Kurz und knapp – darum geht’s

Bei einem Banküberfall in Berlin verschwindet die Beute von 850.000 DM auf mysteriöse Weise: Statt in den Händen der Bankräuber landen die prall gefüllten Geldkoffer beim unscheinbaren Kassierer Schubart, der sie heimlich gegen leere austauscht. Als einer der Räuber tot in der Spree gefunden wird, müssen die Kommissare Roiter und Zorowski ein kompliziertes Netz aus Täuschung, Verdacht und unerwarteter Liebe entwirren. Als die Schlinge sich um Schubart und seine Kollegin Schneider zu ziehen beginnt, stehen die Ermittler vor einem ungewöhnlichen Showdown, bei dem es für alle Beteiligten um alles geht – Geld oder Leben.

Inhalt der Tatort-Folge „Geld oder Leben“

Grauer Alltag in einer Berliner Bankfiliale: Durch die großen Fensterscheiben fällt das fahle Licht eines Herbstmorgens, als plötzlich das monotone Klicken der Tastatur und das gedämpfte Gemurmel der Kunden von Schreien und einem Schuss zerrissen wird. Ein perfekt geplanter Überfall während der Geldlieferung endet im Chaos – ein Kurier tot, Bankräuber auf der Flucht, und niemand ahnt, dass der unscheinbare Kassierer Schubart die prall gefüllten Koffer längst gegen leere ausgetauscht hat.

Kommissar Ernst Roiter betrachtet mit müden Augen den Tatort. In seiner abgenutzten Lederjacke und mit dem markanten Gesicht wirkt er wie ein Relikt aus einer anderen Zeit, das in den Nachwende-Jahren Berlins nicht recht heimisch werden will. Sein jüngerer Kollege Zorowski, stets bemüht, alles richtig zu machen, dokumentiert akribisch die Zeugenaussagen. Das ungleiche Ermittlerduo erkennt schnell: Diese Geschichte ist verzwickter als sie zunächst scheint – besonders als am nächsten Morgen eine Leiche aus der Spree gefischt wird.

Die Fahndung nach den Tätern und dem Geld gleicht der Suche nach der berühmten Nadel im Heuhaufen des wiedervereinigten Berlins, einer Stadt, in der alte und neue Strukturen noch um ihre Plätze ringen. Währenddessen bahnt sich in der Bankfiliale ein ungewöhnliches Katz-und-Maus-Spiel an: Die attraktive Bankangestellte Schneider beginnt plötzlich, dem grauen Mäuschen Schubart Avancen zu machen. „Kommst du mit ins Theater heute Abend?“, fragt sie mit einem Lächeln, das mehr verbirgt als offenbart. Was keiner von beiden weiß: Roiter sitzt zufällig im selben Theatersaal und beobachtet das merkwürdige Paar mit wachsendem Misstrauen.

Im Dämmerlicht seines Apartments steht Schubart vor dem Versteck mit dem Geld, während draußen das Rauschen der Spree wie ein beständiges Warnrauschen an sein Fenster dringt. Er weiß, dass die Bankräuber zurückkommen werden. Und tatsächlich: Das nächtliche Klingeln an seiner Tür ist erst der Auftakt zu einer Kette von Ereignissen, die in einem verlassenen Parkhaus ihren dramatischen Höhepunkt finden werden.

Hinter den Kulissen

„Geld oder Leben“ ist der siebte Fall des Berliner Ermittlerduos Roiter und Zorowski und wurde vom Sender Freies Berlin (SFB) produziert. Gedreht wurde der Film im Frühjahr 1997 ausschließlich an Originalschauplätzen in Berlin, wobei besonders die Kulissen im damals noch vom Umbruch geprägten ehemaligen Ost-Berlin authentische Einblicke in die Nachwendezeit vermitteln.

In den Hauptrollen sind Winfried Glatzeder als Kommissar Ernst Roiter und Robinson Reichel als sein Kollege Zorowski zu sehen. Gerd Warmeling überzeugt in der Rolle des unscheinbaren Bankkassierers Schubart, der unverhofft zum Dieb und Mörder wird. Die Besetzungsliste wird komplettiert durch Barbara Rudnik als verführerische Bankangestellte Schneider und Otto Mellies als dubioser Bankdirektor Steinhoff.

Bei seiner Erstausstrahlung am 7. September 1997 erreichte der Film 7,35 Millionen Zuschauer, was einem Marktanteil von 22,06 % entsprach. Dennoch wurde die Tatort-Reihe mit Winfried Glatzeder später selten wiederholt – ein Umstand, der diese Folge zu einer echten Rarität in der Tatort-Geschichte macht.

Bemerkenswert ist die für die damalige Zeit ungewöhnliche Produktionstechnik: Anders als andere Tatort-Produktionen dieser Ära wurde „Geld oder Leben“ nicht auf herkömmlichem Filmmaterial, sondern mit Betacam-Videokameras aufgezeichnet. Diese Technik verlieh dem Film eine besondere Videoclip-Ästhetik, die von Kritikern kontrovers diskutiert wurde. Regie und Drehbuch lagen in den Händen von Berno Kürten, der bereits mit „Der Vamp im Schlafrock“ Aufmerksamkeit erregt hatte.

Besetzung

Hauptkommissar Ernst Roiter – Winfried Glatzeder
Michael Zorowski – Robinson Reichel
Schubert – Gerd Wameling
Fräulein Schneider-Inga Busch
Steinhoff – Peter Fritz
Schwandtke – Brigitte Hanelt
Schmidtke – Udo Heiland
Chef Safeway – Anton Rattinger
u.a.

Stab

Regie – Berno Kürten
Buch – Berno Kürten
Kamera – Michael Wiesweg
Schnitt – Kerstin Kexel
Musik – Rainer Lingk
Produktion – SFB