Kurz und knapp – darum geht’s
Ein Tankstellenüberfall mit tödlichem Ausgang stellt die Kölner Kommissare Ballauf und Schenk vor ein Rätsel: Der Täter auf den Überwachungsbildern ist Ronald Lochte – ein Mann, den Schenk vor Jahren wegen Bankraubs verhaftet hat und der noch im Gefängnis sitzt. Als Lochte nach einer abgelehnten Bewährung ausbricht und mehrere Menschen tötet, wird die Jagd nach ihm für Schenk zur persönlichen Gewissensfrage: Hat er einen Unschuldigen ins Gefängnis gebracht und damit eine Kette tödlicher Ereignisse ausgelöst? Als dem Ermittler die wahre Identität des Bankräubers klar wird, gerät er selbst ins Visier des rachsüchtigen Flüchtigen…
Inhalt der Tatort-Folge „Das Phantom“
Fassungslos starrt Kommissar Freddy Schenk auf die körnigen Bilder der Überwachungskamera. Das Gesicht des Tankstellenräubers, der ohne zu zögern einen Kunden erschossen hat, ist ihm nur allzu vertraut: Ronald „Ronny“ Lochte – ein Mann, den er vor sechs Jahren wegen Bankraubes hinter Gitter gebracht hat. Doch Lochte sitzt noch in der JVA und hat somit das perfekteste Alibi, das man sich vorstellen kann.
Das graue Gemäuer der Justizvollzugsanstalt wirkt im fahlen Morgenlicht noch bedrohlicher. Die metallenen Türen schlagen schwer zu, während die Schritte der Beamten über den blank polierten Boden der Korridore hallen. Hier, inmitten des Geruchs von Desinfektionsmitteln und unterdrückten Hoffnungen, steht Schenk dem Mann gegenüber, dessen Gesicht auf den Bildschirmen zu sehen war – putzmunter und scheinbar ohne Groll. Das kurze Wortgefecht zwischen ihnen ist wie ein Tanz auf dünnem Eis.
„Gut sehen Sie aus. Viel Sport, hm?“, bemerkt Schenk mit einer Mischung aus professioneller Distanz und aufkeimender Verunsicherung.
„Sie aber auch, Kommissar. Hausmannskost, wie?“, entgegnet Lochte mit einem Lächeln, das mehr verbirgt als preisgibt.
Doch die vermeintliche Routine-Ermittlung entwickelt sich zum Albtraum, als Lochte ausbricht und eine blutige Spur durch Köln zieht. Während der Regen auf das Kölner Pflaster prasselt, wächst in Schenk der bohrende Verdacht: Hat er damals einen Unschuldigen verurteilt? Die Beziehung zu seinem Partner Max Ballauf wird auf eine harte Probe gestellt, als ihre unterschiedlichen Ansichten zum Fall wie elektrische Spannungen durch die stickige Luft des Präsidiums flirren. Wo Schenk Zweifel und Schuldbewusstsein plagen, sieht Ballauf nur einen gefährlichen Straftäter, der gestoppt werden muss.
Die Jagd nach Lochte gleicht der Suche nach einem Phantom – einem Mann, der zwischen Täter und Opfer, zwischen Schuld und Unschuld changiert und dessen wahre Identität so schwer zu fassen ist wie Nebel über dem Rhein. Als plötzlich ein Mann auftaucht, der Lochte zum Verwechseln ähnlich sieht, verdichten sich die Zweifel zu einer erschreckenden Gewissheit. Doch für ein Happy End ist es längst zu spät, zu viel Blut ist bereits geflossen…
Hinter den Kulissen
„Das Phantom“ ist der 25. Fall des Kölner Ermittler-Teams Ballauf und Schenk und die 535. Tatortfolge insgesamt. Die Dreharbeiten für diese vom Westdeutschen Rundfunk produzierte Episode fanden in Köln und Umgebung statt. Unter der Regie von Kaspar Heidelbach, der das Ermittlerteam einst selbst mit etabliert hatte, entstand ein temporeicher Thriller, der sich deutlich vom klassischen Whodunit-Konstrukt abhebt.
