Kurz und knapp – darum geht’s
Die Fußball-Weltmeisterschaft 1974 versetzt München in Ausnahmezustand – und stellt die Polizei vor enorme Herausforderungen. Aufgrund akuten Personalmangels muss Kriminaloberinspektor Melchior Veigl gleichzeitig mehrere brisante Fälle bearbeiten: den spektakulären Ausbruch eines Gangsterbosses, einen mysteriösen Selbstmord, der keiner zu sein scheint, die Erschießung zweier Einbrecher durch einen Polizisten in angeblicher Notwehr sowie massenhaft gefälschte WM-Tickets, die in den besten Hotels der Stadt verkauft werden. Mit seinem treuen Dackel Oswald und viel bayerischer Beharrlichkeit nimmt Veigl die Fährte auf. Als er schließlich dem entflohenen Schwerkriminellen Strasser auf die Spur kommt, ahnt er nicht, dass dieser bereits einen tödlichen Plan gegen ihn schmiedet…
Inhalt der Tatort-Folge „3:0 für Veigl“
Frühmorgendliches Licht fällt durch die Jalousien im Polizeipräsidium München. Das sonst so gemächliche Summen der Beamten ist einem hektischen Treiben gewichen. Kriminaloberinspektor Veigl steht vor einer Pinnwand mit Fahndungsfotos, während draußen die Stadt im WM-Fieber pulsiert. Die aufgeregten Stimmen der Fußballfans dringen gedämpft durch die Fenster, während Kriminalrat Schneehans seinem Oberinspektor eröffnet, dass er vier Fälle gleichzeitig bearbeiten muss. „Die WM lässt uns keine andere Wahl“, seufzt der Vorgesetzte, während Veigl seinen Dackel Oswald nachdenklich hinter den Ohren krault.
Der grundsolide Ermittler mit seinem untrüglichen Gespür für Ungereimtheiten kann es nicht leiden, wenn ihm die Zeit für gründliche Ermittlungsarbeit fehlt. Statt in Ruhe einen Fall nach dem anderen zu lösen, muss er nun zwischen den Schauplätzen hin und her hetzen – ein Umstand, der seiner gemütlichen bayerischen Natur gänzlich zuwiderläuft. Doch was bleibt ihm anderes übrig, als seine Ärmel hochzukrempeln?
Eine nächtliche Fahrt führt Veigl in ein schummrig beleuchtetes Striplokal, wo der süßlich-schwere Duft billiger Parfüms in der Luft hängt. Hier erhofft er sich Hinweise auf den entflohenen Schwerverbrecher Strasser, der bei seinem Scheidungstermin spektakulär ausgebrochen ist. Die blinkenden Neonlichter des Etablissements werfen gespenstische Schatten auf die Gesichter der Anwesenden, während Veigl beharrlich seinen Fragen nachgeht.
Am nächsten Morgen steht der Oberinspektor in der kühlen Wohnung der verstorbenen Frau Madlmeier. Der Geruch von Gas hängt noch schwach in der Luft. „Selbstmord durch Gas? Bei einer Frau, die angeblich von ihrer Krebserkrankung geheilt war?“, murmelt Veigl skeptisch, während er einen rätselhaften Stöpsel unter dem Bett entdeckt. Der Witwer Madlmeier wirkt äußerlich gebrochen, doch in seinem Blick glaubt Veigl etwas anderes zu erkennen.
Parallel dazu führen die Ermittlungen zu den gefälschten WM-Karten Veigls Kollegen Brettschneider in ein nobles Reisebüro in der Leopoldstraße. Die sommerliche Hitze lastet schwer auf der Stadt, während die Begeisterung für das sportliche Großereignis mit jedem Tag wächst. Die Jagd nach den Fälschern gleicht der Suche nach einer Nadel im Heuhaufen – zu viele Fans strömen in die Stadt, zu viele Hotels sind involviert, zu wenig Personal steht zur Verfügung.
In einem Trainingszentrum der Münchner Polizei begegnet Veigl dem jungen Polizisten Lohse, der zwei Einbrecher in vermeintlicher Notwehr erschossen hat. „Zwei präzise Kopfschüsse bei schlechten Lichtverhältnissen?“, fragt Veigl mit hochgezogener Augenbraue. „Das ist selbst für einen Scharfschützen eine bemerkenswerte Leistung.“ Der Schweiß auf Lohses Stirn könnte von der Trainingseinheit stammen – oder von der Nervosität eines Mannes, der ein dunkles Geheimnis hütet.
