Kurz und knapp – darum geht’s
In seinem letzten Fall wird Hauptkommissar Melchior Veigl mit einem Mord konfrontiert, der ihn direkt in seinen eigenen Bekanntenkreis führt. Als die junge Apothekerin Ulla Brendel erschossen in ihrer Wohnung gefunden wird, deuten die Spuren auf einen verheirateten Mann hin, der sich offenbar von ihr trennen wollte. Ein weißes Usambaraveilchen am Tatort gibt den Ermittlern ein Rätsel auf. Als Veigl erkennt, dass sein Stammtischbruder Walter Berg der Geliebte der Toten war, gerät er in einen persönlichen Konflikt zwischen Freundschaft und seiner Pflicht als Ermittler…
Inhalt der Tatort-Folge „Usambaraveilchen“
Mit schweren Schritten betritt Hauptkommissar Veigl die Münchner Wohnung, in der Ulla Brendel leblos auf dem Boden liegt. Der fahle Lichtschein aus dem Treppenhaus zeichnet gespenstische Schatten auf die Wände. Während sein Assistent Lenz die ersten Zeugenaussagen aufnimmt, beschleicht den erfahrenen Ermittler ein ungutes Gefühl – diese Umstände kommen ihm seltsam vertraut vor.
Veigl, kurz vor seiner Pensionierung stehend, spürt die Last dieses Falls besonders schwer. Der sonst so besonnene Kriminalist wirkt angespannt, als er die Zeugenaussage des aufmerksamen Rentners Wiedemann zur Kenntnis nimmt: Eine unbekannte Frau hatte ein weißes Usambaraveilchen zur Toten gebracht. „Das weiße Usambaraveilchen – fast wie ein Abschiedsgruß“, murmelt Veigl nachdenklich. Die sonst so klare Grenze zwischen Beruf und Privatleben verschwimmt zusehends, als er in den Unterlagen der Toten einen Namen entdeckt, der ihm nur allzu bekannt vorkommt.
Die Fahndung nach dem Täter gleicht einem Labyrinth aus Halbwahrheiten und Geständnissen. Rechtsanwalt Berg, Veigls alter Freund und Stammtischbruder, verstrickt sich in Widersprüche, während seine Ehefrau überraschend gesteht. Doch auch der Apotheker Froschhammer, Brendels Arbeitgeber, rückt in den Fokus der Ermittlungen – warum hat er behauptet, seine Angestellte kaum zu kennen, wenn es doch Hinweise auf eine engere Beziehung gibt?
In den kalten, nassen Straßen Münchens, wo das Licht der Straßenlaternen sich in Pfützen spiegelt, sucht Veigl nach Antworten. Sein Pflichtbewusstsein treibt ihn voran, während die Loyalität zu seinem Freund ihn gleichzeitig zu hemmen droht. Als dann noch die Tante des Opfers von Teneriffa zurückkehrt und von einer unerwarteten Erbschaft berichtet, beginnt sich das Bild eines perfiden Verbrechens zu formen, das Veigl in seinem letzten Fall an seine persönlichen Grenzen bringt…
Hinter den Kulissen
Der vom Bayerischen Rundfunk produzierte Tatort „Usambaraveilchen“ wurde unter der Regie von Wilm ten Haaf gedreht und am 20. April 1981 – einem Ostermontag – im Ersten Programm der ARD erstausgestrahlt. Die Folge markiert einen besonderen Meilenstein in der Geschichte der Krimireihe: Es ist der 15. und letzte Fall von Hauptkommissar Melchior Veigl, verkörpert vom beliebten bayerischen Schauspieler Gustl Bayrhammer.
An seiner Seite ermittelt Helmut Fischer als Kriminalhauptmeister Ludwig Lenz, der später die Nachfolge Veigls antreten sollte. Die Dreharbeiten fanden überwiegend in München statt, wobei die atmosphärischen Straßenszenen dem Film sein charakteristisches Lokalkolorit verleihen.
„Usambaraveilchen“ schrieb auch Fernsehgeschichte als erste Tatort-Episode, für die ein optionaler Untertitel für Hörgeschädigte ausgestrahlt wurde. Diese technische Innovation wurde von einem Unternehmen aus Münster produziert und markierte einen wichtigen Schritt für die Barrierefreiheit im deutschen Fernsehen.
Die Erstausstrahlung erreichte beeindruckende 12,98 Millionen Zuschauer und einen Marktanteil von 35,0 Prozent für Das Erste – ein würdiger Abschied für den bayerischen Ermittler. Viele Zuschauer schätzten besonders die persönliche Dimension des Falls, in dem die Grenzen zwischen beruflicher Pflicht und privater Loyalität auf eine harte Probe gestellt wurden.
Sogar in den Nebenrollen die besten deutschen Schauspieler jener Zeit. Absolut klasse!
Bei dieser Folge habe ich den Eindruck, sie war als Derrick-Folge konzipiert. Die Handlung ist für einen 90-Minuten-Film viel zu mager, und folgt den strikten Regeln der damaligen Freitagabendkrimis im ZDF.
Veigl, Lenz und Brettschneider haben hier keinerlei Gelegenheit, Akzente zu setzen. Der Charme, der ihr Zusammenspiel während der früheren Fälle ausmachte, fehlt hier fast gänzlich – wie übrigens auch jeglicher Humor, und jedes Lokalkolorit. Bis auf Margot Mahlers Kurzauftritt ist nichts an diesem Film merklich bayrisch.
