Kurz und knapp – darum geht’s
Ein junger Organist wird während eines internationalen Orgelwettbewerbs im Kloster Arndorf von einer herabstürzenden Orgelpfeife erschlagen – ausgerechnet als er für den verspäteten Ehrengast, Bischof Hawranek, einspringt. Kommissar Moritz Eisner, frisch ernannt zum Mitglied einer Sonderkommission des Innenministeriums, steht vor der Frage: War der Bischof, der sich für Menschenrechte in Brasilien einsetzt und bereits mehrere Attentate überlebt hat, das eigentliche Ziel? Als ein zweiter Musikstudent durch vergifteten Kakao stirbt, verdichten sich die Hinweise – doch während Eisner den Konkurrenzkampf unter den ehrgeizigen Organisten verfolgt, gerät er in einen tiefgreifenden Konflikt mit seinem neuen Vorgesetzten Schremser…
Inhalt der Tatort-Folge „Tod unter der Orgel“
Graue Steinmauern werfen lange Schatten, während gedämpftes Orgelspiel durch die Gewölbe des Kärntner Klosters Arndorf hallt. Kommissar Moritz Eisner blickt nervös auf seine Uhr – sein erster Einsatz als Teil einer neuen Sonderkommission ist gleich eine Bewährungsprobe: Der umstrittene Bischof Hawranek, der wegen seines Engagements für Menschenrechte in Brasilien bereits mehrere Mordanschläge überlebt hat, soll den internationalen Orgelwettbewerb eröffnen und braucht Personenschutz.
„Wir können nicht länger warten“, flüstert der Abt des Klosters mit sorgenvollem Blick. „Der junge Kutil wird beginnen.“ Eisner, der sich in seiner neuen Rolle noch unwohl fühlt und den Kontrollzwang seines Vorgesetzten Schremser nur schwer erträgt, nickt zustimmend. Die Spannung im Kirchenraum ist greifbar wie die feuchte Kälte der jahrhundertealten Mauern. Der junge Musikstudent Nikolaus Kutil setzt zu spielen an, die ersten mächtigen Klänge der Orgel erfüllen den Raum – dann ein ohrenbetäubender Knall. Eine massive Orgelpfeife hat sich gelöst und den Organisten vor den Augen des entsetzten Publikums erschlagen.
„War es ein Unfall oder steckt System dahinter?“, fragt Eisner seinen Vorgesetzten Schremser, während sie das Chaos im Kloster zu ordnen versuchen. Die beiden Ermittler könnten unterschiedlicher nicht sein: Wo Eisner mit Bauchgefühl und Menschenkenntnis arbeitet, verlässt sich Schremser auf strenge Protokolle und hierarchische Ordnung. Ihre Ermittlungsstile prallen aufeinander wie Dissonanzen auf der alten Orgel.
Die Suche nach Hinweisen führt die Ermittler tief in die Welt der klassischen Musik, wo Neid und Konkurrenz so scharf schneiden wie die Kanten der Orgelpfeifen. „Talente wie Kutil kommen alle hundert Jahre einmal vor“, erklärt ein Professor mit bewunderndem Unterton, während ein anderer Student verächtlich murmelt: „Talent allein macht noch keinen Meister.“ Die Befragungen sind wie ein kompliziertes Musikstück – viele Stimmen, die nicht immer harmonieren wollen.
Als der Bischof endlich im Kloster eintrifft, umgibt ihn eine Aura der Unnahbarkeit wie die Weihrauchschwaden beim Hochamt. Zwischen ihm und dem Abt des Klosters liegt eine unausgesprochene Spannung in der Luft. „Hier in diesen Mauern hat sich seit Jahrhunderten nichts verändert, während draußen die Menschen leiden“, wirft der Bischof dem Abt vor. Die Ermittlungen nehmen eine dramatische Wendung, als ein zweiter Musikstudent nach dem Genuss von Kakao aus der persönlichen Dose des Bischofs vergiftet zusammenbricht.
Die Fahndung gleicht einem komplexen Orgelstück mit vielen Registern. Während Schremser unbeirrt den Bischof als Ziel sieht, folgt Eisner den disharmonischen Tönen unter den Studenten und ihren Lehrern. Der Konkurrenzkampf bei diesem prestigeträchtigen Wettbewerb könnte tödlich sein – wie ein falscher Ton in einer perfekten Sinfonie.
