Kurz und knapp – darum geht’s

In der Wiener Spitzengastronomie werden nicht nur Gemüse, sondern auch zwischenmenschliche Beziehungen mit scharfen Klingen bearbeitet: André Brauer, tyrannischer Chefkoch des Haubenlokals „Efeukron“, wird nach einer durchzechten Nacht mit seinem Küchenteam vor seinem Wohnhaus erstochen aufgefunden. Sofort nehmen die Kommissare Bibi Fellner und Moritz Eisner die Ermittlungen im toxischen Arbeitsumfeld des Restaurants auf, wo nahezu jeder ein Motiv zu haben scheint – von eifersüchtigen Kollegen über sexuell belästigte Mitarbeiterinnen bis hin zur betrogenen Ehefrau. Als die Ermittler eine Affäre zwischen Brauers Frau Alicia und dem Sous-Chef Lars aufdecken, scheinen sie dem Mordfall auf der Spur zu sein – doch hinter den Kulissen der Haute Cuisine verbergen sich noch weit dunklere Geheimnisse…

Inhalt der Tatort-Folge „Messer“

Schlaflos starrt Kommissarin Bibi Fellner auf das grelle Display ihres Handys, während die Straßenlaternen Wiens ihr Zimmer in fahles Licht tauchen. Der Anruf, der sie mitten in der Nacht aus dem Bett geholt hat, führt sie und ihren Kollegen Moritz Eisner an einen Tatort, der schon auf den ersten Blick an ein kulinarisches Schlachtfeld erinnert: Vor seinem Wohnhaus liegt André Brauer, der berühmte Chefkoch des Haubenlokals „Efeukron“, in seinem eigenen Blut – erstochen mit einem Messer aus seiner eigenen Küche.

Während Bibi mit ihrer wachsenden Frustration über die Brutalität ihres Berufs hadert, stürzt sich Eisner mit gewohnter Akribie in die Ermittlungen. Das Opfer, so stellt sich heraus, war nicht nur für seine gastronomischen Meisterleistungen bekannt, sondern auch für sein diktatorisches Regiment am Herd. „In meiner Küche funktioniert man, oder man geht“, zitiert eine Mitarbeiterin das Credo des toten Chefs, während das Tageslicht durch die chromblitzenden Arbeitsflächen des edlen Restaurants reflektiert wird.

Kaum haben die Ermittler das „Efeukron“ betreten, werden sie Zeugen eines handfesten Streits: Töpfe fliegen, Beschimpfungen hallen durch die Küche, und zwei Hilfsköche prügeln sich wegen falsch geschnittener Zwiebeln. Der Sous-Chef Lars, ein junger Mann mit stechend blauen Augen und einer Aura der Autorität, geht dazwischen – mit einer Härte, die vermuten lässt, dass er vom tyrannischen Führungsstil seines Mentors mehr übernommen hat als nur kulinarische Fertigkeiten.

Bibi beobachtet, wie Lars bei der Nachricht von Brauers Tod zusammenzuckt, als hätte ihn ein elektrischer Schlag getroffen. „Er war wie ein Vater für mich“, sagt er mit zitternder Stimme. Doch während sie ihn befragt, spürt sie, dass hinter der Fassade der Trauer etwas anderes lauert – vielleicht Erleichterung? Die Befragung des Personals gleicht einem Tanz auf Messers Schneide: Da ist Lisa, die Patissière, die bei der Erwähnung von Brauers Namen erbleicht und den Blick senkt; Bekim, ein ehemaliger Tellerwäscher, der wegen einer Nichtigkeit gefeuert wurde und nun auf Rache sinnt; und Mohammed und Bernd, deren berufliche Rivalität so giftig ist wie die Atmosphäre in der überhitzten Küche.

Ein vielversprechender Verdächtiger scheint zunächst Lars‘ Bruder zu sein – genannt „Ratte“, ein vorbestrafter Ex-Junkie, der Geld für seine nächste Dosis brauchen könnte. Doch diese Spur führt ins Leere, wie so viele in diesem Fall, der sich wie ein kompliziertes Mehrgang-Menü entfaltet: Schicht um Schicht müssen Bibi und Moritz abtragen, um zum Kern vorzudringen.

