Kurz und knapp – darum geht’s
Im idyllischen Konstanz am Bodensee wird die Sommerruhe jäh gestört, als ein toter Junge auf einem Campingplatz gesichtet wird. Kommissarin Klara Blum (Eva Mattes) nimmt die Ermittlungen auf, doch die Leiche verschwindet spurlos – bis sie im Garten ihres Freundes Jakob Leeb auftaucht. Der orthodoxe Jude, der als Schächter in Straßburg arbeitet, gerät sofort unter Verdacht, zumal die Todesart an das rituelle Schlachten erinnert. Blum muss gegen Vorurteile und antisemitische Ressentiments kämpfen, um Jakobs Unschuld zu beweisen und den wahren Mörder zu finden. Doch als sie sich dem Verdächtigen nähert, gerät sie selbst in eine gefährliche Situation …
Inhalt der Tatort-Folge „Der Schächter“
Die Hitze des Sommers lastet schwer über Konstanz, der Bodensee glitzert in der Sonne, und die Luft ist erfüllt vom Lachen der Touristen. Kommissarin Klara Blum genießt die seltene Ruhe beim Boule-Spiel mit ihrem Freund Jakob Leeb, der nach Jahren in Straßburg zurückgekehrt ist. Doch die Idylle trügt: Ein Gerücht über eine Leiche auf dem Campingplatz der Rodammers lässt Blum aufhorchen. Obwohl die Leiche verschwunden ist und kein Kind vermisst wird, sichert sie Spuren – und findet Blutreste.
Edgar Rodammer, der leicht verhaltensgestörte Betreuer des Platzes, weigert sich, seine Notizen herauszugeben, in denen er das tägliche Geschehen festhält. Seine Zurückhaltung wirkt verdächtig, doch Blum kommt nicht weiter. Als die Leiche des Jungen schließlich im Garten von Jakob Leeb gefunden wird, schlägt die Stimmung um. Der Schnitt an der Kehle des Opfers erinnert an die Technik des Schächtens, und schnell wird Jakob zum Hauptverdächtigen. Staatsanwalt Bux, getrieben von antisemitischen Vorurteilen, sieht den Fall als abgeschlossen an.
Blum jedoch glaubt an Jakobs Unschuld. Sie spürt, dass Edgar und sein Bruder Wolfgang etwas verbergen, und drängt auf ein Verhör. Doch die Rodammers wehren sich mit aller Macht, unterstützt von Bux. Blum kämpft gegen die Zeit und die Vorurteile ihrer Kollegen, während Jakob Drohungen erhält und sich zunehmend bedroht fühlt. Als Blum schließlich eine entscheidende Spur entdeckt, ahnt sie nicht, dass sie damit nicht nur Jakobs Unschuld beweisen, sondern auch ihr eigenes Leben riskieren könnte …
Hinter den Kulissen
Der Tatort „Der Schächter“ ist die vierte Folge mit Kommissarin Klara Blum, gespielt von Eva Mattes, und wurde vom SWR produziert. Regie führte Jobst Oetzmann, das Drehbuch stammt von Fred Breinersdorf, der bereits mehrere Tatort-Folgen geschrieben hat. Gedreht wurde die Folge im Sommer 2003 in Konstanz und Umgebung, wobei die idyllische Bodensee-Kulisse einen starken Kontrast zur düsteren Handlung bildet.
Die Folge thematisiert antisemitische Vorurteile und wurde am 7. Dezember 2003 erstmals im Ersten ausgestrahlt. Mit 7,12 Millionen Zuschauern und einem Marktanteil von 20,40 Prozent war sie ein großer Erfolg. Besondere Aufmerksamkeit erhielt die Folge aufgrund ihrer gesellschaftspolitischen Relevanz, die kurz nach der Kontroverse um antisemitische Äußerungen des CDU-Bundestagsabgeordneten Martin Hohmann ausgestrahlt wurde.
In tragenden Rollen sind Nikolaus Paryla als Jakob Leeb, Ulrich Bähnk als Edgar Rodammer und Hannes Hellmann als Staatsanwalt Bux zu sehen. Die Folge bleibt bis heute ein wichtiger Beitrag zur Auseinandersetzung mit Antisemitismus in der deutschen Fernsehlandschaft.
Besetzung
Hauptkommissarin Klara Blum – Eva Mattes
Annika Beck – Justine Hauer
Edgar Rodammer – Ulrich Bähnk
Wolfgang Rodammer – Felix von Manteuffel
Ottmar Kurz – Dirk Mühlbach
Singer – Michael Hanemann
Christian Bux – Hannes Hellmann
Jakob Leeb – Nikolaus Paryla
Stab
Regie – Jobst Oetzmann
Szenenbild – Annette Ganders
Buch – Fred Breinersdorfer
Kamera – Immo Rentz
Erstausstrahlung der Tatort – Folge „Der Schächter“ – 07.12.2003
Bilder – SWR/Jobst Oetzmann
Sehr geehrte Damen und Herren, für ein Klassentreffen such ich KOntakt zu Martin Friedel. Könnten SIe mir weiterhelfen? Herzlichen Dank, R. Schultz-greiner
Hallo Regine,
leider habe ich keinen Kontakt zu den Schauspielern.
Aber das Einwohnermeldeamt eurer Stadt kann euch sicher helfen.
Gruß
Gerald
Hervorragender gemachter Tatort aus Konstanz.
Die Besetzung stimmt; besonders Nikolaus Paryla ist die Rolle des Jakob Leeb wie auf den Leib geschrieben. Die Story ist (leicht) nachvollziehbar. Leider. Die Atmosphäre erinnert an eine dunkle Zeit. Trotz Sommer und Sonne ist es auf einmal am strahlend schönen Bodensee sehr dunkel. Die wunderschöne alte Villa wirkt bedrohlich und düster.
Der Jude ist schuld. Wer sonst? Bei einem solchen Verbrechen!
Schön, dass in diesem Fall die Polizei in Person von Klara Blum auf der Seite des Schächters steht, nicht auf der Seite „der Stärkeren“ – wie seinerzeit.
Der Film zeigt auf erschreckende Weise, dass auch heute Vorverurteilung aufgrund einer Gruppenzugehörigkeit hingenommen wird, dass Antisemitismus auch heute bei uns ein Thema ist.
Der Tatort mit der Nummer 550 aus Konstanz und Hauptkommissarin Blum muss in einem bestialischen Mordfall, begangen an einen kleinen Jungen, die Mordermittlungen aufnehmen. Hauptverdächtiger ist ihr guter Freund, ein jüdischer Schächter, normalerweise wo anders zu Hause, zur Zeit aber auf Besuch in Konstanz. Schnell werden anti-jüdische Parolen verbreitet und auch der Staatsanwalt beteiligt sich an der verachtenden Hetze. Ein Tatort-Thriller der aufzeigt, wie schnell der Jude wieder, durch einen gemeinen Mob, zum Christen-Feind gestempelt werden kann. Erschreckender und aufrüttelnder Tatort-Fernsehfilm, in dem die Tatort-Hauptkommissarin Blum alles gibt, um diesen schrecklichen Mordfall aufzuklären und um rassische sowie ideologische Vorurteile aus der Welt zu räumen. Wiederholungswerter Tatort-Krimi.