In der Klosterbibliothek, wo staubige Lichtbalken durch schmale Fenster fallen, belauscht Eisner zufällig ein Gespräch zwischen dem Bischof und dem Abt, das von einer lange zurückliegenden Rivalität um die Liebe einer Frau namens Rosalie zeugt. Die beiden Männer stehen sich gegenüber wie zwei gegenläufige Melodien in einem kontrapunktischen Stück – vereint im Glauben, doch getrennt in ihrer Auslegung.
Hinter den Kulissen
Die Tatort-Folge 560 „Tod unter der Orgel“ wurde im Jahr 2004 unter der Regie von Walter Bannert gedreht, der bereits zuvor mit Harald Krassnitzer für den Fall „Nichts mehr im Griff“ (Folge 462) zusammengearbeitet hatte. Die Dreharbeiten fanden in Wien sowie in Maria Saal in Kärnten statt, wobei das dortige historische Kloster als atmosphärische Kulisse diente.
In der Hauptrolle als Chefinspektor Moritz Eisner brillierte Harald Krassnitzer in seinem zehnten Fall für die österreichische Tatort-Reihe. An seiner Seite stand August Schmölzer als sein neuer Vorgesetzter Sektionschef Wolfgang Schremser. Eine besondere Gastrolle übernahm der international bekannte Schauspieler Helmut Berger als Bischof Hawranek, der mit seiner charismatischen Darstellung dem Fall eine zusätzliche Dimension verlieh.
Bei der Erstausstrahlung am 14. März 2004 im Ersten sahen 7,04 Millionen Zuschauer die Folge in Deutschland, was einem beachtlichen Marktanteil von 19,10 Prozent entsprach. Damit reihte sich dieser Österreich-Tatort in die erfolgreicheren Episoden der renommierten Krimireihe ein.
Nach der Ausstrahlung sorgte besonders die ungewöhnliche Tötungsart – der Tod durch eine herabstürzende Orgelpfeife – für Gesprächsstoff unter Tatort-Fans. Die musikalische Untermalung und die Wahl des Klosters als Tatort wurden von Kritikern als gelungene Referenz an den Klosterkrimi „Der Name der Rose“ gewertet. Mit „Tod unter der Orgel“ etablierte sich der österreichische Tatort mit Moritz Eisner endgültig als eigenständiger und beliebter Teil der länderübergreifenden Krimireihe.
Besetzung
Chefinspektor Moritz Eisner – Harald Krassnitzer
Wolfgang Schremser – August Schmölzer
Prälat Herber Schweiger – Michael Schönborn
Professor Katharina Reinhard – Michou Friesz
Nikolaus Kutil – Manuel Witting
Klaus Zadera – Volker Bruch
Ingrid Gürtler – Inka Löwendorf
Maria Nicorélli – Sissy Wolf
Susi – Katrin Ritt
Orgelbauer – Anton Pointecker
Paul Hofer – Florian Teichtmeister
Bas van der Beken – Simon Hatzl
Professor Wöss – Johannes Silberschneider
Bischof Fritz Hawranek – Helmut Berger
Stab
Drehbuch – Alrun Fichtenbauer
Regie – Walter Bannert
Kamera – Duli Diemannsberger
Bilder: ORF/Petro Domenigg
Sehr geehrte Damen und Herren,
vorweg: ich sehe gern die „Tatort“-Filme mit Harald Krassnitzer, weil er so natürlich und menschlich agiert, einfach sympathisch; die meisten seiner „Tatorte“ sind auch ganz gelungen – mit einer großen Ausnahme:
Der Film „Tod unter der Orgel“ ist nicht nur von der Story her wenig glaubwürdig, aber was da noch so drum herum als „Orgelwettstreit“ verkauft wird, ist so frei von jeglicher Sachkenntnis, daß man Frau Fichtenbauer das Drehbuch um die Ohren schlagen müßte.
