Kurz und knapp – darum geht’s
Mitten in Frankfurt wird der erfolgreiche Anlageberater Konrad Bohländer von zwei vermummten Motorradfahrern vor der Alten Oper erschossen. Während Kommissar Brinkmann und sein Assistent Wegener einem mysteriösen Anruf und rätselhaften Überweisungen nachgehen, begibt sich die vom Fall abgezogene Assistentin Alice Bothe eigenmächtig nach Rüdesheim, wo sie eine abgebrannte Villa entdeckt. Ihre verdeckten Recherchen führen sie direkt in die Arme des charmanten Villenbesitzers Patrick von Dohmen – ohne zu ahnen, dass sie damit in ein tödliches Netz aus Immobilienspekulation, Betrug und Mord gerät…
Inhalt der Tatort-Folge „Eulenburg“
In der kühlen Abendluft des Frankfurter Opernplatzes hallt ein Schuss durch die Nacht. Konrad Bohländer, neuerdings auch im Showgeschäft agierender Anlageberater, sackt vor der prachtvollen Fassade der Alten Oper zusammen – erschossen von zwei vermummten Gestalten auf Motorrädern, die so schnell verschwinden, wie sie aufgetaucht sind. Nur Sekunden zuvor hatte ihn ein geheimnisvoller Anruf aus den Vorbereitungen für eine Großveranstaltung herausgerissen.
Am nächsten Morgen übernimmt Kriminalhauptkommissar Edgar Brinkmann widerwillig den Fall. Mit seinen grauen Schläfen und der stoischen Ruhe wirkt er wie ein Fels in der Brandung des hektischen Polizeiapparats. Doch als sein Vorgesetzter Dr. Marbach ihm aufträgt, seine junge Assistentin Alice Bothe vom Fall abzuziehen, weil ihr Name voreilig in der Presse auftaucht, zeigt sich Brinkmanns Schwachstelle: sein Unvermögen, gegen die Bürokratie aufzubegehren. „Es ist eben eine Weisung von oben“, murmelt er entschuldigend, während die temperamentvolle Alice ihre Wut kaum verbergen kann.
Die Wegbeschreibung und Tankquittung aus Bohländers Wagen, die sie ihrem Chef noch präsentiert, scheinen diesem keine vielversprechende Spur – für Alice aber Grund genug, auf eigene Faust loszuziehen. Wie ein einsamer Wolf folgt sie der Fährte nach Rüdesheim, zu einer alten Villa mit dem Namen „Eulenburg“, die inzwischen als Asylbewerberheim dient. Die idyllische Rheinlandschaft steht in scharfem Kontrast zu den Spannungen, die unter der Oberfläche brodeln. Ein kürzlich verübter Brandanschlag hat die Stimmung im Ort aufgeheizt wie Öl in einer Pfanne.
„Journalistin aus Frankfurt“, gibt Alice sich gegenüber der örtlichen Polizei aus und verschweigt ihre wahre Identität. Eine Entscheidung, die sie bald bereuen wird. Der Eigentümer der Villa, Patrick von Dohmen, empfängt sie mit einem Charme, der wie eine Maske wirkt – perfekt sitzend, doch mit feinen Rissen für das geschulte Auge. Er hätte Eigentumswohnungen bauen wollen, erzählt er bedauernd, doch der Denkmalschutz machte ihm einen Strich durch die Rechnung.
In Frankfurt verfolgen Brinkmann und Wegener unterdessen ein anderes Rätsel: Regelmäßige Überweisungen an einen gewissen „E. Burg“ in die Schweiz und einen mysteriösen Herrn Schmiedinger, der Bohländer angeblich sprechen wollte. Sie tappen im Dunkeln wie Blinde im Labyrinth. Ihr Besuch bei Bohländers Freundin Tex Lindström bringt sie nicht weiter – sie scheint vom Tod ihres Geliebten so unbeeindruckt wie vom Wetter.
Als Alice nach einem unwillkommenen Gespräch mit jugendlichen Motorradfahrern zu ihrem Wagen zurückkehrt, findet sie ihre Reifen zerstochen vor – wie ein Warnsignal, das sie ignoriert. Sie nimmt von Dohmens Angebot an, bei ihm zu übernachten. Die Villa verschluckt sie wie ein schlafendes Ungeheuer, während die Nacht über dem Rheintal hereinbricht.
