Kurz und knapp – darum geht’s
Bei den Proben zur Oper „Aida“ in München legt der despotische Dirigent Hubert Kramitz sich mit dem gesamten Ensemble an und wird kurz darauf in seiner Garderobe beim Klavierspiel ermordet. Die Hauptkommissare Batic und Leitmayr tauchen erkältet in die exzentrische Welt des Opernbetriebs ein, wo nahezu jedes Ensemblemitglied ein Motiv haben könnte, den unbeliebten Maestro umgebracht zu haben. Als plötzlich ein zweiter Todesfall das Opernhaus erschüttert und ein Opernsänger an einem mysteriösen Asthmaanfall stirbt, ahnen die Kommissare, dass der Mörder noch nicht fertig ist und die dramatische Inszenierung weit über die Bühne hinausreicht…
Inhalt der Tatort-Folge „Aida“
Klavierklänge hallen durch die leeren Gänge des Münchner Opernhauses, als sich plötzlich Blut über die Elfenbeintasten ergießt – Dirigent Hubert Kramitz ist tot. Erst sieben Stunden später wird die Leiche entdeckt, weil sich nach seinem tyrannischen Auftritt bei der Probe niemand in seine Nähe wagte. Im kalten Neonlicht der Opernflure beginnen die Ermittlungen der beiden Münchner Kommissare.
Ivo Batic, selbst Opernliebhaber mit einer Schwäche für Verdi, kann seine Begeisterung für die Musik kaum verbergen und gerät prompt in den Bann der temperamentvollen Sopranistin Anita Kaden. Sein Kollege Franz Leitmayr hingegen zeigt sich von der klassischen Musik völlig unbeeindruckt und würde, wie er mehrfach betont, lieber Jimi Hendrix hören als „Gesang, bei dem man kein Wort versteht“. Erschwerend kommt hinzu, dass beide Kommissare eine hartnäckige Erkältung mit sich herumschleppen, was sie bei den stimmlich sensiblen Opernsängern zu Parias macht – man weicht ihnen aus wie Pestopfern.
Die Recherche im Opernhaus gleicht der Suche nach einer falschen Note in einem komplexen Musikstück. Da ist die Diva Anita Kaden, die von Kramitz öffentlich gedemütigt wurde und in deren Garderobe ein blutiges Rasiermesser gefunden wird. Der in die zweite Reihe verbannte Flötist Professor Alfred Rücker verschwindet spurlos nach der Probe. Der ehrgeizige junge Tenor Harald Landau hofft auf seinen großen Durchbruch, und der vom Dirigenten brüskierte Regisseur Lothar Wickert hat ebenfalls ein starkes Motiv.
Die Stimmung im Ensemble schwankt zwischen Premierenfieber und Todesangst, während die beiden Kommissare durch die verwinkelten Gänge des Opernhauses eilen. „Es ist, als würden wir uns in einem Labyrinth bewegen, in dem hinter jeder Tür eine neue Intrige lauert“, murmelt Batic zwischen zwei Niesanfällen. Als plötzlich der Startenor Luigi Bassano nach einem heftigen Streit auf der Bühne an einem scheinbar zufälligen Asthmaanfall stirbt, verdichtet sich der Verdacht der Ermittler: Die beiden Todesfälle müssen zusammenhängen.
