Kurz und knapp – darum geht’s
Der hochgeachtete Hauptkommissar Karl Ammond steht kurz vor seiner Pensionierung, doch der „Spezialist“ für Wirtschaftskriminalität hütet ein dunkles Geheimnis: Er ist selbst korrupt und plant einen letzten großen Waffendeal mit dem Spediteur Schubert. Als ein Mitarbeiter der Spedition ihn zu erpressen versucht und dabei tödlich verunglückt, übernimmt Kommissar Flemming die Ermittlungen und stößt auf Ungereimtheiten. Als Flemming beginnt, seinem Kollegen Ammond auf die Schliche zu kommen, gerät er selbst ins Visier eines gefährlichen Spiels und muss sich einem Gegner stellen, der ihm als erfahrener Ermittler stets einen Schritt voraus ist…
Inhalt der Tatort-Folge „Der Spezialist“
Blaustichiges Zwielicht hüllt das nächtliche Parkhaus ein, als Karl Ammond mit gezogener Waffe auf Moretta zugeht. Die Schritte des Hauptkommissars hallen dumpf von den Betonwänden wider, während sein Atem in der kalten Luft kondensiert. Ein kurzer Wortwechsel, eine hastige Bewegung – und schon stürzt Moretta über das Geländer in die Tiefe. Der vermeintliche Selbstmord eines Erpressers markiert den Beginn eines raffinierten Katz-und-Maus-Spiels.
Kommissar Bernd Flemming wird von seinem chronischen Reizmagen geplagt, als er den Fall übernimmt. Mit säuerlicher Miene schluckt er eine weitere Tablette, während er den Tatort in Augenschein nimmt. Seine Intuition signalisiert ihm, dass hier etwas nicht stimmt. Die ungewöhnlich große Geldsumme in Morettas Tasche passt nicht zum Bild eines Selbstmörders. „Für einen Mann, der gerade aus dem Leben scheiden wollte, war er erstaunlich gut bei Kasse“, murmelt Flemming nachdenklich in Richtung seiner Kollegin Miriam Koch.
Flemmings pedantische Akribie treibt seine Mitarbeiter oft zur Verzweiflung, doch in diesem Fall erweist sie sich als unschätzbare Tugend. Wie ein Archäologe gräbt er Schicht um Schicht tiefer, stößt auf die Verbindung zu Edith Kruse und der Spedition Schubert. Seine Suche nach Antworten gleicht dem Versuch, in einem Labyrinth ohne Licht den Ausgang zu finden – immer wieder stößt er auf Sackgassen und falsche Fährten.
Als ausgerechnet Karl Ammond, der „Spezialist“ für Wirtschaftskriminalität, zu den Ermittlungen hinzugezogen wird, bekommt das Spiel eine neue Dynamik. Der kultivierte Ammond mit seiner leisen, brüchigen Stimme und dem souveränen Auftreten wirkt wie die Verkörperung des perfekten Beamten. In seinem akkurat gebügelten Anzug sitzt er Flemming gegenüber, die Hände ruhig gefaltet, während er geschickt die Ermittlungen in eine andere Richtung zu lenken versucht. „Manchmal ist die einfachste Erklärung auch die richtige“, erklärt er mit väterlicher Geduld.
Nach dem Tod von Edith Kruse, die erhängt in ihrer Wohnung aufgefunden wird, verhärten sich die Fronten. Während Ammond auf Selbstmord plädiert, spürt Flemming instinktiv, dass hier ein perfides Doppelspiel läuft. Die Spannung zwischen den beiden Kommissaren knistert wie ein elektrisch aufgeladenes Feld, wenn sie im schmucklosen Besprechungsraum des Präsidiums aufeinandertreffen. „Du stellst die falschen Fragen“, wirft Ammond seinem Kollegen vor. „Nein“, kontert Flemming, „ich stelle sie nur der falschen Person.“
Die Ermittlungen führen Flemming immer tiefer in ein Netz aus Korruption und Vertuschung, während Ammond wie ein Puppenspieler die Fäden zieht und geschickt seine Spuren verwischt. Doch je mehr sich der „Spezialist“ in Sicherheit wiegt, desto näher kommt Flemming der Wahrheit – ein gefährliches Unterfangen, das beide Männer auf eine finale Konfrontation zusteuern lässt…
Hinter den Kulissen
Der WDR-Tatort „Der Spezialist“ wurde im Sommer 1995 in Düsseldorf gedreht. Als Kulisse diente unter anderem das echte Polizeipräsidium der Landeshauptstadt. Die markante Eröffnungsszene, in der das erste Opfer stürzt, entstand im Parkhaus des Kaufhofs an der Schadowstraße – eine Location, deren spiralförmige Architektur bewusst an die ikonische „Tatortspirale“ des Vorspanns erinnert.
