Kurz und knapp – darum geht’s
Ein Mord erschüttert Wien: Die Gefängnistherapeutin Silvia Taschner wird in ihrer Wohnung brutal getötet. Schnell gerät Walter Sedlak ins Visier der Ermittler – ein Häftling im offenen Vollzug, der zehn Jahre zuvor bei einem Einbruch versehentlich die kleine Tochter eines Polizisten erschossen hatte. Oberinspektor Max Becker ist von Sedlaks Schuld überzeugt, zumal er mit dem Vater des damaligen Opfers befreundet ist. Als die Ermittler tiefer graben, stoßen sie jedoch auf verstörende Verbindungen, die den Fall in einem ganz anderen Licht erscheinen lassen…
Inhalt der Tatort-Folge „Mein ist die Rache“
Reglos liegt die Frau auf dem Boden ihrer Wohnung, während ihr Lebensgefährte fassungslos über ihr kniet. Die Tür stand offen, als er seine Freundin während der Mittagspause überraschen wollte – nun muss er ihre Leiche identifizieren. Die Therapeutin Silvia Taschner wurde ermordet, möglicherweise von einem ihrer Häftlinge im Freigang.
Oberinspektor Max Becker betritt die Szenerie mit jener Mischung aus Autorität und Distanziertheit, die ihn als Ermittler auszeichnet. Sein erster Fall in Wien könnte sein schwierigster werden, denn unter den Verdächtigen entdeckt er ausgerechnet Walter Sedlak – einen Mann, den er vor zehn Jahren nach einem tragischen Zwischenfall festgenommen hatte, bei dem die sechsjährige Tochter seines besten Freundes Herbert Novotny getötet wurde. Die Last dieser Erinnerung liegt schwer auf Beckers Schultern.
„Den nehmen wir uns vor“, raunt Becker seinem Team zu, während er Sedlaks Foto betrachtet. Seine Kollegin Lou Hareter bemerkt den persönlichen Groll in seiner Stimme, bleibt aber zunächst zurückhaltend. Sie ist die Zweiflerin im Team, während Inspektor Hollocher mit analytischer Präzision die Fakten zusammenträgt. Ihre unterschiedlichen Ermittlungsstile prallen in diesem Fall besonders hart aufeinander.
Die Spuren, die zum Täter führen sollen, gleichen einem Labyrinth mit falschen Abzweigungen. Ein Haar, ein Blutfleck in der Wohnung der Toten – alles deutet auf Sedlak. Doch Hareter spürt, dass etwas nicht stimmt. „Wir jagen den Falschen“, vertraut sie Hollocher an, als die Boulevard-Presse Sedlak bereits zum Doppelmörder abstempelt. Die mediale Hetzjagd treibt den verzweifelten Mann in die Enge, bis ihm die Flucht als einziger Ausweg erscheint.
Während Becker an Sedlaks Schuld festhält, stößt Hareter bei ihren Recherchen auf Novotny, der mittlerweile einer religiösen Gruppierung angehört. Die Ermittlungen führen durch das winterliche Wien, wo hinter der prächtigen Fassade der Ringstraße die Abgründe menschlicher Rachegelüste lauern. Als Hareter eigenmächtig Novotny konfrontiert, gerät sie selbst in Lebensgefahr – und stellt Becker vor eine schreckliche Entscheidung.
Hinter den Kulissen
Der Tatort „Mein ist die Rache“ ist die 338. Folge der Krimireihe und zugleich der einzige Fall von Oberinspektor Max Becker, gespielt von Klaus Wildbolz. Die Erstausstrahlung erfolgte am 14. Juli 1996 in der ARD und erreichte 5,87 Millionen Zuschauer, was einer Einschaltquote von 23,02 Prozent entsprach.
Regie führte der österreichische Filmemacher und Psychiater Houchang Allahyari, der gemeinsam mit seinem Sohn Tom-Dariusch Allahyari auch das Drehbuch verfasste. In einem Kurzauftritt ist Regisseur Allahyari selbst als Arzt der JVA zu sehen. An der Seite von Klaus Wildbolz ermittelten Margot Vuga als Inspektorin Lou Hareter und Michael Bukowsky als Inspektor Hollocher.
Besonders bemerkenswert: Wolfgang Hübsch, der in dieser Folge den Täter Herbert Novotny verkörpert, übernahm später selbst die Rolle des Oberinspektors Paul Kant und wurde damit Beckers Nachfolger als Wiener Tatort-Ermittler. Nach der Ausstrahlung wurde vor allem die komplexe moralische Dimension des Falls diskutiert, in dem es um Gerechtigkeit, Rache und die Frage geht, wie weit persönliche Betroffenheit das Urteilsvermögen eines Ermittlers beeinflussen darf.
Besetzung
Hauptkommissar Max Becker – Klaus Wildbolz
Kommissarin Lou Hareter – Margot Vuga
Kommissar Hollocher – Michael Bukowsky
Hofrat Putner – Gerhard Dorfer
Herbert Novotny – Wolfgang Hübsch
Frau Novotny – Cecile Nordegg
Fritz Karl – Walter Sedlak
Silvia Taschner – Andrea Händler
u.a.
Stab
Drehbuch – Dariusch und Houchang Allahyari
Regie – Houchang Allahyari
Der Tatort Nummer 338 aus Wien, der Stadt mit dem riesigen Riesenrad. Ein Hauptkommissar Becker ermittelt erstmalig und letztmalig. Früher sagte man dazu eine Eintagsfliege, wo anders Rohrkrepierer. Beides trifft auf Becker aber nicht zu und an seiner Seite stehen jede Menge Tatort-Polizisten. In diesem Tatort aus dem Jahr 1996 wurde zehn Jahre vorher die kleine Tochter eines Kollegen erschossen, der Mörder ist mittlerweile Freigänger und dem Vater passt dieses nicht beziehungsweise eigentlich schon. Ein sensibler Tatort um Rache und Mord, Kameradschaftsdenken und Pflichtgefühl. Durchaus sehenswert wie ich meine und Hofrat Dr. Putner spielt auch wieder mit.