Kurz und knapp – darum geht’s
Schock für Isabelle Grandjean: Kurz vor Weihnachten erhält die Züricher Kommissarin einen anonymen Hinweis auf eine Leiche. Schnell wird ihr klar, warum sie persönlich die Adressatin war: Die antike Münze im Mund des Toten erinnert sie fatal an einen Doppelmord in ihrer Heimat, den sie vor vielen Jahren aufgeklärt hat und der den Anfang ihrer steilen Karriere bildete. Der Täter hat damals Suizid begangen, doch gibt es womöglich einen Nachahmer? Die sonst so gewissenhafte Grandjean lässt alle Regeln fahren und ermittelt auf eigene Faust. Für Tessa Ott ist das Verhalten ihrer Kollegin ebenso rätselhaft wie die Inszenierung des Mordes mit mythologischen Anspielungen: Sieht sich der Mörder etwa als „Fährmann“, der seine Opfer ins Totenreich begleitet? Antworten gibt’s am 22.12.2024 um 20:15 Uhr im Ersten.
Inhalt der Tatort-Folge „Fährmann“
„Kennen wir uns?“ Isabelle Grandjean fühlt sich ehrlich überrumpelt, als ein fremder Mann ihr ungefragt ein riesiges Lebkuchenherz in die Hand drückt, wo sie doch nach Dienstschluss einfach nur eine Runde über den festlich beleuchteten Züricher Weihnachtsmarkt drehen wollte. Und dann versucht er auch noch, mit ihr zu flirten, indem er behauptet, er sei todkrank und habe nur noch wenige Monate zu leben. Geschmackloser geht’s ja wohl nicht! Andererseits: Für geschmackvolle Kleidung scheint dieser „Marek aus Warschau“, wie er sich der Kommissarin vorstellt, durchaus einen Sinn zu haben – genauso wie für höfliche Umgangsformen. Charmant und gutaussehend ist er obendrein, also: Warum nicht mal ein Abenteuer wagen und auf ein Weihnachtswunder hoffen? Zumal es Grandjeans Sohn offenbar nicht für nötig hält, seine Mutter an den Feiertagen zu besuchen. Sie wäre also ganz allein in dieser ach so besinnlichen „schönsten Zeit des Jahres“, würde bestenfalls als drittes Rad am Wagen mit Tessa und ihrem Buddy Charlie um die Häuser ziehen. Und so erliegt die sonst so kühl kalkulierende, im Moment aber einfach nur schrecklich einsame Mordermittlerin im Tatort „Fährmann“ der Verführungskunst des geheimnisvollen Marek …
Erwacht aus ihren romantischen Träumen, muss Grandjean feststellen, dass auch die Realität um sie herum plötzlich sehr geheimnisvoll ist. Im Restaurant ihres guten Freundes Milan wurde ein anonymer Brief hinterlegt, adressiert an sie persönlich. Darin: zwei GPS-Koordinaten und ein merkwürdiger Sinnspruch mit Anspielungen auf das Totenreich der griechischen Mythologie. Die Neugierde der ehrgeizigen Ermittlerin ist geweckt. Und tatsächlich: Die GPS-Daten führen sie zu einer Leiche, die an einem naturbelassenen Flussufer außerhalb Zürichs abgelegt wurde. Ein Detail allerdings macht Grandjean stutzig: die altertümliche Silbermünze im Mund des Toten. Ein Gruß aus der Vergangenheit. Und zwar aus Grandjeans eigener Vergangenheit: ihr erster großer Fall vor vielen Jahren in La Chaux-de-Fonds, ein Doppelmord an zwei Arbeitslosen, denen ebenfalls solche Geldstücke in den Mund gelegt wurden. Philipp Tournier, der Täter, war geständig, Grandjean hat ihn persönlich überführt. Es war ein riesiger Ermittlungserfolg und der Startschuss für ihre beachtliche Laufbahn – leider mit einem Schönheitsfehler: Tournier hat sich in der Haft das Leben genommen.
Er selbst kann also nicht für den Toten am Flussufer im TV-Krimi „Fährmann“ verantwortlich sein – aber wer dann? Hatte Tournier damals einen Komplizen? Oder imitiert heute jemand sein Muster? Grandjean zweifelt – an den Fällen früher und heute, vor allem aber an sich selbst. Hat sie damals doch nicht alles richtig gemacht, gar den Falschen überführt? Gegen alle Vernunft beginnt die Fahnderin der Kantonspolizei, die sonst penibel auf die Einhaltung aller Vorschriften achtet, allein zu ermitteln. Sie lässt sich krankschreiben und folgt den Spuren des Falls in ihre alte Heimat, die frankophone Schweiz, sichtet die Akten in der Causa Tournier, versucht mit der Mutter des Täters ins Gespräch zu kommen, doch die blockt erzürnt ab, weil sie Grandjean für den Suizid ihres Sohnes verantwortlich macht. Und kann sie es ihr verdenken? Die Zweifel der Ermittlerin wachsen sich zur Verzweiflung aus, Schuldgefühle machen sich breit. Der Gedanke, dass sie damals einen Unschuldigen verhaftet hat und der wahre Täter all die Jahre unerkannt bleiben konnte, ist für Isabelle schier unerträglich. Anvertrauen kann sie sich nur einem: Marek aus Warschau. Der ermutigt sie, weiterzumachen, nicht aufzugeben. Aber warum schlägt der Mörder gerade jetzt wieder zu? Und warum sendet er ihr persönlich diese kryptischen Botschaften? Will er gar von ihr überführt werden?
