Kurz und knapp – darum geht’s
Aufruhr in Duisburg: Eine Werksiedlung des Großindustriellen Grassmann soll abgerissen werden, als plötzlich der Buchhalter Alf Krüger mit seiner Familie tot aufgefunden wird – alles deutet auf einen erweiterten Suizid hin. Doch sein Schulfreund Kriminalhauptkommissar Horst Schimanski glaubt nicht an die offizielle Version, zumal Krügers jüngste Tochter das vermeintliche Familiendrama überlebt hat. Als Schimanski nach seiner Suspendierung auf eigene Faust bis nach Marseille reist und mit der hartnäckigen Journalistin Ulli zusammenarbeitet, geraten beide in ein lebensgefährliches Netz aus Korruption, organisiertem Verbrechen und ehemaliger Fremdenlegionäre …
Inhalt der Tatort-Folge „Zahn um Zahn“
Graue Betonblöcke ragen in den düsteren Himmel des Ruhrgebiets, während ein wütender Mob gegen den bevorstehenden Abriss ihrer Heimat protestiert. Der Rauch der Industrieöfen vermischt sich mit dem Nebel, der über dem Rhein liegt. Kriminalhauptkommissar Horst Schimanski steht in einer verwüsteten Wohnung und starrt fassungslos auf die blutbefleckten Wände – hier hat sein ehemaliger Schulfreund Alf Krüger angeblich erst seine Familie und dann sich selbst erschossen. Doch etwas stimmt nicht. „Alf war ein Pedant“, murmelt Schimanski, „er hätte nie eines seiner Kinder übersehen.“
Schimanski, mit seiner zerknitterten Jacke und dem Hang zum Alleingänger, kann die offizielle Version vom erweiterten Suizid nicht akzeptieren. Sein Temperament – sein größter Feind und treuester Verbündeter zugleich – bricht durch, als er uneingeladen in eine Konferenz des Industriellen Grassmann platzt. „Sie haben ihn in den Tod getrieben!“, brüllt er und packt den Unternehmer am Kragen. Die darauffolgende Suspendierung ist wie ein Brandbeschleuniger für Schimanskis Entschlossenheit. Selbst sein loyaler Partner Thanner kann ihn nicht bremsen, als er eigenmächtig nach Marseille aufbricht, wo Krüger kurz vor seinem Tod war.
Die Suche nach der Wahrheit gleicht einem gefährlichen Tanz auf dem Vulkan. In den engen Gassen Marseilles, wo das Mittelmeer glitzert und die Schatten tiefer erscheinen als anderswo, trifft Schimanski auf Ulli, eine schlagfertige Journalistin mit eigener Agenda. „Ich war schon immer schneller“, neckt sie ihn, während sie gemeinsam den Spuren einer mysteriösen Firma namens Delattre folgen. Ihre anfängliche Rivalität wandelt sich in den rauchgeschwängerten Bars und zwischen den Schüssen der Verfolger zu etwas Tieferem – doch das Schicksal hält für beide noch bittere Überraschungen bereit.
Zurück in Duisburg verdichten sich die Hinweise: Ein Seepferdchen-Tattoo, alte Kriegsgeschichten und ein mysteriöser Franzose namens Delattre. Je näher Schimanski der Wahrheit kommt, desto mehr Menschen sterben – und sein einfacher Fall verwandelt sich in einen Strudel internationaler Verbrechen, in dem jeder Beteiligte bereit ist, für seine Version von Gerechtigkeit zu töten.
Hinter den Kulissen
„Zahn um Zahn“ markiert einen Meilenstein in der Geschichte der Tatort-Reihe – als 200. Folge und erster Tatort, der speziell für die Kinoleinwand produziert wurde. Die Bavaria Atelier GmbH drehte für den WDR zwischen 1984 und 1985 in den Städten Duisburg und Marseille. Die rauen Aufnahmen des Ruhrpotts kontrastieren eindrucksvoll mit den sonnenverwöhnten Küsten Südfrankreichs.
In den Hauptrollen brillieren Götz George als eigenwilliger Kommissar Horst Schimanski und Eberhard Feik als sein bodenständiger Partner Christian Thanner. Die damals noch unbekannte Renan Demirkan verkörperte die couragierte Journalistin Ulli. Helmut Griem überzeugte in der Rolle des undurchsichtigen Industriellen Grassmann.
