Kurz und knapp – darum geht’s

Ein vermeintlicher Autounfall in der Nähe des tschechischen Karlsbad entpuppt sich als Mordfall: Die Leiche des Frankfurter Bankvorstands Dr. Norbert Zeuthen weist Schusswunden auf. Kommissar Brinkmann nimmt die Ermittlungen auf und erfährt schnell, dass die Bank in einen Geldwäscheskandal verwickelt ist. Als kurz darauf auch Zeuthens Vorstandskollege Arndt Lorenz erschossen wird und dessen Frau Iris plötzlich nach Tschechien verschwindet, folgt Brinkmann ihr nach Karlsbad. Als er dort auf der Suche nach der vermeintlichen Mörderin die Wahrheit aufdeckt, gerät er selbst in tödliche Gefahr…

Inhalt der Tatort-Folge „Das Totenspiel“

Graue Wolken hängen über Karlsbad, als ein schwarzer Wagen mit Frankfurter Kennzeichen einen steilen Abhang hinunterstürzt und in Flammen aufgeht. Das Wrack des Wagens und die darin gefundene Leiche sollen einen tödlichen Verkehrsunfall vortäuschen – doch die tschechische Polizei findet Einschusslöcher am Körper des Toten.

Kommissar Brinkmann blickt nachdenklich aus seinem Frankfurter Bürofenster auf die glitzernden Fassaden der Bankentürme, als der Anruf seines tschechischen Kollegen Foltyn eingeht. Die Nachricht vom Tod des Bankvorstands Dr. Norbert Zeuthen lässt ihn aufhorchen – die Bank steht bereits unter Verdacht, in Geldwäschegeschäfte verwickelt zu sein. „Der Tod kommt uns sehr ungelegen“, murmelt Brinkmann, während er die Ermittlungsakten durchsieht. Der sonst so besonnene Kommissar wirkt angespannt, die Schlaffalten in seinem Gesicht zeugen von durchwachten Nächten.

In der prachtvollen Villa Zeuthens empfängt die Witwe Carola den Kommissar mit kühler Distanz. Keine Träne vergießt sie um ihren Mann, stattdessen spricht sie offen über seine Untreue: „Er war in Karlsbad sicher nicht allein – er hatte dort eine Geliebte.“ Die eisige Atmosphäre zwischen den vergoldeten Bilderrahmen und teuren Möbeln spiegelt die Kälte einer zerrütteten Ehe wider.

Während Brinkmann die Spur des Geldes verfolgt, führt ihn sein Weg zu Arndt Lorenz, Zeuthens Vorstandskollege. In dessen holzgetäfeltem Büro im Bankenviertel herrscht nervöse Spannung. „Zeuthen hat das allein zu verantworten“, behauptet Lorenz mit zitternder Stimme, „ich habe nur im Vertrauen gegengezeichnet.“ Doch Brinkmanns geschulter Blick erkennt die Angst hinter der Fassade des selbstsicheren Bankers.

Die Ermittlungen gleichen einem verworrenen Labyrinth, in dem jeder neue Gang nur zu weiteren Abzweigungen führt. Als Lorenz kurz darauf in seiner Villa erschossen aufgefunden wird, verdichten sich die Hinweise auf eine Tat aus Eifersucht. Seine Frau Iris wird zur Hauptverdächtigen – doch ihre wirren Aussagen und ihr plötzliches Verschwinden nach Karlsbad geben Brinkmann Rätsel auf.

Der böhmische Kurort mit seinen prächtigen Kolonnaden und dampfenden Heilquellen wird zum Schauplatz der entscheidenden Wendung. Zwischen den eleganten Jugendstilbauten und den sanften Hügeln spürt Brinkmann, dass hier mehr verborgen liegt als nur die Spur einer eifersüchtigen Ehefrau. „Manchmal ist der Tote gar nicht tot“, sinniert der Kommissar, als er durch die nebligen Straßen schreitet, ohne zu ahnen, wie nah er der Wahrheit bereits gekommen ist.

Die Suche nach Iris führt ihn schließlich zu einer abgelegenen Villa am Stadtrand. Das Knirschen des Kieses unter seinen Schuhen verrät seine Ankunft, während im Inneren eine tödliche Konfrontation bereits begonnen hat. Als Brinkmann die Schwelle überschreitet, enthüllt sich ihm eine Wahrheit, die selbst den erfahrenen Kommissar erschüttert…

Hinter den Kulissen

Der Tatort „Das Totenspiel“ wurde vom Hessischen Rundfunk produziert und am 1. Juni 1997 erstmals im Programm Das Erste ausgestrahlt. Es handelt sich um die 362. Tatort-Folge und den 17. Fall des Kriminalhauptkommissars Edgar Brinkmann, der von Karl-Heinz von Hassel verkörpert wird.

Die Dreharbeiten fanden in Frankfurt am Main, im tschechischen Kurort Karlsbad und der Umgebung beider Städte statt. Die grenzüberschreitende Handlung spiegelt auch die zunehmende europäische Zusammenarbeit in der Polizeiarbeit Ende der 1990er Jahre wider. Für die Szenen in Karlsbad nutzte das Filmteam die historische Kulisse des traditionsreichen Kurortes mit seinen prächtigen Jugendstilbauten und Kolonnaden.

In den Nebenrollen zu sehen sind unter anderem Brigitte Goebel als Iris Lorenz, die zwischen Tatverdacht und Opferrolle pendelt, sowie der tschechische Schauspieler Ladislav Mrkvička als Kommissar Foltyn, der Brinkmanns Ermittlungspartner im Ausland darstellt.

Bei der Erstausstrahlung erzielte der Krimi einen beachtlichen Marktanteil von 26,05 Prozent und wurde in Deutschland von 8,40 Millionen Zuschauern gesehen. Die Folge fällt in eine Zeit, in der das Thema Finanzverbrechen und internationale Geldwäsche zunehmend in den Fokus der Öffentlichkeit rückte. Besonders die Darstellung der Bankenwelt im Frankfurter Finanzviertel wurde von Kritikern als atmosphärisch dicht und zeitgemäß gelobt.

Nach der Ausstrahlung diskutierten Zuschauer vor allem über die überraschende Wendung in der Handlung und die moralischen Grauzonen, in denen sich alle Hauptfiguren bewegen. „Das Totenspiel“ gilt heute als charakteristischer Fall für die Brinkmann-Ära des Frankfurter Tatorts, die von 1985 bis 2001 andauerte.

Besetzung

Kommissar Brinkmann – Karl-Heinz von Hassel
Robert Wegener – Günter Waidacher
Unger – Peter Bongartz
Iris Lorenz – Brigitte Goebel
Dr. Krüger – Monica Bleibtreu
Carola Zeuthen – Doris Kunstmann
Beda Foltyn – Miroslav Chorvath
Anna Ladicek – Michaela Kuklova
Arndt Lorenz – Dietrich Mattausch
Karel Moldena – Milos Mejzlik

Stab

Kamera – Armin Alker
Musik – Haas und Sattler
Buch – Sylvia Hoffman
Ausstattung – Winfried Hennig
Regie – Sylvia Hoffman