Tatort Folge 119: Herzjagd



Im Tatort „Herzjagd“ ermittelt der Essener Kommissar Willi Kreutzer (Willy Semmelrogge) das erste Mal auf eigene Faust – als Urlaubsvertretung seines Vorgesetzten Haferkamps.

Der Gefreite Wolfgang Tielens will doch eigentlich nur seine herzkranke Mutter im Krankenhaus besuchen. Aufgrund eines Dienstvergehens erhält er aber keinen Ausgang. Davon lässt der junge Mann sich nicht aufhalten und verschwindet heimlich über die Mauer. Während seines Besuchs gewinnt Tielens mehr und mehr den Eindruck, dass seine Mutter unzureichend behandelt wird. Es wirkt, als hätten die Ärzte die Kranke schon aufgegeben. Fest entschlossen, seiner Mutter eine bessere Behandlung zu verschaffen, versucht er Kontakt zu dem Chefarzt der Klinik, Professor Heinrich, aufzunehmen.

Gleichzeitig bemerkt man in der Kaserne das Verschwinden des Gefreiten Tielens. Kurz darauf tauchen Feldjäger in der Klinik auf, um den ungehorsamen Soldaten festzunehmen. Der aber ist inzwischen voll und ganz in der Herzensmission seine Mutter zu retten aufgegangen und widersetzt sich gewaltsam der Festnahme. Es kommt zu einem Kampf bei dem einer der Feldjäger schwer verletzt wird. Der Täter Tielens kann vom Tatort fliehen. Er tritt tatsächlich mit Professor Heinrich in Verbindung – allerdings ohne Erfolg. Der Arzt sieht – im Gegenteil zu Tielens – keine Notwendigkeit die Erkrankte von einem amerikanischen Spezialisten operieren zu lassen.

Dann erliegt der Feldjäger seinen Verletzungen. Damit wird Tielens zu einem vermeintlichen Mörder und die Kripo Essen schaltet sich ein. Kommissar Willy Kreutzer führt die Ermittlungen an der Sitze der Kriminalgruppe eins. Unterstützt wird er von dem jungen Beamten Klein.

Tielens hat sich inzwischen an einem unbekannten Ort verschanzt. Er behauptet eine Geisel in seiner Gewalt zu haben. Seine Forderung bleibt dieselbe: Er verlangt nach der vermeintlich lebensrettenden Operation für seine Mutter. Professor Heinrich lehnt dies allerdings weiterhin entschieden ab, da er einen solchen Eingriff nicht vertreten könne. Das allerdings verraten die Kommissare dem Geiselnehmer nicht. Um diesen von weiteren Schritten abzuhalten, lassen Kreutzer und seine Kollegen ihn glauben, dass all seine Forderungen erfüllt würden. Eine List, die den Ermittlerin die nötige Zeit geben soll, Tielens aufzuspüren. Doch dann verschlechtert sich der Gesundheitszustand der Mutter dramatisch.

Der Essener Tatort „Herzjagd“ wurde vom WDR produziert und zum ersten Mal am 14. Dezember 1980 im Ersten Deutschen Fernsehen der ARD ausgestrahlt. Das erste Drehbuch zur Tatort-Folge 119 „Herzjagd“ hatte noch Hansjörg Felmy in der Rolle des Kommissars Haferkamp vorgesehen. Erst als Felmy die Rolle ablehnte, da ihm das Buch nicht gefiel, wurde die Lösung mit der Urlaubsvertretung eingebaut und Kreutzer zum ersten ermittelnden Kommissar befördert. Es blieb allerdings Kreutzers einziger Solo-Einsatz.

Besetzung
Kommissar Kreutzer – Willy Semmelrogge
Wolfgang – Claude-Oliver Rudolph
Frau Tielens – Brunhild Hülsmann
Frau Köndgen – Tilli Breidenbach
Klein – Towje W. Kleiner
Frau Baumann – Christl Welbhoff
Krischke – Ernst Jacobi
Professor Heinrich – Gunther Malzacher
Sekretärin – Tana Schanzara
u.a.

Stab
Drehbuch – Bernd Schwamm
Regie – Axel Corti
Kamera – Charly Steinberg
Kostüme – Regine Bätz
Szenenbild – Harold Waistnage
Schnitt – Jean-Claude Piroué
Produktionsleitung – Richard Deutsch
Produzent – Bernd Schwamm


14 Meinungen zum Tatort Folge 119: Herzjagd

  • L.scharnberg • am 5.9.15 um 22:09 Uhr

    Ich bin ein echter Fan der 80er Jahre, aber dieser Tatort ist wirklich nicht sehenswert. Der junge Claude-Oliver Rudolph auf der Flucht und dass auf unspektakuläre Art und Weise. Ohne Spannung, Witz und Musik, „wenn Sie wissen was ich meine?!“
    Trotzdem sehr nett die alten Bauten und Autos von früher zu sehen, was den Film leider micht rettet.

