Tatort Folge 797: Jagdzeit

Kurz und knapp – darum geht’s

An einer Tankstelle im Münchner Stadtteil Milbertshofen wird der ehemalige Personalchef eines Lebensmittelkonzerns mit seinem eigenen Jagdgewehr erschossen. Die 13-jährige Nessi Bürger wird zufällig Zeugin der Tat, ist jedoch zu verängstigt, um mit den Ermittlern Batic und Leitmayr zu sprechen. Während die Kommissare versuchen, das Vertrauen des traumatisierten Mädchens zu gewinnen, führen die Spuren in zwei völlig unterschiedliche Welten: die der Münchner Hartz-IV-Empfänger und die der wohlhabenden Oberschicht. Als die Ermittler herausfinden, dass das Opfer ein Betrugssystem betrieben haben könnte, dessen Opfer ausgerechnet die Ärmsten der Armen waren, gerät auch die kleine Zeugin in tödliche Gefahr…

Inhalt der Tatort-Folge „Jagdzeit“

Schlaflos sitzt Nessi Bürger am frühen Morgen an der Haltestelle einer Tankstelle in Milbertshofen, als ein Schuss die Stille zerreißt. Erschrocken wird sie Zeugin, wie ein Mann mit Jagdkleidung leblos zu Boden sinkt – erschossen mit seinem eigenen Gewehr. Das 13-jährige Mädchen steht unter Schock und bringt kein Wort heraus, als die Kommissare Batic und Leitmayr sie befragen. Ihre Welt war schon vorher alles andere als heil.

Hauptkommissar Franz Leitmayr kämpft mit seiner eigenen Ungeduld, als er versucht, das Vertrauen des verstummten Mädchens zu gewinnen. Die Zeit drängt, denn der Täter könnte versuchen, die einzige Augenzeugin zum Schweigen zu bringen. Sein Kollege Ivo Batic hingegen verbeißt sich in die Ermittlungen im Umfeld des Opfers, wo er auf eine Mauer des Schweigens stößt. „Ich bin arm, aber nicht bescheuert“, entgegnet ihm ein Verdächtiger, als Batic allzu direkt nach dessen Motiven fragt.

Die grauen Plattenbauten von Milbertshofen wirken wie stille Zeugen einer unsichtbaren Armut, die im glitzernden München gerne übersehen wird. Die Wohnung der Bürgers ist eine triste Höhle der Hoffnungslosigkeit – der Fernseher läuft ununterbrochen, während Nessis Mutter Tini betäubt vom Alkohol vor sich hin dämmert. In dieser Welt muss ein 13-jähriges Mädchen den Haushalt schmeißen und sich um ihre hilflose Mutter kümmern. Die Suche nach dem Täter gleicht einem Spaziergang durch ein Minenfeld, denn in beiden Welten – der der Armen und der der Reichen – wird den Ermittlern mit Misstrauen begegnet.

Im noblen Stadtteil Bogenhausen eröffnet sich ein ganz anderes Bild: Hier lebte das Opfer Gerd Zach mit seiner deutlich jüngeren, attraktiven Frau Leonie in einem schmucken Reihenhaus. Doch was führte den ehemaligen Personalchef von Konserven-Koller an jene Tankstelle in Milbertshofen? Und warum unternahm er weiterhin luxuriöse Jagdausflüge, obwohl er längst entlassen war? „Wer Verantwortliche für sein Elend sucht, findet sie in jeder Ecke“, philosophiert Leitmayr, während die Ermittlungen sie zu einer Wohltätigkeitseinrichtung namens „Kana“ führen, die Bedürftige mit Lebensmitteln versorgt – gegründet vom Opfer selbst. Als die Kommissare auf eine verdächtige Liste stoßen, die auf ein betrügerisches System hinweist, bei dem Zach Geld von Hartz-IV-Empfängern verwaltete, verdichtet sich der Verdacht: Hat einer der Betrogenen sich gerächt?

Hinter den Kulissen

Die Tatort-Folge „Jagdzeit“ wurde von der Bavaria Fernsehproduktion GmbH für Telepool und den Bayerischen Rundfunk produziert. Die Dreharbeiten fanden unter dem Arbeitstitel „Nur ein Mädchen“ in München und Umgebung statt. Regie führte Peter Fratzscher nach einem Drehbuch von Peter Probst.

In den Hauptrollen ermitteln wie gewohnt Miroslav Nemec als Hauptkommissar Ivo Batic und Udo Wachtveitl als Hauptkommissar Franz Leitmayr. Die junge Darstellerin Laura Baade überzeugt in ihrer Rolle als verschüchterte Augenzeugin Nessi Bürger, während Katja Bürkle deren alkoholkranke Mutter Tini verkörpert. In weiteren Rollen sind Angela Ascher als Witwe Leonie Zach und Jens Atzorn als geheimnisvoller Fotograf Xaver Heintel zu sehen.

Der Film markiert einen traurigen Meilenstein in der Geschichte des Münchner Tatorts: Es ist die letzte Produktion, die von der im Dezember 2010 verstorbenen Redakteurin Silvia Koller betreut wurde. Als kleine Hommage taucht sie selbst kurz im Film auf – als kettenrauchende Seniorchefin der Konservenfabrik, deren Name „Konserven-Koller“ kein Zufall ist.

