Tatort Folge 712: Häschen in der Grube

Knapp neun Millionen Zuschauer haben den München-Tatort „Häschen in der Grube“ bei seiner Erstausstrahlung Ende 2008 auf dem Ersten verfolgt. Dabei dreht sich der 51. Fall des Ermittlerduos Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) nicht nur um einen Mord, vielmehr decken die zwei Hauptkommissare einen ungeheuren Skandal auf. Das Tatort-Publikum erhält im Laufe der Kriminalgeschichte erschreckende Einblicke in die Abgründe menschlicher Skrupellosigkeit…

Tatort Häschen in der Grube

Am Ufer der Isar wird die Leiche des Grafikers Werner Hübner gefunden – ausgerechnet von Schulfreunden seines Sohnes. Die ersten Ermittlungen am Tatort ergeben, dass der Mann den steinigen Abgrund hinuntergestoßen wurde. Oder ist er freiwillig gesprungen? Die Witwe Anne Hübner steht nun alleine da mit den beiden Kindern Julia und René, sowie dem Pflegekind Salima. Die verzweifelte Frau weiß nicht, wie sie zukünftig die Familie durchbringen soll; ihr Mann Werner war alles andere als erfolgreich in seinem Job und hat zeitlebens keine finanziellen Rücklagen bilden können. Die schwierige finanzielle Situation spräche für einen Selbstmord des Vaters.

Die Münchner Kommissare Batic und Leitmayr werden mit der Aufklärung des Falls „Häschen in der Grube“ beauftragt. Sie erfahren bei ihren Recherchen, dass das Ehepaar Hübner das angeblich leukämiekranke Mädchen Salima vor wenigen Jahren bei sich aufgenommen hatte. Zusammen mit zwei andere Mädchen kam Salima als Kriegswaise von Afghanistan nach Deutschland. Die Kosten für die Behandlung des Kindes trägt die renommierte Stiftung „Kinderhilfe Kabul“, die auch dafür gesorgt hat, dass die drei Waisen in deutschen Pflegefamilien unterkommen. Eine Bedingung gibt es allerdings: die Kinder müssen regelmäßig in die Klinik der Ärzte Professor Ansgar Frey und Doktor Martin Jahn geschickt werden, damit die beiden Mediziner die Entwicklung eines Medikaments gegen Leukämie an ihnen testen können.

Ivo Batic und sein Kollege Leitmayr werden stutzig, als sich herausstellt, dass der Geschäftsführer der Stiftung, Eugen Otto, angeblich eine Affäre mit Anne Hübner haben soll – kommt er als Täter in Frage? Hat Otto seinen Konkurrenten aus Eifersucht in den Tod gestoßen? Seltsam ist auch der Umstand, dass sowohl die zwei Ärzte als auch die anderen Pflegeeltern bei ihrer Vernehmung berichten, dass Werner Hübner regelmäßig Wutanfälle gehabt haben soll – die Gründe dafür kennt allerdings keiner der Zeugen.

Wenige Stunden vor seinem Tod soll Hübner noch auf einer Versammlung damit gedroht haben, Salima nicht mehr zu den unangenehmen Behandlungen in die Klinik zu schicken. Die Kommissare Leitmayr und Batic können darin aber kein Tatmotiv erkennen, und die beiden angesehenen Ärzte kommen für sie nicht als Täter in Frage… Liegen die beiden Tatort-Ermittler aus München damit richtig?


Der Arbeitstitel der Tatort-Folge 712 „Häschen in der Grube“ lautete während der Dreharbeiten im Sommer 2008 noch „Versuchskaninchen“. Der letztendliche Folgentitel ergab sich schließlich aus dem Eintrag in Werner Hübners Tagebuch, in dem er über seine Pflegetochter Salima schreibt: „Armes Häschen macht man krank, bis es nicht mehr hüpfen kann.“

Die TV-Premiere von „Häschen in der Grube“ lief am 23. November 2008 in der ARD.

Besetzung
Kriminalhauptkommissar Ivo Batic – Miroslav Nemec
Kriminalhauptkommissar Franz Leitmayr – Udo Wachtveitl
Werner Hübner – Martin Rapold
Anne Hübner – Stephanie Japp
Julia Hübner – Dido Knöpfel
Salima Khalil – Eslem Gür
Andreas Greindl – Hans-Michael Rehberg
Dr. Katharina Jung – Gundi Ellert
René Hübner – Janos Körtge
Dr. Dr. Martin Jahnn – Joachim Król
Prof. Ansgar Frey – Hanns Zischler
Dr. Sina Fröhlich – Brigitte Hobmeier
Eugen Otto – Johann von Bülow
Justus von Ahlen – Jonathan Beck
Herr Samers – Sigi Zimmerschied
Caroline Puck – Sarah Beck

Stab
Regie – Dagmar Knöpfel
Kamera – Martin Farkas
Buch – Ingeborg Bellmann
Musik – Thomas Osterhoff

Bilder: BR/Barbara Bauriedl

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5 Kommentare

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  1. vor 16 Jahren

    Ein super Tatort!!!
    Er berührt zwar mehr als er mitreißt, aber das ist ja nicht schlimm. Es war ein guter Münchener, aber sicher nicht der beste doch er treibt durch die Dramatik mit den Kindern an zum weiterschauen an und ist zwar für die Münchener ungewöhnlich schlicht gehalten was den Homor betrifft, aber genau richtig.
    Ich finde es ist eine schöne und berührende Geschichte.