Währenddessen versucht auch Tessa Ott, den Mord an dem Unbekannten aufzuklären. Immerhin: Nach mühsamen Recherchen und DNA-Abgleichen kann das Kripoteam die Identität des Toten feststellen: Heinz Hubacher, arbeitslos, gekündigt nach 20 Jahren Berufstätigkeit für ein und dieselbe Firma. Mit Schierling wurde er vergiftet und ist schließlich erstickt. Noch so ein Gruß aus der antiken Totenwelt: Sokrates, der Schierlingsbecher. Dazu die Münze unter der Zunge, der Lohn für die Überfahrt ins Jenseits, damit der „Fährmann“ im gleichnamigen SRF-Tatort die Seelen der Toten sicher über den Styx, den Fluss des Todes, bringt. Mehr Symbolik geht eigentlich nicht, alles sehr dick aufgetragen. Aber wozu?
Lange kann sich Ott keinen Reim darauf machen, warum sich ihre eigentlich treue und pflichtbewusste Ermittlungspartnerin so konsequent verleugnen lässt. Als sie endlich die entscheidende Verbindung entdeckt, beginnt ein brutales Spiel auf Zeit, denn Grandjean ist dem Täter bereits näher, als ihr lieb sein kann …
Hinter den Kulissen
Die Dreharbeiten für den achten Fall des Schweizer Ermittlerinnenduos Tessa Ott (Carol Schuler) und Isabelle Grandjean (Anna Pieri Zuercher) fanden vom 13. November 2022 bis zum 7. Februar 2023 im weihnachtlich geschmückten Zürich statt; entsprechend stimmungsvoll und festlich wird die Metropole der Deutschschweiz in Szene gesetzt. Außerdem wurde in La Chaux-de-Fonds gedreht, dem Heimatort Grandjeans.
Fans der ARD-Sonntagskrimis werden in Lucas Gregorowicz – hier in der Episodenhauptrolle des todgeweihten Bösewichts Marek – den einstigen Kommissar Adam Raczek aus dem Brandenburger Polizeiruf 110 wiedererkennen. TV-Premiere feiert die Produktion des Schweizer Radio und Fernsehens (SRF) am 4. Advent (22.12.2024) um 20:15 Uhr im Ersten Programm der ARD.
Guten Morgen zusammen!
Wie ein Mitglied der FB-Gruppe TATORT-Fans gerade heraus gefunden hat, steht dieser TATORT bereits jetzt schon in der ARD-Mediathek. Muss sich wohl um ein Versehen handeln, da kein TATORT schon vorab in der Mediathek aufgetaucht ist. Keine Ahnung, wie lange dieser Zustand anhält.
Gruß
Reinhold
Nicht lange..
Habe gestern am 3.12. ca..40min davon geguckt. Wollte heute den Rest sehen, und siehe da: nicht mehr verfügbar und Erstaustrahlung angeblich am 22.12.
Also warten jetzt :)
LG
Peter
Der TATORT ist für den 22.12.2024 zur Erstausstrahlung angesetzt. Dass er schon in der Mediathek war, muss ein Versehen gewesen sein.
Gruß
Reinhold
Nur aufgrund der guten Kritik hier auf „tatort-fans“ werde ich mir den Schweizer TO nächsten Sonntag anschauen.
Ansonsten lass ich mittlerweile die Finger von den biederen eidgenössischen Produktionen, die so staubtrocken wie eine Steuererklärung sind.
Also, neuer Versuch, hoffentlich wird’s was…
Auf diese Folge bin ich sehr gespannt! Das Team Zürich hat sich ja über die letzten Folgen spürbar gesteigert (nicht nur wegen der stark verbesserten Synchronisation).
Den Erzählstrang mit Fr. Grandjean als Frau, welche sehr schnell auf ein Liebesabenteuer eingeht, kann ich mir dzt. allerdings nur schwer vorstellen: sie hatte bisher m.E eher eine abweisende bis asexuelle Ausstrahlung … 😯
Was bedeutet die Abkürzung DZT?
Google sagt:
Die Deutsche Zentrale für Tourismus
Ziel ist ein klima- und ressourcenschonender Tourismus, der sich positiv auf Entwicklungs-perspektiven und Beschäftigung auswirkt. Seit über einer Dekade bearbeitet die DZT das Thema Nachhaltigkeit strategisch und ressort-übergreifend.
Was die mit einem Schweizer Tatort zu tun hat, ist mir rätselhaft.
Wie so mancher Schweizer Tatort der Vergangenheit.
😇
Guten Morgen, @Bruno!
Meine mangelnde Vorstellungsmöglichkeit hins. der erotischen Anziehungskraft von Fr. Grandjean bezog sich auf den Status DERZEIT (dzt.)! 😇😇
(Vielleicht bin ich ja nach der heutigen Folge diesbezüglich ‚geflasht‘?)
dzt war ja schleßlich in kleinen Lettern geschrieben…
War ja noch nie mein bevorzugtes Ermittler-Duo (nein, ich gender nicht!) und das hat sich heute schon nach 25 Minuten wieder bestätigt. Das ganze Jahr über spielt Grandjean die asexuelle, aber in der Weihnachtszeit lässt man sich dann aus Einsamkeit schon gern mal schnell von einem Unbekannten vö….!?
Die Schauspieler können da wohl weniger dafür, als die Drehbuchschreiber und Regisseure!?
