Kurz und knapp – darum geht’s
Ein grausames Verbrechen erschüttert Stuttgart: Die elfjährige Elena Hagen wird nach zweitägiger Suche ermordet im Wald aufgefunden – in fremder Kleidung, was sofort Erinnerungen an einen ungelösten Fall aus dem Vorjahr weckt. Kommissar Ernst Bienzle steht unter enormem Druck, als der damalige Sonderkommissions-Leiter Hartwin Grossmann die erneute Verhaftung eines bereits Verdächtigten fordert, doch der erfahrene Ermittler will sich nicht vorschnell festlegen. Als ein weiteres Mädchen verschwindet und die Indizien plötzlich eindeutig auf den ursprünglichen Verdächtigen hindeuten, muss Bienzle nicht nur einen Wettlauf gegen die Zeit beginnen, sondern auch seine eigenen Ermittlungsmethoden infrage stellen…
Inhalt der Tatort-Folge „Bienzle und sein schwerster Fall“
Fahles Morgenlicht fällt durch die Baumkronen auf den leblosen Körper eines kleinen Mädchens. Der taunasse Waldboden rund um die Fundstelle wird von den Kriminaltechnikern akribisch abgesucht, während Kommissar Ernst Bienzle mit unbewegtem Gesicht, aber innerlich aufgewühlt, auf die Leiche der elfjährigen Elena Hagen blickt. Zwei Tage lang hatte ganz Stuttgart nach dem verschwundenen Kind gesucht – vergeblich. Nun liegt sie hier, in Kleidung, die nicht ihre eigene ist.
Der schwäbische Kommissar mit Hut und Mantel wirkt müde, als er zum Auto zurückgeht. Fünfzehn Jahre Dienst haben ihre Spuren hinterlassen, und doch lässt er sich seine Erschütterung nicht anmerken. Sein Kollege Günter Gächter erinnert ihn an einen ähnlichen Fall aus dem Vorjahr: Christine Meinhold, ebenfalls ein junges Mädchen, ebenfalls in fremder Kleidung aufgefunden. Damals hatte Bienzles Kollege Hartwin Grossmann die Ermittlungen geleitet und den jungen Kai Anschütz verdächtigt – ohne ausreichende Beweise.
„Sie müssen ihn sofort in U-Haft nehmen“, fordert Grossmann mit Nachdruck, als er in Bienzles Büro erscheint. Die Temperatur im Raum scheint zu sinken, als die beiden Männer sich gegenüberstehen. Bienzle, der stets seinem eigenen Gespür folgt, lehnt ab: „Ich werde mir keine Scheuklappen aufsetzen lassen.“ Seine beharrliche Art hat ihm über die Jahre den Respekt seiner Kollegen eingebracht – und manchen auch verärgert.
In Elenas Zimmer entdeckt Bienzle eine Spieluhr, die nach Aussage der Eltern nicht von ihnen stammt. Ein ähnliches Stück fand sich auch im Zimmer des ersten Opfers. Die Fahndung gleicht einer Suche nach der Nadel im Heuhaufen, während die ganze Stadt in Angst lebt. Bienzle verfolgt verschiedene Spuren, darunter auch den Musiklehrer Ronald Madlung, der die Theatergruppe an der Schule leitet und ein vertrautes Verhältnis zu seinen Schülerinnen pflegt.
Die Herbstsonne wirft lange Schatten auf die Straßen Stuttgarts, als die Nachricht vom Verschwinden eines weiteren Mädchens wie ein Lauffeuer durch die Stadt geht. Ulrike Weber, elf Jahre alt, auf dem Schulweg verschwunden. Der Druck auf Bienzle wächst ins Unermessliche, als an Ulrikes Schultasche Haare gefunden werden, die von Anschütz stammen sollen. Der Kommissar, der bisher stets dessen Unschuld verteidigt hat, wird von quälenden Selbstzweifeln heimgesucht. Hat er sich geirrt? Könnte sein Widerstand gegen die vorschnelle Verdächtigung dazu geführt haben, dass nun ein weiteres Kind in Lebensgefahr schwebt?
