Kurz und knapp – darum geht’s

Nach einem mysteriösen Telefonanruf verschwindet die junge Datenverarbeiterin Eva Konalsky spurlos aus einem saarländischen Stahlwerk. Die ungleichen Kommissare Liersdahl und Schäfermann – der eine ein intuitiver Ermittler mit Abneigung gegen Bürokratie, der andere ein strenger Regelbefolger – müssen sich trotz gegensätzlicher Arbeitsmethoden zusammenraufen, um den Fall zu lösen. Als plötzlich Irene Hartmann, die Ehefrau von Evas Vorgesetztem Dr. Günther Hartmann, ermordet auf einer französischen Landstraße gefunden wird, nehmen die Ermittlungen eine dramatische Wendung. Während die Kommissare den Verbindungen zwischen den beiden Fällen nachgehen, geraten sie selbst in ein gefährliches Netz aus Erpressung, Eifersucht und lange verborgenen Geheimnissen…

Inhalt der Tatort-Folge „Saarbrücken an einem Montag“

Verärgert blättert Kommissar Liersdahl durch die Akten auf seinem Schreibtisch, während das monotone Ticken der Wanduhr die angespannte Stille im Büro der Saarbrücker Mordkommission unterstreicht. Der Regen peitscht gegen die Fensterscheiben, während er auf seinen neuen Kollegen wartet. Als Kommissar Schäfermann schließlich den Raum betritt – korrekt gekleidet, die Krawatte perfekt gebunden, mit akkurat geführtem Notizbuch in der Hand – ist Liersdahl sofort klar: Diese Zusammenarbeit wird alles andere als einfach.

Liersdahl, ein Mann mit fotografischem Gedächtnis und unkonventionellen Methoden, setzt auf Intuition und kreative Ermittlungsansätze. Seine manchmal chaotische Art steht in scharfem Kontrast zu Schäfermanns pedantischer Genauigkeit und dessen unbedingtem Festhalten an Dienstvorschriften. „Paragraph 13, Absatz 4 der Dienstordnung besagt eindeutig…“, beginnt Schäfermann einen Satz, den Liersdahl mit einer ungeduldigen Handbewegung abschneidet.

Ihr erster gemeinsamer Fall fordert beide Ermittler heraus: Die junge Datenverarbeiterin Eva Konalsky ist nach einem rätselhaften Telefonanruf spurlos aus ihrem Arbeitsplatz im Stahlwerk verschwunden. Die ersten Ermittlungen führen die beiden Kommissare ins benachbarte Frankreich zu Evas Freund Georges Gadentier, einem Raketenspezialisten der französischen Armee. „Er wird sie nicht heiraten, hat er gesagt. Da ist sie ausgerastet“, berichtet ein Kollege über den heftigen Streit, den das Paar kurz vor Evas Verschwinden hatte.

Während die Suche nach Eva einem Irrgarten gleicht, in dem jeder neue Hinweis nur zu weiteren Sackgassen führt, beschleicht Liersdahl zunehmend das Gefühl, dass hinter dem Verschwinden mehr steckt als eine gescheiterte Beziehung. Die graumelierte Stahlwerkshalle, in der glühendes Eisen wie flüssiges Feuer durch die Produktionsanlagen fließt, wird zum Schauplatz ihrer Nachforschungen. In diesem Inferno aus Hitze, Lärm und schwefligem Gestank stoßen sie auf Dr. Günther Hartmann, einen Mathematiker und Evas Vorgesetzten, der mehr zu wissen scheint, als er zugibt.

Die feindliche Atmosphäre zwischen den beiden Kommissaren beginnt sich langsam zu wandeln, als ihre gemeinsamen Ermittlungen sie zur französischen Polizei führen. Im flackernden Neonlicht eines kleinen Polizeibüros jenseits der Grenze erfahren sie, dass Eva ursprünglich aus der DDR stammt und unter Spionageverdacht aus Frankreich ausgewiesen wurde. „Die Grenzen sind durchlässig, die Geheimnisse nicht“, bemerkt ein französischer Kollege kryptisch.

