Tatort Folge 772: Bluthochzeit

Kurz und knapp – darum geht’s

Eine Routinekontrolle endet für Kommissarin Klara Blum in einer Tragödie: Ein Motorradfahrer erschießt vor ihren Augen einen entflohenen Häftling, der einst die Hotelierstochter Beate Gellert entführt hatte – ausgerechnet an deren Hochzeitstag. Als bei der Feier die traditionelle Brautentführung durch vier in schwarze Anzüge gekleidete Männer stattfindet, wittert Blum Gefahr und verfolgt gemeinsam mit dem Bräutigam die Entführer bis in die Allgäuer Berge. Was die Ermittlerin nicht ahnt: Unter den vermeintlich harmlosen Hochzeitsgästen verbirgt sich ein kaltblütiger Mörder, der ein dunkles Geheimnis um die damalige Entführung aufdecken will – und für seine Ziele über weitere Leichen geht…

Inhalt der Tatort-Folge „Bluthochzeit“

Schweigend steht Hauptkommissarin Klara Blum im grellen Licht einer verlassenen Fabrikhalle, die Dienstwaffe noch immer auf den Punkt gerichtet, an dem eben noch der Mörder stand. Das Echo des tödlichen Schusses scheint in den kahlen Betonwänden nachzuhallen. Vor ihr liegt das leblose Opfer in einer sich ausbreitenden Blutlache. „Ich hätte schießen sollen“, murmelt sie fassungslos. Der kaltblütige Killer konnte entkommen, weil sie in der entscheidenden Sekunde zögerte.

Der erschossene Mann, Wolfram Seebeck, war ein Strafgefangener, der kurz vor seiner Entlassung aus der JVA Singen ausgebrochen war. Jahrelang hatte er für die Entführung von Beate Gellert, der Tochter eines wohlhabenden Hoteliers, eingesessen. Und ausgerechnet heute, am Tag seines gewaltsamen Todes, feiert eben jene Beate ihre Hochzeit mit dem deutlich älteren Anwalt Hanno Brünner im nahen Allgäu.

Die Spur führt Klara Blum zu diesem Fest, das wie eine Insel der Fröhlichkeit inmitten des traurigen Verbrechensfalles wirkt. Die sonnendurchflutete Terrasse des Guts Neuhaus bei Isny-Neutrauchburg steht in krassem Gegensatz zur düsteren Industriehalle, in der Stunden zuvor ein Mann sein Leben ließ. Zwischen Sektgläsern und Hochzeitsgeschenken wirkt die Kommissarin deplatziert. Doch etwas an der frischgebackenen Braut irritiert sie – hinter Beates strahlendem Lächeln scheint ein Schatten zu liegen, wie Wolken, die vor der Sonne vorüberziehen.

„Warum ist Seebeck gerade jetzt ausgebrochen?“, fragt Blum sich. Der Zusammenhang zwischen seiner Flucht und Beates Hochzeit kann kein Zufall sein. Als die traditionelle Brautentführung beginnt und Beate mit vier jungen Männern verschwindet, durchzuckt es die Kommissarin wie ein elektrischer Schlag: „Der Mörder ist unter ihnen!“ Was als harmloser Hochzeitsbrauch getarnt ist, könnte eine tödliche Falle sein.

Die Jagd durch die Allgäuer Berglandschaft beginnt. In einem offenen Cabrio folgen Blum und der besorgte Bräutigam den Spuren der Entführer, die über kurvenreiche Landstraßen und schließlich mit der Gunzesrieder Sesselbahn immer tiefer in die abgeschiedene Bergwelt führen. Die Fahrt gleicht dem Abstieg in ein Labyrinth aus alten Geheimnissen und Lügen, an dessen Ende eine bittere Wahrheit wartet.

