Kurz und knapp – darum geht’s
Die junge Autorin Luise Nathan wird kurz nach der Präsentation ihres gefeierten Debütromans „Luna frisst oder stirbt“ tot aufgefunden. Was zunächst wie Selbstmord aussieht, entpuppt sich für die Frankfurter Ermittler Anna Janneke und Paul Brix als raffinierter Mord. In einer Welt, in der Fiktion und Realität verschwimmen, führt sie Luises sozialkritischer Roman auf die Spur ihrer Freundin Nellie, die aus prekären Verhältnissen stammt. Als die Kommissare entdecken, dass die Romanfigur Luna verdächtige Parallelen zu beiden Mädchen aufweist, geraten sie in ein Netz aus Wahrheit und Dichtung, das mehr verbirgt als es offenbart…
Inhalt der Tatort-Folge „Luna frisst oder stirbt“
Kaltes Neonlicht fällt auf das blasse Gesicht der jungen Frau, die am Lesetisch sitzt. „Kühlschrank leer, Schrank leer, normal, haha,“ liest Luise Nathan mit schneidender Stimme aus ihrem Debütroman vor. Die versammelte Frankfurter Literaturszene lauscht gebannt, während draußen vor dem Fenster der Herbstregen die Mainuferpromenade in glänzendes Schwarz taucht. Am nächsten Morgen liegt Luises Körper leblos im feuchten Laub unter einer Brücke, umgeben vom nebligen Dunst des Flusses.
Kommissarin Anna Janneke blättert nachdenklich in Luises Buch, schluckt heimlich eine Tablette gegen ihre chronischen Kopfschmerzen – eine kleine Schwäche, die sie vor ihren Kollegen zu verbergen versucht. Ihr Partner Paul Brix steht derweil am Fenster des Präsidiums, sein Blick schweift über die Frankfurter Skyline. Der wortkarge Ermittler hadert mit der scheinbaren Parallele zwischen Luises Leben und ihrem literarischen Werk, in dem die Protagonistin Luna mit Selbstmordgedanken spielt.
„Friss Kuchen, wenn du kein Brot hast“ – das erste Kapitel von Luises Roman hallt nach, während die Ermittler in eine Welt eintauchen, in der die Grenzen zwischen Dichtung und Wahrheit verschwimmen wie Tinte auf nassem Papier. Ihre Nachforschungen führen sie vom glitzernden Verlagshaus, wo der charismatische Verleger Roland Häbler und der ehrgeizige Lektor Marvin Gess um das literarische Erbe ihrer Autorin kämpfen, in die grauen Betonschluchten am Stadtrand.
Dort treffen sie auf Nellie Kunze, Luises engste Freundin, die mit ihrer alleinerziehenden Mutter Jessie und ihrer kleinen Schwester in einer Hochhaussiedlung lebt – weit entfernt von den Altbauwohnungen des Frankfurter Bürgertums, in dem Luise mit ihrer Mutter, der Stadträtin für Soziales Friederike Nathan, aufgewachsen ist. Die ungleiche Freundschaft der beiden Mädchen gleicht einem empfindlichen Mobile, das bei der kleinsten Berührung aus dem Gleichgewicht gerät.
Im Café „Kelle“, einem sozialen Treffpunkt für benachteiligte Jugendliche, begegnen Janneke und Brix einer Welt, in der Luise zwischen ihrem privilegierten Hintergrund und ihrem Engagement für soziale Gerechtigkeit navigierte. Während sie tiefer in Luises Roman eintauchen, entdecken sie, dass Luna nicht nur eine fiktive Figur ist, sondern ein Spiegel – teils für Luise selbst, teils für ihre Freundin Nellie.
Die Ermittlung verkompliziert sich, als ein mysteriöser Erpressungsversuch ans Licht kommt. „Den General gibt es nicht“, behauptet ein Zeuge, während die Fahndung nach der Wahrheit der sprichwörtlichen Suche nach der Nadel im Heuhaufen gleicht. Janneke und Brix müssen entscheiden, welche Version der Realität sie glauben wollen – die des Romans oder die der widersprüchlichen Aussagen.
