Tatort Folge 388: Bildersturm
Erscheinungsjahr: 1998
Kommissar: Ballauf und Schenk
Ort: Tatort Köln
Bei ihren Ermittlungen in zwei Mordfällen geraten die beiden Kommissare Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) im Tatort „Bildersturm“ mitten in ein Kapitel dunkler deutscher Geschichte, das auch vor persönlicher Betroffenheit nicht halt macht.
Tatort Bildersturm – Trailer
Der Tatort „Bildersturm“ beginnt mit einem mysteriösen Mordfall: In einem Wald in der Nähe von Köln wird per Zufall eine Leiche entdeckt. Bei dem Toten handelt es sich um einen alten Mann namens Brenner, welcher als Bankier arbeitet. Getötet wurde das Opfer durch einen Schuss in den Kopf und neben dem Körper befindet sich auf dem Boden ein Bündel von verkohlten Banknoten.
Noch können sich die Kölner Ermittler Schenk und Ballauf keinen Reim auf den ungewöhnlichen Tatort machen. Viel Zeit haben sie dazu aber auch nicht, da sie zudem auch die Morddrohungen untersuchen müssen, die die Museumsleiterin Anna Klee erhält. Klee, in deren Museum gerade eine Fotoausstellung die Verbrechen der deutschen Wehrmacht während des Zweiten Weltkrieges dokumentiert, scheint im Tatort „Bildersturm“ von Unbekannten aus der rechten Szene bedroht zu werden.
Die Erschießung und die dunklen Augenblicke deutscher Geschichte berühren und schockieren die Kölner Kommissare Ballauf und Schenk. So geht es jedoch nicht jedem der Beteiligten im Tatort „Bildersturm“: Beispielsweise wünscht sich Richard, Schenks Onkel, der selbst als Soldat im Zweiten Weltkrieg gedient hat, dass die Vergangenheit endlich ruhen bleibt. Doch ruhen lassen können die zwei Fahnder den Fall nicht, was ziemlich schnell deutlich wird, als es zu einem zweiten mysteriösen Mord kommt. Das Opfer ist ein anderes, der Rentner Waldman, doch die Todesumstände sind gleich: Wieder wurde ein alter Mann umgebracht, wieder war es eine Exekution durch einen Kopfschuss und wieder liegen verkohlte Geldnoten neben dem Toten.
Ballauf und Schenk sind sich in dem Tatort „Bildersturm“ sicher, dass ein Zussamenhang zwischen den beiden Morden besteht, doch erst die Witwe des Opfers Waldmann bringt die Kriminalpolizisten aus Köln schließlich auf die richtige Spur. Und diese Spur führt Ballauf und Schenk ausgerechnet zu Anne Klee und in ihr Museum. Genauer geht es um ein Bild der Wehrmacht-Ausstellung, das Foto Nummer 73. Auf dem Bild sind drei deutsche Soldaten zu sehen, wie sie belgische Zivilisten erschießen.
Bei zwei der Männer, die an der Exekution beteiligt waren, handelt es sich um die beiden Mordopfer, Waldmann und Brenner, doch den dritten Soldaten können die Hauptkommissare nicht identifizieren. Sie sind sich jedoch sicher, dass Waldmann und Brenner wegen ihrer Kriegsverbrechen sterben mussten und vermuten, dass auch der dritte Mann in Gefahr schweben könnte. Ballauf und Schenk setzen im Tatort „Bildersturm“ alles daran, den Mann zu finden, bis die Hinweise plötzlich ins persönlich Umfeld der beiden deuten…
Inszeniert wurde der Tatort „Bildersturm“ von dem Reggisseur Nikolaus Stein von Kamienski, der auch den ersten Fall der Kommissare aus Köln gedreht hatte. Das Drehbuch mit der ernsten Geschichte stammt von Jan Hinter und Robert Schwenke. Letzterer hatte die Idee für den Krimi, als er sich mit der Frage „Was würde ich tun, wenn ich entdecken würde, dass ein Familienmitglied auf einem der Fotos zu sehen ist?“ beschäftigte. Ausgestrahlt wurde die Tatort-Folge 388 „Bildersturm“ erstmalig am 21. Juni 1998.