Oder ich bin langsam raus aus den Tatorten!?
Es gibt inzwischen viele viel bessere Krimi-Serien!
Liebe Tatort-Community,
ich möchte daran erinnern, dass wir hier sachlich und respektvoll über die Folgen diskutieren. Kritik an der Handlung oder den Charakterentwicklungen ist selbstverständlich willkommen, sollte aber konstruktiv formuliert werden. Ihre Beobachtungen zur Charakterentwicklung von Grandjean können wir gerne diskutieren, aber bitte ohne abwertende Bemerkungen oder vulgäre Andeutungen.
Was die alternativen Krimi-Serien angeht – welche würden Sie denn empfehlen? Vielleicht können wir daraus einen interessanten Austausch in unserem Forum entwickeln.
Bitte denken Sie daran: Hinter jeder Rolle stehen reale Menschen – Schauspieler, Drehbuchautoren und Regisseure, die ihre Arbeit mit Engagement machen. Konstruktive Kritik ist wertvoll, persönliche Angriffe hingegen nicht.
Beste Grüße
Als Alternative Krimiserien fallen mir da die Ingo thiel-reihe von ZDF und Arte ein sowie die Reihe“in Wahrheit“. Kommen nur leider nicht so häufig.
@Ralph:
Bei den genannten beiden Serien gibt es m.E. auch bessere und schlechtere Folgen, so wie bei TO- und PR-Folgen auch. 😉
Bei der „Ingo Thiel-Reihe“ steht halt der charismatische Schauspieler Heino Ferch im Mittelpunkt, so wie etwa bei „Unter anderen Umständen“ die charismatische Natalie Wörner, bei der Serie „In Wahrheit“ ist der Niveau-Unterschied der einzelnen Folgen m.E. besonders eklatant und Christina Hecke ist jetzt nicht so ganz mein Fall, jedenfalls spielt sie m.E. in einer anderen Liga als etwa Natalie Wörner.
Wenn eine Serie auf eine/n bestimmte/n Schauspieler/in fokussiert ist, bestehen natürlich andere Erzähl-Möglichkeiten als in Krimis, bei denen die Handlung im Vordergrund stehen sollte (wie bei TO oder PR).
Ich finde, dass es etwa im ablaufenden Kalenderjahr 2024 einige ausgezeichnete Produkte aus den Serien TO bzw. PR gab (z.B. TO-Folge „Avatar“ ganz am Anfang des Jahres oder die PR-Ausgabe „Der Dicke liebt“ Mitte des Jahres. Das kann sich m.E. schon sehen lassen … 😎
Sorry, Natalia W. natürlich! 😉
Mal wieder, wie leider schon so lange im Tatort, gähnend langweilig. Unglaubwürdige Figuren, an den Haaren herbei gezogene Handlung. Und ständig werden die privaten Probleme, Sorgen und Nöte der Ermittler in die Handlungen eingeflochten. Ist ja mal ganz nett und abwechslungsreich. Aber das ist mittlerweile Standard in deutschen Krimis. Wie wärs denn nochmal mit einem normalen Kriminalfall, Bankraub oder Clankriminalität??? So was gibt es schon lange nicht mehr. Und warum nur noch weibliche Ermittler??? Früher gar keine… jetzt nur noch. Von einem Extrem zum Nächsten…
„Früher gar keine…“
Ich fürchte, sie wünschen sich das „früher“ wieder.
Endlich einmal ein spannender und unterhaltsamer Tatort, der auch nicht belehrend rüber kam, zumindest die Schweizer können noch Krimi!
Den Schweizern hab ich nochmal eine Chance gegeben, wie vor ein paar Tagen angekündigt.
Und siehe da, er war überraschenderweise ganz ordentlich.
Athmosphäre, Schauspiel, Hintergrundmusik, Story, nix zu meckern.
Sehr spannender Tatort heute!
War es denn nun bewiesen, dass vor 20 Jahren ein Ermittlungsfehler begangen wurde? 100% klar nicht, oder?
Nun, das kommt darauf an, was man als Fehler ansieht. Damals hat sie den Fall gelöst, also einen Täter präsentiert, der gestanden hat und damit war Ruhe in der Stadt. Also erstmal richtig gemacht. Aus heutiger Sicht ist klar, dass sie ihn zu dem Geständnis gedrängt und der sich später das Leben genommen hat, warum auch immer. Aber wahrer Täter war Marek, der weitere Morde begangen hat, im Ausland. Ob er früher gefasst worden wäre, ohne dass Grandjean den falschen Täter präsentiert hätte, weiß man nicht.
Hi Thomas,
danke für deine Rückmeldung.
Naja ich dachte, es wird sich ja nicht mehr garantiert aufklären, nachdem der Mann damals und Marek nun beide tot sind. Aber es hätte ja auch Teil des Spiels Mareks sein können, Grandjean zu dem Glauben kommen lassen, dass sie damals den Falschen erwischt hat. Letzlich wissen das nur die beiden (toten) Männer.
Oder übersehe ich da etwas?
„Tatort: Der Fluch des Geldes“: Ein winterlicher Zürich-Krimi, der durch Anna Pieri Zuerchers überzeugende Darstellung einer zwischen Privatleben und Mordfall verstrickten Kommissarin besticht. Die Verbindung von Christmarkt-Romantik und düsterem Serienkiller-Plot mit mythologischen Elementen schafft eine dichte Atmosphäre. Trotz teils verworrener Handlung ein sehenswerter Krimi, der gesellschaftskritische Töne nicht scheut.