Der Fall nimmt eine dramatische Wendung, als Irene Hartmann, die Ehefrau von Dr. Hartmann, erschossen auf einer einsamen Landstraße gefunden wird. Die nebelverhangene Szenerie, in der die Taschenlampen der Polizisten gespenstische Lichtkegel in die Dunkelheit werfen, offenbart ein Verbrechen, das die beiden Fälle miteinander verbindet. Die Ermittlungen konzentrieren sich nun auf Dr. Hartmann selbst, doch Liersdahl spürt, dass die Wahrheit komplexer ist.

In einem überraschenden Moment der Zusammenarbeit entdecken die ungleichen Kommissare, dass es ausgerechnet ihre unterschiedlichen Herangehensweisen sind, die sie der Lösung näher bringen: Schäfermanns akribische Recherche in alten Akten und Liersdahls intuitives Verständnis für menschliche Abgründe ergänzen sich perfekt. Während sie einem Geflecht aus Erpressung, verborgenen Familiengeheimnissen und einem längst vergangenen Mord auf die Spur kommen, müssen sie feststellen, dass hinter der Fassade des alltäglichen Lebens oft die dunkelsten Geheimnisse lauern…

Hinter den Kulissen

„Saarbrücken an einem Montag“ wurde im Frühjahr 1970 gedreht und ist der zweite Film der Tatort-Reihe sowie die erste vom Saarländischen Rundfunk produzierte Folge. Die Dreharbeiten fanden an Originalschauplätzen in der Innenstadt Saarbrückens, an der deutsch-französischen Grenze zwischen Naßweiler und Freyming-Merlebach sowie in der beeindruckenden Kulisse der Völklinger Hütte, einem 1873 gegründeten ehemaligen Eisenwerk, statt.

In den Hauptrollen sind Heinz Dieter Eppler als eigenwilliger Kommissar Liersdahl und Manfred Heidmann als korrekter Kommissar Schäfermann zu sehen. Zum weiteren Ensemble gehören Eva Christian als verschwundene Eva Konalsky, Horst Naumann als Dr. Günther Hartmann und Eva Maria Meineke als dessen Ehefrau Irene Hartmann.

Bemerkenswert ist, dass dieser Film ursprünglich nicht für die Tatort-Reihe konzipiert wurde. Da sich die ARD erst im Spätsommer 1970 zur Einführung der neuen Krimireihe entschloss, boten verschiedene Sendeanstalten zunächst bereits fertiggestellte Fernsehfilme an. Laut ARD basiert die Handlung teilweise auf einem realen Kriminalfall, der sich im Saarland ereignet hat, was dem Film eine besondere Authentizität verleiht.

Die Erstausstrahlung am 13. Dezember 1970 erreichte die beachtliche Einschaltquote von 65 Prozent – ein Erfolg, der die spätere Beliebtheit der Tatort-Reihe bereits erahnen ließ. Nach der Ausstrahlung wurde besonders die Dynamik zwischen den gegensätzlichen Ermittlerfiguren diskutiert, ein Konzept, das später zum festen Bestandteil vieler Tatort-Teams werden sollte. Trotz des vielversprechenden Starts trat das Ermittlerduo Liersdahl und Schäfermann gemeinsam nur noch einmal 1973 in der Folge „Das fehlende Gewicht“ auf, danach gab es nur noch Soloauftritte der beiden Charaktere.

Besetzung

Kommissar Peter Liersdahl – Dieter Eppler
Kommissar Horst Schäfermann – Manfred Heidmann
Dr. Hartmann – Horst Naumann
Dietz – Erik Schumann
Frau Hartmann – Eva Maria Meineke
Frau Helgesheim – Ellen Frank
u.a.

Stab

Regie – Karl-Heinz Bieber
Kamera – Leander Lossen
Drehbuch – Johannes Niem
Musik – Joachim Ludwig

Bilder: Hanne Garthe