Tatort Folge 137: Sterben und sterben lassen
Erscheinungsjahr: 1982
Kommissar: Walther
Ort: Tatort Berlin
„Sterben und sterben lassen“, das ist das Motto dieses Berliner Tatorts. Kommissar Walther (Volker Brandt) und sein Assistent Hassert (Ulrich Faulhaber) ermitteln in einem tragischen Mordfall.
Die beiden Brüder Hans und Niki Pototschnik kommen aus Wien und haben vor sich in Berlin eine neue Existenz aufzubauen. Sie wollen ein Restaurant eröffnen – mit allem drum und dran. Doch dazu braucht man natürlich vor allem eines: das nötige Kleingeld. Genau daran mangelt es den Brüdern leider noch. Glücklicherweise kennt sich der kleine Bruder, Niki, am Tatort Berlin schon etwas aus. Er lebt schon seit längere Zeit hier und hat einen guten Job an der Hand. Er hat sich als Fernfaher bei einer dubiosen Firma anstellen lassen. Die Bezahlung ist sehr gut, daher beschäftigt sich Niki auch nicht näher mit den illegalen Machenschaften dahinter. „Leben und leben lassen“, denkt er sich. Er weiß nur, dass es irgendwie um Medikamentenschmuggel geht.
Doch dann begeht Niki bei einem Unfall Fahrerflucht und gefährdet so das ganze Unternehmen. Als Niki dennoch seinen Anteil sehen möchte, kommt es zum Streit mit seiner Chefin. Eigentlich hatten die beiden stets ein sehr gutes Verhältnis, doch nun fühlt die Frau sich hintergangen. Sie veranlasst ihren treuen Mitarbeiter Schrader, Niki einen Denkzettel zu verpassen. Allerdings nimmt Schrader seine Aufgabe ernster, als er sollte – und trifft mit seinem Anschlag auch noch den Falschen: Ein unbeteiligter Freund Nikis wird zum Opfer und stirbt in den Flammen des präparierten Autos.
Nun kommt Kommissar Walther ins Spiel, der keinen Grund hat an der Identität des Opfers zu zweifeln. Er nimmt die Ermittlungen auf und informiert als erstes Hans Pototschnik über den tragischen Tod seines Bruders. Der reagiert selbstverständlich schockiert. Auf eigene Faust versucht er herauszubekommen, warum sein Bruder sterben musste. Dabei trifft er auf Mara, eine Bekannte seines Bruders. Zusammen entdecken die beiden, dass Niki noch lebt, nach dem missglückten Anschlag aber untergetaucht ist. Seinen Kampf hat er nicht aufgegeben, noch immer fordert er seinen Anteil – inzwischen unter der Drohung, seine Chefin und Schrader anderenfalls hochgehen zu lassen.
Hans informiert Kommissar Walther. Beide wissen, dass Niki nun mehr denn je in Gefahr schwebt zu sterben. Zusammen versuchen der Tatort-Ermittler und der Bruder zu verhindern, dass Niki ins offene Messer läuft.
Die Tatort-Folge 137 „Sterben und sterben lassen“ ist eine Produktion vom Sender Freies Berlin. Sie wurde erstmalig am 31. Mai 1982 im Ersten ausgestrahlt.