Als sie schließlich einen entscheidenden Hinweis in Luises halbfertigem zweiten Roman entdecken, führt sie die Spur zu einem unerwarteten Motiv, das im komplexen Beziehungsgeflecht zwischen den beiden ungleichen Familien verborgen liegt…
Hinter den Kulissen
Der Tatort „Luna frisst oder stirbt“ ist die 1176. Folge der beliebten Krimireihe und der 14. gemeinsame Fall des Frankfurter Ermittlerduos Anna Janneke (Margarita Broich) und Paul Brix (Wolfram Koch). Die Produktion des Hessischen Rundfunks wurde vom 12. November bis zum 22. Dezember 2020 in Frankfurt am Main und Umgebung gedreht. Als Kulissen dienten unter anderem die Deutschherrnbrücke in Sachsenhausen, das ehemalige Fernmeldeamt am Danziger Platz, eine Tapas-Bar an der Berger Straße 6 (als Café Kelle), das Gewächshaus im Palmengarten sowie verschiedene Locations an der Honsellbrücke und der Osthafenbrücke.
Neben dem Stammensemble brillieren in den Episodenrollen Jana McKinnon als die junge Autorin Luise Nathan, Nicole Marischka als ihre Mutter Friederike, sowie Clemens Schick als Verleger Roland Häbler und Thomas Prenn als Lektor Marvin Gess. Besonders hervorgehoben wurden in Kritiken die Darstellungen von Lena Urzendowsky als Nellie Kunze und Tinka Fürst als deren Mutter Jessie.
Bei der Erstausstrahlung am 31. Oktober 2021 verfolgten 6,42 Millionen Zuschauer den Film im Ersten, was einem Marktanteil von beachtlichen 21,4 Prozent entsprach. Für den Soundtrack wurden mehrere bekannte Pop-Songs verwendet, darunter „Paper Planes“ von M.I.A., das in einer markanten Tanzszene im Waschkeller des Wohnblocks zum Einsatz kommt.
Der Film wurde von Katharina Bischof (Regie und Drehbuch) und Johanna Thalmann (Drehbuch) entwickelt, die mit ihrer kunstvollen Verwebung von Realität und Fiktion den Kritikern zufolge einen ungewöhnlichen Beitrag zur Tatort-Reihe geschaffen haben. Nach der Ausstrahlung kursierten im Netz intensive Diskussionen über die im Film aufgeworfenen Fragen zu kultureller Aneignung und sozialer Ungleichheit. Die für den Dreh eingerichtete Kulisse des Café „Kelle“ wurde übrigens von Passanten mehrfach für ein echtes Café gehalten – ein Beweis für die Authentizität der Szenerie.
Das sieht ja so aus, als hätten sie auch Szenen im Frankfurter Palmengarten gedreht. Super Drehort! 😄
Schon doof, dass man hier vor Sendebeginn bewerten kann.
Wumms, wumms, wumms. Nach Berlin versucht sich auch Frankfurt in der Parrallelwelt von Kunst und Realität. Bei mir wummst es überhaupt nicht, zäh schleppen sich die Ermittlungen dahin, Janneke und Brix nerven noch mehr als sonst. Das Ganze ist konstruiert ohne den Zuschauer mitzunehmen. Fortschritte gibt es dann, wenn das nächste Kapitel gelesen wurde, ich wünschte mir man hätte einige Kapitel übersprungen und wäre direkt zum Schluss gekommen.
Der Anfang, um in der Terminologie des Films zu bleiben, plätschert so dahin. Da bleibt Zeit, einen genauen Blick auf das Kommissaren-Pärchen zu werfen. Die sehen nicht nur „verhauen“ aus, die wirken auch ziemlich dämlich. Nun ja …
Auch nach einer halben Stunde: im Film nichts Neues. Aber, so richtig betroffen vom Tod der jungen Frau ist offenbar niemand. Oder es kommt nicht rüber.
Und wie aus dem Nichts entdeckt der Kommissar den realen Ort aus dem Buch des Opfers. Na so ein Zufall! Lustige Buchlesung im Präsidium, was für ein Glück, dass das Opfer ein Buch geschrieben hat. Aber, dafür, dass es um progressive Literatur geht, erscheinen die im Tatort recht flach.
Erfreulich, dass der Film nur spärlich mit Filmmusik unterlegt ist. Und, irgendwie ist die Story im Fortgang sehr interessant, wenn auch die Ermittlungsmethoden via Buch unglaubwürdig erscheinen.
Eine gute Idee, in der Ausführung leider ohne Esprit.
Zwar nicht unbedingt spannend, aber interessant. Der „gesellschaftliche Zeigefinger“ war auch heute da, aber kein zentrales Thema.
Man ist ja schon dankbar für einen Tatort, bei dem man 15 Minuten vor Schluss noch nicht genau weiß, wie es am Ende ausgeht. Und die Ermittler hatten keine privaten Probleme.
Erfrischend anders!
Was soll das bringen? Wo ist da der „Mehrwert“?
