Tatort Folge 123: Usambaraveilchen
Erscheinungsjahr: 1981
Kommissar: Veigl
Ort: Tatort München
Es ist sein letzter Tatort – und der hat es in sich. Denn kurz vor seiner Pensionierung führen die Ermittlungen im Fall „Usambaraveilchen“ den Münchener Tatort-Kommissar Melchior Veigl (Gustl Bayrhammer) in den eigenen, persönlichen Bekanntenkreis. Gemeinsam mit seinem designierten Nachfolger Kriminalhauptmeister Lenz (Helmut Fischer) versucht Veigl den Fall trotz der persönlichen Verwicklungen aufzuklären.
Der Rechtsanwalt Walter Berg betrügt seit fünf Jahren seine Frau – und damit auch seine beiden Söhne sowie einen Großteil seines persönlichen Umfelds. Als ihm das Lügennetz zu eng wird, beschließt er sich von seiner Geliebten, der jungen Apothekerin Ulla Brendl, zu trennen. Es fällt ihm alles andere als leicht, ihr diese Entscheidung mitzuteilen. Denn zum einen liegt ihm natürlich immer noch etwas an ihr. Und zum anderen hat Ulla bereits einen Selbstmordversuch hinter sich.
Mit einem unguten Gefühl reist Berg am Tag nach der Trennung nach Ingolstadt, um dort gemeinsam mit seinem Kollegen Runau die Verteidigung eines Mandanten zu übernehmen. Im Laufe des Tages wird er immer unruhiger. Er versucht mehrmals Ulla telefonisch zu erreichen – vergeblich. Als er nachts immer noch nichts von ihr gehört hat, reist er kurzentschlossen nach München zurück, ohne seine schlafenden Gastgeber darüber zu informieren.
Einige Tage später findet die Hausmeisterin Frau Hoiss Ulla Brendl tot in ihrem Münchner Appartement. Sie wurde erschossen. Kriminalhauptkommissar Veigl und sein Assistent Lenz übernehmen den Fall. Die ersten Spuren nach der Tatort-Besichtigung liefert die Zeugenaussage eines Wohnungsnachbarn, dem Renter Wiedemann: Ulla Brendl hatte demnach häufig Herrenbesuch, wurde zuletzt aber von einer Dame aufgesucht, die ein weißes Usambaraveilchen mitgebracht hat.
Die weiterführenden Ermittlungen ergeben ein immer genaueres Bild des Umfeldes der Ermordeten und nach und nach wird Veigl klar: Dieses Bild hat er schon einmal gesehen. Und dann erinnert er sich an Rechtsanwalt Berg, seinen ehemaligen Kollegen und Stammtischbruder. Der hatte doch damals eine Affäre mit einer Apothekerin. Und hieß die nicht sogar Ulla? Der Rentner Wiedemann bestätigt Veigls Verdacht, als er Berg auf einem Foto als den Mann identifiziert, der bei der Ermordeten ein und aus ging. Plötzlich ist Veigl persönlich in den Fall verwickelt – eine extrem unangenehme Situation. Und dann ist es auch noch ausgerechnet der Staatsanwalt, der dem Hauptkommissar triumphierend ein Geständnis vorlegt.
Doch als ein Journalist die Bildfläche betritt und eine Tante der Toten erwähnt, dass Ullas Arbeitgeber ihr erst kürzlich das Geschäft überschrieben hat, sieht das Bild plötzlich wieder ganz anders aus. Und was hat es eigentlich mit diesem weißen Usambaraveilchen am Tatort auf sich? Eins ist sicher: Kommissar Veigl wird seinen letzten Fall nicht so schnell vergessen.
Die vom BR produzierte Tatort-Folge 123 Usambaraveilchen wurde erstmalig am 20. April 1981 im Ersten Programm der ARD gesendet. Es ist der 15. und letzte Tatort-Fall, in dem Kommissar Veigl hauptamtlich ermittelte.
Video 30 Sekunden aus den ersten 30 Minuten
Besetzung
Willy Harlander (Obermeister Brettschneider)
Helmut Fischer (Hauptmeister Lenz)
Stefan Orlac (Rechtsanwalt Berg)
Maria Körber (Frau Berg)
Karin Kernke (Ulla Brendl)
Robert Naegele (Froschhammer)
Marianne Lindner (Fräulein Seufzger)
Wolfgang Büttner (Wiedemann)
Otto Stern (Rechtsanwalt Runau)
Maddalena Kerrh (Frau Runau)
Günter Clemens (Journalist)
Franz Hanfstingl (Staatsanwalt)
Marianne Brandt (Frau Oberneder)
Leopold Gmeinwieser (Tankwart)
Eva Eichner (Verkäuferin)
Margot Mahler (Frau Hoiss)
Christiane Blumhoff (Bedienung)
Sabine Kretzschmar (Sekretärin)
Stab
Drehbuch – Herbert Rosendorfer
Regie – Wilm ten Haaf
Kamera – Eduard Windhager
Schnitt – Karin Fischer
Musik – Erich Ferstl
Produktion – BR
10 Meinungen zum Tatort Folge 123: Usambaraveilchen
Sogar in den Nebenrollen die besten deutschen Schauspieler jener Zeit. Absolut klasse!
Bei dieser Folge habe ich den Eindruck, sie war als Derrick-Folge konzipiert. Die Handlung ist für einen 90-Minuten-Film viel zu mager, und folgt den strikten Regeln der damaligen Freitagabendkrimis im ZDF.