Besetzung
Kommissar Max Ballauf – Klaus J. Behrendt
Kommissar Freddy Schenk – Dietmar Bär
Lissie – Anna Loos
Onkel Richard – Traugott Buhre
Professor Koning – Hark Bohm
Anne Klee – Sabine Vitua
Frau Waldmann – Gerda Gmelin
Witwe Brenner – Gisela Uhlen
Stab
Drehbuch – Robert Schwentke, Jan Hinter
Regie – Nikolaus Stein
Kamera – Arthur W. Ahrweiler
Schnitt – Corina Dietz
Musik – Loy Wesselburg
Produktion – WDR
8 Meinungen zum Tatort Folge 388: Bildersturm
Schön mal wieder eine ältere Folge der beiden zu sehen. Top Story spannend und überraschend umgesetzt. Absolut sehenswert!
Hervorragend
Der Tatort 388 aus Köln. Die gerne gesehenen Hauptkommissare Schenk und Ballauf von der Mordkommission ermitteln in anfänglichen durchgeführten merkwürdigen Morde. Aber! Die beiden können auch Staatsschutz, super. Im Laufe der Ermittlungen ist Kommissar Schenk familiär sogar persönlich betroffen. Die Spuren der Taten führen bis in die 1940iger Jahre hinein. Sehenswerter Tatort-Spielfilm.
Ja die guten frühen Kölner Tatort Krimis mit Ballauf und Schenk. Das waren Zeiten. Hier kracht es dort rummst es hier. Besser als Tschiller oder Murot. Das ganze hat Charme Stichwort Freddy im Kiosk. Klasse Tatort 4,7 Punkte
Ein Film aus dem Jahre 1998, eigentlich also die letzte Gelegenheit, Täter des WK II als Teil aus der Mitte der Gesellschaft zu zeigen. Nun, 19 Jahre später, sind ja selbst die Flakhelfer von 45 schon Mitte 80. Der Streit darüber jedoch, ob die Wehrmacht als reine Staatsarmee (oder eben nicht) zu sehen ist und ob alles Unrecht dieser Zeit auf die SS zurückgeht, hat seitdem nicht nachgelassen.
Ein sehr starker Fall des Duos Schenk/Ballauf, der im Gegensatz zu vielen anderen Krimis zum Ende hin sogar noch stärker wird. Die ungewisse Rolle von Schenks Onkel, die Hubschraubersuche nach einem bestimmten Kirchturm in Belgien…. hier wird ordentlich Atmosphäre aufgebaut. Ohne zu viel Schwarz/Weißmalerei und das ist die Kunst dabei. Schenks Onkel, Ballaufs Flirt mit der Ausstellungsleiterin – das ist einer der wenigen Fälle, wo es mich nicht im geringsten stört, dass die Kommissare selber so sehr in das Geschehen involviert sind.
Sehr gutes Thema packend umgesetzt ??
Vierter Fall von Kriminalhauptkommissar Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Kriminalhauptkommissar Alfred (“Freddy“) Schenk (Dietmar Bär), die in Köln ihren Ermittlerort haben.
Das Thema Kriegsverbrechen der deutschen Wehrmacht im zweiten Weltkrieg steht in dieser Folge “Bildersturm“ über allem. Natürlich wollte Regisseur Niki Stein die Wirkung dieses Themas in der heutigen Zeit beleuchten. Also, wie kommen die damals nichtentdeckten Beteiligten, oder Verursacher, und auch deren heutigen Verwandten, die die unangenehmen Taten ihrer Vorfahren jetzt erst aktuell erfahren müssen, damit zurecht.