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  • Dirk • am 10.9.15 um 21:49 Uhr

    Der Tatort Nummer 119. Nach 35 Jahren seit der Erstsendung schaute ich ihn mir auch komplett an, wobei ich glaubte, ihn schon einmal gesehen zu haben. Aber nein, gut, Himmel. Dilettantisches, unglaubwürdiges Milieu-Abenteuer, eines aus dem unteren Proletariat stammenden Bundeswehrgefreiten, welcher seinen Obergefreiten eindeutig verspielt hatte. Für seine Festnahme schickte das zuständige Feldjägerkommando zwei Jagdoffizier, welche eigentlich erst ab höhere Kommandoträger ihre Knobelbecher bewegen. Hochachtung. Kreutzer, plötzlich Kommissar, war von einem Panoptikum umgeben, welches den Haupttäter ohne weiteres Paroli bieten konnte und schien schon allgemein in der Rolle überfordert gewesen zu sein. In welcher Glasscherbengegend diese Persiflage gedreht worden ist, wird wahrscheinlich nicht mehr geklärt werden können. Tapetengeschäfte schienen jedenfalls nicht in unmittelbarer Nähe vorhanden gewesen zu sein. Tragische Realität: Der Täter im Tatort Essen aß schlechten Fisch im Film, der Mime von Kreutzer starb wenige Jahre nach diesem Fernsehfilm an einer Fischvergiftung. Ehrlich.

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  • Norbert • am 26.9.15 um 15:34 Uhr

    Morbide, düstere Althaus-Atmosphäre im Pott verleiht dieser Folge mit einen depressiven Charakter. Kommissar Kreuzer wirkt sehr hilflos, manchmal unfreiwillig komisch. Der junge Claude-Oliver Rudolph spielt seine Rolle als „angry young man“ sehr gut. Allerdings zieht sich der Plot stark in die Länge und man darf ihn nicht allzu ernst nehmen. In der Tat, Willy Semmelrogge alias Kreuzer starb 1984 an einer Fischvergiftung. Die Bildqualität ist schlecht und körnig (16 mm-Film).

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  • Demba • am 16.8.17 um 15:53 Uhr

    Ich gebe 3 Sterne, weil der Film verschiedene Themen aufgreift:
    – medizinische Versorgung, die nur bei ausreichenden finanziellen Mitteln möglich erscheint
    – Geiselnahme, als Instrument zur Durchsetzung von Forderungen (interessant hier auch das Fahndungsplakat auf der Wache mit den RAF Leuten. Auf dem Plakat sind einige Personen ‚durchgestrichen‘
    – lausigste Wohnbedingungen in einem ‚reichen‘ Land

    Der Film ist auf jeden Fall wert ihn anzuschauen.
    Nur 3 Punkte wegen Langatmigkeit, vielen Cliches und angedeuteter Homosexualität (Krischke)

    P.S.: Lt. Wikipedia hat Eberhard Feik NICHT in diesem Film mitgewirkt. Ich bin ziemlich sicher, dass FEIK als Spieß in der Anfangssequenz auftritt (noch ohne seinen späteren Schnurrbart) und C.O.Rudolf den Urlaub verbietet.

    Vielleicht kann das jemand hier aufklären.
    Das wäre nett!
    Danke im Voraus.

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  • @chim • am 16.8.17 um 20:24 Uhr

    Du meinst Dieter Pfaff; Eberhard Feik speilt definitiv nicht mit.

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  • Hauptkommissar Stoever • am 20.1.18 um 15:26 Uhr

    Klar, der TATORT „Herzjagd“ schlägt etwas aus der Art.
    Zum einen wurde es eigentlich höchste Eisenbahn, das Willy Kreutzer (Willy Semmelrogge) endlich mal einen eigenen Fall bekommen hat, zum anderen blieb Kreutzer in seinem letzten TATORT-Einsatz allerdings leider nur eine Randfigur.
    Es war halt „nur“ eine Übergangsfolge von Haferkamp (Hansjörg Felmy), der den Machern wohl zu schnell die Brocken vor die Füße geworfen hat, zu Schimanski (Götz George)
    Dennoch, allein der Schauspieler wegen, lohnt es sich allemal zu schauen.
    Der unvergessene Towje W. Kleiner auch mal als Ermittler.
    Die damals noch recht unbekannten späteren ständigen Krimi-Bösewichte Claude-Oliver Rudoph und Ralf Richter als junge Wehrpflichtige. Der unvergessene Dieter Pfaff als Stabsunteroffizier und auch Ernst Jacobi, der 1971 einmalig den ersten TATORT-Ermittler Pflüger in Rheinland-Pfalz spielte.