Veigl, Lenz und Brettschneider haben hier keinerlei Gelegenheit, Akzente zu setzen. Der Charme, der ihr Zusammenspiel während der früheren Fälle ausmachte, fehlt hier fast gänzlich – wie übrigens auch jeglicher Humor, und jedes Lokalkolorit. Bis auf Margot Mahlers Kurzauftritt ist nichts an diesem Film merklich bayrisch.
Mir fällt auch nicht eine Dialogzeile aus diesem Krimi ein, die im Gedächtnis blieb. Und das, obwohl Herbert Rosendorfer das Buch lieferte. Man denke an die vielen schönen Sticheleien, die er Veigl in “Weißblaue Turnschuhe” in den Mund legte.
2 von 5 Sternen für Veigls letzten “eigenen” Fall.
Der Tatort Nummer 123. In diesem Fall ermittelt der Hauptkommissar Veigl aus München mit seinem Adlatus Hauptmeister Lenz ein letztes Mal und übergibt sich dann an den zukünftigen Kommissar Lenz. Ein interessantes Possenspiel aus dem Akademikerbereich, biedere Liebschaften und biederer Mord. Fehlte noch die Entschuldigung der Herrschaften, daß man eine Waffe im Besitz hatte. Mehr war auch nicht. Ein Fernsehfilm der kleinen Stunde, Standard-Menschen, Standard-Bürger. Zwar sympathische Schauspieler, aber viel rauszuholen war hier nichts. Usambaraveilchen haben damals wahrscheinlich auch nur 1,95 DM gekostet. In dieser Zeit eine Mode-Pflanze. Meine Frau hatte ein ganzes Fensterbrett voll damit.
Endlich bekommen Brettschneider und Lenz mal etwas mehr Zeit auf dem Bildschirm. So darf Brettschneider einen neugierigen Rentner (Wolfgang Büttner) interviewen. Man scheint Büttner die Spielfreude an der Rolle anzumerken. Etwas albern wirkt dabei leider, das Brettschneider seinen Trenchcoat mal wieder nicht öffnet.
Veigl und Lenz haben tatsächlich mal einen richtigen Dialog, nämlich über Lenz‘ Nachfolge von Veigl.
Ansonsten ein eher seichter Tatort zum Mitraten, dem es an Spannung mangelt.
Hatte mal wieder wa sregelrecht Faszinierendes, so einen „Retro-Tatort“ zu sehen. Gut möglich, dass ich die Erstsendung als fast noch Jugendlicher gesehen habe, allerdings ohne jede Erinnerung. Natürlich, wie oben angemerkt, war das schon sehr bieder, heute wäre der Anwalt schon mindestens in eine internationale Konzernfusion verwickelt und die Apothekerin entweder in härteste illegale Pharma-Geschichten, oder sie wäre der Vamp schlechthin. Bildsprache, Rhythmus, selbst die Art des Schauspielens natürlich vollkommen von heute unterschieden, gar nicht immer unvorteilhaft. Dass der Apotheker der böse Finger war, war beim ersten Auftritt klar, der Statsanwalt schon damals der arrogante Volltrottel… insgesamt aus der Entfernung so vieler Jahre von eigenem Charme. Nicht unmöglich, dass man damals gespannt davor saß. Schaue ich mir, glaube ich, öfters wieder einmal an, diese alten Dinger.
Alles, was bei mir von diesem TO hängen bleiben wird, ist die Tatsache, dass ständig telefoniert wird. Überhaupt wird in einem fort Text aufgesagt; andere Formen, die Handlung voranzuzutreiben, sah ich kaum. Aber von Vorantreiben kann sowieso nicht die Rede sein, das Ganze plätschert halt irgendwie pflichtschukdig vor sich hin. Ich glaube, die Film- und Fernsehkunst war 1981 insgesamt doch schon einen Schritt weiter, insofern vergebe ich auch keinen Retro-Bonus.
Das war ein typischer Krimi, nach dem Motto, der Mörder war der Gärtner.
Die letzte Veigl Folge ist irgendwie nicht ganz so spannend wie erhofft. Erinnert irgendwie an „Der Alte“ oder „Derrick“. Wenig Spannung, langweilige Dialoge, Kaum erwähnenswert. 2 Sterne
Mein erster Veigl-Tatort!!!
Fand ihn spannend, Stephan Orlac spielte den Betrüger herrlich unsympathisch.
Mochte die Folge sehr!
Kein besonders gelungener Abschied für Veigl nach 15 Folgen – das hat er nach 9 Dienstjahren nun wirklich nicht verdient…
Der Apotheker hat Dreck am Stecken, das wußte der kriminologisch an bislang 122 TOen gestählte Zuschauer schon beim ersten Auftritt.
Und der neugierige Nachbar (wunderbar knorrig Wolfgang Büttner) hätte doch wissen müssen, daß es nicht nur am Tatabend auch noch einen anderen männlichen Besucher beim „ehemaligen/verblichenen/abgelebten Frollein“ Brendl gegeben haben muß – und vier Schüsse will er nicht gehört haben? Die sollen durch Geräusche bei nächtlicher Nutzung des Bades übertönt worden sein? Er war ja nicht taub (tschulligung, gehörlos heißt es ja heute) – da ist dem Drehbuchschreiber ein arger Schnitzer unterlaufen.
Dann hätte man ihm Fotos der in Frage kommenden Männer vorgelegt und die Geschichte allerdings schon nach 60 Minuten aus gewesen – insofern gebe ich den Vorschreibern recht, daß es sich um eine Derrick-ähnliche Folge handelt – mit äußerstem Wollwollen 3 Sterne, was auch in etwa dem Durchschnitt entspricht.