3,5 von 5 Sternen
der Tatort hieß der fährmann
Der „Fluch des Geldes“ war ein Tatort aus Saarbrücken, der lief schon im Januar 2024. Das hast Du anscheinend verwechselt.
Krass bewegend, wie dieser Film die kapitalistische Kälte unserer Gesellschaft entlarvt, Leute! ✌️
Der Unternehmensberater ist ja quasi das perfekte Symbol für das System, das unsere Seelen vergiftet – genau wie sein Schierling die Körper seiner Opfer. Und die arme Kommissarin, total lost zwischen den Zwängen der Macht und ihren menschlichen Bedürfnissen nach Wärme und Nähe… Heavy stuff! 🌟
Die mythologische Ebene checkt auch voll ab, wie der Kapitalismus uns alle über den düsteren Fluss in die spirituelle Unterwelt schippert – aber hey, wenigstens kriegen wir ’ne Münze mit auf den Weg, LOL! Der Mammon als letzter Begleiter, sowas von deep… 🌿
Aber mal ehrlich: Statt Menschen zu killen sollten wir lieber gemeinsam neue Wege des friedlichen Miteinanders finden. Love is the answer! Weniger Profit, mehr Herz! Lasst uns auf dem Weihnachtsmarkt lieber Bio-Glühwein trinken und über eine bessere Welt meditieren. 🕊️
Peace & Love an alle Seelen da draußen!
⭐⭐⭐⭐
Schöne Worte.
Bin dafür.
Love and peace zu Wrihnachten und jederzeit…. : )
Gelungen kombinierte dieser Tatort Spannung und Metaphorik mit weihnachtlicher Atmosphäre und Persönlichem der Kommissarinnen.
Eine Grundspannung charakterisierte diesen Tatort durchgehend, ergänzt durch ein immer wieder erfolgendes Ansteigen der Spannungskurve und dem Wissen, wer der Täter ist, wie nah der Täter ist, was zu einer Steigerung der Tragik führt.
Sehr ansprechend waren auch die metaphorischen Elemente in die Handlung integriert, ohne zu überwiegen, was zu einem ästhetisch ansprechenden Gesamtkomplex führte.
Von mir gibt’s 5 von 5 Sternen!
Gerne mehr vom schweizer Team :)
„Personaleinsparung durch Ermorden“: Langweiliger und etwas verworrener Tatort. Habe nicht verstanden, warum Kommissarin Grandjean eine Einzelaktion macht. Und wieso glaubt sie einem Fremden, wenn der sagt, dass sie vor Jahren einen Unschuldigen verhaftet hat? Und was passiert eigentlich, wenn man keine Münze für den Fährmann bei sich hat? Erwacht man dann wieder vom Tod? Gute Schauspieler, 2 von 5 Sterne.
@Adabei: nein, laut der Sage mussten Seelen ohne ordnungsgemäße Bestattung, also auch ohne Fährgeld, am Ufer des Styx bleiben und dort eine noch elendere Existenz fristen als im Hades.
Danke für die Antwort! Es ist schlimm, für Alles braucht man Geld…!
Eine durchwachsene Inszenierung: Der Zürich-„Tatort“ bemüht sich mit seinem mythologisch aufgeladenen Unternehmensberater-Killer etwas zu verkrampft um Gesellschaftskritik. Lucas Gregorowicz spielt den charmanten Bösewicht zwar überzeugend, aber die Liebesgeschichte mit der Kommissarin wirkt aufgesetzt. Auch die Nebenstory ums bedingungslose Grundeinkommen bleibt oberflächlich. Immerhin: Die winterliche Zürich-Kulisse überzeugt.
5 von 10 Punkten – solide Krimi-Kost ohne große Überraschungen.
@Erna:
Ich teile Ihre Beurteilung im Wesentlichen, u.a. auch, dass ‚die Liebesgeschichte mit der Kommissarin (Grandjean) aufgesetzt wirkt‘.
Die Charakterentwicklung von Grandjean in dieser Folge – im Bezug zu den ersten 7 Folgen – wirkt schon sehr ’sprunghaft‘ und -zumindest für mich – wenig glaubwürdig. Dennoch gefällt mir das neue Rollenprofil von Grandjean nun besser!
Idealerweise hätten die Drehbuchautoren die Entwicklung der Figur Grandjean zu einer lebendigen – auch mit menschlichen Bedürfnissen ausgestatteten! – Frau ‚fließender‘ gestalten sollen!
Tatsache ist, dass sich das Schweizer Team gegenüber den ersten Folgen (seit Folge 5) unübersehbar – und aufgrund der nun funktionierenden Synchronisierung ‚unüberhörbar‘ (!) – gesteigert hat.
Leider wurde im gegenständlichen TO – zu Lasten inhaltlicher Genauigkeit – zu stark auf Bildsprache und -symbolik gesetzt.
Dennoch zählt das Züricher Duo aus meiner Sicht zu jenen aufstrebenden Teams, deren neuen Folgen ich jeweils erwartungsvoll entgegen sehe! 😊
Frohe Weihnachten an die TO-Fans-Gemeinde (‚Community‘)!