Besetzung
Kommissar Walther – Volker Brandt
Assistent Hassert – Ulrich Faulhaber
Inge Zimmermann – Margit Saad
Niki Pototschnik – Harry Baer
Hans Pototschnik – Hanno Pöschl
Schrader – Vadim Glowna
Mara – Petra Jokisch
Robert – Andreas Altmann
Fotoreporterin – Karen Werner
Frau Zumholz – Ursula Gerstel
Elke – Anina Michalski
Stab
Drehbuch – Jens Peter Behrend und Bernhard Frey
Regie – Peter Keglevic
Kamera – Gerard Vandenberg
Ton – Ralf Handke
Musik – Peer Raben
Schnitt – Friedericke Badekow
Szenenbild – Götz Heymann
Kostüme – Katharina Schumacher
Produktionsleitung – Horst Borasch
4 Meinungen zum Tatort Folge 137: Sterben und sterben lassen
Der Tatort Nummer 137 aus der Stadt Berlin mit den Hauptkommissaren Walther und Hassert. Die Bundeshauptstadt war damals noch Bonn und bis zur Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten wird es noch ein Weilchen dauern. Hauptkommissar Walther ermittelt aufgrund eines Amtshilfeersuchens der französischen Polizei und kommt einer dubiosen und mordenden Schmugglerbande auf die Spur, welche illegal Medikamente exportiert um sie dann gewinnbringend wieder in die Gebiete der BRD einführt. Ein lukratives Geschäft für diese kriminell handelnden Mitbürger. Ein spannender und sehenswerter Tatort-Krimi aus den anfangenden 1980iger Jahren, sehenswert und informativ. Der Hauptdarsteller, welcher Kommissar Walther verkörpert, war noch vor wenigen Wochen anlässlich des Todes von Wolfgang Rademacher in der Gedächtnis-Talk-Show von Markus Lanz zu sehen und erfreut sich bester Gesundheit, nunmehr auch schon in einem hohen Alter. Herrlich und alles Gute.
Dieser Tatort befindet sich auf einer Bekannten Rangliste ganz ganz weit unten und dort gehört dieses Schmuckstück nicht hin. Es ist ein epischer Tatort. Tolle Musik, tolle Bilder und eine Atmosphäre wurde eingefangen. Wow top Tatort Folge. Sorry aber da unten hat der Berliner Walther Tatort nichts zu suchen
Gewöhnungsbedürftige Dramatik. Soll wohl surreal sein? ?
Die ganze Zeit habe ich mich gefragt, wann es denn endlich los gehe. ?
Handlung findet kaum statt, aber dafür Tango-Tanzeinlagen.
Die Hintergrundmusik wurde für fünf Mann Blockflöte geschrieben.
Kann mich dem zweiten Kommentator nur anschließen: ein bemerkenswerter TATORT, der allerdings die Ermittler in die zweite Reihe verbannt. Das muss man mögen. Mich hat die Inszenierung an die Brynych-Folgen für DER KOMMISSAR oder DERRICK erinnert. Weniger in stilistischer Hinsicht, sondern in Bezug auf die Grundhaltung gegenüber bestimmten, festbetonierten „Regeln“ eines TV-Krimis. Hier wurden nicht in erster Linie Alibis abgefragt, Personen überprüft, Wohnungen durchsucht und Verbrechen verwaltet. Die Dynamik der Geschichte entstand durch die Nebenfiguren, die zu Hauptfiguren wurden. Es stimmt schon, dass es nicht der Kommissar mit seinem Polizeiapparat ist, der die Story vorantreibt. Aber genau das macht diesen stimmungsvollen Krimi ja so reizvoll. Auch die Mischung aus zeittypischem Kolorit und Vergangenem (Tango-Tanz, die traurige Musik im noch leerstehenden Restaurant) funktionierte gut. Ach ja, Fassbinder-Freunde treffen hier auf Harry Baer („RWF“-Begleiter bis zum Schluss), Hanno Pöschl (Doppelrolle in Fassbinders letztem Film QUERELLE) und Petra Jokisch (spielte neben Fassbinder in KAMIKAZE 1989 mit und hatte eine kurze Gesangskarriere als „Debbie Neon“). Unfreiwillige Komik gab’s bei Vadim Glownas Tanzdouble (unglaublich) und Harry Baers Sterbeszene, die ganz leicht ins Trashige abzugleiten drohte (was aber eigentlich auch unterhaltsam war). Fazit: viel besser als sein Ruf, aber eben auch anders als der TATORT-Durchschnitt. Daher kann der Film beim (bekanntlich eher konservativen) Publikum dieser Reihe leicht durchfallen, aber man sollte ihm wirklich eine Chance geben. Nicht selten sind es gerade die „Abweichler“ vom Standard, die im Gedächtnis bleiben.