Die Zeit rinnt wie Sand durch ein Stundenglas, während Bienzle und sein Team fieberhaft nach dem verschwundenen Mädchen suchen. In einem Moment der Stille kommt dem Kommissar ein entscheidender Gedanke. Er erinnert sich an eine scheinbar beiläufige Bemerkung und beginnt, die Melodie der Spieluhr zu summen. Dieser Klang wird zum Schlüssel in einem Fall, der nicht nur sein letzter, sondern tatsächlich sein schwerster werden sollte…
Hinter den Kulissen
Mit der Tatort-Folge 657 „Bienzle und sein schwerster Fall“ ging eine Ära zu Ende: Nach 15 Jahren und 25 Fällen nahm der Stuttgarter Kommissar Ernst Bienzle, verkörpert von Dietz-Werner Steck, Abschied vom Bildschirm. Die Dreharbeiten zu diesem finalen Fall fanden vom 10. März bis zum 8. April 2005 in Stuttgart, Karlsruhe und Baden-Baden statt. Interessanterweise arbeitete das Team zunächst unter den Arbeitstiteln „Bienzle und die Bestie“ sowie „Bienzle und das Lied vom Tod“.
Für die Regie zeichnete der erfahrene Tatort-Regisseur Hartmut Griesmayr verantwortlich, während das Drehbuch aus der Feder von Felix Huby stammte, der fast alle Bienzle-Tatorte verfasst hatte. In den Nebenrollen waren unter anderem Rüdiger Wandel als langjähriger Kollege Günter Gächter sowie Tobias Schenke als verdächtigter Kai Anschütz zu sehen.
Obwohl die Dreharbeiten bereits 2005 abgeschlossen waren, wartete man mit der Ausstrahlung bis zum 25. Februar 2007 – zwei Jahre später. Dies hatte einen besonderen Grund: Der chronologisch später gedrehte Fall „Bienzle und die große Liebe“ wurde bereits früher gesendet, sodass „Bienzle und sein schwerster Fall“ zum offiziellen Abschied des Ermittlers wurde. Bei der Erstausstrahlung verfolgten 8,41 Millionen Zuschauer Bienzles letzten Fall, was einem Marktanteil von beachtlichen 22,5 Prozent entsprach.
Mit Bienzle verabschiedete sich der letzte Hut- und Mantelträger unter den Tatort-Ermittlern und ein Stück schwäbischer Fernsehgeschichte. Seine konservative, manchmal etwas behäbige Art hatte über anderthalb Jahrzehnte hinweg einen besonderen Platz in der Krimireihe eingenommen. Ab 2008 übernahmen dann die Kommissare Lannert und Bootz die Ermittlungen in der baden-württembergischen Landeshauptstadt. Nach der Ausstrahlung von „Bienzle und sein schwerster Fall“ diskutierten Kritiker und Zuschauer intensiv über die moralischen und ethischen Fragen, die der Film aufwarf, insbesondere über die Spannung zwischen Verdächtigung und Beweisführung in besonders sensiblen Fällen.
Sorry, wenn ich Euch korrigiere, aber diese Episode wird auf SWR wiederholt, nicht auf NDR.
@Stephan Sap:
Herzlichen Dank für Ihren Hinweis, wir haben den Sendeplatz natürlich sofort korrigiert!
Beste Grüße, die Redaktion
Ganz klar 5 Sterne…eine richtig gute Folge und damit ein würdiger Abschluss für Bienzle :-)
Der Tatort Nummer 657 aus Stuttgart. Hauptkommissar Bienzle hat es nicht leicht, in diesem Tatort-Spielfilm, bestehend aus Wirrungen und Verirrungen, aus Lug und Trug, Entführung und Kindermord. Das läßt auch diesen hartgesottenen Kriminalisten-Profi nicht kalt. Bienzle zeigt sich mehr als einmal um Fassung bemüht. Erschwerend kommt hinzu, dass sich ein ehemaliger Kollege einmischt, welcher meint, etwas gut machen zu müssen. Es ist der letzte Fall des Tatort-Fernseh-Kommissars Ernst Bienzle und seiner Hannelore. Solide und verzwickt gedreht, ist es auch mit einer der besten Produktionen aus der Bienzle-Ära.
Ein letzten harten Fall muss Bienzle lösen. Leider schneidet diese Ermittlung bei mir nur mittelmäßig ab. 3 Sterne
Wäre es möglich, uns die Daten zu mailen, wann im Fernsehen ein Bienzle Film gesendet wird?
Herzlichen Dank und eine erholsames Wochenende
Sibylle und Karl Grass
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Da stimme ich User @Dirk (Kommentar aus 2016) zu: einer der besten Bienzle-Fälle. Und Eva Löbau mischte damals (2007) auch schon in dieser Gegend mit!
Man merkt der Folge aber an, dass diese am Schluss der Laufbahn von Bienzle steht: er wirkt alt und ausgebrannt. Aber – im Unterschied zu aktuellen TO-Abschieden – darf er überleben! 😯