Kurz und knapp – darum geht’s
Die Chefin ist tot: Olivia Briegel, Geschäftsführerin eines florierenden Gerüstbaubetriebs im polnischen Kostrzyn, wird brutal erschlagen auf der Ladefläche eines Firmen-LKWs gefunden. An Verdächtigen mangelt es nicht, denn die ehrgeizige Deutsche eckte an im männlich dominierten Umfeld ihrer Firma und des deutsch-polnischen Jugendfußballclubs, dessen Präsidentin sie war. Dort sind alle im EM-Fieber und die jungen Spieler hoffen obendrein auf eine Karriere im Profifußball. Was ist tatsächlich passiert am Abend des EM-Viertelfinals Deutschland gegen Spanien? Die Kommissare Alexandra Luschke und Vincent Ross von der länderübergreifenden Dienststelle Świecko müssen vielen unterschiedlichen Spuren und Motiven nachgehen, um die Wahrheit zu enthüllen …
Der neue Polizeiruf 110 aus Brandenburg ist am 22.06.2025 um 20:15 Uhr im Ersten zu sehen.
Inhalt der Polizeiruf-110-Folge „Spiel gegen den Ball“
Sie war liebende und fürsorgliche Mutter, erfolgreiche Geschäftsfrau und sportbegeisterte Fußball-Mäzenin – doch jetzt ist sie tot: Olivia Briegels Leiche liegt – feinsäuberlich in Folie verpackt – auf der Ladefläche eines LKWs ihrer eigenen Firma. Mitarbeiter Patryk Dobosz, der seine Chefin gefunden hat, macht schnell seinen Kollegen Jakub Sobinski als Schuldigen aus: Dieser habe Briegel für unfähig gehalten und den gut laufenden Gerüstbaubetrieb übernehmen wollen. Doch für die Kommissare Alexandra Luschke und Vincent Ross, die vom deutsch-polnischen Grenzkommissariat in Świecko nach Kostrzyn beordert werden, scheidet der arrogante Sobinski schnell als Verdächtiger im TV-Krimi „Spiel gegen den Ball“ aus, obwohl er sich erst gar keine Mühe gibt, Trauer vorzutäuschen. Zum Tatzeitpunkt jedoch hat er Gerüste an einen Großkunden geliefert – während seine Kollegen und gefühlt alle anderen Bewohner der Ortschaft in der westpolnischen Provinz beim Public Viewing in der Dorfkneipe waren: Schließlich lief das EM-Viertelfinale Deutschland gegen Spanien. Das wollte sich auch die Jugendmannschaft des deutsch-polnischen Fußballvereins nicht entgehen lassen, dessen Präsidentin die umtriebige Olivia Briegel war. Manch einer der jungen Kicker macht sich große Hoffnungen auf eine Profikarriere, so auch Kevin Jankowski, bester Freund von Marco Briegel, dem Sohn der Toten.
Der 13-Jährige ist am Boden zerstört, als Luschke ihm die traurige Nachricht überbringt – auch die einfühlsame Ermittlerin kann in dieser Situation nicht viel für den Teenager tun, außer professionelle Hilfe in Gestalt der Sozialpädagogin Annemarie Schuster organisieren. Doch der verschlossene Junge lässt niemanden an sich heran, verbarrikadiert sich sofort in seinem Zimmer und taucht in seine digitale Gaming-Parallelwelt ab – bis ihn Trauer und Wut plötzlich doch noch überwältigen. Natürlich ist Marcos Reaktion nur allzu verständlich, vor allem, weil er keine sonstigen Verwandten mehr hat. Nach seinem Vater, Olivias Ex-Mann, wird mit Hochdruck gefahndet, bislang jedoch ohne Erfolg.
