Tatort Folge 250: Kinderlieb

Kurz und knapp – darum geht’s

Bei einem harmlos geplanten Ausflug zum Schlittschuhlaufen entdeckt Kommissar Schimanski nach einem Einbruch ins Eis die Leiche eines Mädchens, das an den Folgen sexuellen Missbrauchs gestorben ist. Die Ermittlungen führen Schimanski und seinen Kollegen Thanner in die düstere Welt der Kinderpornografie, wobei sie feststellen müssen, dass die Familie des Opfers selbst in dieses Verbrechen verstrickt ist. Als sie die Mutter des Mädchens mit ihren Erkenntnissen konfrontieren wollen, finden sie die Frau ermordet in ihrer Wohnung, und kurz darauf wird auch der Bruder des Opfers krankenhausreif geschlagen – ein Zeichen, dass jemand um jeden Preis verhindern will, dass die Wahrheit ans Licht kommt…

Inhalt der Tatort-Folge „Kinderlieb“

Knirschend gleiten die Schlittschuhe über das Eis, kalte Winterluft umhüllt die beiden Kommissare Schimanski und Thanner bei ihrem morgendlichen Ausflug. Was als entspannter Sonntagmorgen beginnt, nimmt eine grausame Wendung, als Schimanski durch das dünne Eis eines abgesperrten Bereichs bricht. Der Schreckensmoment wird zur furchtbaren Entdeckung: Im eiskalten Wasser treibt die Leiche eines jungen Mädchens.

Der Fund geht Schimanski sichtlich unter die Haut. Die Obduktion offenbart das ganze Ausmaß der Tragödie – das Mädchen starb an den Folgen sexuellen Missbrauchs. Die Identifizierung gestaltet sich zunächst schwierig, da keine Vermisstenanzeige vorliegt. Erst durch Hinweise einer Lehrerin können die Ermittler das Opfer als Manuela Czermak identifizieren.

„Den Tod ihrer Tochter hat sie bereits aus der Zeitung erfahren“, stellt Schimanski fest, als er die paralysierte Frau Czermak in ihrer tristen Wohnung antrifft. Der emotional aufgewühlte Kommissar, sonst bekannt für seine raue Schale, zeigt sich ungewöhnlich betroffen von diesem Fall, der ihm näher geht als viele zuvor. Sein Kollege Thanner hingegen versucht, durch akribische Recherche einen kühlen Kopf zu bewahren und sucht systematisch nach Verbindungen in alten Akten zu Kindesmissbrauch.

Die Suche gleicht dem Versuch, einen Pfad durch ein düsteres Labyrinth zu finden. Eine erste Spur führt zum Bruder des Opfers, Markus, der im Heim lebt und vor jedem Kontaktversuch der Polizei flüchtet. „Warum rennt der Junge weg, wenn er nichts zu verbergen hat?“, fragt sich Schimanski, während er vergeblich versucht, Markus‘ Vertrauen zu gewinnen.

Die Ermittlungen nehmen eine erschütternde Wendung, als Thanner in einem Pornokatalog auf ein Bild von Manuela stößt. Wie ein giftiger Nebel, der langsam aufsteigt, offenbart sich den Kommissaren die grausame Wahrheit: Die Familie Czermak scheint selbst in Kinderpornografie verwickelt gewesen zu sein. Die kalten, grauen Straßen Duisburgs werden zum stummen Zeugen der menschlichen Abgründe, die sich den Ermittlern offenbaren.

Eine zentrale Figur in diesem Netz aus Schuld und Verbrechen scheint der Geschäftsmann Krause zu sein, der sich als hilfsbereiter Freund der Familie ausgibt. „Warum wirkt seine Frau so erstaunt bei seinen Antworten?“, bemerkt Thanner misstrauisch nach einem Verhör.

Als die Kommissare Frau Czermak mit ihren Erkenntnissen konfrontieren wollen, finden sie die Witwe ermordet in ihrer Wohnung. Kurz darauf erreicht sie die Nachricht, dass auch Markus brutal zusammengeschlagen wurde und im Koma liegt. Der Fall entwickelt sich zu einem Wettlauf gegen die Zeit, während die Ermittler versuchen, die Wahrheit hinter dem Tod des Mädchens ans Licht zu bringen, bevor weitere Spuren für immer verschwinden…

Hinter den Kulissen

Der Tatort „Kinderlieb“ ist die 250. Folge der traditionsreichen Krimireihe und markiert den 28. Fall für den legendären Kommissar Horst Schimanski, gespielt von Götz George. An seiner Seite ermittelt wie gewohnt Eberhard Feik als Kommissar Christian Thanner. Die Folge wurde vom WDR produziert und am 27. Oktober 1991 zum ersten Mal ausgestrahlt.

