer aber sonst eher blassen Charakteren. Einige Längen muss man hier auch hinnehmen 2,3 Sterne
Was mich ein wenig stört, ist die beschriebene Wandlung des Herrn Branding vom Kapitalisten zum Umweltaktivisten, für die kein Auslöser deutlich wird. Weiter kann ich nur schlecht glauben, dass ein intelligenter, jedoch reichlich weltfremder Mensch in der Vergangenheit ein so erfolgreicher Unternehmer sein konnte. Ansonsten ein sehr überzeugender Christian Brückner (deutsche u. a. Stimme von Robert de Niro) als Bild-Reporter, dessen Zeitung von diesem Film eine kleine Breitseite bekommt. Ebenso die Grünen (offensichtlich!), die sich wegen der Wählerstimmen in dem Film Sorgen machen, dass eines ihrer Mitglieder „Gschmäckle“ haben könnte – wohlgemerkt: 1990!