Und der Mordfall im rbb-Polizeiruf 110 „Spiel gegen den Ball“ wirft ständig neue Fragen auf: Mit einem schweren, metallenen Gegenstand wurde Olivia erschlagen, doch definitiv nicht auf dem Lastwagen, wo sie gefunden wurde. Auch auf dem gesamten weitläufigen Firmengelände finden sich keine verdächtigen Spuren. Aber wo hat die grausame Tat dann stattgefunden? Und wie wurde die schwere Leiche überhaupt auf den LKW geladen? Eine(r) allein kann das kaum geschafft haben. Schließlich fördert die Oder, der nahe Grenzfluss, das traurige Geheimnis zutage: Mehrere Kleidungsstücke fischen Polizeibeamte aus dem Wasser, die eindeutig der Toten zuzuordnen sind. Und zufällig liegt der Sportplatz, auf dem Briegels Fußballmannschaft trainiert, direkt am Flussufer. Das Ermittlerduo Luschke und Ross muss nicht lange suchen, um den Tatort zu finden: In einer der Duschkabinen kleben noch Blutreste, die der Mörder bei seiner sorgfältigen Reinigung wohl übersehen haben muss.
Für die Kommissare ist nun klar, dass sie ihre Fahndung auf den Fußballverein konzentrieren müssen. Trainer Hannes Kirchner hält große Stücke auf seine Schützlinge und will sie optimal auf das nächste große Turnier vorbereiten, bei dem ein Talentscout die jungen Kicker begutachten will. Alles für das große Ziel: eine Karriere im Profifußball. Doch Kirchner ist erst zwei Monate im Verein, sein Vorgänger Pawel Nasiadka wurde von Briegel wegen Alkoholkonsums gefeuert und betreibt nun die Dorfkneipe. Am Tatabend sollen Hannes und Pawel einen heftigen Streit gehabt haben – etwa wegen Olivia, der ein Verhältnis mit Hannes nachgesagt wurde?
Was ist an jenem Abend tatsächlich passiert, als alle Verdächtigen beim Public Viewing gewesen sein wollen? Das Alibi-Problem ist nicht das einzige, das sich für Ross und Luschke im Polizeiruf 110 „Spiel gegen den Ball“ auftut. Auch ein eindeutiges Mordmotiv fehlt bislang, ebenso wie die Tatwaffe. Um die Wahrheit herauszufinden, müssen die Fahnder eine wahre Mauer des Schweigens durchbrechen …
Hinter den Kulissen
„Spiel gegen den Ball“ ist der neueste Fall des deutsch-polnischen Kripoteams mit wechselnder Besetzung, in dem diesmal die Hauptkommissare Vincent Ross (André Kaczmarczyk) und Alexandra Luschke (Gisa Flake) die Ermittlungsleitung übernehmen.
Die Szenen entstanden vom 13. August bis zum 11. September 2024 u. a. in Berlin-Köpenick, Großbeeren und Lebus – also kurz nach der Fußball-EM in Deutschland, die im Film ebenfalls eine Rolle spielt. Die Kulisse für das Stadion der fiktiven deutsch-polnischen Jugendmannschaft bildete das Sportforum Hohenschönhausen, zu DDR-Zeiten legendäre Spielstätte des „Stasi-Vereins“ Dynamo Berlin, die bei Regisseur und Autor Christian Werner Erinnerungen weckt: Es „war für mich eine Reise in die Vergangenheit, als ich noch im DDR-Fernsehen die Spiele des BFC Dynamo gesehen habe. Das Stadion wird liebevoll gepflegt, es lag aber schon eine gewisse Patina der Jahrzehnte auf der Anlage, die uns sofort angesprochen hat.“
Seine TV-Premiere feiert der rbb-Krimi am Sonntag, den 22. Juni 2025 um 20:15 Uhr im Ersten. Es ist zugleich die letzte Neuausstrahlung eines ARD-Sonntagskrimis vor der diesjährigen Sommerpause, die wie üblich mit Wiederholungen gefüllt wird. Das Ende der Sommerpause steht noch nicht offiziell fest, aber wir halten alle Tatort-Fans auf dieser Seite auf dem Laufenden.