Sollen die Zuschauer psychisch krank gemacht werden?
Wo war da etwas Positives?
Was ist das Ziel von solchen destruktiven Dramen? Was hat das mit Tatort zu tun?
Sorry, der einzige kleine Lichtblick war für mich der Kollege der beiden Kommissare. Er hat etwas 80er-Jahre-Charme verbreitet.
Ach ja und bei dem Namen Luise konnte ich mich an die großartige Darstellerin Luise Heyer erinnern, die ich unglaublich gerne wieder mal sehen würde.
Tja, die Kriminaltechnikerin wird ihren Job in Köln verlieren, wenn man da mitkriegt, dass sie in Frankfurt eine junge Frau umbrachte… ;-) Was kommt als nächster? Spielt Felix Klare einen Mörder in Hamburg?
Die Hauptidee war, meiner Meinung nach, ziemlich gut, Regie auch, und die Schauspielerinnen eigentlich auch.
Ich sehe aber einige Probleme, die nicht geklärt wurden. Wie alt sind die Hauptfiguren? Tatsächlich gibt’s zwischen den Schauspielerinnen Fürst (1988) und Urzendowsky (2000) nur 12 Jahre. Frau Kunze sah nicht so aus, wie eine, die eine volljährige Tochter hat. Ist aber Nelly minderjährig, lassen sich einige Fragen stellen. Vielleicht hätte der Film diese Frage klären können.
Und die Geschichte mit dem Baby, die eine von den Frauen verloren und begraben hat? War es Frau Kunze (wie vermutet), hatte sie eigentlich keinen Grund, es zu verheimlichen. Und war es sie, wieso haben Nelly und/oder Luise die Geschichte gekannt, und sogar ziemlich genau?
Ich habe das Gefühl, man wollte es dramatischer machen, als es ohnehin schon war, darüber wurde aber diese Folge nicht besser, sondern im Gegenteil.
Ich habe insgesamt zwei Sterne abgezogen.
Bis auf einige Logiklöcher recht intelligent gemacht.
Frage: Gab es da keine Gerichtsmediziner wie sonst? Nur einen Bericht?
Interessant fand ich die per Computer simulierten Perspektiven vom Autorücksitz beim fahren.
Gut war auch, wie sich die Geschichte langsam zusammen findet. Die mich ein wenig an den Skandal um Helene Hegemann und ihren Debütroman Axolotl Roadkill erinnerte.
Weiß jemand, was für eine coole Fototasche die Kommissarin Janneke da benutzt?
Bitte verwenden Sie den Passus „sozial schwach“ nicht. Das ist ziemlich beleidigend. Die Menschen, auf die angespielt wird, sind finanziell schlecht aufgestellt und haben zu vielen gesellschaftlichen Einrichtungen keinen Zugang. Sie sind aber weder unintelligent noch sozial inkompetent. Genau das drückt „sozial schwach“ aus.
Nach einer halben Stunde weggeguckt! Sehr zäher Stoff. Wegen Zeitumstellung (tatsächlich Ende eine Stunde später als 21:45 Uhr) wäre ein Actionfilm besser gewesen ;-)
..halt kein action TO – aber alles in allem : gute Story und dazu mindestens ebensogut umgesetzt – solide gemachter Frankfurt TO
Sollte jemand diesen TO verstanden haben, so melde er sich bitte mit erklärenden Worten bei mir.
Völlig gaga die Story und verworren. Psychisch durchgeknallt. Mich nerven diese neu modernen TO enorm. Kann man nicht einfach einen Krimi drehen, gerne mit psychischen Knackpunkten, aber doch bitte nicht so möchte-gern abgef… Das soll Kunst sein? Dann bin ich ein Kunstbanause. Sorry, aber da bin ich raus.
Potthäßliche Göre schreibt einen Roman in Fäkalsprache, die Kostproben, die sie vorträgt, reichen aus, um das Urteil zu fällen: Durchgefallen – aber nein, hier wird er als Offenbarung gefeiert. Daß er, wie sich herausstellt, von einer anderen verfaßt wurde, macht ihn auch nicht besser. Schon nach 5 Minuten war mir klar: das wird nichts mehr. Da ich jedoch eine masochistische Ader habe, tat ich mir diesen TO bis zum bitteren Ende an. Immerhin handelt es sich um Nachhilfestunde Nr. 649 in politisch korrekter Sprache: „Suizid“ statt Selbstmord, „Alkoholproblem“ statt Säufer, „Party“ in Ami-Sprech, dann, besonders schön – sollte man sich auf der Zunge zergehen lassen: „häusliche Gewalt in der Ursprungsfamilie“ etc. pp.