Der Kater Maxi, das geliebte Maskottchen des Opernhauses, liefert schließlich den entscheidenden Hinweis – unter seinen Krallen finden sich nicht nur Blut, sondern auch Hautfetzen und ein kurzes Haar. Als Batic die Mezzosopranistin Ines Liens mit der Information konfrontiert, dass Bassanos Tod kein Unfall war, bringt er unbewusst eine tödliche Dynamik in Gang. Doch während bei einer Verdi-Oper die Dramaturgie am Ende aufgelöst wird, scheint in diesem Fall die Spannung ihren Höhepunkt noch nicht erreicht zu haben…
Hinter den Kulissen
Der 337. Tatort mit dem Titel „Aida“ wurde vom Bayerischen Rundfunk produziert und am 7. Juli 1996 im Ersten Programm der ARD erstausgestrahlt. Für die Dreharbeiten nutzte man Locations im Teatro Grande in Brescia (Italien) sowie in München. Die Regie führte Klaus Emmerich, der bereits für den Münchner Tatort „Wenn Frauen Austern essen“ verantwortlich war. Das Drehbuch stammt von Wolfgang Hesse, der selbst bühnengeschädigt ist und in seiner Studienzeit als Opernflötist gearbeitet hatte – Erfahrungen, die ihm halfen, die exzentrischen Charaktere authentisch zu gestalten.
In der Rolle des despotischen Dirigenten Hubert Kramitz brillierte der Musiker und Komponist Irmin Schmidt als Gaststar, der später auch für den Tatort „Wenn Frauen Austern essen“ den Soundtrack beisteuerte. Neben dem Stammduo Miroslav Nemec (Ivo Batic) und Udo Wachtveitl (Franz Leitmayr) in ihrem 13. gemeinsamen Fall waren in tragenden Rollen Angelika Bartsch als Sopranistin Anita Kaden, Felix von Manteuffel als Regisseur Lothar Wickert, Fred Stillkrauth als Flötist Professor Alfred Rücker und Victor Schefé als Tenor Harald Landau zu sehen. Bemerkenswert ist, dass für die Opernsänger professionelle Synchronsänger eingesetzt wurden: Alojz Harant (für Michael Habeck), Viera Hronska (für Carola Regnier), Neomlia Kozialinskaja (für Angelika Bartsch) und Vladimir Prokopenko (für Victor Schefé).
Die Erstausstrahlung von „Aida“ erreichte 7,22 Millionen Zuschauer und einen Marktanteil von 24,0 Prozent. Bei Kritikern stieß der im grellen Neonlicht gestaltete Krimi auf gemischte Resonanz – während einige die überzeichneten Figuren und den augenzwinkernden Blick hinter die Kulissen des Opernbetriebs lobten, kritisierten andere, dass der Film eher einer theatralischen Klamotte als einer gelungenen Satire glich. Bemerkenswert ist die innovative Kameraführung mit einer entfesselten Steadycam, die die Zuschauer durch die engen, eigens für den Film gebauten Opernhausgänge führt und damit die klaustrophobische Atmosphäre des Krimis verstärkt.
Nach der Ausstrahlung diskutierten Opernfans über die Authentizität der Darstellung des Opernmilieus und die musikalische Qualität der eingespielten Verdi-Passagen. Ein kurioses Detail am Rande: Während im Nachspann der Oper in Košice gedankt wird, entstanden die tatsächlichen Aufnahmen im italienischen Brescia – ein kleines Rätsel, das bis heute nicht vollständig aufgeklärt wurde.
Besetzung
Franz Leitmayr – Udo Wachtveitl
Ivo Batic – Miroslav Nemec
Ines Liens – Carola Regnier
Anita Kaden – Angelika Bartsch
Luigi Bassano – Michael Habek
Harald Landau – Victor Schefé
Gerti – Janina Hartwig
Intendant – Gert Anthoff
Professor Alfred Rücker – Fred Stillkrauth
Lothar Wickert – Felix von Manteuffel
Karen Priest – Reri Grist (als Gast)
Stab
Kamera – Klaus Merkel
Musik – Rudi Knabl jun.
Regie – Klaus Emmerich
Buch – Wolfgang Hesse
Erstausstrahlung der Tatort-Folge 337 „Aida“ – 07.07.1996
Der beste Tatort aller Zeiten!
Leider wird er so selten ausgestrahlt.
Vorschlag: Statt immer und immer wieder „Sissi“ zu zeigen, könnte stattdessen jedes Jahr der
Tatort „Aida“ gesendet werden.
