Kurz und knapp – darum geht’s
Nach einer durchzechten Nacht wacht Kommissar Stedefreund mit schwerem Kopf auf und stellt fest, dass sein alter Freund Peer Förden spurlos verschwunden ist – ebenso wie die junge afrikanische Frau, die sie beide am Abend zuvor kennengelernt hatten. In Peers Wohnung entdeckt Stedefreund beunruhigende Blutspuren und alarmiert sofort seine Kollegin Inga Lürsen, um gemeinsam nach dem Vermissten zu suchen. Als die Ermittlungen die Kommissare zu einer verhängnisvollen Frontex-Mission im Mittelmeer führen, bei der ein Flüchtlingsboot versenkt wurde, beginnen sie zu ahnen, dass der Fall weit über ein gewöhnliches Verbrechen hinausgeht und möglicherweise eine internationale Vertuschungsaktion aufzudecken droht…
Inhalt der Tatort-Folge „Der illegale Tod“
Mit pochendem Schädel und verschwommenem Blick tastet sich Kommissar Nils Stedefreund durch die stille Wohnung seines alten Freundes Peer Förden. Das grelle Morgenlicht, das durch die halb geöffneten Jalousien fällt, lässt ihn zusammenzucken – die Nachwirkungen einer wild durchzechten Nacht. Doch was zunächst wie ein gewöhnlicher Kater erscheint, verwandelt sich schnell in einen Albtraum: Von Peer fehlt jede Spur, und der dunkle Blutfleck auf dem Boden lässt nichts Gutes ahnen.
Für Hauptkommissarin Inga Lürsen kommt der verzweifelte Anruf ihres Kollegen zur Unzeit. Die erfahrene Ermittlerin steckt mitten in einem angespannten Konflikt mit ihrer Tochter Helen Reinders, die gerade befördert wurde und nun als Kommissarin vom Dienst mit ihrer Mutter zusammenarbeiten muss – eine Konstellation, die für familiäre Spannungen sorgt. „Warst du eigentlich jemals stolz auf mich?“, fragt Helen ihre Mutter in einem seltenen Moment der Verletzlichkeit, der Lürsen sprachlos zurücklässt.
Trotz dieser persönlichen Belastung stürzt sich Lürsen in die Ermittlungen. Die erste Spur führt zu Amali Agbedra, einer Asylbewerberin aus Togo, die Stedefreund und Peer in jener verhängnisvollen Nacht kennengelernt hatten. Die Suche nach ihr erweist sich wie die sprichwörtliche Suche nach der Nadel im Heuhaufen – doch bald stellt sich heraus, dass Amalis Auftauchen kein Zufall war. Sie scheint Peer und seine Kollegen von der Wasserschutzpolizei systematisch beobachtet zu haben.
Der Fall führt die Bremer Ermittler in die düstere Welt der europäischen Grenzpolitik. Zwischen anonymen Containerterminals und trostlosen Hafengebäuden, wo der kalte Wind vom Meer die Geräusche der Stadt dämpft, lüften Lürsen und Stedefreund nach und nach ein Geheimnis, das die Beteiligten lieber im Verborgenen halten würden: Peer Förden war zusammen mit den Wasserschutzpolizisten Elena Janson, Klaus Kastner und Robert Böhm an einer Frontex-Mission im Mittelmeer beteiligt, die in einer Tragödie endete.
„Frontex – das klingt wie ein Insektenvertilgungsmittel!“, kommentiert Lürsen bissig, als sie erfährt, dass der EU-Grenzschutz bei einem Einsatz namens „Goldenes Vlies“ den Untergang eines Flüchtlingsbootes mitverantwortet hat. Während die vier Beamten versuchen, den Vorfall zu vertuschen, zerbricht einer von ihnen fast an der Last: Klaus Kastner versinkt zunehmend in Depression und Selbstzweifel, sein ohnehin fragiles seelisches Gleichgewicht droht vollends zu kippen. Die Erinnerungen an das Mittelmeer verfolgen ihn wie Schatten, die sich bei Nacht verlängern und verdunkeln.