Mir fällt auch nicht eine Dialogzeile aus diesem Krimi ein, die im Gedächtnis blieb. Und das, obwohl Herbert Rosendorfer das Buch lieferte. Man denke an die vielen schönen Sticheleien, die er Veigl in “Weißblaue Turnschuhe” in den Mund legte.
2 von 5 Sternen für Veigls letzten “eigenen” Fall.
Der Tatort Nummer 123. In diesem Fall ermittelt der Hauptkommissar Veigl aus München mit seinem Adlatus Hauptmeister Lenz ein letztes Mal und übergibt sich dann an den zukünftigen Kommissar Lenz. Ein interessantes Possenspiel aus dem Akademikerbereich, biedere Liebschaften und biederer Mord. Fehlte noch die Entschuldigung der Herrschaften, daß man eine Waffe im Besitz hatte. Mehr war auch nicht. Ein Fernsehfilm der kleinen Stunde, Standard-Menschen, Standard-Bürger. Zwar sympathische Schauspieler, aber viel rauszuholen war hier nichts. Usambaraveilchen haben damals wahrscheinlich auch nur 1,95 DM gekostet. In dieser Zeit eine Mode-Pflanze. Meine Frau hatte ein ganzes Fensterbrett voll damit.
Endlich bekommen Brettschneider und Lenz mal etwas mehr Zeit auf dem Bildschirm. So darf Brettschneider einen neugierigen Rentner (Wolfgang Büttner) interviewen. Man scheint Büttner die Spielfreude an der Rolle anzumerken. Etwas albern wirkt dabei leider, das Brettschneider seinen Trenchcoat mal wieder nicht öffnet.
Veigl und Lenz haben tatsächlich mal einen richtigen Dialog, nämlich über Lenz‘ Nachfolge von Veigl.
Ansonsten ein eher seichter Tatort zum Mitraten, dem es an Spannung mangelt.
Hatte mal wieder wa sregelrecht Faszinierendes, so einen „Retro-Tatort“ zu sehen. Gut möglich, dass ich die Erstsendung als fast noch Jugendlicher gesehen habe, allerdings ohne jede Erinnerung. Natürlich, wie oben angemerkt, war das schon sehr bieder, heute wäre der Anwalt schon mindestens in eine internationale Konzernfusion verwickelt und die Apothekerin entweder in härteste illegale Pharma-Geschichten, oder sie wäre der Vamp schlechthin. Bildsprache, Rhythmus, selbst die Art des Schauspielens natürlich vollkommen von heute unterschieden, gar nicht immer unvorteilhaft. Dass der Apotheker der böse Finger war, war beim ersten Auftritt klar, der Statsanwalt schon damals der arrogante Volltrottel… insgesamt aus der Entfernung so vieler Jahre von eigenem Charme. Nicht unmöglich, dass man damals gespannt davor saß. Schaue ich mir, glaube ich, öfters wieder einmal an, diese alten Dinger.
Alles, was bei mir von diesem TO hängen bleiben wird, ist die Tatsache, dass ständig telefoniert wird. Überhaupt wird in einem fort Text aufgesagt; andere Formen, die Handlung voranzuzutreiben, sah ich kaum. Aber von Vorantreiben kann sowieso nicht die Rede sein, das Ganze plätschert halt irgendwie pflichtschukdig vor sich hin. Ich glaube, die Film- und Fernsehkunst war 1981 insgesamt doch schon einen Schritt weiter, insofern vergebe ich auch keinen Retro-Bonus.
Das war ein typischer Krimi, nach dem Motto, der Mörder war der Gärtner.
Die letzte Veigl Folge ist irgendwie nicht ganz so spannend wie erhofft. Erinnert irgendwie an „Der Alte“ oder „Derrick“. Wenig Spannung, langweilige Dialoge, Kaum erwähnenswert. 2 Sterne
Mein erster Veigl-Tatort!!!
Fand ihn spannend, Stephan Orlac spielte den Betrüger herrlich unsympathisch.
Mochte die Folge sehr!
Kein besonders gelungener Abschied für Veigl nach 15 Folgen – das hat er nach 9 Dienstjahren nun wirklich nicht verdient…
Der Apotheker hat Dreck am Stecken, das wußte der kriminologisch an bislang 122 TOen gestählte Zuschauer schon beim ersten Auftritt.
Und der neugierige Nachbar (wunderbar knorrig Wolfgang Büttner) hätte doch wissen müssen, daß es nicht nur am Tatabend auch noch einen anderen männlichen Besucher beim „ehemaligen/verblichenen/abgelebten Frollein“ Brendl gegeben haben muß – und vier Schüsse will er nicht gehört haben? Die sollen durch Geräusche bei nächtlicher Nutzung des Bades übertönt worden sein? Er war ja nicht taub (tschulligung, gehörlos heißt es ja heute) – da ist dem Drehbuchschreiber ein arger Schnitzer unterlaufen.
Dann hätte man ihm Fotos der in Frage kommenden Männer vorgelegt und die Geschichte allerdings schon nach 60 Minuten aus gewesen – insofern gebe ich den Vorschreibern recht, daß es sich um eine Derrick-ähnliche Folge handelt – mit äußerstem Wollwollen 3 Sterne, was auch in etwa dem Durchschnitt entspricht.