Kurz und knapp – darum geht’s

Im pfälzischen 120-Seelen-Dorf Zarten werden zufällig die Kleidungsstücke des vor zwei Jahren verschwundenen rumänischen Spätaussiedlers Petru Höreth gefunden. Kriminalhauptkommissarin Lena Odenthal aus Ludwigshafen übernimmt die Ermittlungen und stößt vor Ort auf eine Mauer des Schweigens, während sie vom jungen Dorfpolizisten Stefan Tries unterstützt wird. Doch je hartnäckiger die Kommissarin nachforscht, desto deutlicher wird, dass im Zusammenhang mit einem geplanten Staudammbau fast das gesamte Dorf etwas zu verbergen hat – und als sie einer nächtlichen Versammlung in der Dorfkirche auf die Spur kommt, gerät Odenthal selbst in tödliche Gefahr…

Inhalt der Tatort-Folge „Tod im Häcksler“

Schlaflos und gestresst von ihrem Freund und der Großstadt entflieht Kommissarin Lena Odenthal in einem ausrangierten Polizei-Käfer zu den Klängen von Canned Heats „Going Up The Country“ in die Pfälzer Provinz. Den Wind im Haar, lässt sie Ludwigshafen hinter sich – nicht ahnend, welch frostige Atmosphäre sie im „pfälzisch Sibirien“ erwartet, wie der junge Dorfpolizist Stefan Tries die abgelegene Region nennt.

Im winzigen Dorf Zarten, wo die Kirchenglocken unheilvoll durch die klare Winterluft hallen und die Nächte schwarz und bedrohlich wirken, stößt Odenthal auf verschlossene Türen und verschlossene Gesichter. Die Bewohner sind misstrauisch und sprechen nur das Nötigste. Tries hingegen errötet leicht, wenn er der großstädtischen Kommissarin hilft, einen Fall zu lösen, der lange unter den dunklen Fichtenwäldern der Pfalz verborgen lag.

„Wer nicht unbedingt bleiben will, haut ab“, erklärt Tries ihr die harten Lebensbedingungen in der Gegend, während der eisige Wind durch die verlassenen Straßen fegt. Für die selbstbewusste Odenthal, erst seit kurzem im Dienst, ist es ihr dritter Fall – und der erste, der sie an die Grenzen ihrer Fähigkeiten bringt. Ihr fehlt der sonst so verlässliche Beistand ihres Kollegen Seidel, der in Ludwigshafen geblieben ist. Doch sie beißt sich durch, hartnäckig wie ein Terrier, der seine Beute nicht loslässt.

Als Odenthal in der Nacht geheimnisvollen Kirchenglocken folgt und durch ein Fenster eine konspirative Versammlung der Dorfbewohner beobachtet, wird sie hinterrücks niedergeschlagen. „Du solltest gehen“, warnt sie der katholische Pfarrer am nächsten Tag, der sich bereits weit weg hat versetzen lassen und sich hinter dem Beichtgeheimnis verschanzt. Doch die Kommissarin lässt nicht locker. Ihre Fragen zu merkwürdigen Zusammenhängen – warum hatte sich der verschwundene Höreth als einziger geweigert, sein Land für den geplanten Staudamm zu verkaufen? Warum wird sie bei weiteren Nachforschungen von den Dorfbewohnern regelrecht vertrieben?

Die Suche nach Antworten gleicht dem Versuch, durch dichten Nebel zu navigieren – jede neue Erkenntnis wirft mehr Fragen auf. Als dann noch ein Brandanschlag auf ihr improvisiertes Büro im Pfarramt verübt wird und alle Beweise vernichtet werden, wird klar: Hier schützt ein ganzes Dorf ein düsteres Geheimnis, und der Preis dafür könnte Odenthals Leben sein.

Hinter den Kulissen

Der Tatort „Tod im Häcksler“ wurde im Auftrag des Südwestfunks produziert und am 13. Oktober 1991 im Ersten ausgestrahlt. Regie führte Nico Hofmann, der später vor allem als Produzent von TV-Blockbustern wie „Der Tunnel“, „Die Sturmflut“ oder „Dresden“ bekannt wurde. Das Drehbuch schrieb er gemeinsam mit Stefan Dähnert, für den dies das erste Tatort-Buch war und der später die Figur der Konstanzer Tatort-Kommissarin Klara Blum entwickelte.

Als Drehort für das fiktive 120-Seelen-Dorf Zarten, das nördlich von Kaiserslautern in der Pfalz liegen soll, diente hauptsächlich Rudolphskirchen, ein Ortsteil von Rathskirchen in der Verbandsgemeinde Rockenhausen im Donnersbergkreis. Weitere Drehorte lagen in der Umgebung des Südwestfunk-Standortes Baden-Baden.

Neben Ulrike Folkerts als Kommissarin Lena Odenthal in ihrem dritten Fall glänzte vor allem der damals noch wenig bekannte Ben Becker als Dorfpolizist Stefan Tries. In weiteren Rollen waren Monica Bleibtreu als Dana Höreth und Rudolf Kowalski als Hühnerbauer Sprengler zu sehen. Interessant: Dietz-Werner Steck, der später als Kommissar Ernst Bienzle im Stuttgarter Tatort bekannt wurde, spielte hier den trinkfesten Vater von Tries.

Nach der Erstausstrahlung sorgte der Film für heftige Proteste aus der Pfalz wegen der Darstellung der Region als rückständig. Die Kontroverse ging so weit, dass sie sogar Gegenstand einer Debatte im Landtag Rheinland-Pfalz wurde, wo von einem „Zerrbild eines pfälzisch Sibiriens“ die Rede war. Der damalige rheinland-pfälzische Wirtschaftsminister Rainer Brüderle, der von einer „Verunglimpfung“ der Pfälzer gesprochen hatte, lud Hauptdarstellerin Ulrike Folkerts zu einer Wanderung ein, um sie von den Vorzügen der Region zu überzeugen.

Fast 30 Jahre später, im November 2019, produzierte der SWR anlässlich des 30-jährigen Dienstjubiläums von Lena Odenthal eine Fortsetzung mit dem Titel „Die Pfalz von oben“, in der Ben Becker erneut als Stefan Tries zu sehen war.

Besetzung

Kommissarin Lena Odenthal – Ulrike Folkerts
Assistent Seidel – Michael Schreiner
Dana Höreth – Monika Bleibtreu
Sprengler – Rudolf Kowalski
Hinzinger – Achim Grubel
Manfred – Steven Schubert
Gast 1 – Wolf-Dietrich Berg
Gast 2 – Hans-Georg Panczak
Mechthild – Patrizia Schwöbel
Stefan Tries – Ben Becker

Stab

Regie: Nico Hofmann
Musik: Nic Glowny
Buch: Stefan Dähnert
Kamera: Johannes Hollmann