Die Dreharbeiten fanden trotz des Duisburger Settings zu großen Teilen in München und Umgebung statt – ein Umstand, der sich durch den Sitz der produzierenden Bavaria-Film erklärt. Die Szene am zugefrorenen See, in dem Schimanski die Leiche findet, wurde am Kirchsee bei Sachsenkam südlich von München gedreht. Im Hintergrund ist dabei das Kloster Reutberg zu sehen.

„Kinderlieb“ erreichte bei seiner Erstausstrahlung über 16 Millionen Zuschauer und gehört damit zu den 20 meistgesehenen Tatort-Folgen aller Zeiten. Die schonungslose Darstellung eines besonders schweren Verbrechens – Kindesmissbrauch und Kinderpornografie – sorgte für große Aufmerksamkeit beim Publikum.

Anlässlich des 40. Sendejubiläums des Duisburger Tatorts strahlte der WDR am 5. April 2022 eine in HD abgetastete und digital restaurierte Version der Folge aus, wodurch der Film auch mehr als drei Jahrzehnte nach seiner Entstehung einem neuen Publikum zugänglich gemacht wurde.

Videos zum Produktion

ARD Plus Trailer

Besetzung

Schimanski – Götz George
Thanner – Eberhard Feik
Markus – Florian Dreyer
Hänschen – Chiem van Houweninge
Frau Czermak – Christine Merthan
Krause – Wolfgang Reichmann
Frau von Stein – Saskia Vester
Köglmeier – Wolf-Dietrich Sprenger
Andreas – Hansa Czypionka

Stab

Buch – Hartmut Grund
Buch – Gaby Pauler
Regie – Ilse Hofmann

Erstausstrahlung der Tatort-Folge 250 „Kinderlieb“: 27.10.1991
Bilder: MDR/WDR/von der Heydt

13 Kommentare

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  1. vor 12 Jahren

    Zum damaligen Zeitpunkt wurde schon sehr über das Ende von Schimanski spekuliert (Tod, Versetzung etc.). Es war klar, dass diese Reihe bald enden würde. Um so mehr überraschte die Folge ‚Kinderlieb‘. Ganz heißes Thema, sehr gut gespielt und umgesetzt. Ein starker Schimanski!

  2. vor 12 Jahren

    Endlich hat Thanner mal eine Nacktszene, nicht immer nur Schimanski! :-)

  3. vor 9 Jahren

    Der Tatort mit der Nummer 250 aus Duisburg. Tiefer Ruhrpott und die Hauptkommissare Schimanski und Thanner ermitteln gemeinsam mit Kommissar Hans Scherpenzeel in einem tragischen und mitfühlenden Mordfall. Gesucht wird ein pädophiler Pornoring, der auch Mitwisser zum Schweigen bringt und Thanner gibt sich gar als veranlagter Interessent aus, um an die Hintermänner heranzukommen. Trotz des heiklen und sensiblen Themas ist dieser Tatort-Spielfilm aus dem Jahre 1991 für mich nicht der beste Schimanski Polizeifilm, zumal zu vieles auf „eigene Regie“ der beiden Mordermittler erfolgte und sie sich mal wieder als wohlwollende Gesetzesausleger bewahrheitet haben. Leider hat sich die verbrecherische Kinderpornoszene bis heute, trotz modernster Aufklärung und Verfolgung, apokalyptisch verbreitet, auch und gerade mit Hilfe modernster Kommunikationen.

  4. vor 8 Jahren

    Solider Schimanski ohne groß aus der Duisburg Folgen herauszustechen. Brisantes Thema solide und unterhaltsam umgesetzt. Die allzeit beliebte Saskia Vester ist auch mit von der Partie. Klasse Schauspielerin sonst bleibt zu sagen 3,4 Sterne

  5. vor 8 Jahren

    Der rauhe Schimanski hat einen weichen Kern und setzt dieses sensible Thema perfekt um. Über den Inhalt wurde hier schon genug geschrieben. Anschauen!

  6. vor 3 Jahren

    Der Tatort Duisburg mit der Folgenummer 250 und aus dem Jahr 1991. Warum sind diese drei Kommissare eigentlich so zeitlos? Immer wieder sehenswert sind die und am 05.04.d.J. endlich auch im Westdeutschen Rundfunk.
    Die Meinung vom 01.05.2016 halte ich.