Die Fälle scheinen zunächst nicht miteinander verbunden, doch wie Puzzleteile eines größeren Bildes fügen sie sich in Veigls Kopf langsam zusammen. Seine Ermittlungen führen ihn schließlich in das Eiscafé Napoli beim Olympiagelände, wo die Spur der gefälschten WM-Karten zusammenläuft. Im Hinterzimmer des unscheinbaren Cafés macht Veigl eine überraschende Entdeckung, die ihn in große Gefahr bringt…
Hinter den Kulissen
Der Tatort „3:0 für Veigl“ hat eine der ungewöhnlichsten Produktionsgeschichten in der Geschichte der Krimireihe. Ursprünglich wurde der Film bereits 1972 unter dem Titel „Endlauf 4×100 Meter“ fertiggestellt und sollte während der Olympischen Sommerspiele in München spielen. Die Erstausstrahlung war für den 10. Dezember 1972 geplant. Doch nach dem tragischen Terroranschlag palästinensischer Attentäter auf die israelische Mannschaft verschwand der fertige Film zunächst im Archiv des Bayerischen Rundfunks.
Für die verspätete Ausstrahlung am 26. Mai 1974 wurden etwa sechs Minuten des Films neu gedreht, Dialoge nachsynchronisiert und der Hintergrund von den Olympischen Spielen zur Fußball-Weltmeisterschaft 1974 geändert. Auch der Titel wurde entsprechend in „3:0 für Veigl“ umgewandelt – wobei angesichts der vier gelösten Fälle „4:0 für Veigl“ treffender gewesen wäre. Die Einschaltquote bei der Erstausstrahlung war mit 65% Marktanteil außerordentlich hoch.
In der Rolle des gemütlichen, aber scharfsinnigen Oberinspektors Melchior Veigl brilliert der bayerische Volksschauspieler Gustl Bayrhammer, der später durch seine Rolle als Meister Eder in „Meister Eder und sein Pumuckl“ Kultstatus erlangte. An seiner Seite ermitteln Ludwig Lenz (Helmut Fischer) und Josef Brettschneider (Willy Harlander). Eine Besonderheit dieses Tatorts ist der treue Dackel Oswald, der stark an das Olympia-Maskottchen „Waldi“ von 1972 erinnert und nicht nur Veigls bester Freund ist, sondern sogar aktiv zur Verbrechensaufklärung beiträgt.
Das Szenenbild erstellte Wolfgang Hundhammer, die Kostüme stammen von Eva Sturminger. Für Drehbuch und Regie zeichneten der österreichische Kabarettist Carl Merz und Michael Kehlmann verantwortlich. In Nebenrollen sind zahlreiche bekannte Gesichter des bayerischen Films zu sehen, darunter Mircea Krishan, Max Grießer und Fritz Strassner.
Eine kleine Kuriosität: In der Fernsehserie „Meister Eder und sein Pumuckl“ hält Gustl Bayrhammer in einer Folge ein Taschenbuch in der Hand, auf dessen Titelseite er selbst als Kommissar Veigl zu sehen ist – mit dem Titel „3:0 für Veigl“.
Sehr amüsant, allerdings muss man genau aufpassen um nicht den Faden zu verlieren.
Zum Schluß geht Herr Veigl selber zu einem Fußballspiel mit einer gefälschten Eintrittskarte,
die er zuvor dem Gangster abgenommen hat.
wieso eigentlich 3 zu Null? Veigl löst doch 4 Fälle, also müßte es heißen 4 zu Null.
Der Tatort mit der Nummer 040 aus München und ein echter bayerischer Spielfilm mit dem Oberinspektor Veigl als führender Polizei-Beamter der Mordkommission. Ein bereits im schicksalhaften Jahr 1972 gedrehter Tatort-Krimi, der er wegen den tragischen und dramatischen Geschehnissen um die damaligen Olympischen Spielen umgedreht werden musste, warum, dieses weiß heute wahrscheinlich keiner, höchstens der Heiner, der wollte es ja schon damals wissen. Der Tatort ist mit einer der besten der Ära Veigl. Logisch und nachvollziehbar aufgebaut und nicht ohne Ironie aufgezeigt. Wenn der die Fernsehen-Bühne betrat, war immer ein beruhigendes Gefühl im Wohnzimmer und auch Kriminalmeister Harlander gab mit sein bestes Können auf der Mattscheibe. Ein spannendes und aufregendes Tatort-Fernsehspiel über das Berufsverbrechertum in München der 1972 Jahre, in der ARD erstmalig im Jahr 1974 gesendet. Sehr sehenswert, mit Dackel Oswald, damals neben Strolchi und Lassie sicherlich der Lieblingshund des aufmerksamen Zuschauers.