  2. vor 12 Jahren

    Den Tatort an sich fand ich ganz gut, es gibt aber „Abers“.

    Ich glaube, dass es sowas gegeben hat und gibt. Ebenso wie die Versuche an DDR-lern oder heute Afrikanern (auch Kindern!!!!!). Die Pharmaindustrie macht doch vor nichts Halt. Da geht es um Millionen. Unverschämt finde ich immer das Argument, sie würden Millio. Menschen helfen, mit den paar, die sie da opfern! Das ist sowas von zynisch!

    Aber die Darstellung der Pflegeeltern finde ich schon wieder zum Kotzen! Ich war selbst Pflegemutter über ca. 16 Jahre. Die Pflege und Erziehung eines schwerkrankes Kindes (ob körperl. oder geistig oder seelisch behindert) ist ein Vollzeitjob. Höhere Zahlungen wurden auch erst nach einer entspr. Ausbildung und bei einer entspr. Behinderung gewährt. Das waren ca. 1500€ damals. Davon waren ca. 750€ für die Belange des Kindes und 750€ die Bezahlung für die 24h Arbeit !
    Dann waren die Richtlinien vom Amt auch ständig anders, wie man es für die Politik brauchte. Anfangs sollte man gar nicht nebenher arbeiten gehen. Als dann diese Zahlungen abgeschafft wurden bzw. radikal gekürzt (unter der RotRoten Regierung), da hieß es plötzlich, die Eltern sollen ein Einkommen haben, damit sie nicht auf das Geld angewiesen wären. Da wurde es – wie hier im Film – so hingestellt, als würden sich die Eltern bereichern wollen. Bestimmt gibt es sowas, aber in der Regel geht es um die Kinder und Pflegeeltern opfern sich auf. Ich habe immer Vollzeit gearbeitet, aber das war total hart mit diesem schwierigen Kind. Ich finde, die Pflegeeltern werden in Deutschland immer wieder diskrimieniert und beleidigt, ihre Arbeit nicht gewürdigt. Warum? Weil die Heimlobby in Deutschland eng verbandelt ist mit der Politik. Die Kinder müssen in Heimen leben, weil die dort doppelt und dreifach verdienen. Die Masse macht`s.

    Im Übrigen, wo war denn das Jugenamt bei dieser Stiftung? Das ist ja offizieller Menschenhandel. Es muss doch auffallen, dass plötzlich Kinder auftauchen und in Pflegefamilien leben. Das erschließt sich mir im Film nicht.

    Nu erstmal genug.

  3. vor 11 Jahren

    Ein guter Tatort, das auch malein Thema genommen wird, wo auf Menschenversuch aufmerksam gemacht wird finde ich gut. Auvh vom Film her gut.

  4. vor 10 Jahren

    Mir hat der Tatort sehr gut gefallen. Er ist spannend und das Ausmaß des Verbrechens der Ärzte kann man anfangs nicht im vorhinein erraten (auch wenn der eigentlich Mord durch die Arzthandlung z.T. etwas in den Hintergrund tritt).
    Ich finde gar nicht, dass die Pflegeeltern schlecht wegkommen in diesem Film – wenn, dann die Ärzte. Die finanzielle Situation der Eltern stellt nur den Hintergrund dar, warum sie angesichts des hohen Pflegegeldes der Privatstiftung nicht groß hinterfragt haben, woher die Kinder kommen. Dennoch waren alle sehr pflichtbewusst und fürsorglich. Die Mädchen wirkten in den Familien glücklich. Das es sdeutlich mehr Geld als üblich war, kommt auch im Film heraus.
    Traurig macht die Tatsache, dass es alles Mädchen sind, denn nur die werden von ihren leiblichen Eltern an Fremde verkauft, egal wofür. Man kann nur hoffen, dass solche Kinder, die es ja wirklich gibt, nie in ihre Heimat zurück müssen, wo ein Mädchenleben nichts wert ist.

  5. vor 9 Jahren

    Batic und Leitmayr, die Kommissare von der Münchener Mordkommission, ermitteln im Tatort Nummer 712 in einem Tötungsdelikt, begannen aus Habgier und Gewinn-und Geltungssucht sowie unter medizinischen gewissenlosen Akademiker, auch als Ärzte bezeichnet. Die machen Menschenversuche, allerdings ohne die minderjährigen Kinder um Erlaubnis zu fragen und die mutmaßlichen Eltern schon gar nicht. Hierfür wird Geld in Umlauf gebracht, viel Geld und trotzdem reine Peanuts. Ein Film wie ein Hammer auf den glühenden Amboss. Der regt regelrecht zum Nachdenken und Grübeln an. Ganz ehrlich.

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