Kurz und knapp – darum geht’s
Frankfurt wird von einer Serie brutaler Morde erschüttert: Ein Heckenschütze tötet gezielt erfolgreiche Geschäftsmänner und einen Pfarrer – allesamt langjährige Freunde. Hauptkommissar Edgar Brinkmann kann den psychisch labilen Täter Jan Giese zwar fassen, doch diesem gelingt die Flucht aus der Untersuchungshaft. Als die Ermittlungen eine Verbindung zu einer mysteriösen Sekte und einem dunklen Geheimnis aus der Vergangenheit offenbaren, beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, denn Jan hat bereits sein viertes Opfer im Visier …
Inhalt der Tatort-Folge „Der Heckenschütze“
Champagnerkorken knallen, Gläser klirren, während der erfolgreiche Architekt Olaf Lasen inmitten seiner Mitarbeiter den Gewinn eines internationalen Preises feiert. Durch die großen Fensterscheiben fällt das kalte Licht eines Winterabends auf die ausgelassene Gesellschaft. Niemand bemerkt den Schatten draußen – bis der Knall eines Schusses die Feierlichkeiten jäh beendet und Lasen leblos zu Boden sinkt.
Hauptkommissar Edgar Brinkmann betrachtet am nächsten Morgen nachdenklich die Spurensicherung am Tatort. Der erfahrene Ermittler spürt, dass dies erst der Anfang ist. Seine Vorahnung bestätigt sich, als nur 24 Stunden später der Unternehmer Heiner Kolbe niedergeschossen wird – ein langjähriger Freund des ersten Opfers. Anders als Lasen überlebt Kolbe schwer verletzt und gelähmt.
„Irgendwas verbindet diese Männer“, murmelt Brinkmann seinem Assistenten Wegner zu, während sie auf der Trauerfeier für Lasen in einer der Frankfurter Kirchen sitzen. Die düstere Atmosphäre des Gotteshauses, das gedämpfte Licht und der Geruch von Weihrauch scheinen Brinkmanns Gefühl zu verstärken, dass mehr hinter den Anschlägen steckt als bloße Zufälle. Sein Instinkt trügt ihn nicht: Mitten in seiner Trauerpredigt wird Pfarrer Gero Herkel, der dritte im Bunde der alten Freunde, vom Heckenschützen von der Empore aus erschossen.
In der plötzlich ausbrechenden Panik können Brinkmann und Wegner den Täter verfolgen und festnehmen – einen blassen jungen Mann namens Jan Giese, der jede Aussage verweigert und dessen Blick von einer seltsamen Leere zeugt. „Warum tut er das?“, fragt sich Brinkmann, während er den Verhafteten beobachtet. Doch bevor sie Antworten bekommen, entkommt Jan während einer psychiatrischen Untersuchung.
Die Ermittlungen führen Brinkmann in ein kompliziertes Familiendrama: Jan ist das uneheliche Kind von Hanna Giese, die seit Jahren einer mysteriösen Sekte angehört. „Die Auserwählten des Jüngsten Gerichts“ leben abgeschottet auf einem Schloss unter der Führung des charismatischen Sirach, der seine Anhänger wie in einem Gefängnis hält. Jan wurde als Baby von seiner Tante Lisa und deren Mann adoptiert – ein schweres Los für den Jungen, der nie wirklich dazugehörte.
Die Suche nach dem Motiv gleicht einem Puzzle, dessen Teile nicht zusammenpassen wollen. Brinkmann stößt auf einen alten Campingausflug am See vor 18 Jahren, an dem alle Opfer teilnahmen. Was ist damals geschehen? Die Antwort liegt vergraben in einer Geschichte von Vergewaltigung, Vertuschung und Verrat, die über all die Jahre im Verborgenen blieb.
Als Brinkmann in Jans Zimmer einen Hinweis auf ein viertes potenzielles Opfer – einen gewissen K. Schröder – findet, beginnt ein verzweifelter Wettlauf gegen die Zeit. Der Frankfurter Fahnder muss nicht nur Jan aufspüren, sondern auch die Wahrheit hinter dem düsteren Geheimnis aufdecken, das die drei Freunde bis in den Tod verbunden hat…
Hinter den Kulissen
„Der Heckenschütze“ ist der 21. Fall für den Frankfurter Hauptkommissar Edgar Brinkmann, gespielt von Karl-Heinz von Hassel, und zugleich die 405. Folge der Tatort-Reihe. Die vom Hessischen Rundfunk (HR) produzierte Episode wurde unter der Regie von Heinz Schirk gedreht, der zwischen 1971 und 1999 insgesamt zwölf Tatort-Folgen inszenierte. Schirk brachte dabei seine Erfahrung aus anderen Krimi-Produktionen ein – unter anderem hatte er 1986 die erste Staffel der erfolgreichen Serie „Liebling Kreuzberg“ mit Manfred Krug in Szene gesetzt.