Die Ermittlungen werden zunehmend behindert, als Frontex-Chef Rupert Farr auf den Plan tritt und seine schützende Hand über die Behörde hält. Doch Lürsen ist nicht bereit, sich einschüchtern zu lassen – ihre Fähigkeit zur Empörung ist keineswegs abhandengekommen, wie sie ihrer Tochter heftig entgegenschleudert. Die altgediente Kommissarin, sonst eher besonnen, gerät in solche Wut, dass bei einer Konfrontation sogar die Nase eines Politikers zu Bruch geht.
Während die Suchaktionen weiterlaufen, verdichten sich die Hinweise, dass zwischen Amali Agbedra und dem verschwundenen Peer Förden eine Verbindung besteht, die über eine zufällige Begegnung weit hinausgeht. Die Frage, ob hier tatsächlich Rache im Spiel ist oder ob hinter dem Verschwinden ein ganz anderes Motiv steckt, führt die Ermittler immer tiefer in ein Netz aus Schuld, Verantwortung und verdrängten Wahrheiten…
Hinter den Kulissen
Der Fernsehfilm „Der illegale Tod“ ist die 801. Folge der Krimireihe Tatort und wurde von Radio Bremen produziert. Die Dreharbeiten fanden vom 21. September bis zum 21. Oktober 2010 in Bremerhaven und Bremen statt, wobei insbesondere die Überseestadt und Gegenden rund um den Flughafen als Kulisse dienten.
In ihrem 19. gemeinsamen Fall seit 2001 ermitteln Sabine Postel als Hauptkommissarin Inga Lürsen und Oliver Mommsen als Nils Stedefreund. In weiteren Rollen sind Michael Pink als Peer Förden und Florence Kasumba als Amali Agbedra zu sehen. Zum Ensemble gehören auch Ulrike C. Tscharre, Arnd Klawitter und Daniel Lommatzsch als Wasserschutzpolizisten sowie Camilla Renschke als Lürsens Tochter Helen Reinders.
Die Erstausstrahlung im Ersten am 15. Mai 2011 verfolgten 8,23 Millionen Zuschauer, was einem beachtlichen Marktanteil von 23,6 Prozent entsprach. In der werberelevanten Zielgruppe schauten 2,85 Millionen Zuschauer zu, der Marktanteil betrug hier 19,8 Prozent.
Das Drehbuch von Christian Jeltsch, der bereits mehrere brisante Tatort-Folgen für Radio Bremen entwickelt hatte, entstand in Zusammenarbeit mit der Münchener Gruppe „frontexwatch“ und basiert auf einem ähnlichen Fall mit einem griechischen Schiff. Der Film greift die hochaktuelle Thematik der Flüchtlinge und illegalen Einwanderung nach Europa über das Mittelmeer auf – ein Thema, das durch die späteren Ereignisse vor Lampedusa eine ungeahnte und tragische Aktualität erhielt. In einem Interview erklärte Jeltsch: „Durch lokale Konflikte, Hunger, die weltweite Rohstoffgier und verfehlte Agrar- und Entwicklungspolitik wird sich das Problem verschärfen. Die Industrienationen verhalten sich wie kleine Kinder beim Versteckenspielen: Hand vor die Augen und glauben, man sieht sie nicht.“
Die Kritiken zum Film fielen gemischt aus: Während Moviepilot positiv urteilte und meinte, dass die „Story überzeugte“, stellte Niels Kruse auf Stern.de fest, dass die Folge wieder ein „typischer Bremer Tatort aus der alten Gutmenschenschule“ sei, „politische Botschaft inklusive“, dem jedoch „ein hochemotionaler und spannender Tatort gelungen“ sei.
Hallo Gudrun,
du scheinst Recht zu haben. Eine Programmzeitschrift schreibt zum Tatort: …“ Die schon vom Start weg unglaubwürdige, am Ende heillos verworrene Story wird dadurch nicht geschmeidiger. „…
Na da erwartet uns ja noch etwas heute Abend.
Also ich habe schon bessere Drehbücher aus Bremen gesehen,
so richtig vom Hocker hat mich dieser Tatort nicht gehauen.