Dem og. Text der TO-Redaktion entnehme ich, dass der ‚cliffhanger‘ des letzten Swiecko-PR „Wasserwege“ – als es um eine offenbar korrupte Wasserschutz-Polizistin ging – in der gegenständlichen Folge nicht mehr als Thema aufgegriffen wird. Das würde ich – sollte es tatsächlich so sein – als ’suboptimal‘ empfinden!
Falls dieser Cliffhanger jemals weitergeführt werden sollte vermute ich, dass es in einer Folge passiert in der Rogov wieder dabei ist, da er mit ihr mehr zu tun hatte.
Ich mache einmal eine Ausnahme von der Regel, vor Ausstrahlung nicht zu posten und beziehe mich auf den letzten Polizeiruf aus Cottbus, „Wasserwege“, Ausstrahlung am 13.10.2024.
In der damaligen Folge gab es eine Polizistin, Filmname „Gunde Johannsen“, deren Verhalten suspekt war und die kurz vor Schluss der Folge einen Mann erschoss, um dann zu behaupten, er habe die Waffe gezogen und auf sie gezielt, was nicht stimmte.
Damals gab es hier im Forum eine Diskussion darüber, ob das ein Cliffhanger sei – unter anderem wurde die Meinung geäußert, für einen Cliffhanger seien die Abstände zwischen den einzelnen Ausstrahlungsterminen zu groß.
Ich selbst äußerte die Erwartung, dass dieser Erzählstrang in der nächsten Folge wieder aufgegriffen werde.
Da habe ich mich wohl geirrt:
Zumindest taucht der Name „Gunde Johannsen“ nicht in der Besetzungsliste auf.
Falls nicht doch noch etwas Überraschendes passiert und dieser Strang doch noch wieder aufgegriffen wird, wäre das nicht nur eine große Enttäuschung, sondern auch sehr bedenklich:
Wenn ein so offensichtlich rechtswidriges Verhalten einer Ermittlerfigur nicht wieder aufgegriffen und geahndet wird, dann kommt damit unausgesprochen eine Haltung zum Ausdruck, die sich wie folgt beschreiben ließe:
„Korruption – jo mei, kommt vor, kannst halt nix machen.“
Bereits vor 2 Wochen im DO-Tatort gab es hier ja Diskussionen darüber, warum die in der vorletzten Folge angedeutete Korruptheit der Kriminalrätin Klasnic allenfalls andeutungsweise durch Gesten wieder aufgegriffen und schon gar nicht geahndet wird.
Spielfilmhandlungen sind zwar fiktiv, aber die Art, wie sie verhandelt werden, hat durchaus eine Aussage und wirkt auch zurück auf die Realität.
Sind die Macher von Filmen wie der letzten 2 DO-Tatorte und sowie des aktuellen und der vorherigen CB-Polizeirufs sich dessen nicht bewusst? Oder – noch schlimmer – sind sie sich dessen genau bewusst und wollen gezielt eine achselzuckend resignative Haltung gegenüber Korruption erzeugen?
@Der Wanderer:
Ich vermute mal, dass sich die Macher der genannten TO- bzw. PR-Folgen schon bewusst sind, dass Handlungsstränge noch ‚offen‘ sind.
Sie glauben aber wohl irrtümlich, dass durch solche ‚Cliffhanger‘ die Spannung gesteigert würde. Das ist aber in den genannten Folgen m.E. aus dem Grund nicht der Fall, weil der Abstand zwischen Entwicklung eines Problems und dessen Klärung einfach zu lange ist (Ähnliches gilt auch für den Schauplatz SB).