Sicher der bisher stärkste Tatort aus der Bankenstadt. Wir haben zwar vom ersten Moment an gewusst, wer der Täter ist, kannten aber seine Motive nicht, und es war auch ganz bis zum Ende spannend. Keine große Fehler, ganz logisch aufgebaut, menschlich ist das Verhalten beider Polizistinnen klar nachvollziehbar. Auch sehr gute Kameraarbeit, und Zuercher, von der ich es eigentlich nicht erwartet hätte, hat ihre Rolle super gespielt.
Wie Grandjean reagiert hat, war sicher nicht richig, aber verständlich.
Ich bin ganz beeindruckt, und sehe keinen Grund, nicht die bestmögliche Bewertung abzugeben.
(Übrigens, @Gerald, im Tatort hieß er Godecki, nicht Kowalski).
„Das Erste“ hat offenbar selbst in der Präsentation den Namen falsch angegeben. Im Film heißt er eindeutig Marek Godecki, das war sogar zu lesen, auf einem Bildschirm.
**Mythologische und Kapitalismuskritische Dimensionen**
Der Zürich-Tatort „Fährmann“ präsentiert eine bemerkenswerte Verschmelzung antiker Mythologie mit zeitgenössischer Kapitalismuskritik. Die Figur des Marek Kowalski, brillant verkörpert von Lucas Gregorowicz, fungiert als moderne Interpretation des Unterweltfährmanns Charon. Diese mythologische Überhöhung seiner Rolle als Unternehmensberater schafft eine faszinierende Metaebene: Er wird zum Psychopomp des Spätkapitalismus, der seine Opfer nicht nur ihrer wirtschaftlichen Existenz, sondern auch ihres Lebens beraubt.
**Narrative Struktur und Genre-Hybridität**
Der Film operiert geschickt an der Schnittstelle verschiedener Genres:
– Psychothriller der 1990er Jahre
– Klassischer Polizeikrimi
– Gesellschaftssatire
Besonders interessant ist die bewusste Anlehnung an „American Psycho“, wobei der „3000-Franken-Zwirn“ als Symbol für die Exzesse des Finanzkapitalismus fungiert. Die Serialität des Mordens spiegelt dabei die Serialität kapitalistischer Optimierungsprozesse.
**Soziopolitische Dimension**
Die Konstellation der Ermittlerinnen repräsentiert zwei konträre Haltungen zum Kapitalismus:
– Tessa Ott: Verkörperung des Widerstands, trotz (oder wegen) ihrer großbürgerlichen Herkunft
– Isabelle Grandjean: Pragmatische Haltung, die sie paradoxerweise anfällig für die Verführung durch das „Böse“ macht
Der zentrale Begriff der „ökonomischen Euthanasie“ verweist auf eine erschreckende Parallele zwischen wirtschaftlicher Optimierung und sozialdarwinistischem Denken.
**Symbolische Ebene**
Die Verwendung der antiken Münze (Obolus) als Mordssignatur schafft eine vielschichtige Symbolik:
1. Verweis auf die antike Mythologie
2. Symbol für die Monetarisierung des Todes
3. Ironische Brechung des kapitalistischen „Werts“
**Fazit**
Der „Fährmann“ etabliert sich als komplexe Gesellschaftskritik, die durch ihre mythologische Überhöhung eine zeitlose Dimension erhält. Die Verschränkung von Kapitalismuskritik und griechischer Mythologie erlaubt eine mehrschichtige Lesart, die über einen konventionellen Krimi hinausgeht.
Der Film artikuliert fundamentale Fragen nach der Zukunft des Kapitalismus, ohne dabei in platte Didaktik zu verfallen. Besonders gelungen ist die Darstellung der Ambivalenz zwischen wirtschaftlicher Optimierung und menschlicher Würde.
Zum einen einer der seltenen Krimis, in denen der Zuschauer von vornherein weiß, wer der Täter ist und die Spannung darin besteht, die Irrwege der Polizei mitzuverfolgen.
Zum anderen eine gelungene Mischung aus Kapitalismuskritik, Karrieresucht (bei Grandjean, die einen Verdächtigen mit rabiaten Methoden in ein falsches Geständnis und letzten Endes in den Selbstmord getrieben hat) und Mythologie und einem todkranken Täter, der seine letzten Tage nicht dazu nutzen will, Gutes zu tun, sondern sich in krankhaftem Wahn zum Herrn über Leben und Tod anderer Menschen aufspielt.
Der einzige Minuspunkt in meinen Augen: Ich hätte es besser gefunden, wenn es dem Täter nicht gelungen wäre, sich selbst zu töten, sondern er einem qualvollen Krebstod ausgeliefert gewesen wäre – so, wie er selbst auch andere leiden ließ.
Bei dem Schweizer Team gefällt mir generell sehr gut, dass das Ermittlerteam ohne jegliche Konflikte aufgrund von Kompetenzen und/oder Geschlechterrollen auskommt, sondern sich vielmehr durch zielgerichtete Ermittlungsarbeit und ein harmonisches Miteinander auszeichnet – siehe die Art und Weise, auf die Wegenast Grandjean klarmacht, dass sie einen Fehler gemacht hat, und ihr trotzdem bescheinigt, eine gute Polizistin zu sein.
Ich teile nicht die Auffassung von Christian Buß im SPIEGEL, dass das Schweizer Team stark gestartet und dann immer schwächer geworden sei, sondern sehe es genau umgekehrt: In der ersten Folge gab es noch Animositäten zwischen Grandjean und Ott, die in der zweiten Folge schon stark abgeschwächt waren und ab der dritten Folge ganz verschwanden. Auch die Drehbücher, die dieses Team bekam, waren m.E. durchweg gelungen.