Brinkmann wird immer unruhiger, je länger seine Assistentin verschwunden bleibt. Als ein aufgebrachter Anruf vom Leiter der Rüdesheimer Kripo eingeht, setzt er die Puzzleteile endlich zusammen: „Eulenburg“ – „E. Burg“ – die Überweisungen! Während er und Wegener hastig nach Rüdesheim aufbrechen, steht Alice einem zunehmend bedrohlichen von Dohmen gegenüber, der seine Maske fallen lässt. Eine Verfolgungsjagd mit Motorrädern nimmt ihren Lauf, bei der sich herausstellt, dass von Dohmens Schwester Claire eine der vermummten Gestalten ist. Die Wahrheit schimmert durch wie Morgenlicht am Horizont, doch ob es für Alice noch ein Morgen geben wird, steht in den Sternen…
Hinter den Kulissen
Der Tatort „Eulenburg“ ist der 16. Fall von Kriminalhauptkommissar Edgar Brinkmann, verkörpert durch Karl-Heinz von Hassel, dessen stoische Ruhe zum Markenzeichen der Frankfurter Tatort-Reihe geworden ist. An seiner Seite ermitteln Günter Waidacher als Robert Wegener und Anna Thalbach, die mit ihrer energiegeladenen Darstellung der Alice Bothe frischen Wind in das Ermittlerteam bringt. Als Antagonist brilliert Thomas Heinze in der Rolle des Patrick von Dohmen – ein Charmebolzen mit dunkler Seite.
Gedreht wurde die Produktion des Hessischen Rundfunks in der Mainmetropole Frankfurt, dem malerischen Weinort Rüdesheim und der umgebenden Rheinlandschaft. Die Regisseurin Sylvia Hoffmann, die bereits mehrere Brinkmann-Krimis inszeniert hatte, zeichnete bei dieser Folge erstmals auch für das Drehbuch verantwortlich.
Bei der Erstausstrahlung am 2. März 1997 erreichte der Film mit 7,24 Millionen Zuschauern einen Marktanteil von 21,0 Prozent für Das Erste. Kritiker lobten besonders die schauspielerischen Leistungen von Anna Thalbach und Thomas Heinze, während die Handlung teilweise als „zerfahren“ bezeichnet wurde. Das lebendige Lokalkolorit des Rheingaus fand hingegen viel Anklang bei den Zuschauern. Bis heute gilt „Eulenburg“ als ein Tatort, der mit seiner Thematik von Immobilienspekulation, Fremdenfeindlichkeit und dem Gegensatz zwischen Großstadt und ländlicher Idylle einen interessanten Einblick in die gesellschaftlichen Spannungen der 1990er Jahre bietet.
Besetzung
Kommissar Brinkmann – Karl-Heinz von Hassel
Robert Wegener, Assistent – Günter Waidacher
Alice Bothe, Assistentin – Anna Thalbach
Claire von Dohmen – Daniela Lunkewitz
Patrick von Dohmen – Thomas Heinze
Tex Lindström – Anouschka Renzi
Vera – Karina Marmann
Nico Lindström – Ivan Desny
Oertel – Walter Renneisen
Bohländer – Wilfried Hochholdinger
Stab
Drehbuch – Sylvia Hoffman
Regie – Sylvia Hoffman
Ausstattung – Jörn Pabel
Kamera – Armin Alker
Musik – Haas und Sattler
Der Tatort mit der Nummer 353 aus Frankfurt mit Hauptkommissar Brinkmann, der mit der Fliege und dem steifen Gang, Kommissar Wegener und Kommissarin Bothe, die, die nichts machen soll. Kein sehr spannender Tatort-Fernsehfilm aus dem Jahr 1997, aber solide gedreht und interessant zu schauen. Es geht um einen großen Bau-/Versicherungsbetrug und um das Beseitigen eines Mitwissers. Da das denkmalgeschützte Haus zur Zeit als Asylantenburg genutzt wird, können die Betrüger und Mörder anfangs geschickt einen fremdenfeindlichen Hintergrund zur Verdeckung ihrer wahren Absichten vorschieben. Hauptkommissar Brinkmann, schafft es Licht in den Fall durch akribische Polizeiarbeit zu bringen und setzt Puzzleteilchen für Puzzleteilchen zusammen um die Täter dingfest machen zu können. Sehens- und wiederholungswert.
What I learned from this TO: don’t go to Rüdesheim! It must be a very creepy and corrupt little town.
Brinkmann is in a very bad mood here.
@Dirk: I found the part where Alice Bothe walks around Rüdesheim very „spannend“. But the actress has to yet learn how to run and look scared. She doesn’t really run for the motorcycles and she doesn’t look scared at all.
Teilweise recht wirr ohne wirklich voran zu kommen. Brinkmann ist generell nicht so mein Fall.
Ich habe lange darauf gewartet diesen Tatort mal zu sehen. Tja… Brinkmann wirkt irgendwie gelangweilt. Der ganze Fall plätschert so dahin und die Optik erinnert an „Rote Rosen“ Soaps. Überhaupt nicht mein Fall gewesen.