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  • wolko • am 6.5.18 um 17:45 Uhr

    Toller Tatort, ungewöhnlich aber spannend bis zum Ende.

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  • Uwe • am 4.6.18 um 9:55 Uhr

    Schwaches, eigenartiges Drehbuch. Man kann verstehen daß Felmy es ablehnte, sich dafür zur Verfügung zu stellen. Schade, daß man ihm so einen Schrott angeboten hat. Vielleicht hätte er länger den Kommissar Haferkamp gespielt. Auffallend auch die heruntergekommene, trostlose Gegend. Das schien mir wie ein Vorgriff auf die Nachfolger-Tatorte aus Duisburg.

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  • Carsten • am 24.11.21 um 11:11 Uhr

    Ich schaue mir nur alte Tatort-Folgen an, da diese in allen Belangen besser sind, als das was man heute vorgesetzt bekommt. Das aber ist der 1. Tatort, den ich nicht zuende geschaut habe (nach ca. 70 min.), da er völlig unglaubwürdig war. Zudem war die Hauptfigur (Rudolph) ein Totalausfall. Manch einer eignet sich eben nur für eine kleinen Nebenrolle (wie auch R. Richter), wo man nicht viel falsch machen kann. Ansonsten bekommt man, wie bei vielen alten Tatort-Folgen, wieder viele gute Schauspieler zu sehen, die die sonderbare Geschichte aber allein leider nicht retten können.

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  • Tom • am 24.11.21 um 19:38 Uhr

    Eine der besten Tatort- Folgen, die ich je gesehen habe. Man denkt anfangs eher an eine 80er- Ruhrpott- Abenteuerkomödie als an einen Tatort. Und dann die Ermittler: nachdenkliche, beschwerlich aber präzise forschende Beamte statt plakativ blind zuschlagender Hundertschaften. Kaum Schüsse, kaum Blut, dennoch durchgehend spannend und unterhaltsam. Dazu eine ergreifende Story mit tiefen Milieu- Einblicken in die gut- bis weniger gut betuchten Schichten unserer Gesellschaft. Ein Tatort mit „echt“ wirkenden Menschen ist ja eher die Ausnahme in der Serie, obwohl sich die „Macher“ das ja ursprünglich mal auf die Fahnen geschrieben hatten. In dieser Folge ist das aber dank der vielen tollen Schauspieler und der gelungenen Umsetzung bestens gelungen. Volle fünf Sterne.

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  • Philipp • am 25.11.21 um 1:33 Uhr

    Interessant, dass es hier mal um einen jungen Bundeswehr-Deserteur geht, ein Thema, das in solchen Filmen eher selten aufgegriffen wird. Das ist aber auch schon alles, was an diesem Film bedeutsam ist.
    Die Drehorte erinnern an das heruntergekommene Nachkriegsdeutschland, der Plot um die kranke Mutter ist etwas weit hergeholt, der junge Soldat zunehmend cholerisch. Für Bahnfans kommen immerhin zwei Sequenzen von alten Zügen vor. Ansonsten definitiv keine Tatort-Folge, die einem länger im Gedächtnis bleibt.
    Fazit: Wenn man diesen Film noch nicht kennt, kann man ihn mal anschauen, bei diesem einen Mal dürfte es meistens aber auch bleiben…

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  • HerrBert • am 25.11.21 um 22:44 Uhr

    Vor ein paar Tagen mal wieder gesehen. Ein ungewöhnliches Stück mit einer etwas zu einfachen Handlung, etwas zu langatmig. Schauspielerisch gut besetzt. Schon wegen der geschichtlich dokumentarischen Szenen sehenswert.

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  • syd Adam • am 27.11.21 um 16:51 Uhr

    Dass einige hier sagen, dieser Tatort sei langatmig, deutet für mich nur auf die heutigen, schnellen Sehgewohnheiten hin.
    Ich finde diesen Tatort super, gerade weil er sich so viel Zeit lässt, atmosphärisch dicht, Claude Oliver Rudolph spielt das grandios und Axel Corti, den ich sehr schätze, lässt ihm viel Raum. Bei der Figur
    Kreutzer ist ihm das leider nicht gelungen.

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  • Dirk • am 6.4.22 um 7:31 Uhr

    Ein Tatort Nummer 119 aus dem Jahr 1980. Tja, mehr ist nicht zu schreiben.
    Die Meinung vom 10.09.2015 halte ich.

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