Nein so nicht mit mir – habe nach 15 Minuten abgeschaltet – nix für mich und daher nix positives für einen Kommentar zu schreiben. Langsam habe ich von TO genug und überlege mir ernsthaft weiterhin TO zu schauen. Es gibt andere gute Filme zu sehen.
Zusatz zu meinem Kommentar – Schliesse mich @Caro vollumfänglich an. Danke Caro so muss ich das nicht schreiben,
Vorweg: Janneke und Brix mag ich als Ermittler wirklich sehr. Für mich sind sie solide, schrullig, etwas behäbig und haben den großen Vorteil, dass sich ihr Privatleben nicht permanent in den Vordergrund drängt.
Also lag es wohl am Drehbuch, dass mir diese Folge nicht so richtig gut gefiel.
Für mein Geschmack ein zu eifriges Anbiedern an die Jugendkultur und ein zu blass bleibender Einblick in den Literaturbetrieb.
Kompliment noch an die beiden jungen Darstellerinnen der „Lunas“ und die quirlige kleine Schwester.
Hab nach 30 Minuten gedanklich angeschaltet. Habe es dann so nebenbei bis zum Ende angesehen. Null Spannung, und so konstruiert ernsthaft… Dann lieber aus Frankfurt die komödiantischen Versuche. Und was die Autos (Saab 9000 bzw. einmal im Bild der 944) ist es halt leider auch nicht Köln. Und wenn schon schlecht, gab’s diesmal auch keine Filmmusik, die es hätte noch retten können.
Meinte natürlich abgeschaltet…
Habe sogar bis zum Ende durchgehalten ;-) letzte Woche hatte ich ja schon nach 20 Minuten abgeschaltet, aber hier hat es sich leider auch nicht gelohnt. Dachte, es wird besser…
Verwöhntes Mädchen aus reichem Hause mit bereits prominenter Mutter versucht sich als Jungautorin und wird dafür auch noch euphorisch gefeiert, am nächsten Tag ist sie tot, die Ermittlungen beginnen, soweit so gut bzw, so weit so klassisch, was den Fall betrifft.
Was mich schon von Anfang an stört, war die Fäkalsprache, muss das sein? Auch wenn die Jugend heutzutage über „Ey Alder“ nicht mehr hinauskommt und auch die Mädchen pissen oder bimsen, erwarte ich das nicht an einem Sonntagabend, den ich mit einem gepflegten Tatort beenden möchte. Das Gros der Zuschauer ist nunmal weit ü18, eher ü40 und damit raus aus der Jugendszene.
Das Ermittlerduo verhält sich dem gegenüber sehr unaufgeregt, ja fast schon unbeteiligt, ist natürlich Alltag im Frankfurter Milieu. Man macht sich an die Arbeit, recherchiert, kombiniert, agiert. Das führt wieder ins klassische zurück. Der Zuschauer atmet auf und freut sich jetzt auf spannende Begegnungen, Ermittlungen und natürlich das Ziel im Auge, die Auflösung.
Irrungen, Wirrrungen führen dann zwar irgendwann zum Ende, aber ich konnte dem Ganzen nichts abgewinnen, es war einfach nur lahm. Deshalb 2 Sterne.
Sozialdrama sehr gut. Für einen Krimi hätte mehr Spannung rein gemusst.
PS: Wer einen solchen Film danach bewertet, wie hübsch die Protagonistinnen sind, der sollte zu einem anderen Format wechseln.
@Caro
Sie haben absolut recht mit Ihrer Analyse und brauchen sich ganz gewiss nicht dafür entschuldigen. Was lobe ich mir die Tatorte aus früheren Jahren gegen diese Art von unangenehmen und schlechten Inszenierungen.
Schon sehr langatmig. Aber die Idee, einen Fall mit Hilfe eines Buches zu lösen, ist originell.
1.) @ Onkel („Potthäßliche Göre schreibt einen Roman …“) –> welchen Film haben Sie gesehen bzw. welche (sinnesverwirrenden) Pulver geschluckt? Die Buch-Autorin in gegenständlichem TO war mit Sicherheit nicht „potthässlich“ und selbst wenn es so gewesen wäre, würde Ihnen kein Urteil darüber zustehen!
2.) Zum Inhalt: Ich fand den Fall ganz interessant, mal was anderes. Es war sicher einer der besten dieses an und für sich schwachen TO-Teams, wenn auch die Schluss-Auflösung der Geschichte etwas konstruiert bzw. beliebig wirkte. Dennoch hatte diese Folge etwas Besonderes, das sie von anderen TO´s abhebt, man sagt wohl: ein „Alleinstellungsmerkmal“.