–> Was bei Streaming-Serien vielleicht funktioniert, ist hier fehl am Platze (m.E.) … 🧐
@Der Wanderer:
Sie sagten: „Spielfilmhandlungen sind zwar fiktiv, aber die Art, wie sie verhandelt werden, hat durchaus eine Aussage und wirkt auch zurück auf die Realität.“
Meine Meinung dazu: Man muss sich daran gewöhnen, dass Krimis Spielfilme sind und keine Dokumentation über tatsächliche Polizeiarbeit. Die Filme sind oft kein Abbild der Realität sondern sind eher überspitzte oder unwahrscheinliche Darstellungen, um die Dramatik zu fördern. Und wenn eine Ermittlerfigur rechtswidrig handelt, dann ist das ebenfalls kein 1:1 Abbild der tatsächlichen Polizei.
Ich habe bisher tapfer durchgehalten, meine Meinung steht schon vor Ende fest.
Passender Abschluss des ersten Tatort/Polizeiruf-Halbjahres.
Ein wenig Schlägerei und Brutalitäten zum Abschluss, um den trüben Eindruck ein wenig Action entgegenzusetzen.
Ansonsten von Beginn an kein Tempo, die gepflegte Langeweile, die Darsteller vermitteln ein lustlosen Eindruck, das brisante Thema Outing von Homosexualität im Herren-Jugendfussball wird saft- und kraftlos abgeliefert, es plätschert vor sich hin.
Wo gibt es mal spannende Drehbücher für das Flaggschiff der ARD am Sonntag Abend?
Ein Stern ⭐️ von fünf.
Ja, auch aus meiner Sicht war dieser lauwarme Sommerabend-Krimi ’saft- und kraftlos‘!
(sowohl die Schauspieler, deren Dialoge als auch die gezeigten Handlungen betreffend) 😑
@Karin L. und @Der Fremde:
euer „saft- und kraftlos“ in den Bewertungen kann ich nur unterstreichen.
Für mich positive Punkte:
Die Untertitel hielten sich einigermaßen in Grenzen ebenso wie das gekünstelte Gegender von Ross, der mir ansonsten als Figur ganz gut gefällt.
Ich werde dieses komische und völlig realitätsferne deutsch-polnische Kommissariat nie akzeptieren.
Und, als wäre es nicht genug, dazu kommt ein Fussballverein in Polen wo zwar überall die rot-weiße „Polska“-Fahne sichtbar ist aber trotzdem alle deutsch sprechen. Absurd.
Und, ja, klar, die Jungs waren alle deutlich älter als ihre Rollen, 3-4 Jahren Altersunterschied ist in diesem Alter schon sehr auffällig.
Aber davon abgesehen, wenn ich es so sehe als wäre alles unter deutschen irgendwo in Deutschland passiert, war es eine meiner Meinung nach ganz gute Polizeiruf-Folge. Ich möchte vor allem Kamere loben, und den Hauptdarsteller André Kaczmarczyk. Ich habe auch keine große Logiklöcher erkannt, die ganze Geschichte war auch gut erzählt.
Naja, war schon okay der Polizeiruf, aber ehrlich gesagt hab ich mir mehr erhofft. Die Idee mit der EM im Hintergrund fand ich eigentlich ganz gut – bringt halt aktuelle Bezüge rein. Aber der Anfang war wirklich zäh, da hatte der Kritiker recht. Hab zwischendurch fast umgeschaltet.
Das mit dem 13-jährigen Jungen war schon emotional, das hat Gisa Flake auch gut gespielt. Aber irgendwie war mir der ganze Fall zu konstruiert. So viele Verdächtige und dann doch wieder der „typische“ Täter.
Fand es auch schade, dass das deutsch-polnische Setting nicht mehr ausgenutzt wurde. Da hätte man bestimmt mehr draus machen können.
Bin gespannt auf die neuen Folgen nach der Sommerpause. Hoffentlich wird’s dann wieder spannender!
6/10 Punkte von mir
Standing Ovations! Genauso macht man einen Krimi: Eine jederzeit nachvollziehbare Handlung erzählen – ohne Kollegenknatsch unter den Ermittlern, ohne zentnerschwere Privatprobleme der Ermittler, ohne nicht auserzählte Handlungsstränge, ohne technische Spielereien oder noch viel schlimmeren Schnickschnack.
