Kurz und knapp – darum geht’s

Eine Serie mysteriöser Anschläge erschüttert das beschauliche Doetersen: Einer nach dem anderen werden die Mitglieder der örtlichen Feuerwehrkapelle von einem Heckenschützen in den Bauch geschossen. Kommissar Finke aus Kiel stößt bei seinen Ermittlungen auf eine Mauer des Schweigens, denn die Opfer teilen ein dunkles Geheimnis, das mit einem Vorfall am Himmelfahrtstag zusammenhängt. Als Finke beginnt, den Zusammenhang zwischen den Taten und einer traumatisierten jungen Frau zu erahnen, droht der Fall in Selbstjustiz und weitere Gewalt zu eskalieren…

Inhalt der Tatort-Folge „Himmelfahrt“

Düster und bedrohlich liegt der Schatten des Schweigens über dem schleswig-holsteinischen Dorf Doetersen, während Kommissar Finke ratlos zwischen den Häusern umherstreift. Die sommerliche Idylle des Ortes trügt – hinter den gepflegten Fassaden verbergen sich Abgründe, die niemand aussprechen will. Thomas Brass ist das erste Opfer: Bei der Entlassungsfeier für den Feuerwehrmann Willi Erkens, der kürzlich zwei Kinder aus einem brennenden Haus rettete, trifft ihn plötzlich ein Schuss in den Bauch. Das Zischen der Kugel schneidet durch die fröhlichen Geräusche der Feier wie ein Messer durch Butter.

Finke, dessen norddeutsche Zurückhaltung oft unterschätzt wird, spürt sofort, dass hier mehr im Spiel ist als ein zufälliger Anschlag. Seine Beharrlichkeit und sein scharfer Blick für menschliche Schwächen sind seine stärksten Waffen – und doch stößt er diesmal an seine Grenzen. Der Kommissar kämpft nicht nur gegen die Verschwiegenheit der Dorfgemeinschaft, sondern auch gegen die Zeit, denn der Täter setzt seinen Rachefeldzug unbeirrt fort.

„Können Sie aus einem Feuerwehreinsatz der letzten Zeit ein Motiv ableiten, das irgendeinem Verrückten Anlass gibt, nach und nach die gesamte freiwillige Feuerwehr von Doetersen abzuknallen?“, fragt Finke den Brandmeister Wölfer. Doch dieser schüttelt nur den Kopf: „Beim besten Willen nicht, Herr Kommissar.“

Der nächste ist Bernd Lobsien, Fußballtrainer und ebenfalls Mitglied der Feuerwehrkapelle. Mitten im Training mit seinen Kindermannschaften bricht er zusammen, getroffen von einer Kugel aus dem Hinterhalt. Die Angst greift um sich in Doetersen wie ein kalter Nebel, der langsam jeden Winkel des Dorfes erfasst. Als auch Willi Erkens auf der Kirmes niedergeschossen wird, gleicht Finkes Ermittlung einem Wettlauf gegen einen unsichtbaren Feind, dessen Motiv im Verborgenen liegt.

Die Spuren führen zu einer Gärtnerei, wo ein verstörtes Mädchen namens Isa zurückgezogen mit ihrem Vater lebt. Ihre Blicke sind wie erstarrte Seen – kalt und leer, jede Lebendigkeit durch ein traumatisches Erlebnis erstickt. In der Kleinstadt hält man zusammen wie eine Festung gegen den Eindringling aus Kiel, und doch bröckelt die Fassade der Kameradschaft zwischen den Mitgliedern der Feuerwehrkapelle. Die Wahrheit über den Himmelfahrtstag lastet auf ihnen wie ein schwerer Stein, der sie alle zu erdrücken droht. Ein Geheimnis, das so tief vergraben ist, dass selbst Finkes beharrliches Graben daran scheitern könnte.

Hinter den Kulissen

Der Tatort „Himmelfahrt“ wurde vom Norddeutschen Rundfunk (NDR) produziert und am 13. August 1978 zum ersten Mal in der ARD ausgestrahlt. Die Dreharbeiten fanden im Frühjahr 1978 in Schleswig-Holstein statt, wobei die fiktive Ortschaft Doetersen durch verschiedene Drehorte in der Region rund um Kiel dargestellt wurde.

In der Rolle des Kommissar Finke brilliert zum letzten Mal Klaus Schwarzkopf, der mit diesem Fall nach sieben Einsätzen von der Tatort-Bühne abtritt. Der Film markiert damit das Ende einer Ära für den NDR-Tatort. Unter der Regie von Reinhard Hauff und nach einem Drehbuch von Herbert Lichtenfeld entstand ein düsteres Psychogramm einer dörflichen Gemeinschaft, die an ihren Geheimnissen zu zerbrechen droht.

Die Erstausstrahlung erreichte 19,69 Millionen Zuschauer und einen Marktanteil von 50 Prozent – Werte, von denen heutige TV-Produktionen nur träumen können. Die Folge gilt unter Tatort-Kennern als einer der atmosphärisch dichtesten und gesellschaftskritischsten Beiträge der frühen Jahre und wird oft als beispielhaft für die sozialkritische Ausrichtung der Reihe in den späten 1970er Jahren genannt.

Nach der Ausstrahlung sorgte die explizite Darstellung des Tabuthemas Vergewaltigung für kontroverse Diskussionen in der Öffentlichkeit. Die Folge wurde zu einem wichtigen Dokument der deutschen Fernsehgeschichte, da sie eines der ersten Male war, dass dieses Thema im deutschen Fernsehen zur Hauptsendezeit behandelt wurde – und das im Rahmen eines der beliebtesten Serienformate des Landes.

Besetzung

Kommissar Finke – Klaus Schwarzkopf
Hauptwachtmeister Mickat – Curt Timm
Lossak – Diether Krebs
Assistent Dressler – Gerhard Dressel
Holger Budinski – Peter Drescher
Thomas BrassVolker Eckstein
Bernd – Mathias Einert
Willi Erkens – Eckhardt Heise
Christa Brass – Britta Fischer
Rita – Susanne Schäfer
Jan Stratmann – Andreas Seyferth
Isa – Barbara Breit
Robbi – Dominique Horwitz
Lieth – Bert Breit
Hans – Hans Peter Sternberg
Wirt – Ferdinand Dux
Grete – Eos Schopohl
Brandmeister Wölfer – Henry Kielmann
Inge – Ingar Werdenigg
Hauptwachmeister Weinert – Egdar Bessen
u.a.

Stab

Drehbuch – Herber Lichtenfeld
Regie – Rainer Wolffhardt
Kamera – Günther Wulff
Kostüme – Sigird Nasarksi
Szenenbild – Gonsela B. Dahlke
Schnitt – Luise Dreyer-Sachsenberg
Musik – Bert Breit

Bilder: NDR/Tele Press