In den Hauptrollen brillieren Martin Lüttge als eigensinniger Kommissar Bernd Flemming und Rolf Hoppe als korrupter Wirtschaftskommissar Karl Ammond. Hoppe, bekannt aus zahlreichen DEFA-Filmen und als Bösewicht in „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“, liefert sich mit Lüttge ein hochkarätiges schauspielerisches Duell. Komplettiert wird das Ermittlerteam durch Roswitha Schreiner als Kommissarin Miriam Koch.
Regisseur Markus Fischer, der sich selbst als „fotografischer Regisseur“ bezeichnet, setzte bei seinem fünften Tatort auf ungewöhnliche Bildkompositionen und eine markante Farbgestaltung. Für die besondere visuelle Qualität zeichnet der renommierte Kameramann Jörg Schmidt-Reitwein verantwortlich, der zuvor mit Werner Herzog bei Filmen wie „Aguirre, der Zorn Gottes“ zusammengearbeitet hatte. Seine Expertise im Umgang mit Licht prägt insbesondere die blaustichigen Zwielichtszenen mit Rolf Hoppe.
Die Erstausstrahlung am Neujahrstag 1996 erreichte 5,35 Millionen Zuschauer und einen Marktanteil von 18,05 Prozent. Die Kritiker lobten den Film als „Krimi mit einer erfrischenden Prise Satire“ (TV-Spielfilm) und als „Kammerspiel-Tatort-Spitzenklasse“ (Tittelbach.tv). Besonders hervorgehoben wurde das spannungsgeladene Duell zwischen den beiden Kommissaren, das dem klassischen Suspense-Krimi eine besondere Dynamik verleiht.
Nach der Ausstrahlung diskutierten Zuschauer besonders die moralische Komplexität der Figur des Karl Ammond, dessen Fall vom hochangesehenen Beamten zum korrupten Verbrecher als subtile Kritik an vermeintlichen Autoritäten verstanden werden kann – ein Thema, das in den 1990er Jahren nach den gesellschaftlichen Umbrüchen der Wendezeit besondere Relevanz besaß.
Der Tatort Nummer 323. Die Düsseldorfer Kommissare der Mordkommission Flemming und Koch ermitteln, anfangs außerhalb, später innerhalb des Polizeipräsidiums. Ziel ist letztlich der Leiter des Kommissariats für Wirtschaftsdelikte, welcher sich in die Pensionierung retten will. Wenn man diesen Tatort-Spielfilm schaut, gerät man ins Stauen. Diese Ausgeburt an Korruption, Lügen und mörderischen Verrat läßt einen gebannt die Mattscheibe beobachten, ohne sich aus dem Sessel bequemen zu mögen. Toll, die beiden „Kleinen“ der Mordkommission haben wahrscheinlich nur aufgrund des Drehbuches gewonnen. Absolut sehenswert, merkwürdigerweise bislang nur eine Meinung. Seine cholerischen und unfreundlichen Gefühlsausbrüche behielt KHK F. als führender Beamter der Mordkommission leider standhaft in seinen Tatort-Staffeln bei. Der gewann auch nie richtige Sympathie. Ehrlich.
Flache Handlung. Figuren wie Abziehbilder.
Das beste an dieser Folge ist die schauspielerische Leistung von Rolf Hoppe. Ansonsten gebe ich Dirk recht, Lüttge wirkte in seiner Rolle irgendwie immer negativ.
Dark colours and minimal light to create a darkness that is inside the main character played by Rolf Hoppe. He knows that he is bad and he is tired of it. This TO is worth repeating.
23 Jahre ist es her, dass dieser Tatort ausgestrahlt wurde. Man merkt ihn sein alter an. Gute Ermittlungsarbeit aber sonst eher grau und mau. Solide 90er Jahre Tatort Unterhaltung. Kann man alle paar Jahre Mal sehen.
Durchaus interessante Geschichte, leider bekommt man sie nur häppchenweise und man weiß vorher schon, wonach es schmeckt. In der Schule hätte man gesagt, … war stets bemüht … Auch die schauspielerische Leistung, na ja. Ausser der Schurke, der war gut.
Eigentlich nur 3 Sterne, aber die Mitwirkenden verdienen einen extra:
Der großartige Rolf Hoppe: Wandelt sich binnen Sekunden vom lieben Onkel zum bösartigen alten Mann.
Gnatterich Flemming: Die Motzigkeit in Person, was mit „nervösem Reizmagen“ allein nicht entschuldigt werden kann.
Claudine Wilde: War in den 90ern recht gefragt, man hat von ihr aber kaum mehr was gehört.
Und „Schalke schlägt Dortmund 4:0“, wie Forist ‚Dirk‘ zu sagen pflegt – und steigt möglich nach der Saison 20/21 ab…
Grossartiger Hoppe und eine Story die unter die Haut geht. Tolle düstere Bilder und erstklassig inszeniert. Mehr solche Klassiker bitte!