Bei einem Orgelwettbewerb werden nicht „Kadenzen“ zu einfachen, meist weltbekannten Stücken verlangt (was die Kandidaten da üben, wurde z. T. nicht einmal für die Orgel komponiert!), sondern anspruchsvolle Literatur und meist auch größere Improvisationen (das sind selbständige Stücke, also keine Zutaten zu altbekannten „Ohrwürmern“), die aber nicht aufgeschrieben werden dürfen. Gewisse Zugeständnisse an das Fernsehpublikum lasse ich mir schon eingehen, aber hier wird alles zur Lachnummer! Außerdem ist es vollkommen realitätsfern, daß einzelne Wettbewerbsteilnehmer, wenn sie schon alle komponieren sollen, so unfähig sind, daß sie ihre „Kadenzen“ von einem Anderen klauen müssen. Irgendwelche sachlichen Kriterien, warum der eine gut und der andere unfähig ist, fehlen im Film natürlich und sind für einen Organisten auch nicht nachvollziehbar. Was sich der Autor da zusammengereimt hat, ist einfach lächerlich.
Außerdem würde ein Organist von einer Prospektpfeife des gezeigten Kalibers niemals erschlagen, sondern allenfalls bekäme die Pfeife eine Delle. Und warum sie sich bei einem bestimmten Ton plötzlich derart selbständig machen sollte, bleibt wohl auch das Geheimnis des Autors. So etwas gibt es nur im Hirn eines absoluten Orgelbau-Laien, zu denen offenbar auch der „Orgelbauer“ im Film gehört. Daß die Prospektpfeifen natürlich auch, etwa auf halber Höhe, zusätzlich von hinten befestigt sein müssen (und es natürlich auch sind), ist an sich selbstverständlich, wird aber hier völlig übersehen oder paßt nicht in die Story.
Zu den weiteren Ungereimtheiten gehört noch, daß der Wettbewerb an einer recht kleinen Orgel stattfinden sollte, und, nachdem die Pfeife herausgefallen war, gab es plötzlich eine viel größere und bessere im Kloster.
Nach der (mindestens) 2. Wiederholung habe ich diesen Film allerdings aufgezeichnt, damit meine Freunde und ich etwas zum Lachen haben.
Mit freundlichen Grüßen
KMZ, Nürnberg
Der Tatort mit der Nummer 560 aus Wien. Der Chefinspektor Eisner wurde als Leiter einer Abteilung in eine Sonderkommission des Innenministeriums berufen und sein erster Auftrag lautet einen Bischof zu beschützen. Der hohe Herr entging schon mehreren Attentaten und was liegt da näher, seine Sicherheit in Eisners Hand zu legen. Bei einem klösterlichen Orgelwettkampftreffen kommen tatsächlich Menschen durch Sabotage ums Leben, nur der Bischof nicht und der Eisner fängt so richtig an zu ermitteln. Ein ideenreicher und gut zu schauender Tatort-Kirchen-Krimi um Neid und Missgunst und schwerer Kirchenmusik innerhalb einer eisernen Männergemeinschaft. Den schaue ich mit ab und an immer einmal wieder an, Gott sei’s gedankt. Gestern habe ich beim Aufräumen in der hintersten Ecke der Wohnzimmerschrankschublade die alte Blockflöte meines Sohnes gefunden. Herstellungsdatum 1988. Ich glaube der sucht die immer noch. Ja, Ja.
Sehr schwacher österreichischer Tatort mit Harald Krassnitzer als Moritz Eisner. Zuviel Orgelgedöns da fliegen einem die Ohren ab. Halleluja, Amen und guten Nacht. Ein Tatort für den Giftschrank
Leider befreit von jeglicher Spannung.
Habe aufgrund der heutigen Wiederholung (im BR), das erste Mal, diesen 2004 gesendeten Wiener-Tatort gesehen. Kurz und knapp: hat mir recht gut gefallen!
Südamerikanische Todesschwadronen schrecken zwar nicht vor Attentaten auf Bischöfe vor Ort zurück, ihr Wirkungskreis reicht jedoch nicht bis nach Kärnten. Immerhin sollte so die Spannung aufrechterhalten werden, ob die Morde nun dem Bischof gelten sollten oder den Studenten. Gerade im Vergleich zur Gegenwart guter Tatort.
Leider nischig und belanglos.
Die frühen Eisner-Tatorte (ohne Bibi) reichen nicht im mindesten an die Qualität der späteren Folgen mit Bibi heran. Wenigstens wurde der Moritz nicht, wie sonst in den frühen Folgen, als unbeholfener Aufreißer in Szene gesetzt, der so Sätze stammelt wie: „Ach, die Lisa… Na, da is nix mit der Lisa.“ Dafür einen Stern ;-)