Dass auch Jugendliche und Kinder zu Verbrechen fähig sind, ist traurige Realität. Besonders gut am heutigen Film: Die Täter waren nicht ideologisch oder religiös radikalisiert, sondern handelten aus banalen Alltagsmotiven: ein Fremdouting, ein abgesagtes Fußballspiel.
Alle Charaktere bis in die Nebenrollen hinein hervorragend besetzt, die Tristesse des Milieus bedrückend gut dargestellt.
Gut fand ich auch, dass Ross und Luschke am Ende Marco trösten – der kann doch mit seinen 13 Jahren die Tragweite seines Handelns noch gar nicht überblicken und wird als Erwachsener bestimmt sein Leben lang daran zu tragen haben.
Da verzeihe ich sogar, dass der Handlungsstrang aus der letzten Folge mit der korrupten Polizistin nicht wieder aufgegriffen wurde.
10 von 10 Punkten – und noch einmal: Solche geerdeten Drehbücher wünsche ich mir auch von den anderen Polizeirufen / Tatorten. Gelegentlich können auch experimentelle Drehbücher faszinierende Ergebnisse bringen (s. die Wiesbadener Murot-Tatorte), öfter aber münden sie in Peinlichkeiten.
Danke für diesen tollen Saison-Abschluss, allen Foristen einen schönen Sommer und auf Wieder-Lesen im September.
Ich glaube, ich muss irgendwie etwas verpasst haben? Standung Ovations? Wofür?
Für einen Schlafwagen-Krimi?
Aber so hat wohl jeder und jede seine Meinung und Geschmack.
Wünsche auch einen schönen Sommer.
Realistischer Polizeiruf, in der Mitte etwas zähflüssig, sehr trauriges Ende. Gute Schauspielerinnen und Schauspieler, gute Kamera und Ton. 3 von 5 Sterne.
Wow, das war mal ein anderer Polizeiruf! Die Umkehrung der Film-noir Klischees fand ich richtig clever gemacht. Endlich mal ein Krimi, der sich traut, toxische Männlichkeit so direkt anzugehen. Diese ganzen frustrierten Typen, die sich von einer erfolgreichen Frau „bedroht“ fühlen – das kennt man leider auch aus dem echten Leben.
Besonders stark war die Szene in der Umkleide mit den Nachwuchs-Fußballern. „Machos en miniature“ – das trifft es perfekt! Zeigt halt, wie früh sich so ein Verhalten schon einschleift.
Der Dialog mit dem Wirt war auch top. „Deutscher Größenwahn“ – aber gleichzeitig trinkt er sich einen an, weil er mit starken Frauen nicht klarkommt. André Kaczmarczyk hat das sehr gut gespielt, wie er den Typen entlarvt.
20-30 Schläge… das war schon heftig. Aber passt zum Thema – dieser blinde Hass, wenn das Ego angekratzt wird.
Einziger Kritikpunkt: Das deutsch-polnische Setting hätte man noch mehr ausnutzen können. Aber ansonsten: Endlich mal ein Polizeiruf mit Tiefgang! 7,5/10 von mir.
PS: Die „robustes B-Movie“ Beschreibung passt perfekt. Hat was von den alten Krimis, aber mit modernem Blick.
Live geschaut, mir hat er gefallen.
Habe das erste Mal überhaupt Polizeiruf gesehen; dies ist ein Team, von dem ich gerne mehr schaue.
Was mir noch gefallen hat, wie Ross, der sich mit Fußball gar nicht auskennt, die Rollen der einzelnen Jungs in der Mannschaft erkannt hat. Es war gut dargestellt.
Woher kam eigentlich der Hinweis mit dem „Anders“ (polnische Umschreibung für Homosexualität, die im Fußballclub vermutet wurde)? Dieses Thema stand plötzlich einfach so im Raum (und war am Ende auch vollkommen irrelevant).