In einer einsamen Berghütte spitzt sich die Lage zu. Die Atmosphäre unter den Entführern wird zunehmend angespannt, wie ein überdehnte Saite, die kurz vor dem Zerreißen steht. Einer der vier Männer hat mehr im Sinn als einen harmlosen Hochzeitsscherz. Mit jedem Glas Alkohol, das geleert wird, rückt die Wahrheit über Beates Vergangenheit näher an die Oberfläche. „Manche Entführungen sind eben komplizierter, als sie scheinen“, deutet einer der Männer an – ein Satz, der in der abgelegenen Hütte wie ein Donnerschlag wirkt.

Hinter den Kulissen

Der Tatort „Bluthochzeit“ wurde vom Südwestrundfunk (SWR) in Zusammenarbeit mit Maran Film produziert. Die Dreharbeiten fanden zwischen dem 9. September und 13. Oktober 2008 statt – ursprünglich unter dem Arbeitstitel „Der schönste Tag im Leben“. Als Kulisse für die dramatische Geschichte dienten malerische Orte am Bodensee, im Allgäu sowie in Baden-Baden und Umgebung.

Die Schießerei zu Beginn des Films wurde auf dem atmosphärischen Gelände der BWR Waggonreparatur in Rastatt in Szene gesetzt, während die farbenfrohe Hochzeitsfeier mit 70 Komparsen am Gut Neuhaus bei Isny-Neutrauchburg gedreht wurde. Zu den Motiven im Schwarzwald bei Baden-Baden gehörten der romantische Geroldsauer Wasserfall mit dem nahen Gasthaus Bütthof und die kurvenreiche Kreisstraße 3753 zwischen Geroldsau und Bühlertal. Die Bergszenen entstanden an der Sesselbahn Gunzesried, am idyllischen Freibergsee bei Oberstdorf und auf einer rustikalen Alphütte bei Oberstaufen.

In den Hauptrollen brillieren Eva Mattes als Kommissarin Klara Blum und Sebastian Bezzel als ihr Kollege Kai Perlmann. In Gastrollen überzeugen Petra Schmidt-Schaller als Braut Beate Gellert (die später selbst als Tatort-Kommissarin Katharina Lorenz in Hamburg ermitteln sollte), Peter Kremer als wohlhabender Bräutigam Hanno Brünner und Godehard Giese als der merkwürdig verschlossene Hochzeitsgast Üppe.

Die Erstausstrahlung, ursprünglich für den 13. September 2009 vorgesehen, wurde wegen einer Sendung zur Bundestagswahl 2009 auf den 19. September 2010 verschoben. Dies ermöglichte jedoch eine Premiere im Rahmen des Fernsehfilm-Wettbewerbs beim Filmfest Hamburg am 27. September 2009 sowie eine Teilnahme an den Biberacher Filmfestspielen am 31. Oktober und 1. November 2009. Bei seiner TV-Premiere erreichte der Film 8,26 Millionen Zuschauer und einen Marktanteil von 23,5 Prozent – damit war er die meistgesehene Sendung des Tages in Deutschland.

Besonders bemerkenswert: Die vom SWR produzierte Audiodeskription des Films wurde 2010 für den deutschen Hörfilmpreis nominiert. Die von Nina West gesprochenen Bildbeschreibungen machen den spannenden Thriller auch für blinde und sehbehinderte Menschen erlebbar.

Nach der Ausstrahlung sorgte besonders die ungewöhnliche Verbindung aus traditionellem Hochzeitsbrauch und krimineller Handlung für Diskussionen unter den Zuschauern. Die menschenleere Landschaft, durch die die Protagonisten jagen, wurde von Kritikern kontrovers diskutiert – während einige darin ein atmosphärisches Stilmittel sahen, bemängelten andere die mangelnde Plausibilität der verlassenen Ausflugsgebiete an einem sonnigen Tag.

