Franz Scheller ist untergetaucht. Nachdem er in der Vergangenheit in den USA als Kronzeuge gegen die Mafia vor Gericht ausgesagt hat, ist der Amerikaner nach Deutschland gegangen. Das FBI hatte ihn damals mit den notwendigen Pässen und Dokumenten versorgt und ihm dabei geholfen, ein neues, zweites Leben aufzubauen. In der Bundesrepublik fühlt sich der Mann, dessen Wurzeln eh in Deutschland verankert liegen, sicher vor der Rache der Mafia. In Essen arbeitet Scheller als Fotohändler, und mittlerweile ist er auch verheiratet. Sein Leben läuft in normalen, geordneten Bahnen. – Bis jene Frau auftaucht: Vivian Hamilton.
Mit ihr war Scheller in seinem ersten Leben in den USA verheiratet gewesen. Vivian, die jahrelang nach ihrem Ex-Mann gesucht hat, ist eine gerissene und scharfsinnige Frau. Sie kennt die Leidenschaft des früheren Mafioso: die Spielerei. Also hat sie systematisch alle Orte nach Franz abgesucht, an denen der fanatische Spieler hohe Geldgewinne abstauben könnte.
Als Vivian Hamilton Scheller endlich findet, ist ihr bewusst, dass sie ihr Ex-Mann nur dann zurück gewinnen kann, wenn dieser auf der Flucht ist und seine neue Frau verlässt. Das mühsam aufgebaute bürgerliche Leben wird Franz jedoch kaum so einfach aufgeben wollen – es sei denn aus Todesangst. Vivian heckt einen Plan aus: sie spielt dem Anwalt der Mafia den Aufenthaltsort von Scheller in die Hände. Der gibt die Informationen sofort an die kriminelle Organisation weiter. Für Franz Scheller beginnt fortan ein Kampf ums Überleben. Er weiß, dass er nur lebendig entkommen kann, wenn er den Anwalt umbringt.
Kommissar Haferkamp aus Essen wird zu dem Fall „Zwei Leben“ hinzugezogen, der sich sehr von jenen Kriminalfällen unterscheidet, die der Ermittler alltäglich bearbeiten muss. Im Milieu der Mafia zu ermitteln ist eine riskante Angelegenheit, die nicht selten tödlich endet, weiß der erfahrene Hauptkommissar. Erst als ein weiterer Mord geschieht, bekommt Haferkamp die Möglichkeit, endlich zum Zug zu kommen…
Das Drehbuch zur Tatort-Folge 061 „Zwei Leben“ mit Ermittler Haferkamp schrieb Karl Heinz Willschrei, der bereits die Vorlagen zu den ersten Fällen des Essener Kommissars verfasst hatte. Die Regie übernahm Wolfgang Staudte („Der Seewolf“). In den Nebenrollen tauchen – nach „Wodka Bitter-Lemon“ (Tatort Folge 50) zum zweiten Mal in einem Tatort mit Kommissar Haferkamp – Heinz Bennent auf, außerdem Susanne Beck in der Rolle einer Angestellten und Gisela Uhlen, die durch Auftritte in zahlreichen TV-Krimis bekannt wurde und hier die gerissene Vivian Hamilton verkörperte.
Die Erstausstrahlung des WDR-Tatorts „Zwei Leben“ am 14. März 1976 erreichte eine hohe Einschaltquote von 60 Prozent.
Besetzung
Kommissar Haferkamp – Hansjörg Felmy
Ingrid Haferkamp – Karin Eickelbaum
Kreutzer – Willy Semmelrogge
Scheffner – Bernd Schäfer
Vivian Hamilton – Gisela Uhlen
Franz Scheller – Heinz Bennent
Kutscher – Dirk Dautzenberg
Whitmann – Günther Stoll
Walburga – Susanne Beck
Änne – Katinka Hoffmann
Kellnerin – Christl Welbhoff
Dritter Mann – Fernando Gomez
Frau Bold – Ruth Brück
Ruth Brück
Claus Fuchs
Wolfgang Kleiner
Holger Petzhold
Jürgen Schornagel
Klaus Schwarzkopf
Stab
Drehbuch – Karl Heinz Willschrei
Regie – Wolfgang Staudte
Wieder ein Tatort und Staudte und Willschrei, der auf ganzer Linie überzeugt. Keine Action und keine Vefolgungsjagden, dafür aber Schauspielkunst auf hohem Niveau, die uns die innere Teilnahme an den Konflikten und Verstrickungen der Protagonisten ermöglicht.
Überragend Heinz Bennent als Täter und Opfer zugleich. Dieser asketische, melancholisch wirkende Charakterdarsteller entwickelt eine faszinierende Präsenz. Felmy cool und schnodderig wie immer.
Die Folge ist gut, aber sie hat 2 Fehler: erstens, sie ist zu langsam, und zweitens, die klassische Musik liegt im Niveau zu hoch, es stört. Paßt nicht zum Tatort.
Die Haferkamp Tatorte, gute Qualität ist leider nicht beliebig oft produzierbar.
Wirklich schade das solche Filme nicht mehr produziert werden.
Sie spiegeln das Lokalkolorit der 70er Jahre in Essen und Umgebung wieder.
Diesen Tatort, 061, heute geschaut, habe ich ihn Erstsendung mit Sicherheit gesehen. Einige wenige Szenen waren zu gut in Erinnerung. Ja, spannend und zum Mitdenken war er, animierte richtig ein Interesse für die Detektivarbeit. Zwei Spitzenkommissare der damaligen Tatort-Szene waren zu sehen. Haferkamp und Finke, natürlich auch Kreutzer, der aber nur als Hauptmeister. Vielleicht hätte er ja einmal den Aufstieg geschafft, wer weiß? Das Dämchen aus dem Fotolabor sicherlich nicht. Alles war interessant an diesem Spielfilm, wenn man die Gegebenheiten vor Ort aus der Vergangenheit kennt. Die Story mehr als gut. Mörderseelen spielen sich untereinander aus. Selbst die Straßenbahnfahrt, Essen-Werden, der Baldeneysee , und, und so weiter, erkannte man aus der Erinnerung. (Sieht aber heute immer noch so aus.) Wenn ich gewußt hätte, daß ich dort 10 Jahre später selbst mal beruflich rumgurke. Und das in Autos von damals. Meine frühere Schüler-Clique mit ihren späteren Bürojobs hätten gelächelt. Und heute! Na ja, der Wandel der Zeit. Immer noch schöne Gegend, immer noch Gauner vor Ort. Nur die Autos haben sich nun doch verändert.
Mein liebster Haferkamp-Tatort. Die Szene, in der Kreutzer Kutscher verhört, ist auch heute noch einen Lacher wert.
Kann mir jemand sagen, welche Zeche das ist, die man bei der Autobahnszene (wo die Leiche gefunden wird) kurz im Hintergrund sieht oder wo diese Stelle ist?
Heinz Bennet überzeugt in diesem Haferkamp Klassiker besonders. Schöne Zeitreise in die 70er Jahre mit einem richtig spannenden Haferkamp Krimi. 4,5 Sterne
Hallo bellhammi, dies müsste die Zeche Fitz an der Heßlerstraße in Altenessen sein. Die Autobahn müsste die A42 an der Ausfahrt Essen-Altenessen sein.