Kurz und knapp – darum geht’s
Ein französischer Frachter mit Hilfsgütern sinkt vor der Küste Marseilles, kurz darauf wird der Chef der verantwortlichen Hilfsorganisation, Prof. Windecker, mit einem Golfschläger erschlagen auf dem Golfplatz aufgefunden. Hauptkommissar Edgar Brinkmann entdeckt, dass sich hinter dem öffentlichen Image des angesehenen Geschäftsmannes ein zynischer, menschenverachtender Charakter verbirgt, verstrickt in ein Netz aus familiären Intrigen und Versicherungsbetrug. Als die Ermittlungen Brinkmann auf eigene Faust nach Marseille führen, begibt sich der Kommissar in seinem letzten Fall in Lebensgefahr, während er zwischen Gerechtigkeit und Menschlichkeit entscheiden muss…
Inhalt der Tatort-Folge „Havarie“
Regungslos sitzt Edgar Brinkmann an seinem Schreibtisch und betrachtet nachdenklich die Fliege in seiner Hand, die seit 15 Jahren sein Markenzeichen ist. Kurz vor seiner Pensionierung will er keine halben Sachen machen – nicht ahnen kann er, dass sein letzter Fall ihn weit über Frankfurt hinausführen wird. Der Anruf seines Assistenten Robert Wegener reißt ihn aus seinen Gedanken: Auf einem noblen Golfplatz wurde eine Leiche gefunden. Prof. Windecker, Chef der Hilfsorganisation „Family of Man“, erschlagen mit einem Golfschläger.
Der Tatort offenbart sich im gleißenden Licht der Frühlingssonne, die unbarmherzig auf den teuren Rasen brennt. Kein Ort für Armut und Elend, denkt Brinkmann – und doch soll das Opfer sein Leben der Bekämpfung ebendieser Übel gewidmet haben. „Manchmal ist das Offensichtliche nur eine glänzende Oberfläche, unter der die Wahrheit verborgen liegt“, murmelt Brinkmann, während er die ersten Zeugen befragt.
Die Ermittlungen führen zunächst ins herrschaftliche Anwesen der Windeckers, wo Brinkmann auf eine apathische, depressive Ehefrau trifft. Amelie Windecker sitzt wie versteinert in einem Zimmer voller Prunk, das dennoch kalt und leblos wirkt. Die Hausangestellte flüstert dem Kommissar zu, dass ihre Herrin selten das Haus verlässt und häufig zu tief ins Glas schaut. Brinkmann, der selbst die Einsamkeit kennt, sieht hinter der Fassade des Hauses eine zerbrochene Familie.
„Den General gibt es nicht“, behauptet Windeckers Geschäftspartner Dr. Kemmer, als Brinkmann nach dem Oberbefehlshaber der Unternehmensstruktur fragt. Doch die Spuren verdichten sich: Ein gesunkenes Schiff mit Hilfsgütern, das mit 15 Millionen DM versichert war, ein plötzlich aufgetauchter alter Freund des Toten namens Löwberg, der scheinbar eine Verbindung zu Amelie Windecker hat, und ein Sohn, der seinen Vater hasste – die Ermittlungen gleichen einem Labyrinth aus Täuschungen und Verletzungen.
Die Wendung im Fall kommt, als Dr. Kemmer, der zweite Mann der Organisation, tot im Fahrstuhlschacht eines Rohbaus aufgefunden wird. Die Spuren führen nach Marseille, wohin Amelie Windecker mit Löwberg geflohen ist. Wie ein einsamer Wolf in fremdem Revier bewegt sich Brinkmann durch die engen Gassen der französischen Hafenstadt, wo das Rauschen des Meeres die Geheimnisse vergangener Verbrechen zu bewahren scheint. Das südfranzösische Licht, grell und unbarmherzig, enthüllt eine neue Wahrheit: Hinter dem gesunkenen Schiff steckt ein Versicherungsbetrug, und die Hintermänner sind nun hinter Brinkmann her.
In einem nervenaufreibenden Katz-und-Maus-Spiel entgeht der Kommissar knapp zwei Mordanschlägen. Die Verfolger sind ihm dicht auf den Fersen, während er versucht, das Puzzle um Windeckers Tod zusammenzusetzen. Mit jedem Schritt durch die sonnenverbrannten Straßen Marseilles nähert sich Brinkmann nicht nur der Wahrheit, sondern auch einer moralischen Entscheidung, die am Ende seiner Karriere steht…
Hinter den Kulissen
„Havarie“ markiert das Ende einer Ära: Nach 28 Fällen in 15 Dienstjahren verabschiedete sich Karl-Heinz von Hassel mit dieser 480. Tatort-Folge von seiner Rolle als Kriminalhauptkommissar Edgar Brinkmann. Der „Mann mit der Fliege“ gehörte zu den prägenden Ermittlerfiguren des Hessischen Rundfunks und war bei den Zuschauern für seine distinguierte Art und seine besonnen-analytische Ermittlungsarbeit beliebt.