Videos zur Produktion

ARD Trailer

ARD Plus Trailer

Besetzung

Klara Blum – Eva Mattes
Kai Perlmann – Sebastian Bezzel
Beate Gellert – Petra Schmidt-Schaller
Annika Beck [Beckchen] – Justine Hauer
Markus – Matthias Ziesing
Hanno Brünner – Peter Kremer
Üppe – Godehard Giese
Antonio Brünner – Thomas Fränzel
Polizeianwärterin – Anne Diemer
Eddi – Hannes Wegener
Brautjungfer – Sarah Riedel
Herr Gellert – Edgar M. Marcus
Hochzeitsgast – SImi Lipinski

Stab

Aufnahmeleitung – Thorsten Tritthardt
Außenrequisite – Holger Geiß
Beleuchter/Beleuchtungstechnik – Gerd Walter
Besetzung/Casting – Birgit Geier
Kamera – Jürgen Carle
Kostüme/Kostümbild – Claudia Unger
Musik/Filmkompositionen – Andreas Hoge
Produktionsleitung – Dieter Streck
Produzent – Uwe Franke
Produzent – Sabine Tettenborn
Schnitt – Angela Springmann
Szenenbild – Joachim Schäfer
Ton/Filmtonassistenz – Peter Tielker
Regie – Patrick Winczewski
Buch – Stefan Dähnert

Bilder: SWR/Stephanie Schweigert

15 Kommentare

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  1. vor 15 Jahren

    Moin zusammen,

    nur zur Info: Bei Filmproduktionen spricht man nicht von „Ton/Filmtonassistenz“, sondern vom Tontechniker oder, wie hier vom Toningenieur und dem Angler oder evtl. Tonassistent. Den Aufnahmeleiter zu nennen, finde ich ja schön, aber der hat mit der Filmproduktion weniger zu tun als den Angler, den Kamera-, oder den Regieassistenten. Die solltet ihr nennen.
    Ansonsten eine schöne Seite!! Weiter so.

  2. vor 15 Jahren

    Wieso kennt die Braut die Brautentführer zum Teil nicht?
    Irgendwie schon wieder alles so konstruiert.
    Naja, ich mag den Bodensee-Tatort einfach nicht…

  3. vor 15 Jahren

    Bluthochzeit … was für ein fürchterlicher Tatort.

    So bescheuert, blöd gemacht … man muß schon alle logischen Denkweisen ausschalten.

    Schade für jede Minute.

  4. vor 15 Jahren

    eine Schande für die Tatort Reihe!!!

  5. vor 15 Jahren

    Ich habe mir schon so lange vorgenommen, keine österreichischen Tatorte mehr zu schauen, aber mit dem heutigen ist mir klar geworden, dass ein guter Film nichts mit Landesgrenzen zu tun haben muss. Schade um die Zeit…

  6. vor 15 Jahren

    Das war der schlechtste Tatort der letzten Jahre!!! Warum darf so etwas gesendet werden??? Dafür müsste es von der GEZ Geld zurück geben :) War reine Zeitverschwendung!

  7. vor 15 Jahren

    Dem Drehbuchautor ist der Brauch einer Brautentführung offensichtlich völlig fremd!!!
    Der Genuss eines eigentlich spannenden Tatorts ohne lästige Moral wird leider völlig durch das Fehlen jeglicher Logik in der Handlung zerstört.


  8. Ende der Erstausstrahlung

  9. vor 15 Jahren

    Was in diesem Tatort dem Zuschauer zugemutet wird, ist der Gipfel der Unverschämtheit! Für wie bescheuert werden wir eigentlich gehalten, das wir so eine vor Fehler strotzende Handlung durchgehen lassen sollen? Da kann sich die halbe Hochzeitsgesellschaft in ein davon fahrendes Auto beamen, in jedem Auto steckt immer der Zündschlüssel, es braucht ein stundenlanges Telefongespräch, um das Handy zu orten zu können, der Täter hält sein Opfer meilenweit von sich entfernd, als „menschliches Schutzschild“ usw. Von den dramaturgischen Fehlleisungen gar nicht zu reden. Frau Kommissarin guckt immer dann besonders abwesend, wenn es darum geht, Gefahren abzuwenden; wenn die Handlung „sich zuspitzt“ regieren die Polizisten besonders träge usw. Dämlicher gehts kaum! Ich hoffe, dies hat nichts mit der realen Polizeiarbeit zu tun, sonst Gnade uns Gott!!
    Wenn es denn wenigstens irgendwie spannend oder humorvoll oder vielleicht sogar unterhaltsam gemacht wäre – aber hier sollte wohl Kunst entstehen und das Gegenteil von gut gemacht ist nunmal gut gemeint.