Story:
Im Kölner Museum wird die Ausstellung Bildersturm eröffnet. Sie besteht aus historischen Fotos, die im zweiten Weltkrieg aufgenommen wurden und dabei die Kriegsverbrechen der deutschen Wehrmacht dokumentieren. Vor dem Museum wird deshalb gegen die Ausstellung demonstriert und das läuft nicht so harmonisch ab. Auch werden Freddy Schenk (Dietmar Bär) und Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) wegen anonymen Morddrohungen dort ins Museum hinbeordert. Denn der Ausstellungsleiterin Anna Klee (Sabine Vitua) wurde eine solche Drohung in Form eines Paketes mit dem Inhalt einer toten Katze zugeschickt. Wirklich unternehmen können Freddy Schenk (Dietmar Bär) und Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) aber nichts. Und bevor sie darüber nachdenken, werden sie an einem anderen Tatort verlangt, wo der pensionierte Banker Herr Brenner mit einer Art Erschießung hingerichtet wurde. Bei den Recherchen für diesen Mord findet Freddy Schenk (Dietmar Bär) heraus, dass die Witwe Frau Brenner (Gisela Uhlen) einige Informationen nicht herausrückt, die wohl für die Auflösung dieses Falles wichtig sind. Bevor man aber sich eine Taktik zurechtlegt, taucht mit dem Rentner Ernst Waldmann ein weiterer Toter auf, der auf dieselbe Art zu Tode kam, wie der erste Ermordete. Hier aber haben sie mit der Witwe Frau Waldmann (Gerda Gmelin) eine kooperative Hilfe. Es kommt heraus, dass diese Morde begangen wurden, wegen einem im Museum hängenden Bild, das drei Soldaten zeigt, die im zweiten Weltkrieg in Belgien eine Familie erschießen. Zwei Männer auf dem Bild werden als die erschossenen Männer identifiziert. Doch wer ist der dritte Mann und wer ist der Mörder.
In dem anderen Fall wird Ausstellungsleiterin Anna Klee (Sabine Vitua) von einem Unbekannten im Museum belästigt, der dabei auch ihre polizeiliche Bewachung verletzt. Anna Klee (Sabine Vitua) kann aber den Täter auf dem Polizeipräsidium identifizieren. Es ist der polizeibekannte Neo-Nazi Robert Hattey (Luc Feit), der jetzt nur noch gefunden werden muss, was auch dann passiert.
Auch in dem Mordfall haben sie Erfolg, obwohl diese Aufdeckung gerade im Privatumfeld von Freddy Schenk (Dietmar Bär) eine nie erwartete, unbekannte Wunde aufreißt.
Regisseur Niki Stein zeigt uns in dieser Folge “Bildersturm“ alle mögliche Facetten des Themas Kriegsverbrechen der deutschen Wehrmacht im zweiten Weltkrieg, die heute existieren können, und wahrscheinlich auch existieren. Und das in knapp 90 Filmminuten. Darin enthalten ist dann das Zeigen der Fotografien, welches damit erklärt wird, dass die Menschen diese Taten von damals durch eine solche Ausstellung nie vergessen werden, um deshalb auch niemals wieder so etwas in der Zukunft vorkommen zu lassen. Dann wird sich auch kurz den Menschen gewidmet, die damit nicht einverstanden sind, dass man diese Fotografien zeigt, und deshalb selbst, bei ihren Demonstrationen dagegen, zu brutalen Mitteln greifen. Vielleicht durch die Masse angeheizt. Dann gibt es hier die Menschen, die dieses Handeln der Wehrmacht damals als selbstverständlich abtun. Natürlich gibt es auch die Personen in dieser Folge “Bildersturm“, die diese Verbrechen damals ausgeführt hatten. Manche wohl gerne und manche aus Angst. Und die Nachkommen in der heutigen Zeit, die erfahren, dass ihre älteren Verwandten damit zu tun hatten, sind auch noch da.
Ich glaube, hier hatte Regisseur Niki Stein nichts vergessen oder ausgelassen.