Ja Leute, es ging um Frontex, EU-Grenzen, afrikanische Flüchtlinge – da muss dann wohl irgendwo ein/e schwarze/r eine rolle spielen. fand die story nicht schlecht. ist nur ein etwas zu großes thema, ums auf einen bremer tatort runter zu brechen.
Guten Morgen,
schon schlechtere Tatorte gesehen.
Lürsen und Stedefreund finde ich eigentlich immer ganz amüsant.
Die Frage ist jedoch eine ganz andere. Hat Arnd Klawitter denn nun einen Vertrag, in jedem Tatort mitspielen zu dürfen?
Finde es schade, dass die Nebendarsteller so oft die selben sind.
Und wenn schon, dann gebt ihm doch wenigstens mal eine Rolle bei den „Guten“ (:
Der arm Kerl!
Schöne Woche
Ausgesprochen langweilig, dieser Tatort. Außerdem hängt mir Herr Klawitter mittlerweile zum Hals raus. Er ist weder begabt noch attraktiv genug, um ihn in JEDEM Tatort zu zeigen.
wie heißen die gespielten lieder?
Wie hieß denn nur der mehrfach eingespielte Rock- Titel mit der elegischen Melodie und markanten Stimme?
@jayjay
the wallflowers- one headlight
Grüße aus Lübeck
Es darf im deutschen TV keinen schwarzen Kriminellen geben! Das wäre Rassismus. Verbrecher müssen weiße Europäer sein!
Dieser Tatort hat mir gefallen, weil er realistisch die Situation von Asylbewerbern in unserem Land schildert und weil er außerordentlich mutig die Unmenschlichkeit der Frontex-Aktionen darstellt und angreift!
Danke an Api, super, der Titel ging mir nicht mehr aus dem Kopf, werde gleich die alte CD vorkramen.
Grüße aus Schwerin
Die Musik könnte von Lisa Gerrard, auch unter dem Namen der Gruppe – Dead Can Dance – (Verfilmungen von S.King) sein. Schau´ mal unter youtube nach. Fimmusik S.King (Der Nebel) „The Host Of Seraphim“ Einfach Wahnsinn…
Gruß
Heinz
Habe gerade erst den Anfang gesehen, gleich die Suchmaschine angeschmissen und bin hier gelandet. Würde Heinz zustimmen. So eine Stimme hat eigentlich nur Eine …
Für mich einer der besten Tatorte überhaupt. Afrikanische Asylanten waren, sind und bleiben in der EU unerwünscht. Als Reaktion auf das letzte Flüchtlingsdrama sind die Ausgaben an FRONTEX nochmals erhöht worden.
Es ist so peinlich, wenn man wie ich in Afrika mit den Ärmsten der Armen an einem Tisch sitzt und von ihnen wie selbstverständlich bewirtet wird.
Wir dagegen verklappen nur unseren hochgiftigen Sondermüll kostengünstig am Rande ihrer Dörfer – habe die Folgen bei den Menschen mit eigenen Augen gesehen.
Vielleicht ein Thema für einen Tatort.
DER ILLEGALE TOD – unbedingt ansehen!
Martin
Sehr mutig vom BR und äußerst lobenswert, dass diese Folge gerade jetzt wiederholt wird, wo Frontex auch in den Nachrichten häufiger erwähnt wird.
Der Tatort Nummer 801 aus Bremen. Die Hauptkommissarin Lürsen und der Hauptkommissar Stedefreund ermitteln in einem fiktiven Kriminalfilm, welcher im Bereich der Flüchtlingsströme im Mittelmeer handelt. Vier Beamte der Bremer Polizei sind in einem Vorfall verwickelt, welcher etliche Tote unter Flüchtlingen auf See zur Folge hat. Die einzige Überlebende des Unglücks will nur eines. Rache! Sie lässt sich nach Deutschland „versetzen“ und beginnt ihre Ermittlungen. Aber die involvierten Polizeibeamten schrecken auch vor Mord nicht zurück, um eine beim Einsatz geschehene Tat zu vertuschen. Das einzig Positive an diesen Tatort-Fernsehfilm ist, dass auf das Flüchtlingsproblem massiv hingewiesen worden ist, was wahrscheinlich auch der Grund gewesen sein dürfte, diesen eher langatmigen und mäßig spannenden Tatort zu drehen. Für mich bedingt sehenswert.