Bei der Erstausstrahlung am 10. April 2011 erreichte „Jagdzeit“ beeindruckende 8,90 Millionen Zuschauer und einen Marktanteil von 25,2 Prozent für Das Erste. In der Gruppe der 14- bis 49-jährigen Zuschauer konnten 2,70 Millionen und ein Marktanteil von 18,5 Prozent erreicht werden. Von der Kritik wurde der Film überwiegend positiv aufgenommen, besonders gelobt wurde die gelungene Darstellung der sozialen Gegensätze in der bayerischen Landeshauptstadt sowie die Mischung aus Sozialdrama und klassischem Kriminalfall.

Videos zur Produktion

ARD Plus Trailer

BR Trailer

ARD Trailer

EinsFestival Trailer

Musik

Dirndl tanz mit mir – Altbaierische Blasmusik
Zither Landler – Inngauer Zithermusi
Inngauer Boarischer – Inngauer Zithermusi
Stellar Companion – Simon Darlow
T’ola – Brane Zivkovic
Joyrobic Song – H.G. Wagner

Besetzung

Hauptkommissar Ivo Batic – Miroslav Nemec
Hauptkommissar Franz Leitmayr – Udo Wachtveitl
Fahnderin Peschke – Antje Widdra
Nessi Bürger – Laura Baade
Gerd Zach – Matthias Heidepriem
Tini Bürger – Katja Bürkle
Xaver Heintel – Jens Atzorn
Leonie Zach – Angela Ascher
Rudi Kandler – August Schmölzer
u.a.

Stab

Drehbuch – Peter Probst
Regie – Peter Fratzscher
Außenrequisite – Manfred Mayer
Grafik – Peter Knoblich
Kamera – Thomas Merker
Musik/Filmkompositionen – Sebastian Pille
Produktionsleitung – Rainer Wiehr
Produzent – Veith von Fürstenberg
Szenenbild – Bertram Strauß

Bilder: ORF/BR/Stephen Power

12 Kommentare

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  1. vor 14 Jahren

    Na ja, der Sozialschmu hat mittlerweile echt einen Bart bis zum Südpol…muß nicht sein! Zumal es zur eigentlichen Tat nicht so viel beigetragen hat, wie sich herausstellte…
    Zudem einige Logik-Lücken, wieso sich Nessie am Ende doch mit den beiden Stenkern angefreundet hatte.
    Erfreulich fand ich, daß die hübsche Angela Ascher mitgewirkt hat. Echt sexy… ;-) „ach du hast auf die Finger geschaut?“ „Auch…“ *g*

  2. vor 14 Jahren

    @ gudrun

    Wie oft willst du dich noch verabschieden? Und wann wird´s endlich in die Praxis umgewandelt?

  3. vor 14 Jahren

    Einer der langweiligsten Tatorte, die ich je gesehen habe…..*gähn*
    hoffentlich geht es bald wieder aufwärts…..

  4. vor 12 Jahren

    Die Kioskbesitzerin..ist das Doro pesch?????

  5. vor 12 Jahren

    Diesen TO fanden wir an sich schon gut, nur die Rolle des Mädchens hätte, nach dem Verhalten im TO , mit einer Älteren besetzt werden sollen.
    Aber das wäre jetzt nur so am Rande, sonst Gut.

  6. vor 12 Jahren

    Wir haben’s ehrlich gesagt nicht ganz kapiert wer’s war. Der Lover, die Frau oder das Mädchen. Was meinen die Experten?

  7. vor 12 Jahren

    warum unterhalten sich der heint(e)l und das busenwunder darüber, ob sie von ihm denkt, dass er es der mörder ist? wenn beide doch den mord anscheinend gemeinsam geplant haben?

    und was sollte diese szene mit dem ausrauben des lagers…?

    danke für erklärungen :-)

  8. vor 12 Jahren

    Gar nicht schlecht dieser TO. Allerdings habe ich seit Jahren keine Tankstelle ohne Überwachungskameras mehr gesehen, so was scheint es nur in München zu geben.

  9. vor 12 Jahren

    War zwar eine Wiederholung, aber eine sehr gelungene Folge, die über die Sommerpause hinweg half. :-)

  10. vor 12 Jahren

    Kann mir jemand sagen, in welchem Viertel die Szenen mit dem Mädel und seiner Mutter gedreht wurden?

    Danke!

  11. vor 10 Jahren

    Gestern, SWR 20:15 h, der Tatort Nr. 797. Ich sah ihn ein zweites Mal. Die alt bekannten und gewordenen Tatort-Kommissare aus München. Merkwürdig, auch nach so langer Zeit im Tatort, habe ich bei den beiden immer noch den Eindruck, dass diese auf die andere Seite gehören, so zwischen Karten- und Hütchenspieler. Immer eine pädagogische Vorausbildung vorgaukelnd, ziehen sie sich durch Film und Film. Diesmal stand die Problematik staatlicher Lebensunterhalt voll im Fokus der Handlung, der eigentliche Kriminalfall schien nebensächlich zu sein. Selbst der Ex-Manager war plötzlich der Sozialfall, gefressen vom Kapital. Ach Kapital. Armer Film, armer Autor, arme Darsteller, zahlender Zuschauer. Ach ja, selbst die Tankstelle war arm. Na, ist es denn………

  12. vor 8 Jahren

    Ganz klare 5 Sterne.Sehr guter Tatort!große Spannung von A-Z!!!
    Wirklich klasse Tatort!Das ist bei den Münchner meistens so.
    Das sind gute Tatorts!!!

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