Grundsätzlich war ihm dabei noch eine eigentlich sehr spannende, aber leider nicht fesselnde Filmgeschichte gelungen. Technisch fand ich seinen Einsatz einer normalen Videokamera, die er in manchen Szenen, für ein gefühltes Durcheinander zu erzeugen, wohl absichtlich verwendet hat, eher unangenehm. Das hatte bei mir solche Folgen, dass ich in den ersten Szenen nach diesem Kameraeinsatz immer kurz das Gefühl hatte, die Personen im Film spielen nur die Rollen und wirken nicht echt. Auch das Ermittlerduo Ballauf/Schenk war bei dieser Folge meiner Meinung nach noch nicht ganz aus ihrer Qualitätskrise der ersten drei Folgen heraus. Doch das Filmtempo und auch, weil diese beiden Fälle einen gemeinsamen Fixpunkt hatten, sorgte dafür, dass für mich diese 4. Folge die beste Folge von Nummer 1 bis 4 war. Natürlich sind die privaten oder gefühlsmäßigen Handlungen der beiden Ermittler Ballauf/Schenk auch in dieser Folge etwas komisch. Wenn man ihnen zuschaut, denkt man, am liebsten würde ich auch so handeln. Doch die menschlichen Folgen aus ihren Handlungen bleiben am Schluss eigentlich mehr als ungelöst liegen. In bin sicher, in der nächsten Folge spielt das dann alles keine Rolle mehr. Mit dieser abgelaufenen 4. Folge “Bildersturm“ würde das heißen, Richard Schenk (Traugott Buhre), der Onkel von Freddy Schenk (Dietmar Bär) wird nie wieder in einer Folge auftauchen, obwohl es für die Weiterverarbeitung dieser Geschichte meiner Meinung nach nötig wäre. Und auch die Anna Klee (Sabine Vitua), bei der sich in dieser Folge eine Romanze mit Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) zu entwickeln scheint, wird wohl ebenfalls nie wieder in einer Folge Erwähnung finden.
Diese Ballauf/Schenk-Folgen sind halt einfach eine 90minütige Unterhaltung, wo man sagt: Super Kommissare. So muss man sein. Menschlich, emotional, da liegt das Herz auf dem rechten Fleck. Aber gerade diese Kommissare haben wohl selbst keinen Nachgedanken für ihre Erlebnisse. Damit werde ich mich ihnen auch anschließen.
Doch dieses Wirken von ihnen scheint auch ihr Erfolgsgeheimnis zu sein. Und das kann nur daran liegen, dass sie ihr Herz auf der Zunge tragen.
Für mich aber sind sie deshalb leider nur Durchschnittkommissare, bei denen ihre Folgen meistens auf Durchschnittsniveau ablaufen.
Die Folge “Bildersturm“ ist meiner Meinung nach noch nicht ganz dort. Aber der Weg geht jetzt mit dieser Folge nun, nach den ersten drei Folgen, langsam in die richtige Richtung.
Meine Schulnote: 4+
@Revilo: die menschlichen Folgen der Handlungen im Film bleiben ungelöst liegen, weil sie teilweise nicht zu lösen sind. Zwischen Ballauf und der Ausstellungsleiterin hat sich eben nicht mehr als ein Flirt entwickelt. Und die Verarbeitung mit den Verbrechen der vorigen Generation verarbeiten die beiden Kommissare ja unabhängig voneinander. Ballauf, der von seinem damaligen Schulbesuch in Auschwitz erzählt, erkennt, dass er vor Ort ohne Erklärung ganz genau wusste, was wozu diente und dass er es (technisch) ganz genauso gemacht hätte. Auch Schenk stellt ja zwischendurch fest, dass das „damals“ keine Irren waren, sondern ganz normale Bürger wie die Kommissare selber. Und als am Ende „die Katze aus dem Sack“ ist und Schenk sich mit Onkel Richard auf der Bank setzend ausspricht, verringert er am Ende phyisch die Distanz zwischen sich und ihm. Daher kann man getrost davon ausgehen, dass der Onkel weiterhin zu seinem Leben gehören wird… zumal seine Tochter diesen Schritt der Versöhnung ja schon vor ihm gemacht hat.