Hier wird die politisch korrekte Schwarzweißmalerei wieder einmal bis zum Überdruß durchzuexerziert, und dabei werden ausgerechnet deutsche Beamte als tiefschwarze Bösewichter mißbraucht, denen in der Realität die rotgrünen Häscher stets auf den Fersen sind, so daß in vielen Fällen nicht einmal gesetzlich vorgeschriebene und bereits im Vollzug befindliche Abschiebungen möglich sind. Realistisch wäre es gewesen, einen mutmaßlichen christlichen Rächer aus Afrika auftreten zu lassen, dessen ganze Familie bei der Überfahrt nach Europa von Moslems über Bord geworfen wurde und der das Massaker zufällig überlebt hat. Auch die Rolle der Schlepper- und Hilfsorganisationen, darunter gern auch deutsche Aktivisten, hätte den Stoff zu einem einigermaßen realistischen Krimi liefern können. Aber das paßt wohl nicht zum rotgrünen Nirwana? – Schade um die Bremer Kommissare.
Die Handlung beginnt wirr und bleibt es bis zum Schluss. Das tut auch dem Schauspiel der beteiligten nicht gut. Da fühlt sich so einiges ziemlich konstruiert an.
Interessant dürfte sein, dass sich die Beurteilung über Notwendigkeit der Grenzsicherung Europas vor Migranten gegenüber dem ziemlich moralisierenden Tenor des Films bei vielen Zuschauern nunmehr geändert haben dürfte – Muttis ‚ihr könnt alle herkommen, meine Untertanen finden das gut und zahlen die nächsten Jahrzehnte für euch‘ wird wohl nicht mehr durchgängig bei allen Bundesbürgern auf Zustimmung stoßen. Wage ich mal zu behaupten. Von verschiedenen anderen Umwälzungen mal ganz abgesehen.
Unabhängig davon kein sonderlich guter Tatort. Hier sollte ein ganz besonders ambitioniertes Drehbuch umgesetzt werden und das ging in verschiedener Hinsicht daneben. Besonders misslungen ist der Versuch, einerseits eine bedrohliche Stimmung durch Amali’s Verfolgung aufbauen zu wollen, andererseits dann aber immer wieder Familiengeplänkel auf dem Niveau einer Vorabendsendung zu präsentieren. So kommt keine Spannung und keine konsistente Atmosphäre auf. Wie so oft bei der ARD scheint die Vorgabe zu sein, dass es zu allen denkbaren Publikumsgruppen einen Verbindungsanker geben muss. Also Kompromiss und Durchwurschteln auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner.
Ich sehe gerne Tatortsendungen und sehe mir Sonntags an
Dieser Tatort sollte doch gestern gesendet worden sein, wieso taucht er nicht in der Mediathek auf? Ich habe ihn leider versäumt.😖
Ich habe die Folge leider auch versäumt. Es gibt nichts in der Mediathek!!!
Ich hätte die Folge gerne gesehen. Ich habe meinem Sohn ins Bett gebracht und bin dabei eingeschlafen. Die Folge wird selten wiederholt.
@Ralph:
Gesendet ist er gestern durchaus worden (Thema: sehr blauäugige Behandlung der ‚Mittelmeer-Flüchtlinge‘-Problematik).
Vielleicht wird er ja in den nächsten Tagen in die Mediathek gestellt (kommt manchmal vor).
@Ralph; die Folge „Der illegale Tod“ wurde jetzt in die ARD-Mediathek eingestellt; viel Vergnügen beim anschauen; es lohnt sich
Danke euch für die Infos, ich habe ihn inzwischen gesehen und vergebe⭐⭐⭐⭐. Finde ich gut, dass der mal wieder gesendet wurde, gerade jetzt, wo die braune Fraktion so heftig Stimmung gegen Migranten macht.
Die Folge wurde in die Mediathek gestellt. Ich habe sie gerade angesehen.
Ab und zu brauch man ein bisschen Glück. Ich liebe die alten Tatortfolgen, besonders die, die selten wiederholt werden, so wie diese.