Wie vor mir auch @ Thorsten anmerkte: Die Idee, einen Fall mit Hilfe eines Buches zu lösen, ist auch aus meiner Sicht äußerst originell (und gab es noch nicht so häufig in einem TO).
(Ich hatte 4 Sterne gedrückt)
Ein sehr ruhig inszenierter Tatort. Mir hat er sehr gut gefallen. War mal etwas anderes. Interessantes Drehbuch mit überraschenden Wendungen.
Bin nach 20 Minuten eingeschlafen.
Zweifellos ein spannender Twist, mal der Realität über die Fiktion auf die Schliche kommen zu wollen, wobei das mit der „Fiktion“ dann doch nicht so weit her war. Aus dieser starken konzeptionellen Ausgangsthese wurde dann aber für meinen Geschmack recht wenig gemacht, da wirkte vieles ein wenig beliebig und ziellos. Ein wenig Sozialdrama hie, ein wenig Kritik(?) am Literaturbetrieb da, ein sonderbares Beziehungsgeflecht insgesamt, das aber nicht so recht packen wollte, weil es einfach zu unstet, zu oberflächlich, zu unentschieden gestaltet wurde. Ich mag das Frankfurter Team in seiner schon programmatischen Unaufgeregtheit. Aber die brauchen wohl satte, grelle Stoffe, damit das nicht insgesamt ins gar zu Träge abgleitet. Gute schauspielerische Leistungen, nicht misslungen, aber auch nicht faszinierend, drei Sterne glatt.
Kleiner Nachtrag: Habe gestern die beiden Kommissare in einer Quizshow gesehen. Die sind in echt genauso wie in ihrem Schauspiel im Tatort. Ergo spielen sie sich selbst. Ob das gewollt ist? Da sollte doch mehr drin sein.
Das ist schon komisch. Ist eine Tatortfolge ungewöhnlich oder gar skurril, so heulen manche Rezensenten entrüstet auf, wie schrecklich es ist, dass die Tatort-Macher nicht mal einen ganz „normalen“ Fall mit ganz „normalen“ Ermittler hinbekommen… „so wie früher“.
Und ist dann eine Folge mal wirklich normal, ein ganz klassischer „who done it“-Fall mit ganz normalen, vollkommen Macken- und Altlasten-freien Ermittlern, dann ist es irgendwie auch nicht recht. Was nun??? Progressiv oder old school???
Zweifelsohne handelt es sich bei Anna Janneke und Paul Brix um stinknormale Ermittler, die zudem noch mit einem stinknormalen Kriminalassistenten gesegnet sind und ziemlich Allüren-frei in akribischer Kleinarbeit ihren Fall zu lösen versuchen Da ist nix mit sich kabbeln oder rumzicken, keine Probleme als Alleinerziehende, keine psychischen Probleme, kein Machogehabe – nichts! Da machen zwei Ermittler einfach nur ihren Job – ruhig, gelassen, hartnäckig. Und in der Tatortfolge „Luna frisst oder stirbt“ kann man dabei zusehen, was vollkommen unspektakulär ist, aber trotzdem ziemlich unterhaltsam.
Und dass da über das Buch einer Toten nach Hinweisen gesucht wird, ist nun wirklich nicht abgefahren… es ist einfach nur eine Quelle bei der Tätersuche. Abgefahren ist Murot mit seinen Ermittlermethoden und Macken oder meinetwegen auch noch Tschiller als Supermacho oder Faber als genialer Psycho oder Boerne und Thiel mit ihren abstrusen Fällen.
Okay – die Auflösung war ziemlich profan, aber mir hat die Tatortfolge gefallen. Die Schauspieler haben allesamt einen guten Job gemacht, angefangen bei den beiden Jugendlichen bis hin zu den drei Ermittler. Es war sicher kein überragender Fall, aber gute Schauspieler, eine gute Inszenierung (die Rückblenden waren passend eingebaut) und ein klassischer Fall lassen mich für „Luna frisst oder stirbt“ 4 Sterne geben.
Ganz „normale“ 4 Sterne :-)
Mist, jetzt habe ich nicht aufgepasst und bin versehentlich mit dem Mauszeiger über Bewertungsskala gekommen. Und schon wurden aus vier Sternen nur noch drei.
Meine Bitte an das Tatort-Fan-Team: bitte ändert doch mal die Bewertungszeile und lasst die Sterne „einrasten“. Das ist echt nervig mit diesem nur drüber bewegen und verändern. Daaaaanke!
