Tatort Folge 341: Schattenwelt
Erscheinungsjahr: 1996
Kommissar: Batic und Leitmayr
Ort: Tatort München
Im Tatort „Schattenwelt“ ermitteln die beiden Kommissare IvoBatic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmyar (Udo Wachtveitl) nach dem Mord an einer Obdachlosen in München in der Szene der Wohnungslosen und müssen schließlich feststellen, dass selbst die sozialen Wohltäter der Stadt nicht immer gute Menschen sind.
Gerade hat Ingmar Borg noch feierlich und unter dem Blick der Medien eine Spende an den Verein der „Münchener Polizisten“ übergeben, als er sich im Anschluss an die Veranstaltung angetrunken in sein Auto setzt. Durch den Alkohol in seiner Reaktionsfähigkeit eingeschränkt, erwischt der Wohltäter in dem Tatort „Schattenwelt“ mit seinem Wagen die Obdachlose Sarah. Anstatt anzuhalten und der Frau zu helfen, überfährt Borg die Verletzte gleich einfach noch einmal und tötet sie damit. Denn als großer Philanthrop, der sein wohltätiges Engagement gleichzeitig zu seinem Geschäft gemacht hat und so seinen Lebensunterhalt verdient, kann sich der angetrunkene Mann keinen Skandal leisten.
Der Fall landet auf dem Schreibtisch von Ivo Batic und Franz Leitmayr, einem eingespielten Tatort-Team in ihrem mittlerweile 14. gemeinsamen Einsatz. Finden tun die beiden Kommissare bei ihren ersten Ermittlungen jedoch nichts, da ihnen der Zugang zur Welt der Obdachlosen verwehrt wird. Die Behörden in München behindern sogar ihre Untersuchungen und auch die Obdachlosen selbst begegnen den Beamten im Tatort „Schattenwelt“ nur mit Schweigen. Zudem haben die beiden Kommissare keine Ahnung, dass es bei dem tödlichen Unfall mit Fahrerflucht einen Zeugen gab. Bombadil, ein Freund des Opfers und ebenfalls wohnungslos, hatte das Verbrechen beobachtet.
Bombadil, der einst als Anwalt Dr. Bomberg ein ganz normales bürgerliches Leben geführt hat, ist in seinem Leben schon so oft von dem Rechtsverständnis in der deutschen Gesellschaft enttäuscht worden, dass er sich nicht an die Polizei wendet. Anstattdessen nimmt der Zeuge Kontakt zu einem Mann auf, der der „Rabe“ genannt wird. Dieser leitet eine kleine, aber wohlorganisierte Gruppe Wohnungsloser im Kampf um die Verbesserung der Lebensverhältnisse auf der Straße. Wenn er auch ein hehres Ziel verfolgt, so sind die Methoden des Raben im Tatort „Schattenwelt“ eher fragwürdig.
Bombadil ist es jedoch nicht bewusst, dass sich der Rabe nicht aus reiner Nächstenliebe um ihn kümmert. Denn der Mann will eigentlich nur mit dem Tod der obdachlosen Sarah Geld verdienen, indem er mit seiner Gruppe den Wohltäter Borg erpresst. Der Rabe geht sogar soweit, dass er im Tatort „Schattenwelt“ dessen Freundin Michelle bei einem Fotoshooting überfällt – doch selbst dann will Borg mit seiner Situation noch alleine fertig werden. Selbst die zunehmende Panik von Michelle bringt den vermeintlichen Wohltäter noch nicht aus der Ruhe.
In der Zwischenzeit haben auch die Kommissare Leitmayr und Batic erkannt, dass Borg Verbindungen in die Szene der Obdachlosen in München hat. Um endlich einen Zugang zu deren Welt zu erhalten, verkleidet sich Batic selbst als Wohnungsloser und begibt sich undercover auf die Straße. Leitmayr hingegen geht im Tatort „Schattenwelt“ den Geschäften Borgs nach. Ehe beide wichtige Hinweise finden können, gibt es einen zweiten Toten und diesmal lassen alle Indizien darauf schließen, dass Bombadil der Mörder sein könnte…
Die Tatort-Folge 341 „Schattenwelt“ wurde am 22. September 1996 zum ersten Mal im deutschen Fernsehen gezeigt. Bei der Produktion des Hessischen und Bayrischen Rundfunk führte Josef Rödl Regie, welcher auch gemeinsam mit Joachim Masannek das Drehbuch geschrieben hat. Um das Leben auf der Straße möglichst realitätsgetreu abbilden zu können, hat sich Rödl im Vorfeld intensiv mit Obdachlosen und deren Schicksal beschäftigt und bei einem der Darsteller, Hans Arndt, auch auf einen ehemaligen Wohnungslosen zurückgegriffen.