Der Kinostart am 10. Oktober 1985 wurde ein sensationeller Erfolg: Über 2,7 Millionen Zuschauer strömten in die deutschen Kinos, um den ersten Tatort auf der großen Leinwand zu erleben. Erst am 27. Dezember 1987 – mehr als zwei Jahre später – wurde der Film im Ersten als offizielle Tatort-Folge ausgestrahlt.
Klaus Lages Titelsong „Faust auf Faust“ entwickelte sich zum Charterfolg und erreichte Platz 10 der deutschen Charts. Der raue, authentische Sound passte perfekt zum unkonventionellen Ermittler Schimanski und wurde zu seinem inoffiziellen Erkennungslied.
Kurios: Nach der Premiere musste der Film nachträglich gekürzt werden, da eine zu offensichtliche Platzierung von „Paroli“-Hustenbonbons als Schleichwerbung eingestuft wurde – ironischerweise warb Götz George damals in einer an Schimanski angelehnten Kampagne für genau diese Marke. Die auffällige Werbung für Marlboro-Zigaretten durfte hingegen im Film bleiben.
Tatort als Kinofilm – das war damals eine Sensation. Man merkt es ihm an, dass er fürs Kino gemacht wurde. Etwas anders als sonst, aber trotzdem recht gut.
Das Nonplusultra der Tatort-Folgen, heute noch genau so sehenswert wie damals – ein Tatort für die Ewigkeit!
Der Tatort mit der Nummer 200, irgendwie eine Zahl mit der Symbolkraft für Höchstgeschwindigkeit. Und so war er auch, dieser Tatort-Klassiker aus dem Jahr 1987. Die Namen der ermittelnden Kommissare aus der Ruhrstahlmetropole erspare ich mir, diese Asse kennt Mann oder man lässt es für immer bleiben. Ein Tatort-Spielfilm mit dem Ziel, der Beste zu sein, wenn es denn eine Liste mit den 150 besten Tatort-Streifen geben sollte. Der Beste der Besten, was will er mehr. Adieu+++Horst und Christian+++.
Der beste Tatort aller Zeiten. Unvergesslich alle Darsteller und die Tragik dieses Films.
Schade das dieser Tatort nicht nochmal zum Andenken an Goetz George unseren Schimi ausgestrahlt wurde.
Ich würde mir wünschen das dieser Tatort Nr. 200 nochmal im Fernsehen ausgestrahlt wird.
Kennt jemand den Titel, der eingespielt wird, nachdem sich Ulli und Schimi auf dem kleinen Laster kurz näher kommen, nachdem Schimmi die Ulli aus der brennenden Scheune gerettet hat? Hört sich nach einem kurzen Gitarren Solo an…?!?
Alle Schimmi-Tatort-Folgen sind der Hammer. Aber gerade Zahn um Zahn toppt alle. Warum wird er nicht nochmal gezeigt. Wir bekommen x-1000 Wiederholungen irgendwelcher Sendungen präsentiert – aber ein Tatort mit Publikumsliebling Schimmi? Nope. Götz George wusste um seine Beliebtheit, gerade bei den Zuschauerinnen. Er würde sich durch seinen Sarg boxen und die entsprechenden Verantwortlichen gegen die nä. Wand klatschen, wenn er wüsste, was anstelle „seiner“ Tatorte gesendet wird. R. I. P. Götz, in unseren Herzen bleibst du der coolste Bulle vom Pott!
„Alle Schimmi-Tatort-Folgen sind der Hammer. Aber gerade Zahn um Zahn toppt alle. Warum wird er nicht nochmal gezeigt. Wir bekommen x-1000 Wiederholungen irgendwelcher Sendungen präsentiert – aber ein Tatort mit Publikumsliebling Schimmi? Nope.“
@ Angel:
Das habe ich mich auch schon öfters gefragt. Den Besten Tatort wiederholen sie nie! Ärgerlich!
Zahn um Zahn bekommt von mir 20 Sterne!
Sah vorhin, dass eine „kleine Perle“, aus der Tatort-Reihe, in zwei Tagen (04.01.22) endlich mal wieder ausgestrahlt wird. Sehr schön!!
Nee, überhaupt nicht mein Fall, zuerst gefielen mir die Schimanski-Tatorte noch ganz gut, aber die glitten nach und nach immer mehr ins actionlastig-krawallige ab. Da hilft auch die an sich brauchbare Story nicht, es ist einfach zu unrealistisch aufbereitet.