Nachdem ich mir den Tatort am Feiertag ein zweites Mal angesehen habe, ist mir die allzu platte Darstellung der „Sozial Schwachen“ sauer aufgestoßen.
Vieleicht hätten sich Drehbuch & Regie ein wenig echtem Hintergrundwissen aus dem realen Leben bei Sozialarbeitern und Mitarbeitern vom Jugendamt holen sollen.
Die Art und Weise, wie die Leute hier dargestellt wurden erinnerte mich ein bisschen die die Geschichten, die man von Marie Antoinette (Die gesagt haben soll, Wenn die Bauern kein Brot haben, dann sollen sie eben Brioche/Kuchen essen) und ihrem „Hameau de la Reine“bei Besichtigungstouren zu hören bekommt. Ich meine das für sie errichtete idealisierte „Dorf der Königin“, wo es, im Gegegsatz zum echten Leben, nur hübsche junge Menschen gab. Und sogar der Misthaufen, (angeblich) mit Eau de Cologne, parfümiert wurde, da der echte Dungduft der Königin zu sehr gestunken haben soll.
Auch hier lauter hübsche, (ausschließlich Biodeutsch) „gut“ aussehende Mitmenschen in blitzsauberen Kostümen und großem Flachbild-TV in der Wohnung. Auch im Sozial engagiertem Quartierscafe sah man mehrheitlich die selbe Mitmenschengruppe. Keine alten Leute, niemanden der von der Straße kommt auf der man tasächlich lebt. Was man „Platte machen nennt“
Dies waren Regie & Drehbuch vieleicht zu realistisch, da man ja eher aus der fiktionalen Erzählung kommt….?
Der krasseste Spruch: “ Und jetzt, Kuchen für alle….“
Ich sage mal, Thema verfehlt.
@Colorwriter
Wenn man schon Marie-Antoinette zitiert, dann sollte man auch zumindest den geneigten Leser in Kenntnis setzen, dass sie mit 37 Jahren unter der Guillotine enthauptet wurde. Etwa 9 Monate nach ihrem Gatten König Louis XVI. Infolge der Französischen Revolution.
Marie Antoinette lebte im Schloss Versaille in einer Parallelwelt, umgeben von Heuchlern und jeder Menge Anbiederer mit wenig Niveau. Ihre angebliche Aussage ist eine mündliche Überlieferung. Ob diese wirklich wortgetreu der Wahrheit entspricht, darf bezweifelt werden.
Marie-Antoinette hat bzw. hätte heute Geburtstag.
@Smokie. Danke für die Ergänzungen. Wo bitte, habe ich behauptet, dass sie Marie Antoinette die Aussage al la Kuchen statt Brot essen, tatsächlich getroffen hat? Ich meine zu wissen, das man ihr dieses „Zitat“ während ihres Prozesses nachgesagt hat. Schlicht, um sie mit mieser Lüge und gezielter Propaganda zu diffamieren. Im Prozess wurde sogar „ermittelt“, dass sie eine Pädophile Beziehung mit ihrem Sohn gehabt habe.
Waren sie einmal in Versailles und haben sie sich ggf. das Dorf der Königin selbst angesehen?
Ich meine: Die Dame hat in einer Scheinwelt gelebt und sich mit dem Dorf , aus einer Art Sehnsucht nach dem „einfachem Leben“ eine eigene Scheinwelt geschaffen, ohne sich, aus allerlei Gründen, an tatsächlichen Gegebenheiten zu halten.
In der Art sehe ich den (Weltfremden) Entwurf, den sich Drehbuch und Regie als Lebensumstände für die „sozial Benachteiligten“ ausgemalt haben. Und woran dieser Part, in diesem Tatort, meiner Meinung nach, gescheitert ist.
Zu Marie Antoinette hat es eine interessante Doku auf ARTE.
Dass sie heute Geburtstag hat, wusste ich gar nicht.
@Colorwriter
Habe ja auch nicht geschrieben, dass Sie dies behauptet hätten, nur, dass Sie sie zitiert haben.
Dass es im Prozess zu wirren Anschuldigungen kam, ist nicht verwunderlich. Man versuchte alles verwerflich Denkbare ihr anzulasten. Im Zuge dieser anhaltenden, aufgebrausten Stimmung, wurden ja sogar ein Jahr später (1794) die beiden bekannten Hauptakteure (Robespierre und Danton), welche mit Beginn der Revolution (14. Juli 1789) gegen die Absolutistische Monarchie Louis XVI ankämpften, enthauptet. Ein gewisser Nutznießer dieser unschönen Ereignisse, wurde einige Jahre später eine Person namens Napoleon.
