Kurz und knapp – darum geht’s

Eigentlich will sich Kommissar Franz Markowitz im Krankenhaus von seiner Gallenoperation erholen, als das Schicksal ihm einen mysteriösen Zimmergenossen beschert – einen jungen Mann mit verdächtigen Verletzungen. Als dieser noch in derselben Nacht flieht und kurz darauf ermordet aufgefunden wird, beginnt Markowitz vom Krankenbett aus zu ermitteln. Die Spur führt in eine zwielichtige Kneipe namens „Le Boudin“, wo sich ehemalige Fremdenlegionäre und abenteuerlustige Jugendliche treffen. Als der Kommissar auf Alex, einen Freund des Opfers stößt, ahnt er, dass dieser den Tod seines Kameraden auf eigene Faust rächen will. Doch während Markowitz versucht, Alex‘ Vertrauen zu gewinnen, nimmt ein tödlicher Wettlauf seinen Lauf…

Inhalt der Tatort-Folge „Blutwurstwalzer“

Schweiß glänzt auf der Stirn des Kommissars, als er sich im fahlen Neonlicht des Krankenhauses eine heimliche Zigarette auf dem Balkon gönnt. Die nächtliche Stille wird jäh unterbrochen, als ein neuer Patient in sein Zimmer verlegt wird – ein junger Mann mit mysteriösen Verletzungen, die angeblich von einem Fenstersturz stammen. Doch die Geschichte stimmt nicht, das spürt der erfahrene Ermittler sofort.

Markowitz, dessen väterliche Art sich hinter einer rauen Schale verbirgt, kann seine Ermittlerinstinkte auch im Krankenhaus nicht abstellen. Selbst ans Bett gefesselt, beginnt er Fragen zu stellen. Doch bevor er Antworten bekommt, verschwindet sein Zimmergenosse in der Dunkelheit der Nacht – nur um wenig später tot aufgefunden zu werden.

Die Spur führt in die Kneipe „Le Boudin“, die wie eine Zeitkapsel wirkt, in der sich die Träume gescheiterter Existenzen sammeln. Hier treffen sich ehemalige Fremdenlegionäre und junge Männer, die vom großen Abenteuer träumen, während im Hintergrund französische Marschmusik dudelt. Wie ein düsterer Magnet zieht das Lokal zwielichtige Gestalten an, die zwischen Größenwahn und Verzweiflung schwanken.

In diesem Milieu begegnet Markowitz dem jungen Alex, der wie ein verirrter Wanderer zwischen den Welten wirkt. Der Kommissar erkennt in ihm einen verlorenen Jungen, der den falschen Träumen nachläuft. Doch Alex verschweigt ihm wichtige Details – seine Augen verraten, dass er einen eigenen Plan verfolgt, der wie eine tickende Zeitbombe wirkt.

Hinter den Kulissen

Der „Blutwurstwalzer“ wurde von Juni bis Juli 1991 in Berlin gedreht. Mit einer außergewöhnlichen Länge von 117 Minuten sprengt der Film den üblichen Tatort-Rahmen und gehört zu den längsten Folgen der Reihe. Unter der Regie von Wolfgang Becker, der später mit „Good Bye, Lenin!“ internationale Erfolge feiern sollte, entstand ein düsteres Porträt des Berlins der frühen Nachwendezeit.

In den Hauptrollen glänzen neben Günter Lamprecht als Kommissar Markowitz auch der junge Jürgen Vogel als Alex, der hier eine seiner ersten großen Rollen spielte, sowie Ralf Richter und Heinz Hoenig. Besonders bemerkenswert ist auch der erste Tatort-Auftritt von Ernst-Georg Schwill, der später als Lutz Weber zum festen Ensemble der Berliner Ermittler gehören sollte.

Bei der Erstausstrahlung am 22. September 1991 erreichte der Film sensationelle 14,4 Millionen Zuschauer und gehört damit zu den erfolgreichsten Folgen der Reihe. Der Titel „Blutwurstwalzer“ spielt übrigens auf das berühmteste Marschlied der Fremdenlegion „Le Boudin“ an – eine Anspielung auf die blaue Wolldecke, die die Legionäre wie eine Wurst auf ihrem Tornister trugen.

Besetzung

Hauptkommissar Franz Markowitz – Günter Lamprecht
Kommissar Pohl – Hans Nitschke
Hansi – Harald Kempe
Randy – Ralf Richter
Alex – Jürgen Vogel
Lizzi – Iris Disse

Stab

Regie: Wolfgang Becker
Kamera: Martin Kukula
Buch: Horst J. Sczerba
Szenenbild: Ric Schachtebeck

Bilder: WDR/SFB/Kindermann