Für die heutige Folge 10 von 10 Punkten.
Weiter so, liebes Schweizer Team!
na ja – eigentlich eine ziemlich interessante Story – man hat aber schon eine Weile gebraucht , um die Zusammenhänge zu erfassen – nicht direkt hochspannend aber andererseits auch keinesfalls langweilig – der
“ heldenhafte “ Alleingang von Frau Hauptkommissarin Isabelle Grandjean war etwas übertrieben dargestellt – insgesamt gute schauspielerische Leistung – die Musik fand ich aber stellenweise etwas überdosiert
Komisch, ich lese jetzt eine andere Bewertung, da heißt der Marek aus Warschau auch Kowalski, wie bei der Besetzungliste dieser Seite. Gerade gecheckt, in Wikipedia ist es auch der Fall. Im Tatort hieß er aber ganz klar, mehrfach wiederholt, Godecki.
Richtig, Godecki. Peinlich für die ARD, dass sie das selbst falsch angeben.
Ein komplexer Fall, der einen anfangs fast überfordert – aber genau das macht ihn so spannend! Zwischen Christmarkt-Romantik und griechischer Mythologie entwickelt sich ein faszinierender Thriller. Lucas Gregorowicz brilliert als undurchsichtiger Unternehmensberater Marek, der einen von der ersten Minute an in seinen Bann zieht.
Was zunächst verwirrend erscheint, fügt sich nach und nach zu einem cleveren Gesamtbild: Die Münzen im Mund der Opfer, der Fährmann, die Verbindung von antiker Mythologie und moderner Wirtschaftswelt – das hat schon was! Dazu die knisternde Chemie zwischen Marek und der Kommissarin.
7 von 10 Punkten – ein Krimi, der einen zum Nachdenken bringt, ohne dabei die Unterhaltung zu vernachlässigen.
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Euer Gerald
Das war ein unterirdischer Tatort, der direkt mit Münze in den Hades geschickt werden kann.
Fünf Sterne.
Grosses Kino.
Nicht ganz fehlerfrei, aber mit rotem Faden, viele Wechseln, ein sehr gutes Drehbuch, und die Bilder, beeindruckend.
Und vor allem, nie langweilig, durchgehend spannend, im Gegensatz zu Bremen letzte Woche.
So stelle ich mir Tatort vor. Ich möchte nicht mit der Fernbedienung spielen.
Wir haben uns eher sehr geärgert, weil wir als Zuschauer anscheinend vom Drehbuchautor für blöd gehalten werden. Das ganze Verhalten der Ermittlerin war unglaublich unrealistisch. Wer bespricht seinen aktuellen Fall sofort mit einem Fremden? Und lässt ihn in den Raum, in dem alle Zettel für die Wahrheitsfindung an den Wänden hängen? Warum wird sie als erfahrene Polizistin nicht schneller misstrauisch, warum trinkt sie, was man ihr anbietet? In so einer Situation??
Es war gut gespielt und gefilmt, aber die Handlung war schwachsinnig. Ich ärgere mich immer sehr, weil ich denke, man wird für blöd verkauft, nicht ernst genommen. Auch wenn immer wieder gern gezeigt wird, wie furchtlos sich einzelne PolizistInnen sofort allein auf den Weg machen, ohne einen Gedanken, dass es eine Falle sein könnte. Spannung könnte man auch realistischer herstellen. Und wer soll die Kapitalismuskritik, verpackt in ein „Märchen“ und einen Serienmord ohne nachvollziehbare Motivation, ernstnehmen ?
Ja, der Serienmord hatte keine nachvollziehbare Motivation, das ist – inhaltlich – die wahrscheinlich größte Schwäche dieser Folge … 🧐
@Monika:
Warum hat Grandjean alle Vorsicht und Professionalität, die sie sonst immer prägt, aufgegeben?
Ich denke, es war wohl die Stimmung auf dem Weihnachtsmarkt, die Einsamkeit, dass der Sohn nicht zu ihr kommt und dann spricht sie da so ein charmanter Mann an, trinkt mit ihr einen Glühwein, sie unterhalten sich, bemerken, dass sie die gleiche Uhr tragen, sie gehen zusammen nach Hause…
Ich fand daran nichts unrealistisch, sondern nur menschlich.
Nein, da hast du recht, daran ist noch nichts unrealistisch, aber ihr Verhalten danach. Als sie zu einer Leiche dirigiert wird, hätte sie als erfahrene Polizistin mit ihrem in anderen Folgen dargestellten vorsichtigen Charakter misstrauisch werden können oder eben einfach vorsichtiger. Normalerweise hätte sie auch etwas über seine Person versuchen können zu recherchieren, bevor sie ungeschützt mit ihm Interna bespricht und viel später, als es sicher schon bei ihr geklingelt hat, sofort das Glas entgegen nehmen und trinken… Da wäre ich ja vorsichtiger gewesen. Da fühle ich mich halt als Zuschauer für dumm verkauft.
Das war ein sehr guter und Unterhaltsamer Tatort. Sogar mit richtigem Ende… wo bleibt er denn wenn er keine Münze hat für den Fährmann? Ach er muss 100 Jahre warten. Wurde am Anfang gesagt…
Ja, hundert Jahre warten und am Ufer des Styx bleiben und dort eine noch elendere Existenz fristen als im Hades.