Zu Marie-Antoinette sei noch anzumerken, dass sie bereits im Alter von 14 Jahren die Ehe mit Louis XVI einging.
Einfach nur langatmig und langweilig.
Inzwischen ist Mensch froh, wenn jeden Monat mal wenigstens ein sehenswerter Tatort gesendet wird.
@Mart
Da muß ich mich mißverständlich ausgedrückt haben. Ich tu jetzt mal so, als hätte ich die Süffisanz des zweiten Teils Deiner Bemerkung nicht verstanden und antworte nur auf den ersten Teil: Selbstverständlich bewerte ich einen Film nicht nach dem Aussehen der Protagonistinnen (um gleich einen anderen potentiellen Vorwurf aus dem Weg zu räumen: dasselbe Adjektiv hätte ich auch bei einem männlichen Schauspieler verwendet), es war vielmehr nur als Einleitung gemeint, so wie es der Film selbst vorgibt, der ja mit der Lesung einsetzt. Du unterschlägst, daß noch ein paar Sätze folgen. (Eine vollständige Rezension zu verfassen, war nie meine Absicht.)
@Der Fremde
Natürlich steht es mir ein Urteil zum Aussehen der Protagonistin zu, denn ich bin nicht der unfehlbare Papst, sondern ein Niemand, der ein subjektives Urteil abgibt, nicht mehr und nicht weniger. Dieses Urteil gilt – auf diese Feststellung lege ich besonderen Wert – nur für diesen Film. Maske, Ausstattung etc. verbringen kleine Wunder an Schauspielerinnen und Schauspielern, und es wäre nicht das erste Mal, daß ich jemanden in einem Film „potthäßlich“ und in einem anderen atemberaubend hübsch finde. Ich gebe zu, ich habe beim Schreiben kurz gezögert, nämlich bei der Vorstellung, besagte Schauspielerin könnte sich auf diese Seite verirren, doch dann war ich der Ansicht, sie würde sich wohl kaum von einem Onkel aus’m Internet aus der Fassung bringen lassen. Im übrigen habe ich nicht (was wohl gravierender wäre) die schauspielerische Qualität ihrer Darstellung in diesem Film negativ bewertet.
Ein toller Frankfurter Tatort. Dialogszenen ohne brumm musik im Hintergrund, klasse. Da konnte man auch mal das schnaufen der Kommisare hören.
um so weniger sterne ein tatort hier hat, um so besser ist er.
Packend, loslassend, wieder mitreißend zog der TO „Luna frisst oder stirbt“ die Zuschauenden in das Gemenge aus rosaroten und doch so tiefschwarzen Gedanken, Taten und Geschichten hinein, zeigte realistisch und doch so fern vom ergreifbaren das Unerreichbare… Ziele, Träume, Wünsche, Gedanken – letztenendes alles Geschichten?
Gekonnt wurden eben diese Gedankengänge dargestellt und die zuschauenden sowie die Protagonist:innen mit ihnen und dem Geschehen konfrontiert. Eine gelungene Umsetzung in Darstellung, Bild, Ton und rosaroten Gedanken entschuldigte auch ein paar stilistische Mankos und beschert dem TO „Luna frisst oder stirbt“ verdiente 5 Sterne.
Die Idee, Hintergründe eines Mordes im literarischen Werk der Toten zu suchen, hat mich sehr begeistert und ich fand sie spannend umgesetzt. Auch das unaufgeregte Zusammenspiel von Janneke und Brix empfinde ich stets als sehr angenehm. Eigentlich hätte dieser Tatort volle 5 Sterne bekommen müssen.
Jedoch ging die Auflösung leider komplett daneben und wirft so einige Fragen auf.
Woher wusste „Luna“ überhaupt von der Fehlgeburt? Nellies Mutter wird dieses Erlebnis kaum so detailliert preisgegeben haben.
Und wer hat das Auto gefahren, wenn sie doch gar keine Fahrerlaubnis hatte?
Warum erwähnt Brix überhaupt die Frage nach einer strafrechtlichen Relevanz bei einer Fehlgeburt?
Und zum eigentlichen Knackpunkt, dem Sorgerechtsstreit: Weshalb sollte Luise ausgerechnet dem Vater von Salena behilflich sein wollen, wenn ihr doch bekannt war, was das für ein Arschloch ist und dass ihre Freundin ihn hasst?