Der langweiligste und schlechteste Veigl-TO , den ich kenne.
Es passiert bei mir selten, daß ich bei einem aus den alten Jahrgängen schlappmache, aber hier ist es geschehen.
Nach 20 Min. abgeschaltet.
Was soll man viel sagen? Tolle Folge!
Herr Walter Ulbricht soll halt was anderes schauen ;)
„Bringen Sie den Ali Baba ‚raus“ Hahaha!!!
Echt eine tolle Folge, kann man immer wieder sehen.
Es scheint das diese Folge bereits in 1972 während die Olympische Spielen gedreht wurde, aber wegen das Olympia-Attentat nicht gesendet wurde. Daher wurde diese Folge mit alle Wahrscheinlichkeit erstmal auf Eis gelegt und später einige Szenen neu eingefügt und Dialoge nachsynchronisiert. Im Hintergrund hängen die Poster zu den Olympischen Spielen 1972 und außerdem bezeichnet Veigl eine OP von Frau Madlmeier aus dem November 1966 als „vor sechs Jahren“.
Eine sehr schöne und zeitlose Tatortfolge mit Schauspielern, die diesen Namen noch verdienen. Unvergessen Gustl Bayrhammer, Helmut Fischer und Willy Harlander. Eine Story, die rund und logisch ist, ohne Schleifen und political correctness und ohne Brutalität und ohne erhobenen moralischen Zeigefinger. Eine meiner Lieblingsfolgen, die zeitlos gut sind.
Das ist nicht wirklich einer meiner Lieblingsfälle mit Gustl Bayrhammer als Veigl. Sonst gerne hier nicht so. Schade. 2 Sterne nur
5 Sterne
Die ganzen Handlung ist Klasse abgestimmt, die Sportereignisse mit den Karten und dem Obergangster… alles ein, die Schauspieler sowieso und das der Tatort 1 Woche vor meiner Geburtstag lief machen des ganze zu meim Lieblingsveigl :-)
Ein Münchener Tatort-Fernsehfilm aus dem Sendejahr 1974 mit der Nummer 40. Dieser Spielfilm um den Oberinspektor Veigl rundherum ist immer wiederholungswürdig.
Die Meinung vom 31.07.2016 halte ich.
Eine wunderschöne Folge mit dem unvergessenen Gustl Bayrhammer als KHK Melchior Veigl.Die Folge besticht durch ihre logischen, wenn auch kuriosen Fälle, die Veigl nicht zuletzt mit Hilfe seines Dackels Oswald, alle in einer Folge lösen kann! Bayrische Gemütlichkeit und Humor kommen hier nicht zu kurz. Eine zeitlose Folge, die man sich immer wieder anschauen kann.
@Paul, @Dirk
Ja, das stimmt! Die Folge wurde bereits im Vorfeld der Olympischen Spiele München 1972 produziert, allerdings aufgrund des schrecklichen Attentats nicht gesendet. Anscheinend wurde die Geschichte inhaltlich auch verändert, hierzu fehlen mir aber konkrete Informationen.
Einen Drehort zur Folge hab ich auch noch: das Eiscafe Napoli befand sich in der Lerchenauer Straße, heute kann man da asiatisch/vietnamesisch Essen gehen!
Von den bis zu dem Zeitpunkt ausgestrahlten Veigl-Tatorten (arbeite mich gerade chronologisch vor) hat mir dieser am besten gefallen, vor allem weil es extrem interessante Fälle sind. Bin gespannt, wie mir die späteren gefallen.
3:0 für Veigl bietet gute Unterhaltung. Zur Frage von Ernst von 2014: Die Fälle Kartenfälschung und Flucht von Ganovenboss Strasser (Klaus Löwitsch) sind ein Fall, da Strasser darin verwickelt ist. Bei der Frage, ob der Film 1972 oder 1974 spielen soll, gibt es noch mehr Ungereimtheiten, z. B. das Schild im Gerichtsgebäude, auf dem die Jahreszahl 1972 steht (bei ca. 1:10). Poster sind von 1972 und 1974 zu sehen, was jedoch durchaus in der Realität auch hätte vorkommen können (und eher auf 1974 hinweist).
Ansonsten vermisse ich nur noch die Veigl Komplettbox.