Der aktuelle Schweizer Tatort präsentierte sich mit einer eher schwachen Handlung, wenn auch die Umsetzung grundsätzlich solide war. Die überlange Laufzeit tat der Geschichte allerdings keinen Gefallen. Der Plot dreht sich um einen todkranken Finanzexperten mit Hirntumor, der seine ehemaligen Mitarbeiter aus einer verdrehten Form von „Fürsorge“ vergiftet – er will sie vor einem vermeintlich sinnlosen Leben bewahren.
Etwas unglaubwürdig wirkt dabei die langsame Reaktion der Kommissarin Isabelle Grandjean, die erst spät erkennt, dass ihr neuer Bekannter aus den Dating-Treffen in Wahrheit der Täter ist und sie selbst in Gefahr schwebt. Positiv zu vermerken ist zumindest, dass die Hauptfigur diese gefährliche Situation überlebt. Die Reihe bleibt trotz der Schwächen dieser Episode sehenswert für die Zukunft.
Nach ca. 10 Minuten bin ich sanft entschlummert, um dann irgendwann aufzuwachen, als nur noch in französischer Sprache kommuniziert wurde. Da bin ich gleich wieder eingeschlafen…
Top Tatort! Danke für einen doch zunächst undurchsichtigen, dann aber sehr spannenden Tatort!
Die mythologischen Elemente des Tatorts erschienen übertrieben und nicht überzeugend umgesetzt. Besonders die Darstellung der Charon-Figur als nebelverhüllter Almhüttenbewohner wirkte gezwungen und unpassend. Ein weiterer Kritikpunkt ist das unzureichend erklärte Tatmotiv, das auch am Ende unklar blieb. Als Zuschauer, der die sonst bodenständige Zürcher Ermittlerinnenarbeit schätzt, wünsche ich mir für zukünftige Folgen eine realitätsnähere Inszenierung.
Zum Motiv des Täters: Einerseits war er ein kühler Vollstrecker wirtschaftlicher Zwänge und hat als Berater Angestellte entlassen. Andererseits hat er -vielleicht durch seine Krankheit verstärkt- mit diesen Leuten Mitleid gehabt. Um sie zu erlösen, hat er sie umgebracht. Im Film wurde das nicht vollständig erklärt und gezeigt. Es ist wie so oft: Man rätselt, was Mörder oder Attentäter innerlich bewegt.
Irgendwie erinnert mich das Geschehen als interessante Variante zum Borowski-Tatort (Folge 574) : „Stirb und werde“ aus 2004, in dem alle Mordopfer als Gemeinsamkeit allerdings ein außerordentliches Talent hatten.
Edit by Gerald #Urheberrechtsverletzung, fremder Inhalt gelöscht.
Spannung von der ersten bis zur letzten Minute. Von mir ⭐⭐⭐⭐⭐
War nicht meins, dieser Tatort. Wenn man schon seit dem Trailer weiß wer der Täter ist und es nur noch darauf ankommt, wie man den jetzt dran kriegt…😴
Immerhin ein Stück bitter böse Kapitalismuskritik, vermischt mit ein bisschen Nazi Ideologie:“ ich Erlöse dich von deinem unwerten leben“. Das hatten wir doch in der braunen Zeit schon mal….
Von mir⭐⭐
Die Grundlage für einen guten Krimi war durchaus vorhanden. Aber man hat die einzelnen Mosaiksteine viel zu wirr durcheinader geworfen. Isabell ist zudem in einem Nebenschauplatz verwickelt – etwas was Zuschauer auch schon in anderen TO bemängelt haben und nicht unbedingt sehen wollten. Noch dazu die Umsetzung gleich zu Begin: „ich bin einsam an Weihnachten – da schenkt mir jemand ein Lebkuchenherz – und ich steige mit ihm in die Kiste“. Sorry, aber das ist mir echt zu billig für eine sonst seriöse Kommisarin.
Kritisch sehe ich auch das sie ihre Erkenntnisse in dem Fall eher mit ihrem neuen Liebhaber teilt, als mit ihrer Kollegin. Und dann auch noch die Aussage ihrer Vorgesetzten am Schluss: „Sie sind eine gute Polizistin“. Ich hätte sie wohl auf Grund ihres unprofessionellen Verhaltens eher vom Dienst suspendiert.
Sehr unschlüssig zudem ist, das der Manager am Ende den Drink überlebt, aber der Täter nicht. Begründung: Seine Dosis war zu hoch. Hier verliert die Geschichte durch den ganzen WirrWar an Bausteinen vollends ihre Glaubwürdigkeit denn beide haben ein Glas davon getrunken und zwar aus der selben Flasche !!!
Fazit: Ich kann hier eigentlich keine konkrete Anzahl an Sternen vergeben, denn ich verstehe sogar wenn einigen diese Story gefallen hat. Mir persönlich ging aber all zu oft der rote Faden verloren, weil man zu viele Dinge wie Charaktere, Sagengeschichten und einen Krimi in ein einziges Format packen wollte. Und da kommt bei mir ein altes Sprichwort hoch: „viele Köche verderben den Brei“.