Ebenso völlig unlogisch der „Unfall“: Die jüngere Tochter, die kein kleines Kind mehr war, wurde von einem Radfahrer angefahren, ja und? Deshalb soll sie der Mutter weggenommen werden?? Und was hat Luise damit zu tun? Sie war gar nicht dabei und kennt sowieso alles nur vom Hörensagen. Somit wäre sie keine brauchbare Zeugin und das Mordmotiv löst sich demzufolge in Luft auf.
Viel schlüssiger wäre eine andere Auflösung gewesen: Die Fehlgeburt stammt von Nellie, die von Salenas Vater missbraucht wurde. Nellie hat es ihrer Freundin Luise anvertraut, die ihr durch das Buch eine Stimme verliehen hat. Luise wollte, falls Nellie sich nicht traut, im Sorgerechtsstreit aussagen, dass diese Schilderung keine Fiktion ist. Das wollte der Vater verhindern, deshalb hat er Luise umgebracht. Weshalb ist der sonst bei der Lesung aufgetaucht. Punkt. Das ist eine schlüssige, wenn auch hässliche Geschichte.
Fazit: enttäuschte 3 Sterne.
@Bine, @Onkel: Ich weiß nicht, ob Ihnen folgendes bekannt ist: Im Jahre 1991 erschien ein Buch mit dem Titel „Babyf***er“, das tatsächlich den Ingeborg-Bachmann-Preis erhielt und von Hellmuth Karasek als hohe Kunst gelobt wurde. Der erste Satz aus dem Machwerk lautet: „Ich f***e Babys!“ Und der Autor (dessen Namen ich hier nicht erwähne, um dem keine Bühne zu geben) war keineswegs ein assiger Jugendlicher, der nur Fäkalsprache kennt.
3,5 von 5 Sternen: Eigentlich gute, mehrschichtige Story, die sehr zum Nachdenken einlädt und weitgehend überzeugend von allen Schauspielern dargeboten wird. Doch das Ende wirkt leider ziemlich konstruiert und verhindert eine höhere Bewertung; die Geschichte mit Sorgerecht, Unfall und Luises vermuteter Aussage zugunsten des „Arschloch-Papas“ gegen die überforderte und cholerische Mutter – irgendwie nicht stimmig und merklich überzogen.
Aber wieder mal gut dabei: Brix und Jannecke (die allerdings ganz schön gealtert ist … oder ich hab einen Knick in der Brille)
Ich fand diesen TO ziemlich gut gemacht, vor allem die Szenen, wo die Kommissare sich die Ereignisse im Buch „vorstellen“ und die dann wie Rückblenden gezeigt werden, aber man weiß ja bald nicht mehr, ob Luise es erlebt hat oder Nelly oder deren Mutter!?
@slice me nice: Dass Luise gegen Nellys Mutter aussagen wollte, ist schon einleuchtend, denn man erfährt doch aus dem Buch, dass sie eine ziemlich schlechte Mutter ist, dass sie vergisst, Essen einzukaufen, besoffen in der Wohnung liegt, nicht gut auf ihre Kinder aufpasst etc. Luise hat sich doch deshalb mit um ihre Freundin Nelly und die kleine Salena gekümmert. Und sie war auch bei dem Unfall dabei. Es wurde gesagt, wenn Luise nicht gewesen wäre, wäre er schlimmer ausgegangen. Darum wollte Luise, dass Salena zu ihrem Vater kommt, und Salena hat ihn auch nicht gehasst, sondern nur Nelly, deren Vater er aber nicht ist.
Das mit der Fehlgeburt war mir aber auch nicht klar. Wenn die Mutter sie hatte, woher wussten Nelly und/oder Luise davon? Vielleicht hat die Mutter es im besoffenen Kopf erzählt…
Ich stimme @Nelly darin zu, dass ich die ‚Imaginations-Szenen‘ der Kommissare als sehr innovativ gestaltet sehe: diese ‚Imaginations-Szenen‘ sind in Leuchtfarben (rosa, violett, türkis, gelb) gesetzt und ergeben sich bei den Kommissaren durch deren Vorstellungen nach Lesen spezieller Buch-Passagen.
Somit ergeben sich als ALLEINSTELLUNGSMERKMAL dieser TO-Folge zwei Elemente:
+ die genannte farbliche Abgrenzung der ‚Imaginations- Szenen‘
+ die Lösung des Falles ergibt sich aus dem Inhalt des Buches
Für mich ist dieser TO das mit Abstand ausgereifteste und gelungensten EXPERIMENT dieses Teams (Janeke & Brix)! *****
In diesem Fall kann ich daher ausnahmsweise über so manche vorhandene ‚Logiklücke‘ hinwegsehen … 😉