  7. vor 3 Jahren

    Beklemmend der Inhalt, der Film trägt leider zu dick auf. Manche Szenen mit Schimanski und Thanner wirken zu gekünstelt. Erste Krimis, wo die DNS den Fall mit aufklären hilft.

  8. vor 3 Jahren

    Einer der ersten Filme, in dem der Begriff „genetischer Fingerabdruck“ fällt, während die Problematik mit der Päderastenszene durch das Internet inzwischen leider beinahe unbeherrschbar geworden ist. Übrigens ist mir nicht nur bei der Rolle des Krause bei diesem Film, sondern auch bei anderen Gelegenheiten aufgefallen, was für ein eigenartiger Typ und gleichzeitig glänzender Schauspieler Wolfgang Reichmann war. Diese abgrundtief miese Figur hier mimte er genauso überzeugend wie den liebenswerten Gewohnheitsgauner Tschibula in einer Folge „Ein Fall für Zwei“. Und Schimanski? In den letzten Folgen mit ihm moralisierte er mir ein bisschen zu viel. Vorträge halten war sonst immer eher Tanner´s Sache.

  9. vor 3 Jahren

    Wiederholt am 05.04.2022 vom WDR

    Wenn man bedenkt, dass dieser gedrehte Tatort bereits über 30 Jahre alt ist und das dortige brisante, gezeigte Thema quasi leider zeitlos erscheint, wird`s einem schon etwas mulmig. Die Ausuferungen der perversen Abgründe seitens Spezies Mensch, können sehr beängstigend sein.

    Recht passabel umgesetzt vom Duo Schimanski/Thanner sowie der anderen Darsteller. Jedoch einige Szenen am Ende, waren von der Umsetzung nicht ganz so prickelnd, was den Gesamteindruck etwas schmälert.

  10. vor 3 Jahren

    @Henning
    Zu Ihrem Hinweis zu dem äußerst talentierten Schauspieler Wolfgang Reichmann (der diesen Herrn Krause sehr authentisch verkörperte), möchte ich noch ergänzen, dass dies vermutlich seine letzte Rolle in einem bekannten Fernsehfilm war. Denn, bei der Erstausstrahlung dieses Duisburger-Tatorts am 27.10.1991, lebte er nicht mehr. Wolfgang Reichmann verstarb bereits am 07.05.1991 im Alter von 59 Jahren.
    Dies ist auch wahrscheinlich der Grund, dass er mittlerweile fast vergessen und nur noch den wenigsten bekannt ist.

  11. vor 3 Jahren

    Mäßiger Schimi, trotzdem sehenswert!

    @Henning, Wolfgang Reichmann war schon Markant, auch zu sehen als Journalist in Tatort – Exklusiv! mit Heinz Bennent (auch Spitze!). Auch sehr überzeugend als eiskalter Mafioso in Der Alte – Die Dienstreise (Pilot 1977).

  12. vor 7 Monaten

    Nach dem aktuellen TO („Schweigen“) vom letzten So. nun also die Wh. eines weiteren TO zum Thema „Kindesmissbrauch“.

    Ich stimme @Henning zu, dass die Figur des ‚Herrn Krause‘ in dieser Folge sehr authentisch umgesetzt wurde (lt. Info von @Smokie starb der Darsteller leider kurz nach dem Dreh).

    Ich fand das gegenständliche Thema in der Wh. dieses TO besser umgesetzt als im aktuellen TO.
    Durch die Möglichkeiten des ‚Darknet‘ hat sich die Problematik seit damals wohl noch weiter gesteigert! 😤

    1. vor 4 Monaten

      Dank magenta (unabhängig vom TV) gerade noch mal gesehen. Erschreckend zeitlos/zeitgemäß, kein bisschen angestaubt, da die Ekelpakete, die in Sachen Kindesmissbrauch unterwegs sind, nicht aussterben. Das zieht sich durch alle Gesellschaftsschichten.
      Das Netz ist zwar ein schlimmer Verbreiter, aber ich bin nicht sicher, ob es häufiger geschieht (eher eine Zunahme an infamen Möglichkeiten. Es war nur kaum bekannt und kommuniziert, lief in der „dunklen Realität“ statt „darknet“. Da Kinder früher noch weniger Rechte hatten und die Unterdrückung größer war, ist noch längst nicht alles am Licht.

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