Man konnte zu Beginn sehen, wie die Leiche geatmet hat. Bauchatmung. Der Bauch hob und senkte sich. Eine atmende Leiche ist schon ziemlich ungewöhnlich. Aber bei der Produktion wollte man Kosten sparen und hat daher die Szene trotz atmender Leiche nicht nochmal gedreht. Muss fürs öffentlich rechtliche Fernsehen reichen.
Ansonsten war es eine Aneinanderkettung von Langeweile. Jede Szene bestand nur aus Befragungen ohne Ende. Die schauspielerische Leistung war grottig. Die Texte gelangweilt unauthentisch abgerattert.
Die Tat, das Motiv, die Täterschaft, alles völlig unglaubwürdig und konstruiert. Ein 13-Jähriger, der den Mord an seiner eigenen Mutter mitplante und unterstützte, nur weil sie den alten, krebskranken Hund hat einschläfern lassen? Lächerlich unglaubwürdig.
@Alex:
Du schreibst: „Eine atmende Leiche ist schon ziemlich ungewöhnlich.“
Das stimmt. Aber das ist nicht nur ungewöhnlich, sondern ein untrügerisches Zeichen, dass es sich um einen Zombie handelt. In diesem Fall: Nix wie weg!! 😉
Wegen der atmenden Leiche:
Auch die besten Schauspieler müssen in solch einer Szene mal atmen!
@Adabei:
Ich wiederhole: Wenn eine Leiche atmet, ist es ein Zombie. Da gibt es kein Vertun! 🤓
Wenn ein Schauspieler eine Leiche spielt (!) und dabei beim Atmen erwischt wird, ist es ein schlechter Schauspieler bzw. hat die Regie gepennt.
(Ich versuche es halt noch einmal mit Humor …)
Unterstellt man, die noch atmende Leiche sei ein Zombie. Dann frage ich mich, wie die nachfolgende medizinische Wiederbelebungs-Behandlung vergütet wird, privat oder über Krankenkasse? Oder keine Wiederbelebung und stattdessen als Spezialdarsteller für Horrorfilme angestellt? Ok, jetzt höre ich auf…
@Adabei:
Die Antwort ist natürlich: Keine Wiederbelebung (oder will jemand wirklich einen wiederbelebten ZOMBIE in seiner Nähe haben? Und wie hieße so ein Wesen dann? Ex-Zombie??), sondern Spezialdarsteller für Horrorfilme!
Da echte Zombies relativ selten sind, werden sie gut gebucht, springen aber auch schon mal ein, wenn grade kein Horrorilm gedreht wird und eigentlich ein „normaler“ Schauspieler reichen würde. Wie man im Polizeiruf gesehen hat! 😉
So richtig anfreunden konnte ich mich mit dem – arg bemühten – Konzept eines deutsch-polnischen Kommissariats nie so recht, wenn es auch einige – wenige – Fälle gegeben haben mag, in denen die Grenze / das Grenzgebiet eine dramaturgisch tragende Rolle spielten. Das waren dann, nach meiner allerdings wie immer zugegeben sehr vagen, Erinnerung dann die besseren. Gestern war das allerdings überhaupt nicht der Fall: Die Geschichte hätte ebenso in Schleswig-Holstein, im Ruhrpott, in Bayern (oder im deutsch-liechtensteinischen Kommissariat, das ja, wie ich höre, schon in Planung ist) spielen können, aber nun gut.