Besetzung
Hauptkommissar Franz Leitmayr – Udo Wachtveitl
Hauptkommissar Ivo Batic – Miroslav Nemec
Bombadil – Bruno Ganz
Borg – Dominic Raacke
Anna – Luise Kinseher
Rabe – Erwin Leder
Michelle – Marion Mitterhammer
Charly – Viktor Schenkel
Frau von Rasmussen – Rosemarie Gerstenberg
Flach – Karl Friedrich
Jörg Kross – Peter Rappenglück
Stab
Regie – Josef Rödl
Musik – Roman Bunka
Buch – Joachim Masannek und Josef Rödl
Bilder – HR/BR
4 Meinungen zum Tatort Folge 341: Schattenwelt
Absolut Super Einfall, dies wollte ich selbst schon mal schreiben, wusste nur nie wie man das zu Papier bringen kann !
Der Tatort mit der Nummer 341 aus München. Die Hauptkommissare Batic und Leitmary ermitteln im Obdachlosen Milieu der bayerischen Landeshauptstadt wegen Fahrerflucht mit Todesfolge, später kommt ein „echter“ Mord hinzu. Ein durchweg interessantes und auch spannendes Tatort-Sozialdrama über die abseitsstehenden Personen der Gesellschaft, mörderischer Doppelmoral und Inanspruchnahme deutscher Polizeieinheiten für eigene geschäftliche Interessen. Aber die beiden beliebten Hütchenspieler, Batic und Leitmayr, geben nicht auf, in diesen undurchsichtigen Fall, schleusen sich in die Szene ein und schrecken auch nicht vor dem Einsatz technischer Mittel zurück. Sehenswert. Bravo.
Großartige Folge der Reihe. Ich habe diesen Film im laufe des knappen vergangenen Vierteljahrhunderts bestimt schon drei, viel mal gesehen, und werde es auch heute Abend (19.02.2019) bestimmt und gerne wieder tun!
Ein prima Sozialdrama, wie e de rBrite Ken loach nicht hätte besser drehen können mit herausragenden SAchauspielern, allen voran der jüngst verstorbene (wie gesagt: Februar 2019) bruno Ganz in der Rolle des Obdachlosen Bombadil.
Der Film erinnert natürlich – allein schon aufgrund der Obdachlosenthematik – ungemein an den ebenfalls sehr guten Kölner Tatort „Platt gemacht“, der vor dem gleichen Hintergrund, resp. im gleichen Milieu, spielt, ist aber meiner Ansicht nach noch eindrucksvoller gespielt und die Story ist spannender konstruiert. Unbedingt sehenswert. und das immer wieder!
Spricht der Bruno Ganz tatsächlich so – ich dachte, bei „Der Untergang“ hat er den Adolf auf diese Weise halt gut interpretiert. Hier passt’s irgendwie nicht.
Trotzdem, ohne Frage, ein Guter seiner Zunft.
Insgesamt finde ich es interessant ins Jahr 1996 zu blicken – ich muss ja schon sagen, dass die „Aufmachung“ und die „spielerische Art und Weise“ sich doch eher zum Positiven entwickelt haben – damals, finde ich, spielte man das Schauspiel zu offensichtlich, zu sehr „Theater“ (z.B. das Erdrosseln mit der Telefonschnur, so ganz, ohne dass diese unter Spannung zu sein scheint, gemütlich um den Hals „angedeutet“, und das Opfer „fiel tot um und starb“. Auch die „Floskeln der Zeit“ wirken heute absolut aufgesetzt.
*** Ok, dafür versteht man, im Gegensatz zu heute, was die Schauspieler sagen. *** :-) Insgesamt: Nette Abwechslung …