In den Hauptrollen brillieren wie gewohnt Klaus J. Behrendt als Max Ballauf und Dietmar Bär als Freddy Schenk, der in diesem Fall ein besonders schweres emotionales Paket zu tragen hat. Roman Knizka überzeugt in der ambivalenten Rolle des Ronald Lochte, während Katharina Müller-Elmau als seine Freundin Verena Radek zu sehen ist. In Nebenrollen wirken unter anderem Barbara Philipp (die später als Magda Wächter im Wiesbadener Tatort ermittelt) und Nicole Mieth mit.
Bei seiner Erstausstrahlung am 9. Juni 2003 erreichte „Das Phantom“ beachtliche 7,10 Millionen Zuschauer, was einem Marktanteil von 26,10 Prozent entsprach. Besonders erwähnenswert ist Schenks Dienstwagen in dieser Folge: Der ’68er Ford Mustang Fastback (mit dem Kennzeichen K-FS 68) gilt als einer seiner kultigsten fahrzbaren Untersätze – ein ähnliches Exemplar fuhr übrigens Steve McQueen im Filmklassiker „Bullitt“. Die Kritiker würdigten vor allem Roman Knižkas Darstellung als „unschuldig Schuldiger“ und die gelungene Balance zwischen Action und psychologischem Thriller.
Dass die Doppelgängergeschichte, die den Aufhänger bildete, im weiteren Verlauf praktisch keine Rolle spielte, fand ich schon bemerkenswert. Starke Töchter auch.
Grade lief der Tatort als Wiederholung im WDR, das ist tatsächlich einer der schlimmsten Kölner Tatorte überhaupt. Das Drehbuch ist derart voll von Logiklöchern, dass ich mich wundere, dass Bär und Behrendt sich darauf eingelassen haben:
– Die Polizisten, die in der Notaufnahme und später im Garten des Gutachters sterben, stellen sich derart tapsig an, dass es einem den Atem verschlägt. Schon mal was von Eigensicherung gehört?
– Nachdem die Personenschützer festgestellt haben, dass der Bierwagenkutscher gefesselt im Laderaum liegt, haben sie (in der nächsten Szene zu sehen) gewartet, bis Schenk vor Ort war? Warum gehen sie nicht sofort im Keller nachsehen, was mit der Wirtin passiert ist?
-Die Geliebte identifiziert irgendein Unfallopfer als Lochte, obwohl von ihm (dem Unfallopfer) nichts mehr zu erkennen war?! Und: Schenk und Ballauf hätten Lochte doch sehr wohl selber identifizieren können, sie kannten ihn ja. Und nachdem Ballauf die Geliebte bereits zweimal verarscht hat, hätte sie Verdacht schöpfen müssen…
Das nur drei Beispiele. Das war vergeudete Lebenszeit heute Abend, schade. (Die Fernsehzeitung hat’s gewusst, aber ach…)
Einfach klasse. ☺☕
Der Tatort mit der Nummer 535 aus Köln und die beiden Hauptkommissare Ballauf und Schenk kriegen in diesem Thriller aus dem Jahr 2003 nun wirklich nichts geschenkt. Mit schweren Jungs haben die es buchstäblich zu tun, die schenken auch keinem etwas, gehen über Leichen und teilen aus, genau wie Ballauf und Schenk. Nicht gerade einer der besten Tatort-Spielfilme der letzten Jahren aus der rheinischen Domstadt, aber dennoch gut und entspannend zu schauendes Action-Kino, am schönsten gleich analytisch unter Tatort-Freunde. Prima.
Ein sehr guter Tatort.
Das einzige schöne an diesen Tatort ist der Ford Mustang…
Very well filmed drama (watch the 1st minute!), this is a cameraman who understands how to make a point of view interesting. The story however is rather boring.
Die Story ist in der Tat unlogisch und schwach, die gelungene Inszenierung und guten Schauspieler hieven das schwache Drehbuch aber immer noch auf eine solides Befriedigend.
Trotzdem gibt es mit Ballauf und Schenk bessere Folgen.