Was eigentlich grundsätzlich so gut wie nie gelingt, sind Filme, in denen Fußballer und Fußballszenen mehr oder minder im Mittelpunkt stehen. Schauspieler spielen eine Rolle, mal besser, mal schlechter, aber im gelungenen Fall vergisst man zunächst, dass es sich um eine Inszenierung handelt. Bei Fußball (oder Sport allgemein) funktioniert das aber nicht, Fußball kann man eigentlich nicht schauspielern (im filmischen Zusammenhang, wohlgemerkt) und nicht inszenieren, so dass das dann immer eine recht ärmliche, unstimmige Angelegenheit bleibt, man nimmt das, was man da sieht, einfach nicht ab. Davon abgesehen: Eine der „besten 10 Jugendmannschaften“ Polens, wie es im PR heißt, und dann so ein Kreisliga-A-Ambiente von den Örtlichkeiten bis zum Personal? Ach woher. Der TO/PR muss und soll und darf nicht einmal allzu platten „Realismus“ anstreben. Aber der Rahmen sollte jeweils schon halbwegs stimmen … man setzt ja den Vorsitzenden einer AG üblicherweise auch nicht in eine Bretterbude.
Ansonsten: über weite Strecken zäh und nicht recht glaubwürdig. Jedes einzelne „Motiv“ der Täter zwar für sich genommen abstrakt irgendwie nachvollziehbar – Zwangsouting, schwierige Mutter-Sohn-Beziehung plus eingeschläferter Hund, Angst um die Fußballerkarriere – aber eben „irgendwie“ … dass das in einer derart brutalen Tat kulminiert, konnte man man nicht so recht glauben. Immerhin, das muss man mittlerweile eigens lobend erwähnen, ist einem das Ermittler-Duo nicht auf die Nerven gegangen, sehr wohltuend. Daher immer noch zwei vielleicht bessere Sternchen, aber für drei reicht mir das diesmal nicht.
**/5
☹️ Nicht doll, langweilig.
Die Deutsch-Polnischen Krimis sind ein Alptraum. Vom Ermittlerduo ganz zu schweigen. Diese Beiden passen absolut nicht zusammen.
@Wolfgang:
Da stimme ich zu. Es ist aber m.E auch eine ‚Schnapsidee‘, aus einem bestehenden Trio jeweils ein Duo für den gerade aktuellen Fall ‚herauszupicken‘. Auf diese Weise kann keine Zusammengehörigkeit eines Teams entstehen !!! 🧐
Ein Setting, dass ich gar nicht verstanden habe:
Einem 13-jährigen (!) Jungen ohne sonstige familiäre Bindung (Vater, Verwandte, o.ä.) wurde gerade brutalst die Mutter ermordet. Sollte da nicht dringend ein Arzt oder Psychologe zur Stelle sein?
Spätestens nachdem er zuerst ein völlig apathisch unbeteiligtes Verhalten an den Tag gelegt hat, dann aber das Badezimmer zerlegt bis Blut fließt und er unter der laufenden Dusche hockt, sollte nicht spätestens (!) dann mehr professionelle Hilfe (Arzt etc.) eingeschaltet werden? Im Film gibt es aber nur die nette kleine Dame vom Amt, die auf der Couch pennt, sodass der Bub völlig unbemerkt nachts abhauen und sich mit seinen Kumpels treffen kann …
Sieht so die professionelle Betreuung eines alleinstehenden 13-jährigen in einer absoluten Ausnahmesituation aus, zumal wenn er demonstriert, dass er durchaus eine Gefahr für sich selber darstellen könnte ??
Ich hoffe doch, dass so ein Fall in der Realität anders betreut würde.
Ich finde die Betreuung durch die Sozialarbeiterin in der Wohnung schon sehr aufwändig aber viel besser, als eine sofortige Einweisung in ein Heim. Und der Junge gilt ja zu diesem Zeitpunkt noch nicht als Verdächtiger.
@Adabei:
Das sehe ich anders. Gewiss ist eine 1:1 Betreuung eher aufwändig, aber in diesem Fall nicht der richtige Weg.
Ein 13-Jähriger in einer absoluten psychischen Ausnahmesituation mit Tendenz zur Selbstverletzung/Selbstgefährdung braucht mehr Hilfe (evtl. psychische oder medikamentöse Hilfe) als eine Sozialdame, die auf der Couch pennt und absolut NICHT mitbekommt, was der Schützling so treibt.
