Kurz und knapp – darum geht’s
Ein Schuljunge wird tot in einem Wiener Durchhaus gefunden – in seiner Tasche steckt die Beschreibung eines mysteriösen „Mannes mit Rosen“. Oberinspektor Kurth Hirth, neu im Amt, stolpert über einen brutalen Banküberfall und eine Messerstecherei im Gastarbeitermilieu. Sind die Fälle verknüpft? Als die Spur zu einem Rosenkäufer führt, der jede Woche pünktlich wie ein Uhrwerk auftaucht, geraten Hirth und sein Team in einen Strudel aus falschen Alibis und tödlichen Verwechslungen … und direkt in die Falle eines skrupellosen Täters, der nichts zu verlieren hat.
Inhalt der Tatort-Folge „Der Mann mit den Rosen“
Grauer Nieselregen verwischt die Konturen des Tatorts, als Hirth über die Pfützen im Hof stapft – sein erster Fall als Oberinspektor, und gleich ein Mord an einem Kind. Der Junge lag da wie ein zerbrochenes Spielzeug, die Schultasche noch umgehängt. „Er hat nur seine Hausaufgaben gemacht“, flüstert die Mutter, ihre Stimme kalt wie der Marmorboden ihrer Villa. Hirth, ein Mann, der mehr mit Akten als mit Menschen redet, spürt den Druck des Kommissariats: Der Presse läuft die Story davon, und Hofrat Putner trommelt ungeduldig mit den Fingern.
Zwischen Bankschaltern, die nach verbranntem Geld stinken, und einer Fischkneipe im Arbeiterbezirk, deren Wände nach Schweiß und Raki riechen, jagt Hirth Geistern. Der Rosenmann, akribisch vom Opfer beschrieben, entpuppt sich als Ehemann einer verhuschten Pianistin – doch sein Alibi ist wasserdicht. „Jeden Mittwoch, fünf Rosen, Punkt drei“, zischt die Blumenhändlerin, während Hirths Assistent Ullmann verdächtige Knospen im Müll findet. Nebel hängt über der Donau, als das Team eine zweite Leiche entdeckt: ein türkischer Gastarbeiter, erstochen in derselben Nacht wie der Junge. Zufall?
Hirths Stift kratzt über den Zettel des Opfers. „Der Mann trug eine Aktentasche, als wäre sie ihm fremd.“ Plötzlich passt alles zusammen: die Zeugenaussage des Bankangestellten, die verpasste Brillenputzerei des flüchtigen Räubers, die Zigarettenpackungen, die vom Jungen fehlen. In einer nächtlichen Konfrontation im Prater, dessen Riesenrad wie ein gespenstischer Richter thront, zerbröckelt das Lügengebäude. Doch als Hirth die Wahrheit greifen will, schlägt die Vergangenheit zurück – mit einer Waffe, die niemand kommen sah …
Hinter den Kulissen
„Der Mann mit den Rosen“ (ORF/ARD) entstand vom 7. Mai bis 19. Juni 1984 in Wien, gedreht an Originalschauplätzen wie dem Stephansdom, der Blutgasse und der damals noch rauchgeschwärzten Ottakringer Brauerei. Regisseur und Drehbuchautor Kurt Junek adaptierte Harald Minis Roman „Räuber und Gendarm“ zu einem düsteren Porträt des kalten Wien der 80er – voller Neonlichter und schmuddeliger Hinterhöfe.
Kurt Jaggberg, zuvor als Inspektor Wirz an der Seite von Manfred Krugs „Tatort“-Ermittler Marek bekannt, gab hier sein Debüt als eigenwilliger Oberinspektor Hirth. Die Folge lockte am 25. November 1984 sensationelle 17,76 Millionen Zuschauer:innen vor die Bildschirme (47 % Marktanteil) und gilt bis heute als Kultkrimi. Fun Fact: Die ikonische Rosenkauf-Szene wurde in der Blumenhandlung „Zum grünen Zweig“ gedreht – die Besitzerin spielte sich selbst und improvisierte den Satz „Der nimmt immer dieselben, der spinnt doch!“.
Fans rätseln bis heute über eine mysteriöse Kontinuität: War Hirths Vorgänger Marek womöglich in der Banküberfall-Szene im Hintergrund zu sehen? Regisseur Junek schwieg dazu – ebenso wie zur Frage, ob das „Räuber und Gendarm“-Motiv auf reale Verbrechen der Wiener Unterwelt anspielte.
Besetzung
Hofrat Dr. Putner – Gerhard Dorfer
Kurth Hirth – Kurt Jaggberg
Michael Fichtl – Michael Janisch
Franz Ullmann – Miguel Herz-Kestranek
Viktor Schulz – Heinz Zuber
Adolf Hollocher – Michael Bukowsky
Wilfried Riedler – Walter Klinger
Zeichner – Eduard Wildner
Josef Wondra – Reinold Tischler
Frl. Bergmeier – Christine Aichberger
Wirt – Joe Berger
Bankkundin – Herta Böhm
Fernsehsprecher – Wilfried Konnert
u.a.
Stab
Drehbuch – Kurt Junek, nach „Räuber und Gendarm“ von Harald Mini
Regie – Kurt Junek
Kamera – Wolfgang Koch
Ton – Herbert Wabl
Musik – H. K. Gruber
Architekt – Gerhard Hruby
Kostüme – Barbara Langbein
Produktionsleitung – Helmut Pascher
Der Tatort 163 aus der Hauptstadt der Alpenrepublik. Ein gar nicht mal uninteressanter Kriminalfilm mit Ermittlungsmethoden der alten Art seitens der Wiener Mordkommission, leider seit nunmehr 31 Jahren ohne Meinung. Hat der eigentlich nicht so verdient, obwohl ich diesen Spielfilm auch noch gar nicht kannte und gestehen muß, Tatort-Filme von der österreichischen Seite früher auch so gut wie gar nicht geguckt zu haben. Zu sehr bestand die Gefahr, daß plötzlich Oberinspektor Marek auftauchte. Die Handlung bestand aus einer Verkettung unglücklicher Umstände, aber irgendwie hatte man beim Ansehen des Streifens und auch am Ende das Gefühl, daß jemand zum Sterben bestimmt war. Und eigentlich stellte dieses der Oberinspektor Hirth gegenüber seinem Hofrat in der Schlussbesprechung bei Tabak und Weinbrand auch fest. Als Wiederholung schaue ich ihn wahrscheinlich erst im nächsten Jahrzehnt, bei Kaffee und Kuchen, wenn ich ihn mal wieder zufällig im Fundus finden werde.
Gelungener Tatort der Ära nach „Oberinspektor Marek“. Warum man aus dem „Wirtz“ dann einen „Hirth“ machte wird wohl ein ewiges Mysterium bleiben.
Ein wirklich toller Wiener Tatort. Adi Peichl und Christine Schuberth hier in Nebenrollen. Ein paar Jahre später feierten Sie großen Erfolg mit der RTL Serie „Ein Schloß am Wörthersee“. Für mich ein wirklich spannender Fall mit viel Lokalkolorit. 4 von 5 Sterne