Tatort Folge 483: Exil
Erscheinungsjahr: 2001
Kommissar: Casstorff und Holicek
Ort: Tatort Hamburg
In der Tatort-Folge 483 „Exil“ löst die Hamburger Mordkommission nach 16 Jahren zum ersten Mal einen Fall ohne die Hilfe der legendären und beliebten Ermittler Stoever und Brockmöller. Abgelöst werden diese von Hauptkommissar Jan Casstorff (Robert Atzorn) und seinem Team, bestehend aus Eduard Holicek (Thilo Prückner) und der jungen, ambitionierten Nachwuchspolizistin Jenny Graf (Julia Schmidt). Insgesamt wird diese Zusammensetzung noch in 14 weiteren Folgen des ARD-Klassikers Tatort ermitteln.
In seinem ersten Fall ist Casstorff verantwortlich für die Aufklärung des Mordes an Rüdiger Voss, dem früheren Chef-Ingenieur einer bekannten Hamburger Reederei. Er wurde erstochen und in die Elbe geworfen. Die Ermittler finden schnell heraus, dass der Tote in naher Zukunft eine Aussage bei einer Gerichtsverhandlung vor dem Seeamt machen wollte. Könnte seine Ermordung mit dieser Aussage im Zusammenhang stehen? Wen hätte Voss bei der Verhandlung belastet? Recherchen im Hamburger Hafenmilieu ergeben, dass das Opfer sich kurz vor seinem gewaltsamen Tod mit zwei Männern in einer unseriösen Kneipe getroffen hat.
In „Exil“ wird außerdem ein Einblick in das Privatleben des Ermittlers Casstorff gegeben: Er hat einen 15-jährigen Sohn, dessen Eigensinnigkeit dem neuen Tatort-Kommissar Schwierigkeiten bereitet. Durch Zufall trifft er im Laufe der Nachforschungen in dem Mordfall auf die Mutter des Jungen, Judith Vorbeck. Zu ihr hat er, nachdem sie die Familie aus Karrieregründen verlassen hat, keinen Kontakt mehr, er ist alleinerziehend. Die Stimmung zwischen Judith und ihrem Ex-Ehemann ist dementsprechend unterkühlt. Dennoch erfährt der Ermittler, dass sie in dem Prozess als Anwältin der Reederei tätig ist. Sie schildert ihren Fall als unkompliziert: Offenbar waren drei blinde Passagiere aus Afrika bei einem Unfall auf einem der Reederei-Schiffe umgekommen, sodass das Seeamt aufmerksam wurde.
Auf Nachfragen des Tatort-Ermittlers in „Exil“ bestätigen alle an der Gerichtsverhandlung Beteiligten die Aussage Judiths. Erst als Casstorff weiter nachbohrt und den zuständigen Richter unter Druck setzt, stellt sich heraus, dass es eine anonyme Zeugenaussage gibt. Dieser zufolge handelte es sich bei dem Tod der drei Passagiere nicht um einen Unfall, sondern um ein bewusst und absichtlich herbeigeführtes Feuer. Dieses soll der Kapitän des Schiffes gelegt haben. Außerdem erfährt der Kommissar durch die Recherchen seines Teams, dass es sich bei den Toten um politisch verfolgte Flüchtlinge aus Nigeria handelte. Offenbar wurden sie vorsätzlich getötet. Aber warum?
Es werden weitere Nachforschungen angestellt, um mehr über die Hintergründe der Toten zu erfahren. Ist der Kapitän des Schiffes tatsächlich schuldig? Doch noch während der laufenden Ermittlungen, werden die Kommissare mit einem weiteren Mordopfer konfrontiert…
Die Tatort-Folge „Exil“ musste zweimal nachsynchronisiert werden. Grund hierfür waren eine abfällige Aussage über den zu der Zeit amtierenden US-Präsidenten Bush sowie ein Protest der Ärzteschaft gegen eine respektlose und abwertende Aussage gegen Mediziner. Letztendlich wurde „Exil“ am 28. Oktober 2001 erstmals in der ARD ausgestrahlt. Die Regie der von dem Norddeutschen Rundfunk produzierten Tatort-Folge führte Thomas Bohn.
Besetzung
Hauptkommissar Jan Casstorff – Robert Atzorn
Oberkommissar Eduard Holicek – Tilo Prückner
Kommissarin Jenny Graf – Julia Schmidt
Daniel Casstorff – Fjodor Olev
Judith Vorbeck – Nina Petri
Jens Dekker – Frank Röth
Toye Munir – Michael Ojake
Ingrid von Bothmer
Jens-Peter Brose
Jannik Büddig
Glenn Goltz
Holger von Hartlieb
Dietrich Hollinderbäumer
Kai Hufnagel
Hans Kremer
Erich Krieg
Sarah Leupin
Heinz Gerhard Lück
Rainer Luxem
Stefan Merki
Olaf Mierau
Axel Olsson
Allessa Olvedi
Dietmar Pröll
Ernie Reinhardt
Janek Rieke
Christoph Tomanek
Harald Weiler
u.a.
Stab
Drehbuch – Thomas Bohn, nach der Vorlage von Chris Brohm
Regie – Thomas Bohn
Kamera – Rainer Gutjahr
Schnitt – Marcel Peragine
Musik – Hans Franek
3 Meinungen zum Tatort Folge 483: Exil
Der Tatort 483 aus Hamburg mit dem beliebten Hauptkommissar Castorff und seinen Familienangelegenheiten. Ein spannender und sehenswerter Tatort-Krimi mit noch heutigen aktuellen Themen. Intelligente Aufklärung dieses außergewöhnlichen Tatort-Falles. Unter anderem wurde festgestellt, dass politisch verfolgte Flüchtling vorsätzlich gemeuchelt wurden. Einfach einmal anschauen. Ehrlich.
Schöner Tatort, das „Exil“ Drumherum mit dem Sohn hat viele Filmminuten in Anspruch genommen, die der eigentllchen Story gefehlt haben. Da hätte man dem Verhör und der Ermittlung mehr Raum geben können.
Na ja und die Kameraführung konnte sich nicht entscheiden zw. Wackel- und Hinterherlaufkamera und ruhiger Einstellung. Außerdem liebte der Regieseur dunkle und dürstere Einstellungen. Ein Schwarzafrikaner im dunklen Verhörraum. Es fehlte eigentlich nur noch der langsam drehende Deckenventilator.
Sehr angenehmer Start für Robert Atzorn als Kommissar Castorff. Lilo Wanders ist in einer kleinen Nebenrolle zu sehen. Heute würde man die Rolle wohl mit Olivia Jones besetzen. 20 Jahre ist dieser Krimi schon alt. Toller Start. 4 Sterne