Weltbester Tatort. ! ! ! ! Wann sieht man davon wieder eine Wiederholung?
Der Tatort mit der Nummer 337 aus München mit den Hauptkommissaren Batic und Leitmayr. Die beiden Schniefnasen ermitteln in der Münchener Oper, einer Welt-Kultur-Szene mit gutem Ruf und angeblichen tadellosen Leumund. Und gerade hier passieren Morde, und keiner des anstrengenden Ensembles interessiert sich so richtig dafür. Zu groß ist das Konkurrenzdenken, der Talentdruck, der eigene Ehrgeiz, die vermeintliche Knete. Die Hauptkommissare Batic und Leitmary geben ihr Bestes und kommen den Hintergründen der geschickten Morden näher. Dieser milieubezogene Tatort-Fernsehfilm aus dem Jahr 1996 ist interessant zu schauen, mit all seinen Exzentrikern und Egomanen. Mehr für mich aber auch nicht. Neugierig bin ich wegen der Umgebung, hier die Oper, ähnlich wie bei Ermittlungen innerhalb der Zirkuswelt oder hinter Kirchenmauern. Mal was anderes, sieht man immer einmal gerne.
This episode is very well filmed, especially the running through the narrow corridors of the theatre is very similar to the film Birdman, although 20 years earlier. There are lots of little filmic jokes, it has a good pace, it feels modern, and how about that giant painting of Jesus in the Intendant’s room!
But the constantly yelling – yes I know, it’s a kind of parody – got on my nerves and the singer dying of a cat allergy ……
Mit ziemlichem Abstand der nervigste Tatort, den ich je gesehen habe. Ich vermute ja, dass die Darstellung der Verhältnisse in diesem Opernhaus überzogen ist. Denn wenn es wirklich so wäre, gäbe es dort jeden Tag zehn Morde. Ich zumindest würde dort zum Amokläufer mutieren. Dieses permanente Rumgezicke, Geplärr und Gestreite ist unerträglich. Da ist jeder Teenager-Zickenkrieg die wahrste Wonne … Ich mag die beiden Münchner wirklich, aber die kamen hier ja kaum zur Geltung.
Da ich Opern mag, gefiel mir dieser Tatort aufgrund des Ortes der Handlung gut. Allerdings war mir schon in dem Moment, als der Mörder den ersten Mord verübte, bzw. schon als er das Zimmer betrat, klar, wer es ist. Und bei dem zweiten Mord bzw. Todesfall war er doch der mit dem stärksten Motiv. Daher war es etwas unrealistisch, dass man ihn – zumindest bei dem zweiten Todesfall (es sollte ja eigentlich kein Mord werden) zunächst gar nicht als Verdächtigen auf dem Schirm hatte. Und dass dort so viele die Blutgruppe Null negativ hatten, ist auch unrealistisch, denn diese Blutgruppe ist äußerst selten in Deutschland. 4 Sterne.
Eigentlich mag ich Krimis, die im Theatermilieu spielen, aber dieser war einfach nur schlimm und nervig! Und auch wirklich nicht eine Spur witzig. Auch Batic und Leitmayr gingen überhaupt nicht. Batic nicht, der plump machohaft umhereifersüchtelte und Leitmayr nicht, der über die Sopranistin gleich mal „blöde, arrogante Zicke“ befand – so was hielt man in den 90ern wohl für „cool“. Sachlich professionelle Polizeiarbeit sieht auf jeden Fall anders aus. Auch sonst laberten die beiden viel Stuss und die hektisch-hysterisch agierenden Darsteller:innen im Opernhaus waren auch nicht besser.
Kein Wunder, dass diese Folge so selten wiederholt wird, dabei sollte es auch bleiben!
Endlich mal wieder ein Tatort in dem man jeden Schauspieler gut verstehen kann.
Selten gespielte, skurrile Folge aus den Anfangszeiten von Batic & Leitmayr. Viel kammerspielartiger (theatralischer) geht es nicht mehr … 😬