Kurz und knapp – darum geht’s
Eine Krankenschwester wird vor der Babyklappe eines Kölner Krankenhauses ermordet aufgefunden, das Neugeborene, das zuvor dort abgelegt wurde, ist verschwunden. Die Hauptkommissare Max Ballauf und Freddy Schenk ermitteln in dem Fall und stoßen bald auf Maria Wagner, die ihr Baby heimlich zur Welt gebracht und in die Babyklappe gelegt hatte. Bei ihren Nachforschungen dringen die Ermittler immer tiefer in die Geheimnisse der wohlhabenden Familie Wagner ein, deren perfekte Fassade zu bröckeln beginnt – als kurz darauf auch noch Andreas Wagner, Marias Ehemann, tot aufgefunden wird, ahnen die Kommissare, dass hinter der heilen Wohlstandsfassade der Familie ein dunkles Geheimnis verborgen liegt…
Inhalt der Tatort-Folge „Mutterliebe“
Am frühen Morgen liegt Monika Kleiber leblos vor der Babyklappe, während von dem Säugling, der dort abgelegt wurde, jede Spur fehlt. Die Kölner Hauptkommissare Max Ballauf und Freddy Schenk werden zum Tatort gerufen. Bald führt die Spur zu Maria Wagner, einer jungen Frau aus gutem Hause, die mit blauen Flecken und starken Blutungen ins Krankenhaus eingeliefert wird. Die Ärzte stellen fest: Sie hat kürzlich entbunden.
Ballauf, der einsame Wolf unter den Kommissaren, spürt instinktiv, dass in der Familie Wagner etwas nicht stimmt. Anders als sein Partner Schenk, der sein Familienglück wie einen schützenden Mantel trägt und für den eine Babyklappe kaum verständlich ist, kennt Ballauf die Leere eines Lebens ohne engste Bindungen. „Ich möchte meine beiden Prinzessinnen um nichts in der Welt missen!“, hört er seinen Kollegen schwärmen, während er selbst die Einsamkeit seiner Wohnung wie eine zweite Haut trägt.
Im Haus der Wagners, wo die Kälte zwischen den Familienmitgliedern fast greifbar ist, laufen die Ermittlungen auf Hochtouren. Maria Wagner schweigt beharrlich über die Vaterschaft des Kindes, während ihr Ehemann Andreas beteuert, nichts von einer Schwangerschaft gewusst zu haben. Die Fassade der Familie gleicht einem kunstvoll aufgeschichteten Kartenhaus, bei dem ein falscher Atemzug genügt, um es zum Einsturz zu bringen.
Die Ermittlungen führen zunächst zu Bernd Schiffer, dem Ex-Freund der getöteten Krankenschwester, bekannt für seine Eifersucht und Drohungen. Doch während Ballauf und Schenk dieser Spur nachgehen, spitzt sich die Situation im Hause Wagner dramatisch zu. Im stillen Arbeitszimmer des Patriarchen Heinrich Wagner findet ein Gewaltakt statt, der die bisherigen Ermittlungen in ein völlig neues Licht rückt.
Bei der Rekonstruktion der Ereignisse stellt Ballauf die Szene nach, zum Erstaunen seiner Assistentin Franziska Lüttgenjohann, die ihren Chef selten so engagiert erlebt hat. Die Aufklärung des Falls gleicht einem archäologischen Akt: Schicht um Schicht tragen die Ermittler ab, um zur Wahrheit vorzudringen – ohne zu ahnen, dass die letzten Schichten die schmerzhaftesten sein werden…
Hinter den Kulissen
„Mutterliebe“ ist der 23. Fall für das Kölner Ermittlerduo Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) und die 527. Tatortfolge insgesamt. Die Produktion des Westdeutschen Rundfunks (WDR) wurde unter dem Arbeitstitel „Babyklappe“ von September bis Oktober 2002 in Köln und Bonn gedreht. Erstmals zu sehen war der Film am 23. März 2003 im Ersten Programm der ARD.
Für die Regie zeichnete der türkischstämmige Filmemacher Züli Aladag verantwortlich, der zusammen mit seiner damaligen Ehefrau Feo Aladag auch das Drehbuch verfasste. Bemerkenswert ist, dass Feo Aladag in der Episode selbst als Julia Wagner, die Tochter des Patriarchen Heinrich Wagner, vor der Kamera stand.