Erstens: Habe den Film tatsächlich zum ersten Mal komplett gesehen – hat sich gelohnt. Zweitens: ich dachte, ich seh´ nicht richtig, doch der Kontrolleur am Flughafen war tatsächlich ein noch ziemlich junger Joe Bausch.
Endlich … Na endlich
hat der WDR,
den mit Abstand Besten Tatort,
das Flagschiff aller Tatorte,
der Tatort Nummer Eins,
wiederholt.
Eigentlich sehe ich mir die Tatorte mit Schimanski immer sehr gern an. Und es gehört auch irgendwie dazu, dass in Duisburg mehr Action ist als sonst. Aber dieses Werk ist mir eindeutig zu Action lastig und zuviel Paros überhaupt. Man glaubt gar nicht, dass hier Hajo Gies Regie führte.
Das Beste an diesem Film ist noch der Titelsong von Klaus Lage.
@HerrBert
Diesen Tatort, sollte man auch nicht direkt mit den damaligen gewöhnlichen Duisburger-Schimanski-Thanner-Tatorten, vergleichen. Denn, es war zunächst eine Kino-Produktion (glaube, sogar die einzigste in der Tatort-Geschichte), wobei auch die dazu aufgewandten Kosten ein ganz anderes Kaliber darstellten. Und für eine Kino-Produktion bedarf es ein kleines Mehr an Action, um es für geneigte Zuschauer attraktiv zu machen. Erst zeitlich um ca. zwei Jahre verzögert, wurde „Zahn um Zahn“, dann in der ARD gesendet.
Was den Titelsong von Klaus Lage anbetrifft, so war dieser als Soundtrack passend, genial gewählt. Die Band von Klaus Lage bestand damals aber auch aus sehr guten, talentierten Musikern. Heute, schon fast vergessen…
@HerrBert
Ebenfalls meine Meinung, einer der schlechteren Tatorte, die viele (hanebüchene) Action ist es, die mich bereits damals mehr und mehr von den Schimanski-Tatorten Abstand nehmen ließen. Keine eingängigen, ruhig gespielten Krimis in der Art von Haverkamp, Finke, Trimmel, der Trend zur billigen Massenware war damit gesetzt.
Schimanski ist und bleibt unerreicht. Vielen Dank für die Ausstrahlung. Gerade die kleinen Momente machen diesen Tatort ganz besonders. Klaus Lage ebenfalls herausragend. Gefallen hat mir auch Renan Demirkan. Schade, dass ich sie nicht häufiger beim Tatort sehen konnte.
Schimanski ist super, und Renan Demirkan gefällt mir in diesem Tatort auch sehr gut. Aber abgesehen von den Actionszenen finde ich diesen Tatort sehr behäbig und eher langweilig.
@Smokie:
‚Zabou‘ war auch zuerst (1987) im Kino zu sehen.
Beide Schimanski-Kino-Folgen sind heute – hintereinander! – im Fernsehen … :-)
@Der Fremde
Dankeschön für den Hinweis!!
Kann leider diesen genialen (!) Tatort heute nicht ansehen, weil auf Montage im Ausland. Werde es nachträglich über die Mediathek nachholen.
Nichtsdestotrotz viel Spaß…..
Bin Jahrgang 66 und somit mit Schimanski, Thanner und Hänschen aufgewachsen. Für mich bis heute das beste Tatort-Team bzw. Tatort- Trio.
Der Action-Anteil war wirklich wesentlich höher als in einer ’normalen‘ Schimanski-TV-Folge. Erinnerte mich schon 1985 im Kino an Belmondo-Filme: Kräftiger, gut aussehender Typ – mit ‚zufällig‘ klaffenden Hemd – langt bei den Bösen zu und bezirzt die Schönen (natürlich muss die jeweilige ‚belle de jour‘ in jeder Folge sterben, um in der nächsten Folge Platz für die nächste ‚belle de jour‘ zu schaffen).