Die Küche des „Efeukron“, in der tagsüber edle Speisen zubereitet werden, verwandelt sich in den nächtlichen Verhören in einen klaustrophobischen Raum voller Geheimnisse. Das Klirren der Messer, das Zischen der Pfannen und das monotone Brummen der Kühlschränke bilden die Geräuschkulisse für eine Ermittlung, die immer tiefer in die persönlichen Abgründe aller Beteiligten führt.

Der große Durchbruch scheint zu kommen, als Bibi und Moritz auf die Affäre zwischen Sous-Chef Lars und Alicia, der Frau des Opfers, stoßen. „Sie hat ihn nie geliebt“, behauptet Lars mit einer Überzeugung, die selbst die erfahrene Kommissarin kurz innehalten lässt. Die Beweislage scheint klar: Eifersucht, Geld, Karriereambitionen – alles deutet auf das Liebespaar als Täter hin. Doch wie ein zu früh servierter Soufflé fällt auch diese Theorie in sich zusammen, als neue Fakten ans Licht kommen.

Je tiefer die Ermittler in die Welt der Haute Cuisine eintauchen, desto klarer wird, dass unter der glänzenden Oberfläche des „Efeukron“ ein Sumpf aus Neid, Missbrauch und Gewalt brodelt. Und während Bibi und Moritz den Kreis der Verdächtigen immer enger ziehen, ahnen sie nicht, dass sie selbst bereits im Visier des Mörders stehen, der seine Spuren so akribisch verwischt wie ein Spitzenkoch, der sein Geheimrezept hütet…

Hinter den Kulissen

Der Tatort „Messer“ wurde vom 25. Juni bis Anfang Juli 2024 an verschiedenen Orten in Wien gedreht. Zu den Drehorten zählten unter anderem das Restaurant „Shiki“, der Schwarzenbergplatz und die Tourismusschule „Modul“, die mit ihren professionellen Küchen die perfekte Kulisse für den kulinarischen Krimi bot.

In ihrem 60. gemeinsamen Fall stellten sich Harald Krassnitzer als Moritz Eisner und Adele Neuhauser als Bibi Fellner einer Herausforderung, die Regisseur Gerald Liegel als „Blick hinter die Kulissen der Spitzengastronomie“ beschreibt. Es ist bereits Liegels zweite Regiearbeit für die österreichische Tatort-Reihe nach „Alles was recht ist„. Zuvor zeichnete er für Produktionen wie „Schnell ermittelt“ oder „Soko Kitzbühel“ verantwortlich.

Die Besetzung des Films liest sich wie ein Who’s Who der österreichischen Schauspielszene: Neben den Stammdarstellern Christina Scherrer und Simon Schwarz (bekannt aus den Eberhofer-Krimis) sind Daniel Keberle („Hochwald“, „Blind ermittelt – Tod an der Donau“) als Opfer André Brauer, Martina Ebm („Vorstadtweiber“, „Alles finster“) als dessen Ehefrau Alicia und Simon Morzé („Der Fuchs“) als ambitionierter Sous-Chef Lars zu sehen. Ergänzt wird die Starbesetzung durch Manuel Sefciuc, Lisa Schützenberger („Soko Linz“), Zoé Sedlak, Alexander Srtschin, Tamim Fattal („Biester“) und Josef Mohamed.

Das Drehbuch stammt aus der Feder von Sarah Wassermair, die bereits den österreichischen Tatort-Fall „Azra“ schrieb. Über die besondere Chemie der beiden Hauptfiguren sagt sie: „Irgendwo zwischen poetischer Schwere und Wiener Schmäh schwebt eine große Liebe zwischen den beiden im Raum. Nie ausgesprochen, immer greifbar.“ Diese emotional komplexe Beziehung zwischen den Ermittlern wird im Fall „Messer“ auf eine besondere Probe gestellt, wie Regisseur Liegel andeutet: „Besonders Bibi hat es dieses Mal nicht leicht und hadert mit ihrem Beruf – und Moritz ist da auch nicht immer eine große Hilfe.“