An Sonntag gab es gleich (mindestens) zwei Filme mit Kapitalismuskritik. Am Nachmittag „Das kalte Herz“ vom MDR und am Abend den schweizerischen „Fährmann“. Die Parallelen sind nicht zu übersehen. Beide Male erliegt die Heldenfigur der Faszination des Bösen, beide Male kann sich der Zuschauer fragen: Warum macht die Figur so etwas nur? Man weiß doch, dass das nicht gut gehen kann. Nur, wir wähnen uns eben schlauer. Aber was wissen wir denn genau von den Wünschen, Nöten und Trieben der anderen, über die wir urteilen. Wie es sich für ein Märchen gehört, entrinnen die Helden mit fremder Hilfe dem Machtkreis des Bösen. Genau genommen ist diese Art Krimi nichts anderes als ein heutiges Märchen und ich muss mich auf das Spiel einlassen und das Unglaubliche und Unwahrscheinliche zulassen. Nur so entsteht die Spannung. Mal ehrlich, wer will schon langweilige kriminalistische Kleinarbeit am Schreibtisch sehen? Den Schweizern ist ein gutes Stück Krimi gelungen. Und so kurz vor Weihnachten erlaube ich mir einen Wunsch: Einen altmodischen klassischen, spannenden Krimi mit einem Kommissar (es kann auch eine Kommissarin sein), der logisch und für mich als Zuschauer nachvollziehbar ermittelt, gedreht im Jahr 2025. Das wäre doch einmal eine Neuerung.
Eine Frage habe ich noch an Dr. Best: Was ist ein Psychopromp des Spätkapitalismus?
Das Wort Psychopomp (nicht -promp) bedeutet wörtlich übersetzt „Seelengeleiter“: Er geleitet die Seelen der Verstorbenen ins Jenseits.
In dem Fall ist Charon der Psychopomp, der die Toten über den Styx zum Hades geleitet.
In Österreich (Wien) gibt es den Ausdruck des „Pompfuneberers“, er „geleitet“ das Begräbnis. Ich wusste bisher nicht, dass der Wortteil „pomp“ in diesem Zusammenhang steht …
Das Lesen dieser Seite hat mich somit weitergebildet. Danke! 🤓
Vielen Dank, auch an ‚Der Fremde. Schön zu sehen, dass nicht nur Dr. Best über eine gediegene klassische Bildung verfügt. Und ich habe wieder einmal die Bestätigung bekommen, dass die Ermahnung meines Deutschlehrers, ich solle gründlich lesen, seine Berechtigung hat.
Ich fand den ziemlich gut. Sicherlich teils unrealistisch, aber es ist ein Film, keine Dokumentation. Sehr spannend, schöne Bilder.
Der Tatort mit der Nummer 1285 spielt in Zürich und somit in der Schweiz. Ausführlich wird das private und intime Leben zweier Kommissarinnen der Mordkommission aus Zürich dargestellt sowie die Fahndung nach einem charmanten, aber hinterhältigen Serienmörder. Blutrünstig ist der nicht, aber auch nicht minder gefährlich. Die Ermittlerinnen und ihr Team müssen höllisch aufpassen, im wahrsten Sinne der Worte. Einer der besseren Tatortspielfilme aus der Schweiz, wie ich meine und mit halluzinierenden Einspielungen versehen. In jeder Frequenz zeigt sich der Fährmann dunkel und kleinlich, wie ein Richter vom Halsgericht. Diesen winterlichen Kriminalfilm kann ich ohne weiteres auch zweimal gucken. Ehrlich.
⭐⭐⭐⭐
Wie alle schwyzer Tatorte habe ich diesen im Original gesehen.
Diesmal die Stunde von Anna Pieri Zurcher als Isabelle Grandjean, die ihre Einsamkeit in der Großstadt hervorragend darstellt, erst Recht zu Weihnachten. Hier kommt auch noch hinzu, dass der Beginn ihrer Karriere in Neuchatel auf einer Lüge basiert, auf die sie und andere hereingefallen sind.
Die Handlung ist – um den SPIEGEL zu zitieren – ein süffiger Retro-Thriller. Solide Schweizer Wertarbeit. Langsam kommen die Beteiligten der Lösung näher.
Einziger Wermutstropfen: Grandjeans Vita wird verändert – ihr Freund ist verheiratet, sie ist hier die heimliche Geliebte. Das war bislang anders.
Trotzdem: kein langweiliger Abend.
Super unsympathisch die Carol Schuler als Kommissarin Ott
Kein langweiliger Tatort, sondern solide (Schweizer) Wertarbeit.
Ich habe mir beide Versionen angesehen.
Ich ziehe die des SF vor.
Das Thema fand ich exzellent umgesetzt, wie da ein (sich selbst so sehender) „Übermensch“ andere (aus seiner Sicht, der kapitalistischen Logik, „Wertlose“) Mitmenschen per vorgetäuschtem Suizid ermordet.
Die Schauspielerischen Leistungen in diesem Beitrag finde ich überragend, aber noch mehr, wie die außerordentlich gut die Handlung fotografiert wurde.
⭐⭐⭐⭐
⭐⭐⭐
Sehr gut erzählte Geschichte, gute Schauspieler und vor allem exzellent gute Bilder. Die symbolische Ebene – mit dem Fährmann – wurde gut herausgearbeitet.
Leider ist für mich die Motivation eines solchen Täters nicht gut nachvollziehbar. Da hätte man ein paar Minuten mehr darauf verwenden können, die Zeit war da.
Auch waren manche Szenen “überspielt“, beispielsweise die Kommissarin an der Pinnwand; diese Überzeichnung hätte man sich sparen können.
Mich wundert es außerdem, dass man in der Schweiz – durch die Bank – ein solch “ungepflegtes“ Hochdeutsch spricht. Schade darum, alles gleich machen zu wollen.
Alles in Allem: Guter Durchschnitt.