Kann man sich trotzdem gelegentlich – schon aus Nostalgie – ansehen … (auch wenn das ‚Muster‘ dieser Art von Filmen natürlich durchschaubar ist) 😉
Weder realistisch noch juristisch korrekt, trotzdem gefällt mir dieser Tatort von 1987! Schimanski und die Journalistin, ein Teufelspaar, das die Oberganoven das Fürchten lehrt! Schimanski ist James Bond, schlagkräftiger Kumpel und mitfühlender Freund in einer Person! Sie ist die gut aussehende, furchtlose Journalistin. Und am Ende siegt die Gerechtigkeit und Schimanski rächt seine Freundin! Wir Zuschauer sind nach dem Film zufrieden und glücklich wie kleine Kinder nach der Sättigung und können ruhig schlafen gehen: Ein schönes Krimimärchen für Erwachsene mit Action ohne Ende! Regie, Drehbuch, Kamera, Ton (manchmal hört man das Schimanskinuscheln), Schauspieler, Ausstattung (Motorräder, Autos, südliche Gestade) … alles sehr gut! 7 von 5 Schimanskis!
Hatte Tatort geschrieben. Falsch! „Zahn um Zahn“, war ja eine Kinoproduktion, welche im Sommer1985 in die Kinos kam. Habe die Schimanski/Thanner-Kino-Premiere damals in Saarbrücken gesehen. War toll, eben Kino (Leinwand, Raumakustik etc.).
Die Fernsehversion (als Tatort-Reihe) wurde einige Jahre später gesendet. Hierbei kann ich mich noch erinnern, dass es sich nicht mehr um die Kinofassung handelte, sondern leider in einer veränderter, gekürzten Form. Da fehlte was…
na ja, ich hab ihn schon gesehen, damals hat er mir gefallen.
eigentlich hat er das drin, was ich bei vielen Tatorten nicht mehr sehen mag, persönlich involvierte Polizei..
das kann man mal machen, bei einem besonderen Film wie diesem. aber doch nicht in jedem zweiten Fall.
kann sein, dass ich ihn mir noch mal ansehe.
Schimanski und Thanner… hatten schon was.
obwohl Thanner hier kaum ne Rolle spielt, so weit ich weiß.
in meiner Erinnerung war er besser. heute wirkt er doch sehr gekünstelt, schlechte Schauspieler.
die ganzen auf franzosen getrimmte Schauspieler…. alle schlecht.
die Handlung konstruiert, um Schimanski mal raus zu locken.
ständig trifft er „zufällig“ seine Gegenspieler.
plumpe Action rundet das Bild ab.
vielleicht fehlt in der TV-Version auch zu viel. weiß nicht, ob die geschnitten ist.
vielleicht fehlt in der TV-Version auch zu viel. weiß nicht, ob die geschnitten ist.
Handlung auch eher plump… Klassenkampf in duisburg…. nä… Schimanski und Thanner mittendrin.
Kürzungen gab es nur wg. Schleichwerbung, weil in mehreren Szenen Hustenbonbons der Marke Paroli im Bild waren, für die Götz George zeitgleich im TV warb: „Schimanski konnte niemand Paroli bieten!“
Witzigerweise wurde die Produktplazierung der Zigarettenmarke Marlboro in Form von Außenwerbung und Schachteln nicht bzw. kaum angetastet, in der TV-Fassung lediglich durch Bildbeschnitt reduziert (DVD/Videos sind ungekürzt).
schnittberichte.com/schnittbericht.php?ID=481282 weist diese Kürzungen aus:
4 Handlungsschnitte (Schleichwerbung) = 55 Sek.
1 Masterfehler = 5 Sek.
[…]
Laufzeit der Fernsehfassung (mit Abspann): ca. 1:32:45 Min.
Laufzeit der Kinofassung (mit Abspann): ca. 1:33:22 Min.
Die „Supermann-Filme“ sind nun nicht gerade meine Favoriten, das echtere Leben liegt mir näher. Aber Ab und Zu kann man auch das Besondere solch einer Produktion würdigen.
Film ist immer Film und „Märchen für Erwachsene“, hier gut gemacht.
Hallo Gerald,
mit Bezug auf @AI.Ter „Was ich mal gelernt hab: Namen müssen stimmen! Immer!“ bei „Borowski und das Haupt der Medusa“ bitte hier diesen Namensfehlerteufel in „Hinter den Kulissen – HELMUT GRIEM überzeugte in der Rolle des undurchsichtigen Industriellen Grassmann“ durch Charles Brauer aktualisieren.
Dank und Gruß
Holg … äh Hilcher 😇