In den Hauptrollen brillieren neben dem Ermittlerduo vor allem Claudia Michelsen als Maria Wagner, die später die Rolle der Kommissarin Doreen Brasch im Polizeiruf 110 übernahm, sowie Manfred Zapatka als Heinrich Wagner und Tonio Arango als Andreas Wagner. In einer Nebenrolle ist zudem Erdal Yildiz zu sehen, der Jahre später als Bösewicht Firat Astan im Hamburger Tatort wiederkehren sollte.
Die Tatort-Folge „Mutterliebe“ erreichte bei ihrer Erstausstrahlung 8,97 Millionen Zuschauer, was einem Marktanteil von 25,30 Prozent entsprach. Kritiker würdigten besonders die kammerspielartige Inszenierung und die intensive schauspielerische Leistung von Claudia Michelsen. Auffällig ist der ungewöhnliche Vorspann des Films, in dem die Schauspieler einzeln wie auf einer Theaterbühne ins Licht treten und in die Kamera blicken – ein stilistisches Element, das die beklemmende Atmosphäre des Familiendramas bereits zu Beginn unterstreicht.
Die Musik des Films stammt teilweise von dem französischen Komponisten Georges Delerue, der diese ursprünglich 1963 für den Film „Die Verachtung“ komponiert hatte und die hier zur düsteren Stimmung des Krimis beiträgt.
Beeindruckender und tief emotionaler Tatort.
Mit der passenden Hintergrundmusik.
Von wem ist die Musik?
Die Musik wurde anscheinend aus verschiedenen Interpreten gemischt , mich würde vor allem die klassische Musik interessieren . Wer hier mehr weiß bitte melden , würde mich sehr freuen !
Ich fand den Tatort auch sehr gut…die klassische Musik im Hintergrund müsste was von Bach gewesen sein.
Der Tatort mit der Nummer 527 aus der Dommetropole Köln. Da läuten des Öfteren mal die Glocken und den beiden Mordermittlern, dem Ballauf und dem Schenk, klingeln dann die Ohren, bis zum nächsten Sternchen gucken. Ein innerlich sehr aufwühlender Tatort-Thriller der gehobenen Kategorie, ein Drama, welches fast weh tut, was die hervorragende Umsetzung der Dramaturgie durch die höchst engagierten und sehr guten Darstellern zu verantworten hat. Die beiden Hauptkommissare müssen aufpassen, im Strudel der Gefühle nicht in Verirrungen zu geraten, werden tatkräftig unterstützt von Doktor Roth und Frau Lüttgenjohann. Kaum zu glauben, dass dieser hervorragende und sehenswerte Tatort schon aus dem Jahr 2003 ist.
Der tragende Teil der Filmmusik ist von Philippe Sarde aus dem Film ‚Der Mieter‘ (le locataire‘; Titel: The Tenant). Ich finde es krass und unseriös, dass das nirgendwo angegeben ist.
Die „klassische“ Musik stammt von P. Sarde, es ist das „Camille“-Thema aus dem Film „Die Verachtung“ (1963) von Jean-Luc Godard.
Tolles Kammerspiel.
Letzte Woche wurde der hervorragende TO „Kindstod“ – mit demselben Team und aus in etwa dieser Zeit – ausgestrahlt (auch zum Meta-Thema „Mutterschaft“ bzw. sich aus dieser ergebenden allfälligen Überforderungen). Für mich ein Grund, heute auch diese Folge anzusehen!
Bei Claudia Michelsen musste ich schon zweimal hinsehen, ob sie es wirklich ist: ich finde die Figur, welche sie hier spielt, als ziemlich ‚untypisch‘ für die Schauspielerin.
Ansonsten ist die Folge sehr Kammerspiel-artig, mich hat sie nicht ‚vom Hocker gerissen‘ …
Vielleicht liegt dies auch an dem hier allzu sehr strapazierten Klischee, dass es in dieser reichen Familie gar so ‚unglücklich‘ zugeht.
Geld macht zwar bekanntlich nicht glücklich, aber soo unglücklich dann auch wieder nicht … 😑