Die Erstausstrahlung am 7. Februar 1999 im Ersten Programm der ARD erreichte beachtliche 8,19 Millionen Zuschauer, was einem Marktanteil von 22,02 Prozent entsprach. In der Rolle des jungen Täters Jan Giese ist Marek Harloff zu sehen, der mit seiner intensiven Darstellung eines psychisch zerrütteten jungen Mannes überzeugt.
Die Rezeption des Films fiel durchaus unterschiedlich aus. Während die einen die komplexe Geschichte um Sektenwahn, Schuld und Vergeltung lobten, kritisierten andere das Drehbuch als zu konstruiert. Einige Stimmen merkten an, dass von Hassel als dienstältester Tatort-Kommissar in dieser Folge etwas müde wirke – was möglicherweise bereits auf das nahende Ende seiner Ära als Brinkmann hindeutete. Der Fall „Der Heckenschütze“ steht mit seinem düsteren Thema und der Verbindung von persönlichem Rachefeldzug und Sektenthematik für die thematische Vielfalt, die die Tatort-Reihe Ende der 1990er Jahre prägte.
Besetzung
Kommissar Brinkmann – Karl-Heinz von Hassel
Robert Wegener – Martin May
Lisa Giese – Erika Skrotzi
Markus Giese – Oliver Bröcker
Hanna – Anke Sevenich
Helmut Giese – Roland Nitschke
Anna Lasen – Katharina Schubert
Olaf Lasen – Manfred Molitorisz
Doris Kolbe – Carol Oppermann
Heiner Kolbe – Hans-Georg Panczak
Sirach – Walter Renneisen
Gero Henkel – Andreas Mach
Karsten Schröder – Karl-Friedrich Praetorius
Emmi Saalmann – Elisabeth Endriss
Karla Giese – Charlotte Asendorf
Jan Giese – Marek Harloff
Stab
Drehbuch – Heinz Schirk
Regie – Heinz Schirk
Kamera – Werner Hoffmann
Ausstattung – Klaus Wischmann
Musik – Jochen Schmidt-Hambrock
Bilder: HR/Andrea Enderlein
geil
Wirklich Klasse! Leider gibt es kaum noch Tatort Folgen mit so guten Drehbüchern und Darstellern. Besonders die früheren Kommissare konnten überzeugen in ihren Rollen: Klaus Schwarzkopf, Manfred Krug, Gustl Bayrhammer, Götz George, Karl-Heinz von Hassel u.v.m. (zu viele um alle aufzuzählen) – alles ausgezeichnete Schauspieler.
Viele der heutigen Folgen sind hirnverbrannter Schund, z.B. der Tatort aus Dortmund – ein dilettantischer Abklatsch der guten englischen TV Serie „Sherlock“.
So, das mußte mal gesagt werden!
Solche Tatorte will ich mehr
Ein hervorragender Tatort. Zwar etwas vorhersehbar und ein wenig unglaubwürdig, aber absolut sehenswert. *Link zu Vidoportal gelöscht*
Der Tatort Nummer 405 aus Frankfurt mit Hauptkommissar Brinkmann, der mit der Fliege. Ermittelt wird in einem anfänglichen Fall von Serienmorde, die sich, nach und nach, als ein, sich aufgrund eines schweren Verbrechens begangener Tat, Rachefeldzug entpuppte, an den wiederum mehrere Personen beteiligt gewesen waren. Eine ähnliche Szenerie gab es schon in anderen Tatort-Filme, aber dieser ist irgendwie anders. Heinz Schirk führte nicht nur Regie, nein er war auch für das Drehbuch verantwortlich. Und Emmi Saalmann spielte Elisabeth Endriss.
This film is like a Zusammenfassung with elements from the first 400 Tatorts. The first 15 minutes you’re watching the usual family drama you have seen so many times. There is business, money, adultery and a murder. Then it turns into a story about a serial killer. When the killer is caught it becomes a story about a family with a secret and a child who isn’t their child. Than it changes into a story about a woman escaping from a sect and its tyrannical leader. Then it almost becomes horror with a mad artist, a Dobermann and a gun. Than it becomes a mystery about something that happened 18 years ago. It all ends with a chase and suicide. And we know when a TO ends with a suicide it means that the Kommissar had no part in it at all. It all happened without him.
Ein wirklich tragischer Brinkmann Krimi. Tolle Darsteller und gutes Drehbuch. Entspannende 90 min garantiert