Sonst heißt es in Krimis oft, der Arzt habe der (erwachsenen) Person xy nach Schockerlebnissen etwas zur Beruhigung gegeben. Kinder würden in so einer Situation doch wohl sofort in Obhut genommen werden. Das hat nichts damit zu tun, ob der Junge schon verdächtigt wurde, sondern damit, dass der Junge zarte 13 Jahre alt ist und so ein pubertierendes Gehirn im Komplettumbau auch schon ohne Tod der Mutter oft nicht zurechnungsfähig ist. 😉
Noch eine Anmerkung zu einem Thema, dass angerissen wurde, aber letztlich verschenkt war:
Die Strafunfähigkeit von bis zu 13-Jährigen Kindern.
Das ist ein Thema, dass gerade in den letzten Jahren immer häufiger in der Presse landet, wenn Kinder übelste Straftaten bis hin zum Mord begehen, aber rechtlich nicht strafmündig sind. Zuweilen wird dieses Wissen auch bewusst eingesetzt, von den Kindern selbst oder von Hintermännern, wie es z.B. von Bettel- und Klaubanden bekannt ist. Die Polizei dreht am Rad, denn kaum haben sie einen Dieb erwischt, müssen sie ihn schon wieder laufen lassen, da unter 14 …
Im Film wurde es angerissen: Alle drei Jungs waren am Mord beteiligt, für den Fall der Fälle hatten sie aber Plan B und der strafunmündige 13-Jährige sollte die Tat allein auf sich nehmen. So wäre alle fein aus dem Schneider … (Was wäre gewesen, wenn er das tatsächlich durchgezogen hätte?)
Aus dieser durchaus aktuellen und viel diskutierten Thematik (Strafunmündigkeitsalter beibehalten oder runtersetzen auf 10, 11 der 12 Jahre?) könnte man auch einmal einen Tatort oder Polizeiruf klöppeln.
@Schatz:
In Österreich hat man vor kurzem ins Regierungsprogramm genommen, dass Kinder ab dem 12. Lebensjahr (die unter 14 sind) – bei schweren Straftaten – zwar nicht mit Haft bestrafen darf, diese aber zwangsweise in geschlossenen Kinder-Betreuungseinrichtungen unterbringen darf, damit diese die ‚Konsequenzen ihres Handelns‘ zu spüren bekommen. Dieses Gesetzesvorhaben lobe ich. Daumen hoch! 😎
@Der Fremde:
Ich finde, das ist ein sehr schwieriges, aber auch hochaktuelles gesellschaftliches Thema. Die Zunahme der Gewaltdelikte und schweren Straftaten bei Kindern unter 14 Jahren ist erschreckend. Was muss im Vorfeld alles schiefgegangen sein, damit z.B. 12-Jährige zu Mördern werden, 13-Jährige zu Vergewaltigern und 10-Jährige zu Profi-Dieben? Ist dann überhaupt noch was zu „retten“? Oder sind diese „Kinder“ bereits so abgebrüht, abgezockt und seelisch kaputt, dass jede Maßnahme zu spät käme? Wie damit umgehen?
Die Herabsetzung des Strafmündigkeitsalters ist meiner Meinung nach zwingend notwendig, aber sicherlich nicht die Lösung des grundlegenden Problems.
(off topic)
@Schatz:
Naja, das grundlegende Problem, dass manche Kinder mit besseren Chancen und manche mit schlechteren ins Leben starten, wird man wohl nicht grundlegend ändern können.
In Wien gibt es etwa ein unbegleitetes syrisches Kind (unter 14 Jahren), das es schon auf mehr als 1000 (!) Straftaten gebracht hat: immer wieder Autodiebstähle, Sachbeschädigungen, Vandalismus, solche Sachen … (wenn man ihn erwischt, zeigt er der Polizei die lange Nase).
Da nützt dann auch der Appell an die Verantwortung der Eltern nichts … (unbefriedigend!) ☹️
ich fand´diesen PR110 durchaus interessant und anschauenswert