Gedreht wurde der Film in Frankfurt am Main und in Marseille, wobei besonders die Kontraste zwischen der geordneten deutschen Bankenmetropole und den verwinkelt-chaotischen Gassen der französischen Hafenstadt filmisch genutzt wurden. Regisseurin Sylvia Hoffmann, die auch das Drehbuch verfasste, setzte mit „Havarie“ bereits zum wiederholten Mal einen Brinkmann-Tatort in Szene und sorgte für einen würdigen Abschied des Kommissars.
Neben Karl-Heinz von Hassel als Brinkmann und Günter Waidacher als sein Assistent Robert Wegener überzeugte vor allem Daniela Ziegler in der Rolle der gebrochenen Amelie Windecker. Stephan Kampwirth spielte den verbitterten Sohn Max. Die dramatische Filmmusik wurde eigens von Robert Sattler für diesen Tatort komponiert und unterstützt atmosphärisch die zunehmende Bedrohung, der sich Brinkmann in seinem letzten Fall ausgesetzt sieht.
Bei der Erstausstrahlung am 16. September 2001 erreichte „Havarie“ für Das Erste einen Marktanteil von 19,70 Prozent und wurde in Deutschland von 6,52 Millionen Zuschauern gesehen – ein würdiger Abschied für den beliebten Kommissar. Nach der Ausstrahlung kursierten unter Fans Theorien, dass Brinkmanns letzter Fall bewusst als moralisches Dilemma konzipiert wurde, um zu zeigen, dass der Kommissar auch nach Jahren im Dienst nicht abgestumpft war, sondern Gerechtigkeit und Menschlichkeit abwägen konnte – eine Eigenschaft, die von Hassels Interpretation der Figur stets auszeichnete.
Besetzung
Kommissar Brinkmann – Karl-Heinz von Hassel
Assistent – Günter Waidacher
Tatjana – Jessica Stockmann
Amelie – Daniela Ziegler
Helga Mirsch – Renate Becker
Max – Stephan Kampwirth
Löwberg – Manfred Zapatka
Dr. Kemmer – Alexander Radzun
Windecker – Hans Peter Hallwachs
Ältere Dame/Hilde – Monika Hohn
Stab
Musik – Robert Sattler
Regie – Sylvia Hoffman
Kamera – Peter Hoffmann
Szenenbild – Klaus Wischmann
Buch – Sylvia Hoffman
Bilder: HR/Jacquelin Krause-Burberg
Brinckmann ist bekannt für sein etwas steifes Auftreten . Aber hier…. Anfangs so steif und humorlos, so schlecht gespielt und so verkrampft!! Und da passt er sich ja offensichtlch nur an die Wünsche der Regie an . Unglaublich. Wer hat denn hier Regie gefüht? Kontrast dann in Marseille, wo Brinckmann wirklich gut werden darf/kann. Aber wiegt das den ermüdend schlechten Rest auf?
Wünsche mir bessere Brinkmanns!!!!
Der Tatort Nummer 480 aus Frankfurt. Hauptkommissar Brinkmanns letzter Fall und nicht gerade sein bester. Es geht um Geld, viel Geld. Ein Frachter ist havariert, das Ganze ist nicht sauber gelaufen. Dann geschieht ein Mord. Für Mord ist nun einmal Brinkmann zu ständig, auch wenn kurz vor der Pension stehend. Die hätte er noch fast verpasst, musste zwei !! Mordanschläge über sich ergehen lassen um dann, quasi als Abschiedsgeschenk, den Mörder laufen zu lassen. Wie großzügig. Nein, das war nicht Hauptkommissar Brinkmann so wie ich ihn kenne und gesehen habe. Das war ein nach Drehbuch agierender und etwas daneben wirkender Brinkmann. Trotz guter und bekannter Schauspieler ein sehr mäßiger Tatort-Fernsehfilm, welchen man eigentlich nur als wirklich eingefleischter Brinkmann Fan dreimal sehen möchte. Ehrlich.
Ziemlich lahmer Abschied. Aber leider waren ja die meisten Fälle von Brinkmann ziemlich steif und altbackend. Schöne Aufnahmen aus Marseille hauen das auch nicht raus