    Hoffentlich wird der Redaktion bald das Handwerk gelegt! Das wär spannend!!

  10. vor 15 Jahren

    das war der beste tatort seit langem. klara blum ist gigantisch. was für eine frau!

  11. vor 15 Jahren

    So einen schlechten Tatort habe ich noch nie gesehen.
    Die Handlung war geradezu hanebüchen, es hat nur noch genervt.
    Jede normale Braut, bei der die Entführung so abläuft, wäre ausgetickt.
    Schlimm, was einem da zugemutet wird.

  12. vor 15 Jahren

    Schade um die grundsätzlich spannende Idee. Die wurde leider durch die eklatanten logischen Fehler gänzlich zunichte gemacht. Die Kommissarin und der Bräutigam lassen sich bei „Gefahr in Verzug“ in keinster Weise von einem festgefahrenen PKW (mit 4WD!!!) irritieren; ein Sessellift lässt sich einfach so in Betrieb nehmen; die Braut fährt bereitwillig mit (hauptsächlich) unbekannten Männern zur „Entführung“… Überhaupt handelt es sich um eine ungemein mutige Frau, die sich selbst durch Mordwarnungen nicht daran hindern lässt, alleine im Wald herumzustolpern, obwohl sie nach eigenen Aussagen „Angst hat“.
    Dafür kümmert sich Frau Kommissarin gegen Schluß um alles und alle nur nicht um das potenzielle Opfer. Glücklicherweise nur ein Film.

  13. vor 15 Jahren

    was für ein konstruierter, unglaubwürdiger, hanebüchener Unsinn das nun wieder war.

  14. vor 11 Jahren

    Na klar war dieser Tatort konstruiert, so wie jeder Tatort. Na klar wird es diese Abfolge von Ereignissen in der Realität nahezu sicher niemals geben, auch das gilt für nahezu jeden Krimi und Film.

    Ungeachtet dessen fand ich diesen Tatort genial, er war äußerst spannend, auch in sich stimmig, vor allem aber habe ich mich an den herausragenden Schauspielleistungen und an den ebenso herausragenden Landschaftsaufnahmen erfreut. Von mir gibt es dafür 4,5 von 5 Sternen, gerundet 5. Den schaue ich ganz sicher noch öfter.

  15. vor 10 Jahren

    Heute, in Wiederholung, Tatort 772. WDR, 20:15 h. Ich sah in zum zweiten Mal, nach der Erstausstrahlung. Damals eher geschockt bis (an)-gewidert, ist der Film nunmehr für mich perfide und unrealistisch, die Schauspieler sind in der Darstellung perfide und unrealistisch, das Drehbuch – perfide und unrealistisch, der Autor ist perfide und gemein und ja, ich bin immer noch geschockt. Geh, Team Bodensee, geh. In die verdiente Versetzung.

  16. vor 7 Monaten

    Wirklich selten so einen Schwachsinn gesehen: Eine Brautentführung ins „Nirgendwo“ und dabei eine Braut, die noch fröhlich tut. Eine Kommissarin, die im Hintergrund Schmerzensschreie hört und nicht reagiert, ein Täter, der vor der Kommissarin einen anderen tötet und einfach so entkommen kann. Alle Polizisten sitzen ruhig in ihrem Revier und nur eine Ermittlerin arbeitet draußen. Sie steht vor der Seilbahn und erklärt, man solle jetzt warten, in zwei Stunden komme ein Einsatzkommando? Dieser Tatort ist wirklich unterirdisch!

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