Als Ersatz für die hessische Version von „Polizeiruf 110“ strahlt der Hessische Rundfunk seit 2010 den Tatort Wiesbaden aus. Ermittler ist Hauptkommissar Felix Murot (Ulrich Tukur). Sein Job beim LKA – nicht in einer örtlichen Mordkommission – bringt es mit sich, dass er im gesamten Bundesland Hessen eingesetzt wird, und zwar allein. Assistenz erhält er von der Sekretärin Magda Wächter (Barbara Philipp).

Murot lebt als überzeugter Junggeselle allein. Er hat ein gepflegtes Erscheinungsbild, trägt immer Anzug und Hemd. Sein Umgangston ist eher ruppig, obwohl er situativ durchaus charmant sein kann. Was außer ihm nur seine Vertraute Wächter weiß: Bei Murot wurde im Zuge einer ärztlichen Untersuchung ein Gehirntumor festgestellt. Der Kommissar versucht auf seine Art, damit fertig zu werden, nämlich indem er innerlich dagegen ankämpft. Er spricht mit dem Tumor, nennt ihn „Lilly“. Und er ändert einiges in seinem Leben, verzichtet auf faule Kompromisse und unliebsame Zeitgenossen.

In Magda Wächter hat Murot jemanden, die ihm den Rücken freihält, auch mal nicht ganz so offiziell für ihn ermittelt und manchen guten Ratschlag bereithält. Die Krankheit verändert Murots Charakter. Er wird sensibler, vor allem auch beruflich, entwickelt ein feineres Gespür für Opfer und Täter. Schließlich bildet sich der Tumor aus unerfindlichen Gründen zurück und Murot ist geheilt. – Und das soll nicht das einzige seltsame Phänomen in den Wiesbadener Tatort-Folgen bleiben …

Der Hessische Rundfunk verwirklicht mit den Murot-Tatorten oftmals experimentelle Erzählkonzepte, die die üblichen Sehgewohnheiten der Krimizuschauer gewollt nicht bedienen. Die Filme spielen mit Zeitebenen, parallelen Welten, verknüpfen Filmgenres auf ungewöhnliche Weise miteinander. Kurz: Diese Tatorte überraschen. Einige Zuschauer schätzen genau das, andere machen einen großen Bogen um die Folgen.